Samsung Odyssey ARK - G97NB
3840 x 2160 Pixel, 55"
Der Odyssey Ark ist Samsungs grösster Gaming-Monitor. Er fühlt sich mit seinen 55 Zoll und einer Krümmung von 1000R an wie Virtual Reality ohne Brille. Das ist beeindruckend, aber auf Dauer nichts für mich.
Mit dem 55 Zoll grossen Curved-Bildschirm Odyssey Ark hat Samsung ein Monster geschaffen. Ein paar Wochen wollte ich es auf meinen Schreibtisch stellen, nach zwei Tagen habe ich aufgegeben. Der Bildschirm ist mir schlicht zu gross. Samsung nennt ihn «immersiv». Das ist wahr und in Games ein Erlebnis. Mein Problem: Ich will gar nicht ständig von einem Display umschlungen werden.
Die 55 Zoll sehen auf einem Bürotisch völlig überproportional aus. Der Ark ist so gross wie mein OLED-Fernseher im Wohnzimmer und mehr als doppelt so schwer: 41,5 Kilogramm bringt das Biest auf die Waage. Das hohe Gewicht steckt nicht nur im Display, sondern auch im riesigen Standfuss aus massivem Stahl. Dieser ist das Gegengewicht zum Bildschirm und sorgt für Stabilität. Dafür brauchst du einen standfesten Tisch. Versuch gar nicht erst, den Ark alleine aufzubauen, dabei brichst du dir höchstens den Rücken.
Was den Ark von einem TV unterscheidet: seine aggressive Biegung von 1000R. Diese Zahl bedeutet, dass die Kurve einen Ausschnitt aus einem Kreis mit einem Radius von 1000 mm beschreibt. Das ist ziemlich rund. Als optimalen Abstand gibt Samsung «mindestens 80 cm» an. Dein Tisch muss also nicht nur genug stabil, sondern auch genug tief sein. Auch bei einem Meter Abstand nimmt der Ark noch immer das gesamte Blickfeld ein.
Die Materialien sind in Ordnung, die Verarbeitung auch, alles fühlt sich gut an – dem Preis entsprechend eben. Die Ränder sind schön dünn. Das Kabel-Management löst Samsung beim Ark genau wie bei einigen seiner TVs elegant per One-Connect-Box: Das Kästchen bündelt alle Eingänge und sogar den Strom, zum Bildschirm läuft nur noch ein einzelnes Kabel.
Der Bildschirm macht für Anwendungen wie Gaming oder Filme eine sehr gute Figur. Das Quantum MiniLED Display hat 1056 Dimming Zones, also Bereiche, die unabhängig voneinander die Helligkeit variieren können. Es unterstützt den aktuellsten lizenzfreien HDR-Standard HDR10+ und leuchtet maximal mit einer Helligkeit von 1000 Nits. In der Praxis ist der Bildschirm auf der höchsten Einstellung heller, als ich es ertrage. Der Kontrast ist gut, Schwarz wirkt schwarz – wenn auch nicht OLED-Schwarz. Die Farben sehen knallig, aber nicht unnatürlich aus. Letzteres überrascht mich positiv, da ich Samsung-Monitore sonst als übersättigt empfinde.
Reaktionszeit und Bildwiederholrate sind gut – 1 Millisekunde Grau zu Grau und 165 Hertz. Wenn du nicht professioneller E-Sportler bist, dürfte das reichen. Die Blickwinkel gehören hingegen nicht zu den Stärken von LED-Displays mit VA-Panels. Auch beim Ark waschen die Kontraste etwas aus und es entstehen Halo-Effekte, wenn ich von der Seite her drauf schaue. In der optimalen Sitzposition kompensiert die aggressive Krümmung dieses Problem in der vertikalen Achse, in der mein Blick immer rechtwinklig aufs Display trifft. Nach oben und unten fehlt diese Wölbung. Und weil der Ark nicht nur breit, sondern auch hoch ist, sind die Blickwinkel zu den Ecken hin nicht mehr optimal. Das fällt allerdings nur bei unifarbenem Bild auf und selbst dann ist die Gleichmässigkeit noch gut.
Der Ark ist der erste 4K-Monitor, bei dem ich mir eine höhere Auflösung wünsche: Die 55 Zoll sind etwa so gross, wie vier 27-Zoll-Bildschirme neben- und übereinander. Die Pixeldichte ist mit 80 Pixel pro Zoll (ppi) also ähnlich wie bei einem 27-Zöller mit FullHD-Auflösung – und wirkt damit auf die Distanz von einem Meter nicht zeitgemäss. Zum Vergleich: Ein 32-Zöller mit 4K-Auflösung hat 137 ppi, ein aktuelles MacBook Pro 254 ppi.
Das bedeutet, dass du für Games einen starken PC haben solltest, der 4K schafft. Aber wer sich den Odyssey Ark anschafft, hat wahrscheinlich das nötige Kleingeld dafür. Für Spiele empfinde ich die Pixeldichte gut genug. Der Erlebnisfaktor ist sehr hoch: Ich tauche förmlich in die Spielwelten ein, der Ark nimmt mein ganzes Sichtfeld in Beschlag. Es fühlt sich ein wenig an wie Virtual Reality ohne VR-Brille und ist auch ähnlich anstrengend. Nachdem der Wow-Faktor verpufft ist, frage ich mich, ob ich die Grösse wirklich gut finde. Meine Antwort: Es kommt darauf an.
Bei Adventures, Simulationen und Rollenspielen finde ich den Effekt toll, in Strategiespielen mag ich die riesige Fläche ebenfalls. Bei schnellen Rennspielen ist es mir zu viel und bei Shootern fehlt mir schlicht die Übersicht: Mit den Augen nach links und rechts schauen reicht nicht, um Gegner am Bildschirmrand zu sehen. Ich muss den Kopf drehen. Das ist auf Dauer anstrengend.
Ähnlich verhält es sich mit der Höhe des Screens. Er lässt sich für meinen Geschmack nicht genug weit nach unten verstellen. Die Unterkante schwebt immer mindestens 15 Zentimeter über dem Tisch. Ich muss mit meinen 186 cm Körpergrösse bolzengerade am Tisch sitzen. Erst wenn ich gleichzeitig den Stuhl weiter nach oben verstelle, als mir lieb ist, kann ich bequem in die Mitte des Displays schauen. In meiner normalen Sitzposition landet mein Blick eher in der Mitte der unteren Bildschirmhälfte. Für Dinge, die in der oberen Hälfte passieren, muss ich den Kopf in den Nacken legen. Ein ergonomischer Alptraum.
Die Grösse von Samsungs Monster wird wegen der zweifelhaften Ergonomie für alles ausser Gaming von einem Feature zum Handicap. Ich hatte geplant, den Ark mehrere Wochen zu verwenden. Daraus ist nichts geworden. Der Grund: Ich muss an einem Bildschirm auch arbeiten – und dabei will ich nicht ständig in meinen Computer eintauchen, sondern lieber in meinem Zimmer bleiben. Klar kann ich auf dem 55-Zoll-Display bequem vier Fenster in 27-Zoll-Grösse anordnen. Das ist in seltenen Fällen praktisch, in den meisten reichen mir zwei. In die obere Bildschirmhälfte will ich wegen der drohenden Nackenstarre sowieso nicht schauen müssen.
Eine mögliche Lösung wäre, das Bildformat digital zu ändern oder kleiner zu machen. Das kann ich mit dem sogenannten Ark Dial, einer gigantischen Fernbedienung. Es lassen sich verschiedene Seitenverhältnisse einstellen und die Grösse der Bildfläche ist stufenlos skalierbar. So kann ich zwar eine normale Widescreen-Arbeitsfläche simulieren, der Rest des Arks bleibt trotzdem ein schwarzes – oder wahlweise farbiges – Loch, das mein gesamtes Blickfeld einnimmt.
Zwei Tage lang zwinge ich mich zur Arbeit am Odyssey Ark. Dann muss ich kapitulieren. Neben dem Schwarzen-Loch-Effekt ist dafür auch die Pixeldichte verantwortlich. Sie ist mir auf diese Distanz zu gering, vor allem für Text-Anwendungen.
Für den Medienkonsum liefert Samsung eine normale Fernbedienung mit und hat dem Ark ein Smart-TV-Betriebssystem verpasst. So könnte ich ihn theoretisch wie einen normalen Fernseher brauchen. Bloss: Für Filme will ich nicht so nahe an einem so grossen Screen sitzen. Es hat einen Grund, warum ich in meinem Wohnzimmer das Sofa nicht einen Meter vor dem TV aufstelle und im Kino die vorderste Reihe meide. Und wenn ich die Distanz zum Ark vergrössere, sitze ich nicht mehr im Brennpunkt der 1000R-Krümmung. Dann passt der Blickwinkel zu den Rändern hin nicht und die Bildqualität leidet spürbar.
Schlicht lächerlich finde ich den vertikalen «Cockpit Mode». Ich kann den Odyssey Ark um 90 Grad drehen, was in einer vertikal gekrümmten Absurdität resultiert. Habe ich vorher von einem ergonomischen Alptraum gesprochen? Dann ist der Cockpit Mode die ergonomische Hölle. Immerhin passt der Ark in diesem Format perfekt in die Zeit von TikTok, Youtube Shorts und Instagram Reels. Hilfe.
Der Samsung Odyssey Ark ist ein Monitor der Superlative. Seine schiere Grösse in Kombination mit der aggressiven Krümmung ist beeindruckend. In Games überzeugt mich die Bildqualität, auch Reaktionszeit und Framerate sind zumindest für nicht-kompetitive Spieler wie mich sehr gut. Samsung packt zudem alle möglichen Features ins Gerät und liefert gleich zwei unterschiedliche Fernbedienungen mit. Das soll wohl den Preis rechtfertigen, der genauso gigantisch ist wie das Display. Mit 2780 Franken oder 2899 Euro spielt der Bildschirm in der Luxusklasse. Ich würde ihn niemals kaufen.
Das liegt daran, dass ich das 55-Zoll-Display ausschliesslich in Games brauchbar finde – und selbst da mit Einschränkungen. Während Rollenspiele und Simulationen tatsächlich zu einem ganz neuen Erlebnis werden, finde ich andere Genres wie Shooter oder Rennspiele sehr anstrengend zu spielen. Die Höhe des Bildschirms empfinde ich als nicht ergonomisch. Das ist mit ein Grund, warum der Ark im Homeoffice für mich unbrauchbar ist. Der zweite Schwachpunkt in Office-Anwendungen ist die geringe Pixeldichte, die für Text- und Bildbearbeitung nicht zeitgemäss wirkt: 4K klingt zwar gut, sieht bei 55 Zoll und 80 cm Abstand aber nicht besonders scharf aus. Da ist das Geld in mehrere Einzel-Displays mit zusammengerechnet höherer Auflösung besser investiert.
Ich weiss nicht, wem ich den Odyssey Ark empfehlen könnte. Für immersives Gaming bieten Ultrawide-Monitore wie Samsungs eigener Odyssey Neo G9 das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis – und wegen der vorhandenen Ergonomie für längere Sessions auch das angenehmere Erlebnis. Für Office-Anwendungen will ich nicht ständig in ein so riesiges Display eintauchen und für Bild- oder Videobearbeitung ist es ungeeignet. Der Ark ist insgesamt eher ein Showcase dafür, was möglich ist, als ein praxistauglicher Monitor. Vielleicht wäre er besser ein kurioses CES-Konzept geblieben.
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.