Warum DIY-Sonnencreme gefährlich sein kann
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Warum DIY-Sonnencreme gefährlich sein kann

Anna Sandner
23-7-2024

Nara Smith macht es vor, Hunderttausende machen es nach: Der aktuelle DIY-Trend hat die Sonnencreme erreicht und bringt Nachahmende in Gefahr. Das sagt der Dermatologe Uwe Schwichtenberg zum selbstgemischten Sonnenschutz.

Selbermachen liegt im Trend, keine Frage. Auf Tiktok, Insta und Co. tummeln sich (selbsternannte) DIY-Profis und einige knacken die Millionen-Follower-Marke nicht nur einmal. Allen voran gerade Influencerin Nara Smith, die von Cornflakes über Zahnpasta bis hin zur Sonnencreme einfach alles selber macht. Dabei sieht sie natürlich aus, als hätten sie gerade eine ganze Armada an Stylistinnen bereit gemacht. Auch ihr Mann mischt das nächste Selbstgemachte natürlich im offenen Hemd. Sie managt alles stets locker und leicht – selbstverständlich mit einem Dauerlächeln im gestylten Gesicht.

Klar, absolut realistisch! Aber was diese vermeintlichen Super-Mama-Hausfrauen (bekannt als Tradwifes) mit ihren Darstellungen nicht zuletzt veralteter Rollenbilder gesellschaftlich und in den Köpfen ihrer oft jungen Zuschauerinnen anrichten, wäre Thema für einen ganz eigenen Artikel. Heute soll es um ein ganz konkretes, gefährliches Beispiel gehen:

Do it yourself – oder in diesem Fall besser nicht!

Aktuell der letzte Schrei: Sonnencreme selbst anmischen. Aus Kokosnuss, Shea- und Kakaobutter, Bienenwachs, Öl und Zinkoxid stellt Lucky Blue Smith, der zugehörige Mann der Influencerin, in einem ihrer jüngsten Videos Sonnenschutz selbst her. Und die Fans tun es ihm nach. Das Problem dabei? Ein entscheidender Faktor in dem Gemisch fehlt: der UV-Schutz.

Denn die Rezeptur enthält zwar Zinkoxid als physikalischen Lichtschutz, der aber reicht nicht aus, um die Haut auch im UVA-Bereich zu schützen. Der Dermatologe Uwe Schwichtenberg erklärt es mir so: «Wenn Sie eine Sonnencreme selbst herstellen, sind sie immer im Unklaren über den tatsächlichen Lichtschutzfaktor und wiegen sich in falscher Sicherheit.» Nicht umsonst würden die großen Hersteller ihre Formeln für die chemischen Substanzen, die den UV-Schutz ausmachen, im Geheimen halten. Einen kontinuierlich gleichen Lichtschutzfaktor zu erreichen, sei selbst für Profis enorm schwierig. Die Werte müssen immer wieder empirisch überprüft werden. Im Tiktok-DIY-Labor lässt sich das nicht einfach nachmischen. Zumal eben die entscheidende Zutat, der UV-Schutz, ohnehin fehlt.

Man muss sich im Klaren sein, nur eine Teilwirkung erzielen zu können – und das auf gut Glück. Man erreicht nicht die Liga hochwertiger Sonnenschutzmittel.
Dermatologe Dr. Uwe Schwichtenberg

Zum fehlenden UV-Schutz gibt es außerdem noch ein Allergierisiko obendrauf. Schwichtenberg, der auch Allergologe ist, fällt an dem Tiktok-Rezept ein weiteres Problem ins Auge: Es birgt obendrein ein Allergierisiko durch das enthaltene Bienenwachs. Wer allergisch auf diesen Stoff reagiert, schadet sich mit der selbstgemischten Creme im Zweifel also sogar doppelt.

Rat vom Experten: Darauf solltest du beim Kauf von Sonnencremes achten

Sonnenschutz als Laie selbst herzustellen ist demnach eindeutig keine gute Idee. Einen verlässlichen UV-Schutz zu erreichen ist nicht möglich, da die notwendigen chemischen Grundsubstanzen dafür – weil Trademark-geschützt – nicht im Handel erhältlich sind. Darüber hinaus ist es teurer als ein wirksames Produkt zu kaufen. Worauf du beim Kauf von Sonnencreme achten solltest, bringt der Experte auf den Punkt:

  1. Es muss ein ausreichend hoher Lichtschutzfaktor vorhanden sein. Dieser bezieht sich auf die UVB-Strahlung, die über direkte Einwirkung Sonnenbrand auslöst.
  2. Achte auf die Zusammensetzung der Pflegeanteile, die an deinen Hauttyp angepasst sein sollten. Für Haut, die reich an Talgdrüsen ist, gibt es spezielle Sonnencremes, um ein Überfetten der Haut zu vermeiden. Sonst besteht die Gefahr, dass es unter einer dicken Lichtschutzcreme zu Akne kommt.
  3. Der auf Sonnencremes angegebene Lichtschutzfaktor bezieht sich nur auf UVB-Strahlung. Die Sonne strahlt jedoch auch im UVA-Bereich und kann durch die Bildung freier Radikale so indirekt Hautkrebs auslösen. Achte daher unbedingt auf das kleine umkreiste UVA-Siegel auf der Verpackung. Nur wenn das vorhanden ist, schützt die Creme auch vor UVA-Strahlung.
Titelbild: Retha Ferguson/Pexels

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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.


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