Samsung Odyssey Neo G9 im Test: Der ultimative Gaming-Monitor ist jetzt noch besser
Samsung legt das Gaming-Monitor-Topmodell G9 neu auf und verpasst ihm tausende Mini-LEDs für die Hintergrundbeleuchtung. Der Neo G9 liefert damit einen krassen Kontrast von 1 000 000:1 und beinahe perfektes Schwarz.
Mit dem Neo G9 zeigt Samsung, was mit Mini LED möglich ist: beinahe perfektes Schwarz. Sage und schreibe 2048 Dimming-Zonen verbaut der Südkoreanische Hersteller im Monitor. Beim G9 ohne Mini LED sind’s gerade mal zehn Dimming-Zonen.
Zur Erklärung: Die Flüssigkristalle, die bei einem LCD-Panel das Bild erzeugen, können nicht von selbst strahlen. Sie müssen von LEDs angestrahlt werden. Soll schwarz dargestellt werden, müssen die entsprechenden LEDs ausgeschaltet werden. Je mehr LEDs die Kristalle anstrahlen, desto mehr Dimming-Zonen sind möglich, was wiederum die Kontraste verbessert. Dadurch können auch mehr Farben dargestellt werden. Kollege Luca Fontana erklärt das im folgenden Beitrag sehr gut.
Blooming ade?
Und wie sieht das beim Neo G9 aus? Ich begebe mich nach Zeffo. Selbstverständlich nicht in echt, sondern in «Star Wars Jedi: Fallen Order». Nach der Landung der Stinger Mantis renne ich los in eine dunkle Höhle und zücke mein Lichtschwert. Wow, der dunkle Gang sieht bombastisch aus. So sieht also ein Kontrast von 1 000 000:1 aus. Er wird sehr schön wiedergegeben und Backlight bleeding ist beim Spielen nicht erkennbar. Blooming entsteht, wenn das Licht, das ein kleines Objekt beleuchtet, auch die umgebenden dunklen Zonen erhellt.
Ich habe versucht die Szene mit der Kamera auf Video festzuhalten. Leider hat das nicht befriedigend geklappt. Ich habe deshalb ein paar Bilder gemacht. Persönlich erkenne ich auf diesen kein Blooming.
Natürlich spiele ich «Star Wars Jedi: Fallen Order» in HDR. Bei HDR kommt Blooming häufiger vor, da die Hintergrund-LEDs viel heller strahlen müssen, um höhere Kontraste zu erzeugen – darum HDR, also High Dynamic Range. In SDR hingegen sollte Blooming wegen den weniger hell strahlenden LEDs noch weniger eine Rolle spielen. Tatsächlich: Kein Blooming. Der Unterschied zur selben Szene in HDR: Cal Kestist steht noch mehr im Dunkeln. Dank HDR können die Kontraste besser wiedergegeben werden. Ich habe bei beiden Aufnahmen dieselben Kameraeinstellungen verwendet.
Alles in allem merzt der Neo G9 die grösste Schwäche des G9 ohne Mini-LEDs beinah ganz aus. Hier war Blooming an der Tagesordnung. Das Schwarz beim Neo G9 ist dem Gaming-Monitor endlich würdig.
Immersion ist Trumpf
Und wie sieht es sonst beim Gamen aus? Wie bereits der G9 ohne Mini-LEDs bietet der Neo G9 ein sehr immersives Spielgefühl. Im Rhythmus-Spiel «Thumper» kann ich mich stundenlang verlieren. Die starke Krümmung von 1000R und das extra breite 32:9-Format ziehen mich voll in den Bann des Spiels, das eigentlich für VR entwickelt wurde. Leider unterstützt bei weitem nicht jedes Spiel das 32:9-Format, weshalb ich nicht in allen Spielen davon profitieren kann.
Dank G-Sync-Kompatibilität und Freesync Premium Pro habe ich in «CS:GO» weder mit Nvidia- noch AMD-Grafikkarte Screen Tearing. Ghosting oder Schlieren sind ebenfalls kein Thema, egal, ob ich 60, 120 oder 240 Hz Bildwiederholrate über das On Screen Display am Monitor einstelle.
Bei der Reaktionszeit gibt Samsung bei grau zu grau 1 Millisekunde an. Ich messe mit meinem Video Signal Input Lag Tester von Leo Bodnar nach. Dieser sendet ein Signal über das HDMI Kabel an den Monitor und misst, wie lange es dauert, bis es der Monitor wiedergibt. Da hier nicht grau zu grau getestet wird, ist ein höherer Wert als 1 Millisekunde zu erwarten. Tatsächlich messe ich eine Reaktionszeit von 8,4 Millisekunden (ms).
Da ich die Tests noch nicht lange mache, habe ich erst einen Vergleichswert – von einem Büromonitor. Bei dem betrug der Input Lag 8,6 ms. Ein Blick auf den Test vom G9 ohne Mini-LED bei rtings.com zeigt jedoch: Mit 8,4 ms ist der Neo G9 nur 0,2 ms langsamer als der G9 ohne Mini-LEDs. Es handelt sich also um einen Wert im Normbereich eines Gaming-Monitors.
Im Grossen und Ganzen ist das Gamen am Neo G9 ein Genuss. Aufgrund der exzellenten Schwarzwerte trübt auch Blooming das Spielerlebnis nicht mehr.
Was kann das VA-Panel sonst noch?
Abseits des beinahe perfekten Schwarz und der Eignung fürs Gaming kann das Panel des Neo G9 aber auch sehr hell leuchten. Bis zu 2000 Nits sollen mit HDR für den Bruchteil einer Sekunde möglich sein. Das kann ich mit meinem i1Display Pro Plus, das ich zur Messung der Farb- und Helligkeitswerte verwende, leider nicht messen. Was ich aber messen kann, ist die typische Helligkeit ohne HDR-Ansteuerung. Die soll bei 420 Nits liegen. Ich messe folgende Werte:
Damit übertrifft mein Sample-Monitor die versprochenen Werte sogar. Zudem ist das Panel sehr gleichmässig ausgeleuchtet. Maximal beträgt der Unterschied in den neun vermessenen Zonen knapp 5 Prozent oder 21 Nits. Da ist von blossem Auge kein Unterschied erkennbar. Der G9 ohne Mini-LEDs hat im Test mit durchschnittlich 605 Nits zwar heller geleuchtet, dafür betrug der Unterschied dort teils über 100 Nits. Das neue Panel des Neo G9 ist also gleichmässiger ausgeleuchtet.
Den Kontrast konnte ich leider nicht messen. In der Regel messe ich dazu den Schwarzpunkt und dividiere ihn durch den hellsten Punkt an derselben Stelle des Monitors. Da das Schwarz aber so schwarz ist, weisst mir das i1Display Pro Plus 0,000 Nits aus. Ich darf nicht durch null dividieren und habe deshalb kein Ergebnis. Der angegebene Kontrast dürfte jedoch stimmen, da die 0,000 Nits perfektem Schwarz entsprechen.
Und wie sieht es bei der Farbraumabdeckung aus? Dank den 12 bit pro Farbkanal liegt der Neo G9 etwa gleichauf mit dem G9 ohne Mini-LEDs:
Farbraumabdeckung Neo G9 | Farbraumabdeckung G9 | |
---|---|---|
99,4 Prozent sRGB | 99,7 Prozent sRGB | |
87,0 Prozent Adobe RGB | 87,9 Prozent Adobe RGB | |
89,4 Prozent DCI P3 | 90,8 Prozent DCI P3 |
Obwohl die Werte leicht unter jenen des G9 ohne Mini-LEDs liegen, sind sie gut. Die kleinen Unterschiede sind in meinen Augen vernachlässigbar. Wenn du nebst Gaming auch Videos schneidest oder Fotos bearbeitest, bist du damit gut bedient. Höhere Werte kriegst du eigentlich nur bei speziellen Panels für Grafikarbeiten.
Weitere Features
Abseits vom Gaming und Bildbearbeitung macht der 49-Zöller auch bei Büroarbeiten eine ordentliche Falle. Ich arbeite gerne mit zwei Monitoren. Beim Neo G9 ordne ich einfach die Fenster nebeneinander an. Das funktioniert genau so gut und innert Kürze habe ich meinen Workflow angepasst.
Will ich weitere Geräte anschliessen, habe ich mit Picture by Picture oder Picture in Picture auch die Möglichkeit dazu. Dank USB-Upstream-Port stehen mir zwei USB-A-Anschlüsse im 3.0 Standard auf der Rückseite des Monitors zur Verfügung.
Weiter stehen bei den Anschlüssen zwei HDMI 2.1, ein DisplayPort 1.4 und ein Kopfhöreranschluss parat. HDMI 2.1 verfügt über Features wie VRR (Variable Refresh Rate) sowie einer Datenrate von theoretisch bis zu 48 GB/s. Dank der hohen Datenrate, können die 240 Hz bei voller Auflösung angezeigt werden. VRR gibt der Grafikkarte die Bildwiederholraten des Bildschirms dynamisch vor.
Lautsprecher sind im Monitor keine integriert. Das finde ich persönlich nicht schlimm, da integrierte Lautsprecher mangels Platz im Gehäuse des Monitors meist sowieso schlecht klingen. Wenn du so viel Geld für einen Monitor ausgibst wie für den Neo G9, dann willst du auch ordentlichen Sound und hast eine entsprechende Anlage oder Headset. Fürs Headset hat Samsung übrigens eine praktische Halterung in den Standfuss integriert. Im Standfuss selbst lassen sich auch die Kabel führen, damit du sie etwas verstecken kannst.
Auch wieder an Bord ist die Infinity-Core-Beleuchtung. Die hinten mittig angebrachte Beleuchtung dürfte vor allem Iron-Man-Fans begeistern: Das Teil erinnert an den Arc Reactor. Dieser lässt sich in 52 Farben und fünf Effekten personalisieren. Neu kommt auch CoreSync dazu. Dabei handelt es sich um eine Art Ambilight, bei der sich die Beleuchtung an der Rückseite des Monitors automatisch an die Farben der dargestellten Inhalte anpasst.
Ergonomie und Bedienung
Trotz der 49-Zoll-Bildschirmdiagonale kannst du den Monitor sehr gut einstellen. Er lässt sich in der Höhe verstellen, gegen links und rechts schwenken sowie gegen vorne und hinten neigen. Die Einstellungen gehen leicht von der Hand. Wackelt jedoch dein Tisch, wackelt auch der Neo G9 mit. Neigst du zu Ausrastern, wenn’s im Spiel mal nicht so läuft, dauert es bis ein paar Sekunden nach dem Wutausbruch, damit sich auch der Monitor wieder beruhigt.
Bei der Bedienung setzt Samsung wie bei den anderen Odyssey-Modellen auf den Fünf-Wege-Joystick unten am Bildschirm. Das Menü bietet die nötigsten Einstellungen wie Gaming, Bild und PIP/PBP. Die Einstellungsmöglichkeiten sind jedoch überschaubar. Features wie FPS-Zähler fehlen. Den meisten Usern werden die Möglichkeiten aber wohl ausreichen.
Fazit: An der entscheidenden Stelle verbessert
Am liebsten würde ich den Neo G9 nicht mehr hergeben. Bereits der G9 ohne Mini-LEDs hat mich vom Design über die Funktionen bis zur Bildqualität überzeugt. Bei der Bildqualität legt der Neo G9 dank Mini LED und beinahe perfektem Schwarz nochmal eine Schippe drauf. Kombiniert mit dem tollen Gaming-Erlebnis im 32:9-Format und extremer Krümmung ist der Neo G9 mein neuer, ultimativer Gaming-Monitor.
Selbstverständlich ist das Format von 32:9 nicht für alle. Spielst du keine Games, die das Format unterstützen, lässt du die Finger vom Monitor. Dann brauchst du auch noch die entsprechende Hardware, um den Monitor ausreizen zu können. Aber wenn du knapp 2400 Franken für einen Monitor ausgibst, wirst du wohl auch ein entsprechendes Setup haben. Hast du die nötig Kohle, kann ich dir den Neo G9 wärmstens empfehlen.
Den Neo G9 kannst du ab sofort bestellen. Die ersten Geräte werden ab dem 9. August 2021 vorerst exklusiv bei digitec erwartet.
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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.