Schuh-Debut für X-Bionic: So läuft es sich in den neuen «Terraskin»-Trailrunning-Schuhen
Hintergrund

Schuh-Debut für X-Bionic: So läuft es sich in den neuen «Terraskin»-Trailrunning-Schuhen

Siri Schubert
19-9-2024

X-Bionic, der Schweizer Spezialist für technische Sportkleidung, hat erstmals einen Schuh entwickelt. Der Trailrunning-Schuh «Terraskin 00X/C» setzt auf High-Tech-Komponenten wie eine Carbon-Platte und Vibram-Sohlen. Warum X-Bionic ins Schuhgeschäft einsteigt und wie sich die neue Kreation anfühlt, erfährst du hier.

«Wir haben die Möglichkeit, etwas völlig Neues zu starten», sagte Flavio Guarnier, General Manager Footwear, bei der Vorstellung des «Terraskin 00X/C», des ersten Laufschuhs der Marke X-Bionic, die für technische Sportbekleidung bekannt ist.

Zwei Jahre lang hat sich ein Team auf die Entwicklung des Trailrunners konzentriert. Herausgekommen ist ein Schuh mit High-Tech-Elementen wie einer Carbon-Platte und einer Aussensohle, die sich um den Schuh schmiegt und so eine Einheit mit Zwischensohle und Obermaterial bildet. Gleichzeitig umschliesst das Obermaterial die Zwischensohle.

Obermaterial und Sohle sind nicht verklebt oder vernäht, sondern bauen in einer patentierten Konstruktion aufeinander auf.
Obermaterial und Sohle sind nicht verklebt oder vernäht, sondern bauen in einer patentierten Konstruktion aufeinander auf.
Quelle: X-Bionic

Die Erfahrung mit technischen Laufsocken, den X-Socks, lieferte nach Angaben des Unternehmens die Grundlage für die Schuhentwicklung. Und nicht nur das: Die Schuhe werden mit den passenden X-Socks ausgeliefert, um die Reibung zwischen Schuh und Socken zu minimieren. Alle Lagen zwischen Socke und Schuh sowie Schuh und Untergrund sind laut X-Bionic aufeinander abgestimmt. Das ermögliche Läuferinnen und Läufern «ein kontrolliertes und sicheres Lauferlebnis», heisst es in der Medienmitteilung.

Die Schuhe, hier aus der ersten zweifarbigen Sonderauflage, sollen mit den Socken weder scheuern noch reiben.
Die Schuhe, hier aus der ersten zweifarbigen Sonderauflage, sollen mit den Socken weder scheuern noch reiben.
Quelle: X-Bionic

Die Sohle entstand in Kollaboration mit dem italienischen Hersteller Vibram, der für seine rutsch- und abriebfesten Sohlen für Berg-, Wander-, und Laufschuhe bekannt ist. Das Besondere ist die Gitterstruktur der Sohle und ihre Fortführung über den Aussenrand des Schuhs. So konnten die Entwickler die Stabilität erhöhen, Gewicht sparen und gleichzeitig den Grip verbessern.

Die gemeinsamen mit Vibram entwickelte Sohle passt sich durch ihre Struktur dem Gelände an und bietet Halt.
Die gemeinsamen mit Vibram entwickelte Sohle passt sich durch ihre Struktur dem Gelände an und bietet Halt.
Quelle: X-Bionic

Ein Schuh für steile Downhills und technisches Terrain

Den Anstoss für die Entwicklung gab X-Bionic-CEO Maximilian Lenk, ehemaliger Chief Product Officer bei Mammut. Er liebt den Thrill des Downhills in vielen Sportarten vom Skifahren bis zum Trailrunning. Doch wie viele Läufer fand auch er es schwierig, Schuhe mit dem passenden Mix von Dämpfung und Stabilität zu finden.

«Die Inspiration kam vom Mountainbiken», sagte Maximilian bei der Vorstellung des Schuhs. Die Carbon-Rahmen und die Federungen der Bikes schufen ein gutes, nicht zu hartes Fahrgefühl bei gleichzeitiger Kontrolle. Dieses Gefühl soll der Schuh replizieren, um nicht unnötig langsam laufen zu müssen, weil der Schuh entweder zu schwammig oder zu hart ist. «Unser Ziel ist: Make downhill running fun again», setzte er hinzu.

Gemacht ist der Schuh für technisches Terrain. «Wir kommen aus der Schweiz mit hohen Bergen und steilen Tälern», erklärte Maximilian. Und in diesen Bedingungen soll der Schuh seine Stärken ausspielen.

Gemacht für schnelle Downhills: Dort soll der Schuh Stabilität und Dämpfung bieten.
Gemacht für schnelle Downhills: Dort soll der Schuh Stabilität und Dämpfung bieten.
Quelle: X-Bionic

Für den «Terraskin 00X/C» hat X-Bionic die in Super-Schuhen für den Strassenlauf beliebte Carbon-Platte nicht eins zu eins übernommen, sondern sie modifiziert. So bietet die Carbon-Verstärkung die für Trails wichtige Flexibilität. Getestet wurde der neue Schuh nach Angaben von X-Bionic von erfahrenen Sportlerinnen und Sportlern, darunter die spanische Trailrunnerin Nuria Picas, die beim Eiger Ultra Trail 2024 auf der 50K-Strecke bei den Frauen ein Top-Ten-Finish erzielte.

Obwohl die Carbon-Platte an die Anforderungen der Trails angepasst wurde und flexibler ist als Strassenschuh-Platten, gibt es Läuferinnen und Läufer, die lieber darauf verzichten. Deshalb gibt es den neuen X-Bionic-Schuh wahlweise mit und ohne Carbon-Verstärkung.

Mit den Schuhen will X-Bionic eine Sports-Tech-Revolution starten

Für die Entwickler ist der «Terraskin 00X/C» mehr als eine Erweiterung des Produkt-Portfolios. «Er ist ein Symbol für die nächste Evolution unserer Marke», kommentiert Patric Matuszis, Head of Marketing Activation bei X-Bionic. Und offenbart noch ambitioniertere Ziele: «Wir wollen die nächste Sports-Tech-Revolution von der Schweiz aus starten.»

Gefertigt wird der «Terraskin 00X/C» im italienischen Montebelluna nordwestlich von Venedig. Die Stadt hat eine lange Tradition in der Schuhherstellung, vor allem im Berg- und Skisport mit Marken wie Nordica und Dolomite. Die Terraskin-Sondermodelle in Schwarz/Pink, bei denen der rechte Schuh mehrheitlich schwarz und der linke weiss ist, sind schon jetzt in kleiner Stückzahl erhältlich, allerdings noch nicht bei uns.

Den «Terraskin 00X-C» gibt es nur als unisex Version. Auch andere Schuhhersteller, beispielsweise Salomon, setzen bei Trailrunning-Schuhen seit einiger Zeit vermehrt auf geschlechtsunabhängige Modelle. Grund dafür ist, dass die Unterschiede zwischen Frauen- und Männerfüssen insgesamt weniger gross sind, als die individuellen Unterschiede, erklärt X-Bionic Shoe Manager Flavio. Das Obermaterial des Terraskins sei so flexibel, dass es sich verschiedenen Fussformen anpasse. Weitere Farben und die Modelle ohne Carbon-Platte sollen im Frühjahr/Sommer 2025 folgen.

Mein erster Eindruck: In diesem Schuh steckt Leidenschaft

Bereits vor dem Launch erhielt ich den neuen Schuh von X-Bionic zum Testen. Wegen der begrenzten Verfügbarkeit vor dem offiziellen Marktstart ist der Schuh leider eine dreiviertel Nummer kleiner als meine normalen Laufschuhe. Deshalb kann ich dir hier statt eines umfassenden Tests nur einen ersten Eindruck schildern. Doch der ist gut.

Ein erster Test auf dem Trail: Der Schuh ist griffig mit guter Kontrolle und Federung.
Ein erster Test auf dem Trail: Der Schuh ist griffig mit guter Kontrolle und Federung.
Quelle: Siri Schubert

Der Schuh scheint von Grund auf sorgfältig durchdacht, angefangen von der Vibram-Aussensohle mit Gitterstruktur bis hin zu der Fersenpolsterung zur Schonung der Achillessehne und dem weichen Abschluss um den Knöchel, der das Eindringen von Steinen verhindert.

Beim Laufen fühlten sich die Schuhe federnd, aber dabei fest an. Trotz guter Dämpfung ist der Schuh kein bisschen schwammig. Im Gegenteil, das Bodengefühl ist sehr direkt, was gute Kontrolle ermöglicht. Durch die Energierückgabe von Zwischensohle und Carbonplatte fühlen sich die Schuhe schnell und dynamisch an.

Die Aussensohle kommt auch mit nassen Trails zurecht.
Die Aussensohle kommt auch mit nassen Trails zurecht.
Quelle: Siri Schubert

Ich bin zunächst auf härteren Feldwegen gelaufen, wo ich vor allem die Federung des Terraskins schätzte. Dann ging es in den Wald, auf einen regennassen Trail. Auch hier zeigten die Schuhe Stärken. Die griffige Sohle kam selbst mit matschigen Abschnitten gut zurecht. Mir gefällt ausserdem, dass der Schuh eine gewisse Wendigkeit mitbringt, mit der das Kurvenlaufen Spass macht.

Beim Bergablaufen und in steinigerem Gelände habe ich den Schuh noch nicht getestet. Diese Tests werde ich nachholen, sobald ich die Schuhe in der passenden Grösse an den Füssen habe. Weil sie so ein gutes Laufgefühl vermitteln, könnte ich mir schon jetzt gut vorstellen, demnächst ein Trail-Rennen in ihnen zu laufen.

Titelbild: X-Bionic / Thomas Stoeckli

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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