QD OLED: Samsungs Fernseher der Zukunft ist fantastisch
Produkttest

QD OLED: Samsungs Fernseher der Zukunft ist fantastisch

Luca Fontana
8-8-2022

Das Comeback des Jahres: Samsung baut nach fast zehn Jahren wieder OLED-Fernseher – und entwickelt sie erst noch weiter. QD-OLED heisst die neue Technologie. Und der Coup gelingt.

Es kam einem mittelgrossen Erdbeben gleich, als Samsung Anfang Jahr an der CES 2022, der grössten Techmesse der Welt, die Katze aus dem Sack liess: Noch dieses Jahr will der südkoreanische Tech-Gigant seinen ersten marktfähigen OLED-Fernseher lancieren. Und nicht nur irgendeinen. Sondern eine Weiterentwicklung der OLED-Technologie: QD-OLED. Mit dem S95B wurde das Versprechen endlich eingelöst.

Samsung QE65S95B (65", S95B, OLED, 4K, 2022)
TV
Energielabel G

Samsung QE65S95B

65", S95B, OLED, 4K, 2022

Samsung QE55S95B (55", S95B, OLED, 4K, 2022)
TV
Energielabel G

Samsung QE55S95B

55", S95B, OLED, 4K, 2022

Das «QD» in QD-OLED steht für Samsungs Quantum Dots. Diese sorgen nicht nur für schönere Farben, sondern sollen auch die maximale Helligkeit des Fernsehers erhöhen – gerade für ansonsten eher bescheidene OLED-Verhältnisse. Genau das könnte die Kräfteverhältnisse auf dem bis dato stark von LG geprägten OLED-Markt verschieben. Auch wenn es kein Hersteller zugeben würde: Es gilt als offenes Geheimnis, dass Sony, Philips und Panasonic ihre OLED-Panels bei LG Display kaufen.

Ob sich das bald ändert? Sony hat schon einmal zugeschlagen und für ihren A95K bei Samsung bestellt. Jetzt ist auch das Gerät von Samsung mit den hauseigenen Panels verfügbar. Endlich. Denn der S95B ist ein Genuss.

Design top, aber: keine One-Connect-Box

Von einem «laserdünnen» Design redet Samsung. Tatsächlich ist der Bildschirm irre dünn: nur 0,4 Zentimeter messe ich. Hammer. Zumindest oben. Typisch für (QD-)OLED. Etwas weiter unten am Panel, dort, wo Hardware-Komponenten wie Prozessor, Motherboard und Anschlüsse verbaut sind, misst der Fernseher etwa 3 Zentimeter. Immer noch dünn.

Selbst mit einem Makro-Objektiv kriege ich den dünnen Rahmen kaum scharf aufs Foto.
Selbst mit einem Makro-Objektiv kriege ich den dünnen Rahmen kaum scharf aufs Foto.

Ansonsten bleibt sich Samsung seinem diesjährigen Design treu: modern, schlank, schmale Ränder – und kein Schnickschnack. Zusammengehalten wird der Fernseher von einem edlen Alurahmen vorne und einer weniger edlen Plastik-Abdeckplatten hinten, welche die Anschlüsse verdeckt und bei der Kabelführung hilft. Dazu, wie schon beim 2022er Neo QLED QN95B, der geschwungene, hauchdünne, silbrige Standfuss in der Mitte des Panels. Auffallen tut er kaum. Dafür lässt er etwa 7 Zentimeter Platz zwischen Panel und TV-Möbel. Perfekt für eine Soundbar.

Etwas vermisse ich allerdings: die bei Samsungs Top-Modellen übliche One-Connect-Box. Was das ist? Ein kleines Kästchen, das die im Panel verbauten Anschlüsse ersetzt. Nur ein einziges, unauffälliges Kabel verbindet die Box mit dem TV und liefert nebst Video- und Audiosignalen auch Strom. Die Möglichkeit, nicht nur die Box, sondern gleich den ganzen Kabelsalat elegant in eine Schublade deines TV-Möbels verschwinden zu lassen, fällt weg. Ausgerechnet beim schmalsten Fernseher, den Samsung je gebaut hat. Das dünne Gerät schreit doch nach Wandmontage – und damit nach einer One-Connect-Box.

Schade, Samsung, wirklich schade.

Gutes, Soundbar-taugliches Standfussdesign.
Gutes, Soundbar-taugliches Standfussdesign.

Zu den Anschlüssen. Da sind:

  • 4× HDMI-2.1-Anschlüsse (4K120Hz, ALLM und VRR)
  • Einer davon mit eARC (HDMI 3)
  • 2× USB-2.0-Ports
  • 4× Antenneneingänge
  • 1× Ausgang für Toslink
  • 1× LAN-Port
  • 1× CI+ 1.4
  • Antennen- und Satellitenanschlüsse
  • Bluetooth (BT 5.2)

Sämtliche vier HDMI-Eingänge unterstützen HLG, HDR10 und HDR10+. Nach wie vor ein grosses Samsung-Manko: Dolby Vision wird nicht unterstützt. Dafür Dolby Atmos, inklusive Passthrough, falls du den Sound zu einem externen Soundsystem weiterleitest. DTS-Audio hingegen gibt es nicht. Nicht mal via Passthrough. DTS-Formate werden stattdessen als weniger hochwertiges Multichannel-PCM-5.1-Audio wieder- und weitergegeben.

Die mir von Samsung zur Verfügung gestellte 65-Zoll-Version des Fernsehers ist verhältnismässig leichte 25,5 Kilogramm schwer. Falls du den Fernseher an die Wand montieren willst – ohne Standfuss wiegt er 21,2 Kilogramm –, benötigst du eine VESA-300×200mm-Halterung. Die findest du bei uns hier im Shop.

QD-OLED in a Nutshell

Um dir QD-OLED richtig zu erklären, bräuchte es eigentlich einen ganzen Artikel. Gut, habe ich den schon geschrieben. Falls dir das zu lange geht, kommt hier die kürzere Form. Wenn du nur wissen willst, wie gut der S95B ist, kannst du das alles überspringen und zum Kapitel «Messungen: Samsungs QD-OLED ist beeindruckend» scrollen.

First things first: Bevor ich dir QD-OLED erklären kann, musst du wissen, warum OLED als die beste Bildtechnologie auf dem Display-Markt gilt. Das Besondere an OLED-Pixeln ist, dass sie nicht nur das Bild erzeugen, sondern auch ihr eigenes Licht. LCD-Pixel können das nicht. Das hat einen grossen Einfluss auf die Bildqualität. Auch darüber habe ich geschrieben:

  • Hintergrund

    OLED vs. QLED: Kampf der Fernseh-Technologien

    von Luca Fontana

Der entscheidende Vorteil von OLED liegt in der Darstellung von echtem Schwarz – und den damit verbundenen besseren Kontrasten. Dafür strahlen OLED-Pixel weniger hell als herkömmliche LEDs. Das liegt an ihren lichtschluckenden Farbfiltern: Würden OLED-Fernseher als Ausgleich heller strahlen – den Pixeln mehr Energie zuführen –, würde sich mehr Hitze entwickeln. Das wiederum würde die Abnutzung des Materials beschleunigen und rascher zu Burn-In führen. Das sind unschöne, geisterhafte Bildrückstände, die ich hier mal erklärt habe.

LG hat vor Jahren als erster Hersteller einen Weg gefunden, die Helligkeit der Bildschirme zu verbessern, ohne das Burn-In-Risiko massgeblich zu erhöhen: durch das Hinzufügen eines zusätzlichen weissen Subpixels in der Pixel-Architektur. Ein Pixel bestand bis dahin nur aus einem roten, blauen und grünen Subpixel. Das weisse Subpixel sorgt seitdem für mehr Helligkeit. Gleichzeitig verringert es die Energiebelastung pro Subpixel und damit das Burn-In-Risiko. Dafür aber tendiert das weisse Subpixel dazu, die anderen Farben auszubleichen. Nicht, dass OLED-Farben deswegen schlecht wären. Im Gegenteil. Aber sie schöpfen nicht das volle Potenzial aus.

Die Bezeichnung dieser Technologie: WOLED.

Architektur eines WOLED-Pixels: Vier Subpixel ergeben ein WOLED-Pixel. Strahlen Rot, Grün und Blau gleich stark, nehmen wir das als Weiss wahr. Die Farbfilter filtern unerwünschte Farbspektren pro Subpixel wieder raus. Zum Beispiel Rot und Grün beim blauen Subpixel.
Architektur eines WOLED-Pixels: Vier Subpixel ergeben ein WOLED-Pixel. Strahlen Rot, Grün und Blau gleich stark, nehmen wir das als Weiss wahr. Die Farbfilter filtern unerwünschte Farbspektren pro Subpixel wieder raus. Zum Beispiel Rot und Grün beim blauen Subpixel.
Quelle: Sven Mathis

Und jetzt kommt Samsungs QD-OLED. Was daran anders ist? Die namensgebenden Quantum Dots. In der Grafik unten als QDCC-Schicht dargestellt. Darum QD-OLED. Ganz einfach ausgedrückt: Samsungs Quantum Dots filtern nicht. Sie färben um. Das ist der entscheidende Unterschied. Beim Filtern geht nämlich Licht verloren. Die Quantum Dots hingegen verändern die Wellenlänge des Lichts, und damit dessen Farbe. Samsungs QD-OLED-Technologie braucht darum auch kein zusätzliches weisses Subpixel, um künstlich für mehr Helligkeit zu sorgen – und löst damit auch gleich das Problem des ausbleichenden weissen Subpixels.

Eine kleine Änderung – mit potenziell riesengrosser Wirkung.

Architektur eines QD-OLED-Pixels: Das Licht von blauen OLEDs wird vom Quantum-Dot-Farbfilter eingefärbt.
Architektur eines QD-OLED-Pixels: Das Licht von blauen OLEDs wird vom Quantum-Dot-Farbfilter eingefärbt.
Quelle: Sven Mathis

Summa summarum: Samsung schöpft mit seiner QD-Schicht mehr Potenzial aus den OLED-Pixeln aus als LG. Sie strahlen heller und kräftiger. Bei gleicher Energiezufuhr. Auch das ist wichtig. Wir erinnern uns: Mehr Energie gleich mehr Hitze gleich höheres Burn-In-Risiko. Kein Wunder, will Hersteller Sony auf den QD-OLED-Zug aufspringen.

Messungen: Samsungs QD-OLED ist beeindruckend

Was jetzt kommt, geht noch tiefer in die Materie als die QD-OLED-Erklärung oben. Falls dich Tabellen und Diagramme nicht interessieren, kannst du das alles überspringen und direkt zum Kapitel «Das Bild: Kraftvoll und trotzdem natürlich» scrollen. Ab dort kommen meine subjektiven Eindrücke mit ganz viel Videomaterial.

Damit zu den Messungen. Natürlich könnte ich nur abgefilmte oder abfotografierte Displays zeigen und auf Stärken und Schwächen hinweisen. Letztlich würde ich so nur mein subjektives Empfinden wiedergeben. Wie hell, natürlich und akkurat ein Fernseher tatsächlich ist, lässt sich aber auch in Zahlen messen. Das hat einen Vorteil: Zahlen sind objektiver als ich.

Um dir diesen neuen Service zu bieten – bis jetzt gibt’s den erst bei meinen Reviews von Samsungs 2022er Neo QLED (QN95B) und Sonys 2022er QD-OLED (A95K) – haben wir in der Redaktion professionelles Werkzeug von Portrait Displays angeschafft.

Ich habe alle Bildschirm-Modi des Fernsehers ausgemessen. Von «Brillant» über «Standard» bis zu «Film», ohne Kalibrierung und manuelle Veränderungen in den Einstellungen. So, wie die meisten Normalsterblichen einen Fernseher benutzen. Schliesslich willst du ja einen Fernseher kaufen, der bereits von Haus aus und ohne teure und professionelle Kalibrierung möglichst akkurat und farbtreu ist. Nur die Sensoren für die automatische Helligkeit habe ich abgeschaltet. Die nerven. Die besten Werte bei allen Arten von Inhalten – ausser Gaming, natürlich – erzielte dabei der «Filmmaker»-Modus.

Die unten aufgeführten Messungen beziehen sich darum auf «Filmmaker».

Die maximale Helligkeit

Die Helligkeit ist aus zwei Gründen für den Fernseher wichtig. Einerseits beeinflusst sie den Kontrastwert. Sie entscheidet darüber, wie viele unterschiedliche Farben ein Fernseher darstellen kann. Andererseits ist die Helligkeit dann wichtig, wenn du oft tagsüber, in lichtdurchfluteten Räumen fernschaust. Ist ein Fernseher nicht hell genug, kann er vom Umgebungslicht im Zimmer überstrahlt werden. Auf dich wirkt das Bild dann eher blass.

Schauen wir uns die Helligkeit des S95B an. In der Grafik vergleiche ich direkt mit Sonys A95K, der ja dasselbe QD-OLED-Panel benutzt.

Nit ist die englische Masseinheit für Candela pro Quadratmeter (cd/m²), also der Leuchtdichte beziehungsweise Helligkeit. 100 Nit entsprechen etwa der Helligkeit des Vollmondes am Nachthimmel.

Es gibt zwei Achsen: Die Vertikale steht für Helligkeit, die Horizontale für den Ausschnitt, in der die Helligkeit gemessen wird. Bei zwei Prozent der gesamten Bildfläche, also punktuell und bei sehr kleinen Bildbereichen, erzielt Samsungs QD-OLED einen für OLED-Verhältnisse wahnsinnig hohen Luminanzwert von 1011 Nit. Und das im Filmmaker-Modus, der eher etwas dunkler ist als der «Standard»- oder der «Brillant»-Modus des Fernsehers.

Interessant ist der Vergleich mit Sonys A95K. Obwohl da dasselbe Panel verbaut ist, strahlt der Samsung insgesamt etwas heller, sowohl punktuell als auch über die gesamte Bildfläche hinweg. Das zeigt einmal mehr, dass nur, weil Panels aus derselben Fabrik stammen, sie nicht das genau gleiche Bild produzieren müssen. Viel entscheidender ist, wie die einzelnen Pixel angesteuert werden. Das wiederum ist vor allem eine Frage des Prozessors. Dazu komme ich noch, weiter unten, im Kapitel «Prozessor».

Beim Ausmessen der Helligkeit werden nacheinander unterschiedlich grosse, weisse Ausschnitte auf dem Display ausgemessen. Hier: ein Ausschnitt so gross wie zehn Prozent der gesamten Bildfläche.
Beim Ausmessen der Helligkeit werden nacheinander unterschiedlich grosse, weisse Ausschnitte auf dem Display ausgemessen. Hier: ein Ausschnitt so gross wie zehn Prozent der gesamten Bildfläche.

Noch ein Vergleich, der verdeutlicht, wie hell die 1011 Nit sind: Für OLED-Fernseher üblich wären etwa 700 Nit, und das auch nur mit auf maximale Helligkeit ausgerichteten Bildeinstellungen, die nichts mit natürlichen Farben zu tun haben. Nur LGs Evo-Panel, das nur bei LG-OLED-Fernsehern verbaut wird, kann da einigermassen mithalten. Der kam vergangenes Jahr in den meisten Tests auf etwa 850 Nit.

Deutlich weniger überlegen ist die Gesamthelligkeit des QD-OLED-Fernsehers bei voller Fenstergrösse: 211 Nit. Das wäre für einen OLED-Fernseher zwar viel; LGs Evo-Panel kam vergangenes Jahr auf 170 Nit. Aber LCD-Fernseher strahlen hier noch immer viel heller. Samsungs QN95B zum Beispiel mit 658 Nit.

Was sagt uns das? Stellst du einen QD-OLED-Fernseher neben einem OLED-Fernseher, wirst du in puncto Helligkeit keine grossen Unterschiede feststellen. Die maximale Helligkeit bei ganz punktuellen Bildbereichen hingegen nimmt bessere Kontrastwerte und damit mehr darstellbare Farben vorweg.

Der Weissabgleich

Wie genau sieht Weiss eigentlich aus? Das kommt auf die Farbtemperatur an. Auf die Wärme oder Kälte von Weiss. Warm geht in Richtung Gelb/Orange. Kalt tendiert zu Blau. Das wiederum wirkt sich auf die Darstellung von Farben aus. In der Industrie hat man sich beim Kalibrieren auf ein Weiss mit 6500 Kelvin geeinigt, kurz: Weisspunkt D65. Die Meisten würden das eher als warmes Weiss empfinden, genauso wie die daraus resultierenden Farben. «Filmmaker»-Modus halt. Das Weiss und die Farben im «Standard»-Modus sind deutlich kälter. Allein schon deswegen erzeugt der «Standard»-Modus kein akkurates Bild.

Weiss entsteht beim Fernseher, wenn die roten, grünen und blauen Subpixel pro Pixel gleichzeitig und gleich stark strahlen. Die volle Helligkeit erzeugt also das hellste Weiss. Die niedrigste Helligkeit hingegen das tiefste Schwarz. Alles dazwischen sind demnach nichts weiter als Grautöne. Die Genauigkeit des Weissabgleichs wird darum mit zwei Tabellen gemessen:

  1. Graustufen Delta E (dE)
  2. RGB-Balance

Das Graustufen dE zeigt, wie stark die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Die RGB-Balance zeigt an, in welche Richtung die vom Fernseher erzeugten Graustufen vom Referenzwert abweichen. Warum ist das wichtig? Schauen wir uns das am konkreten S95B-Beispiel an:

Links: Graustufen Delta E. Rechts: RGB-Balance.
Links: Graustufen Delta E. Rechts: RGB-Balance.

Die Grafik links liest sich recht einfach: Die Abweichung vom Referenzwert wird als Delta E bezeichnet, kurz: dE. Würdest du den Fernseher direkt neben einen Referenzmonitor stellen, bedeutet das:

  • Wert ist 5 oder höher: Die meisten Menschen erkennen den Unterschied.
  • Wert zwischen 3 und 5: Nur Expert:innen und Enthusiasten erkennen den Unterschied.
  • Wert zwischen 1 und 3: Nur Expert:innen erkennen den Unterschied, die Enthusiasten fallen raus.
  • Wert unterhalb von 1: Selbst Expert:innen erkennen keinen Unterschied.

Jeder Wert, der unter fünf liegt, ist für einen nicht-kalibrierten Fernseher ein sehr guter Wert. Samsungs S95B bekommt das durchgehend hin. Im Schnitt sogar nur bei 2,35 dE (dE Avg). Das ist der bislang beste von mir gemessene Wert. Grossartig; Sonys A95K hatte ab 70% Weiss die 5er-Marke bereits überschritten. Ein wenig. Für die Meisten nicht genug, um den Unterschied zu erkennen. Dennoch: die Zahlen küren hier einen Sieger.

Der Blick auf die RGB-Balance zeigt nun, inwiefern der Weissabgleich vom Referenzwert abweicht. Nämlich fast gar nicht: die roten, grünen und blauen Subpixel strahlen fast durchgehend gleichstark. Nur die blauen Subpixel sind etwas zu dominant – aber eben, in einem Mass, das kaum zu einem für dich sichtbaren Blaustich führen würde. Samsungs S95B macht da schon ohne Kalibrierung einen sehr guten Job.

Der Color Gamut

Weiter geht’s mit dem Color Gamut, der Abdeckung der gängigsten Farbräume: Je grösser der Kontrast, desto mehr Farben können dargestellt werden und desto natürlicher wirkt das Bild. Wichtig ist der Gamut darum bei HDR-Inhalten, da sie mit ihrem namensgebenden hohen Dynamikumfang auf grosse Farbräume zurückgreifen.

  • Rec. 709: 16,7 Millionen Farben, Standard-Farbraum für SDR-Inhalte wie Live-TV und Blu-Rays
  • DCI-P3 uv: 1,07 Milliarden Farben, Standard-Farbraum für HDR-Inhalte, von HDR10 bis Dolby Vision
  • Rec. 2020 / BT.2020 uv: 69 Milliarden Farben, wird in der Film- und Serien-Industrie noch kaum genutzt
Links: BT.2020-Abdeckung. Rechts: DCI-P3-Abdeckung.
Links: BT.2020-Abdeckung. Rechts: DCI-P3-Abdeckung.

Der grosse «Farbklecks», inklusive der abgedunkelten Bereiche, zeigt die ganze, vom menschlichen Auge erfassbare Farbpalette. Der aufgehellte Bereich links zeigt den Farbraum BT.2020. Rechts dasselbe, einfach der kleinere DCI-P3-Farbraum. Die weissen Kästchen zeigen die eigentlichen Grenzen der jeweiligen Farbräume. Die schwarzen Kreise hingegen die beim Messen tatsächlich gemessenen Grenzen.

Folgende Farbraumabdeckungen hat die Messung ergeben:

  • Rec. 709: 100% (gut = 100%)
  • DCI-P3 uv: 100% (gut = >90%)
  • Rec. 2020 / BT.2020 uv: 91,96% (gut = >90%)

Diese Werte sind schlichtweg grossartig. Samsungs QD-OLED-TV kommt nämlich im wichtigen Farbraum DCI-P3 auf 100 Prozent Abdeckung – kam Sonys A95K übrigens auch. Zum Vergleich: Samsungs Neo QLED kommt in dem Bereich auf (auch sehr gute) 92,49 Prozent. OLED-Fernseher liegen erfahrungsgemäss etwas darüber. QD-OLED übertrifft aber beide.

In dieselbe Kerbe schlägt die Vermessung des BT.2020-Farbraums: 91,96 Prozent. Wow! Neo-QLED- und OLED-Fernseher kriegen aktuell maximal zwischen 71 und etwa 75 Prozent hin. Was übrigens auch der Grund ist, warum die Film- und Serienindustrie ihre HDR-Inhalte fast nur im viel weiter verbreiteten und besser abgedeckten DCI-P3-Farbraum kalibriert. Der BT.2020-Farbraum gilt daher als Farbraum der Zukunft, und der Abdeckungs-Wert als Indikator für Zukunftstauglichkeit. In dem Punkt zeigt QD-OLED also ganz klar, wer der Chef im Ring ist. Auch bei Sony, übrigens. Der A95K kommt in dieser Disziplin gar auf 93,86 Prozent.

Der Color Error

Noch wichtiger als die Farbraumabdeckung ist der Color Error. Farben sind fürs Fernsehgerät nämlich keine Farben, sondern Zahlen. Zahlen, die die Farben innerhalb eines vorgegebenen Farbraums genau definieren. Etwa Rot. Efeugrün. Oder Kadettblau. Schaust du fern, werden diese Zahlen als Metadaten an deinen Fernseher gesendet. Der interpretiert die Daten und stellt sie als entsprechende Farben dar. Einfach. Oder?

Jein. Fernseher können zwar die meisten Signale innerhalb der gängigsten Farbräume verarbeiten und darstellen. Das bedeutet aber nicht, dass sie die Farben auch akkurat darstellen. Sonst würde das Bild bei allen Fernsehern ja genau gleich aussehen. Es gilt darum: Je mehr die dargestellten Farben denen auf Referenzmonitoren entsprechen, desto akkurater und besser der Fernseher.

Wie schon oben bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als dE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an. Die schwarzen Kreise hingegen die tatsächlich gemessenen Farben. Auch hier gilt: dE-Werte unterhalb von 5 sind für nicht-kalibrierte Fernseher gut.

Color Error im DCI-P3-Farbraum.
Color Error im DCI-P3-Farbraum.

Die Grafik zeigt ganz klar: Samsungs S95B hat schon von Haus aus eine sehr hohe Farbtreue. Tatsächlich messe ich bei insgesamt 40 Messwerten ein durchschnittliches dE von hervorragenden 2,46. Besser als die 2,97 von Samsungs Neo QLED. Besser sogar als die 2,64 von Sonys QD-OLED. Nur bei extrem gesättigtem Rot weicht der Fernseher etwas zu stark von der Norm ab. Sicher, mit einer Kalibrierung könnte der Wert sogar noch unter 2, vielleicht sogar bis auf 1, gedrückt werden. Aber der Unterschied zu einem Referenzmonitor ist insgesamt und mit allen anderen Farben zusammen so gering, dass selbst Expert:innen ihn kaum sehen können.

Zum Vergleich: Im Standard-Modus war das durchschnittliche dE bei 19,24 – das ist sogar deutlich schlechter als das dE von 11,47 bei Sonys A95K im Standard-Modus. Kein Vergleich zum «Filmmaker»-Modus, auf den sich – zur Erinnerung – alle hier aufgeführten Messungen beziehen.

Spiegelungen

Per se messbar sind Spiegelungen auf dem Bildschirm nicht. Einige von euch haben mir aber geschrieben und sich gewünscht, dass ich in meinen Tests trotzdem darauf eingehe. Gute Idee. Zum Testen stelle ich eine ganz normale Situation im Wohnzimmer nach: Ein Foto bei Tag, ohne geschlossene Gardinen, Jalousien oder Rollläden. Hinter mir die eingeschaltete Ofenlampe. Davor das Ofenfenster, das immer das nervig helle Licht der Lampe neben meinem Fernseher reflektiert, wenn ich sie nicht ausschalte.

Und hier das Ergebnis:

Ich musste das Bild sogar abschalten, damit das Licht zu sehen ist.
Ich musste das Bild sogar abschalten, damit das Licht zu sehen ist.

Der Samsung S95B kommt mit direkten Reflexionen unglaublich gut zurecht. Das Ofenlicht selbst ist nicht mal zu sehen. Nur die Reflexion der Lampe auf dem Ofenfenster. Wow. Seitlich einfallendes Licht wird so gut wie gar nicht reflektiert. Aus dem Kopf heraus würde ich sogar sagen: Besser hat noch kein anderer (QD-)OLED-Hersteller Reflexionen gehandhabt. Keine Ahnung, was da für eine Anti-Reflexionsschicht drauf ist. Aber sie ist verdammt gut.

Eines noch: Wegen des Technologie-bedingten fehlenden Polarisators hat selbst das ausgeschaltete Bild in einem Raum mit Umgebungslicht einen leichten, rosa Farbton – komplett Schwarz sieht anders aus.

Zwischenfazit nach der Messung

Ziehen wir ein kurzes Fazit. Die durchgeführten Messungen sagen, dass der S95B ein für OLED-Fernseher helles Bild hat. Besonders, wenn’s um die maximale Helligkeit geht. Die empfundene Maximalhelligkeit hingegen ist beim QD-OLED-Fernseher nur ein bisschen höher als bei einem herkömmlichen OLED-Fernseher. Den Helligkeits-Direktvergleich der beiden bisher verfügbaren QD-OLED-Fernseher gewinnt Samsung trotzdem.

Umso beeindruckender dafür die Abdeckung der gängigsten Farbräume, Rec. 709 und DCI-P3: Glatte 100 Prozent bei Samsung und Sony. Und beinahe soviel bei der Abdeckung des noch viel grösseren BT.2020-Farbraums, mit einem leichten Vorteil für Sony – das ist Spitzenklasse. Dazu die besonders gute Farbtreue, bei der Samsung mit der bisher besten von mir gemessenen RGB-Balance glänzt.

Zeit, die Theorie in der Praxis zu testen.

Das Bild: kraftvoll und trotzdem natürlich

Die Messungen oben attestieren dem Fernseher eine gute Farbraumabdeckung bei sehr hoher Farbtreue. Theoretisch. Wie sieht’s in der Praxis aus?

Farbwiedergabe

Kaum ein anderer Film ist so farbenprächtig wie «Guardians of the Galaxy, Vol. 2». Kaum eine andere Szene bedient das ganze Farbspektrum so wie diese hier. Und in keinem anderen Videoclip siehst du die Vorteile von QD-OLED so sehr wie hier.

Quelle: Disney+, «Guardians of the Galaxy, Vol. 2». Timestamp: 00:56:47.

Im Vergleich mit Sonys A95K sind die Unterschiede kaum zu sehen, obwohl zwei unterschiedliche HDR-Formate zum Einsatz kommen – HDR10 bei Samsung, Dolby Vision bei Sony. Samsung attestiere ich die etwas intensiveren Farben. Den zweiten Vergleich im Video mache ich mit LGs C2. Der wirkt hier geradezu blass: Die im Abendrot getauchte Szene vor Egos Palast knallt bei Samsung im viel gesättigteren Rot, zeichnet selbst feinste Details im Himmel, ohne sie zu überstrahlen, und hat den gewissen Punch im Bild, den ich an OLED-Displays – ob mit «QD» oder «W» vornedran – so mag.

Samsungs QN95B, der Flaggschiff-LCD-Fernseher der Südkoreaner mit Mini-LED-Technologie, hält sich überraschend gut im Vergleich. Kein Wunder: In meinem Test attestierte ich ihm ein von Haus aus sehr gut kalibriertes Display mit hoher Farbtreue.

Aber: Nicht immer müssen Farben im Bild geradezu knallen. Bei «James Bond – Skyfall» zum Beispiel, als James und der junge Quartiermeister Q in einem Kunstmuseum das Bild eines stolzen, alten Schlachtschiffs betrachten, das schmachvoll auf den Schrott geschleppt wird. Natürlich eine Anspielung auf den alternden Geheimagenten. Achte auf die Hauttöne und die Tapeten im Hintergrund.

Quelle: Apple TV+, «James Bond – Skyfall». Timestamp: 00:39:02.

Hier bin ich hin- und hergerissen. Samsungs Neo QLED könnte mir aber tatsächlich einen Zacken besser gefallen als Samsungs QD-OLED. Achte ich auf die Hauttöne, wirkt der QD-OLED auf mich natürlicher. Achte ich aber auf die Tapeten, wirken sie beim Neo QLED etwas wärmer. Leider habe ich diese Szene nicht mit dem Sony A95K abgefilmt. Mehr Vergleichsmaterial gibt’s also erst beim nächsten TV-Test.

Black Crush und Shadow Details

Nicht alle Szenen sind hell. Manche sind richtig dunkel. Darum möchte ich Samsungs Fähigkeit testen, Details in dunklen Bildbereichen darzustellen. Diesmal vergleiche ich den S95B zuerst mit seiner QD-OLED-Konkurrenz. Das hat einen Grund: Jedes (QD-)OLED-Pixel emittiert sein eigenes Licht. Umgekehrt kann jedes Pixel auch punktgenau abgeschaltet werden. Darum können (QD-)OLED-Fernseher perfektes Schwarz darstellen. Kein Wunder, sind ausgerechnet dunkle Szenen ihre Paradedisziplin.

Etwa im Video unten, bei «Blade Runner 2049». Sowohl bei Samsungs als auch bei Sonys QD-OLED kommt die Szene wunderbar dunkel daher. Natürlich. Filmst du nämlich im Gegenlicht, ist es normal, dass der Rest in schwarzen Silhouetten verschwindet. Darum kann hier auch nicht von Black Crush die Rede sein – Details, die von der Dunkelheit verschluckt werden.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Blade Runner 2049». Timestamp: 00:04:50.

Der zweite Vergleich im Video oben zeigt hingegen ziemlich gut den Unterschied zwischen (QD-)OLED-Pixeln und LCD-Pixel mit Mini-LED-Hintergrundlicht (Samsungs Neo QLED). Anders als bei den selbstleuchtenden Pixeln können LCD-Pixel nicht punktgenau an- und ausgeknipst werden. Das verursacht Blooming, eine Art Heiligenschein. Gut zu sehen um die Fenster herum. Sowas siehst du bei (QD-)OLED-Fernsehern nie. Achte als Nächstes auf die Details in dunklen Bildbereichen. Samsungs Neo QLED hellt da Bereiche auf, die meiner Meinung nach nicht aufgehellt gehören. Das sieht falsch aus.

Eben: Filmen im Gegenlicht.

Helligkeitsabstufungen

Ein letzter Bildtest: Detailwiedergabe in hellen Bildbereichen. Hier sind die Kräfteverhältnisse zwischen (QD-)OLED und LCD genau andersrum: LCD-Fernseher beherrschen helle Bildbereiche oft besser und lassen weniger Details darin verschwinden. Achte im folgenden «Jurassic World»-Beispiel auf die Sonne im Hintergrund. Zuerst im Vergleich mit Sonys A95K, den QD-OLED-Fernseher. Dann mit Samsungs QN95B, dem LCD-Fernseher.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «Jurassic World». Timestamp: 00:21:18. Randnotiz: Das kurze Ruckeln im Video kommt von meiner überhitzenden Kamera, die am Ende eines langen, heissen Sommertages genug vom Filmen hatte.

Sonys A95K hingegen hält mit Samsungs QN95B verdammt gut mit. Gerade hier zeigen sich die über 990 Nit maximale Helligkeit, die Sonys QD-OLED-Panel drauf hat. Auch sonst wirkt das Bild auf mich am natürlichsten. Am punchigsten. Vor allem, wenn ich auf die Hautfarbe achte.

Samsungs S95B hingegen fällt ein wenig ab, trotz QD-OLED-Panel, das eigentlich dasselbe ist wie bei Sony und bei den Messungen ein bisschen heller strahlte. Sonys Prozessor scheint helles Bildmaterial aber besser zu handhaben; auf mich wirkt es heller und trotzdem kräftiger. Bei allen drei Fernsehern gilt aber: Die Helligkeitsabstufungen im Himmel sind so fein, dass selbst die Sonne als Kugel am Firmament zu erkennen ist. Da habe ich bei anderen Fernsehern schon Schlimmeres gesehen.

Prozessor

Der Prozessor ist das Gehirn des Fernsehers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Verarbeiten heisst, dass er schlechte Bildqualität erkennt und sie aufwertet. Samsung nennt ihn den «OLED Neural Quantum Prozessor 4K» und sagt, dass er «dank dem OLED-Helligkeitsbooster hohe Helligkeitswerte, lebensnahe Farben und tiefe Kontraste mit feinen Details» erreicht und dabei von einer «AI Upscaling-Technologie» unterstützt wird, die «von 20 neuronalen Netzwerken ergänzt wird».

Hinter all dem Marketing-Geschwurbel steckt, dass der Prozessor Rauschen entfernen, Farben verstärken, Kanten glätten, Bewegungen flüssiger machen und allfällige fehlende Pixel-Informationen dazurechnen soll.

Motion Processing und Judder

Zum Start mache ich es dem Prozessor gleich richtig schwer. Mit Judder, einem Phänomen, das alle TVs haben. Judder entsteht, wenn das Bildsignal und das TV-Panel nicht dieselbe Bildrate haben. Bei Kinofilmen zum Beispiel. Samsungs S95B kann bis zu 120 Bilder pro Sekunde darstellen. Filme sind aber mit 24 Bildern pro Sekunde gedreht. Prozessoren synchronisieren diese Ungleichheit mit Zwischenbildberechnungen. Ist der Prozessor dabei zu aggressiv, wirkt das Bild so übertrieben flüssig wie bei einer Soap Opera à la «Gute Zeiten, schlechte Zeiten». Hält er sich aber zurück, kommt das Bild ins Stottern. Gerade bei langen Kameraschwenks. Der Film wirkt nervös – auf Englisch: jittery. Daher das Wort «Judder».

Sam Mendes’ «1917» ist voller solcher gleichmässigen, langsam fliessenden Kamerabewegungen und damit perfekt für den Judder-Test. Im «Filmmaker»-Modus ist Judder für meinen Geschmack zu stark. Darum habe ich gleich zu Beginn des Tests eine kleine Korrektur in der Judder-Reduzierung vorgenommen, wo ich die im Filmmaker-Mode komplett ausgeschaltete Reduzierung von «0» auf «7» hochschraube. Dort ist meiner Meinung nach der «sweet spot»: Judder ist zwar sichtbar, wenn du darauf achtest, aber es ist niemals aufdringlich. Achte beim Vergleich unten mit den anderen TVs vor allem auf die vertikalen Balken in der Scheune.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:42:25.

Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum. Dort müssen sowohl Prozessor als auch Pixel unheimlich schnell reagieren.

Quelle: UHD-Blu-Ray, «1917». Timestamp: 00:35:36.

Samsungs Prozessor schlägt sich in etwa gleich gut wie Sonys. Unterschiede sind kaum zu sehen: Das Bild fliesst, von der Zwischenbildberechnung herrührende Bildfehler sind keine zu sehen, alles wirkt natürlich. Nur bei LG wirkt das Bild ein Ticken flüssiger.

Reaktionszeit der Pixel

Als nächstes das Apple Original «For All Mankind». Ich will sehen, wie lange ein einzelnes Pixel braucht, um seine Farbe zu wechseln. Passiert das nicht schnell genug, sieht’s für dich so aus, als ob das Bild Schlieren ziehen würde – der Effekt wird «Ghosting» genannt. Dabei vergleiche ich direkt mit TCLs C82, nach Samsungs Neo QLED der zweite Mini-LED-Fernseher in diesem Review. Achte beim Kameraschwenk über die Mondoberfläche auf den darüber eingeblendeten Text. Dann siehst du rechts bei TCL die Schlieren, die ich meine:

Quelle: Apple TV+, «For All Mankind», Staffel 1, Episode 5. Timestamp: 00:00:10.

Bei Samsung auf der linken Seite hingegen siehst du fast gar nichts. Das spricht einerseits für einen hervorragenden Prozessor. Andererseits zeigt das Video aber auch die für OLED-Fernseher so typisch ausgezeichneten Pixel-Reaktionszeiten. Darum gelten sie auch als exquisite Gaming-Monitore. LCD-Fernseher sind in dem Punkt meist im Nachteil, auch wenn Samsungs Neo QLED hier ebenfalls eine sehr gute Figur macht.

Upscaling

Jetzt der schwierigste Test. Hier will ich sehen, wie gut der Prozessor qualitativ weniger hochwertige Quellen hochskaliert. Blu-rays oder das gute alte Live-Fernsehen zum Beispiel. Oder «The Walking Dead». Die Serie ist bewusst auf 16mm-Film aufgenommen worden, um mit einer altmodischen Körnung samt Bildrauschen das Gefühl einer kaputten, postapokalyptischen Welt zu erzeugen.

Samsungs «Neural Quantum Prozessor 4K» beherrscht Upscaling. Das wusste ich schon seit dem Neo-QLED-2022-Test. Denn da oben sind 75 Prozent des abgefilmten Displays gerechnet. Mit anderen Worten: Die SDR-Quelle mit ihren 2 Millionen Pixeln wurde auf UHD mit 8,3 Millionen Pixel aufgeblasen. Achte auf die Schärfezeichnung und Kantenglättung bei den Bartstoppeln. Oder aufs Rauschen bei der dunklen Fläche zwischen den beiden Männern.

Quelle: Netflix, «The Walking Dead», Staffel 7, Episode 1. Timestamp: 00:02:30.

Der erste Vergleich: Zwischen Samsung und Sony sehe ich kaum Unterschiede. Bis aufs Rauschen. Dort ist Sony weniger aggressiv. Beim zweiten Vergleich zwischen den beiden Samsung-Modellen gefällt mir der «Filmmaker»-Modus eindeutig besser als der «Film»-Modus. Letzterer ist bei der Rauschunterdrückung zu aggressiv; die Haut wirkt dadurch zu weich, die Menschen sehen aus wie Wachsfiguren. Die beste Balance hat meiner Meinung nach LGs Upscaling: Das Bild wirkt trotz starker Rauschunterdrückung immer noch scharf gezeichnet.

Gaming: Input Lag und Game Mode

Der letzte Test: Taugt Samsungs TV auch zum Gamen? Die kurze Antwort: Oh ja. Mit Empfehlung sogar. Der Fernseher unterstützt alle für Gamerinnen und Gamer relevanten Features:

  • 4× HDMI-2.1-Anschlüsse (4K120Hz / 8K60Hz)
  • Auto Low Latency Mode (ALLM)
  • Variable Bildraten (HDMI Forum VRR / FreeSync Premium / G-Sync)

Dazu ist Samsung – genau wie LG, Sony, Philips und Panasonic – eine Partnerschaft mit vielen grossen Spielestudios eingegangen. Das Ergebnis: HGiG – HDR Gaming interest Group. Damit ist laut Hersteller sichergestellt, dass HDR so angezeigt wird, wie es die Spieleentwickler vorgesehen haben. Gerade die PC-Zockerschaft könnte über schlecht dargestelltes HDR das eine oder andere Liedchen singen.

Tatsächlich messe ich mit dem Messgerät von Leo Bodnar einen durchschnittlichen Input Lag von ausgezeichneten 5,6 Millisekunden bei einem 4K-120Hz-Signal und 9,7 Millisekunden bei einem 4K-60Hz-Signal, ohne allzu schwerwiegende Einbussen bei der Bildqualität zu erkennen. Etwa beim Zocken von «Spider-Man: Miles Morales» auf meiner Playstation 5.

Die Farben sind knallig, schwarz ist auch wirklich schwarz, die Kanten sehen scharf genug aus und das Bild verschwimmt selbst bei schnellen und ruckeligen Kameraschwenks nicht zu sehr. Achte etwa auf Miles’ dunkle Silhouette im Gegenlicht, die detaillierten Texturen des verschneiten New Yorks, die schönen warmen Farben oder die gut sichtbaren Details in den Wolken.

Quelle: PS5, «Spider-Man: Miles Morales», 120Hz-Modus, VRR und Ray Tracing aktiviert.

Wieder mit an Bord: Samsungs dediziertes Untermenü, oben im Video gleich anfangs zu sehen, wo du fürs Gamen selber noch Feinjustierungen vornehmen und die aktuelle Bildrate ablesen kannst. Sehr wichtig: Samsungs S95B unterstützt den neuen VRR-120Hz-Modus der PS5 ohne Probleme.

Fazit: Samsung auf der Überholspur

Samsung ist mit dem S95B ein fantastischer Wurf gelungen – und ein OLED-Comeback nach Mass. Schliesslich war es der südkoreanische Tech-Gigant selbst, der nach einer Reihe misslungener Prototypen im Jahr 2014 seinen zumindest vorläufigen OLED-Rückzug ankündigte und Erz-Konkurrenten LG das Feld überliess. Ist nun mit dem S95B, dem QD-OLED, tatsächlich der Gegenschlag gelungen?

Bereits beim Sony-A95K-Review teilte ich die Antwort auf. Denn einerseits lässt sich eindeutig sagen, dass QD-OLED besser als OLED ist. Das zeigen die nackten Zahlen. Die Farbtreue ist von Haus aus genial. Keine andere Fernseher haben je zuvor Farbräume so gut abgedeckt wie Samsungs und Sonys QD-OLEDs. Kein LG-OLED-Panel strahlt so hell wie das QD-OLED-Panel aus Samsungs Fabriken. Und in den Direktvergleichen mit Video schlagen die QD-OLEDs ihre Konkurrenten in fast jeder Disziplin.

Andererseits ist QD-OLED noch nicht so viel besser als OLED, dass die neue Technologie einen horrenden Aufpreis rechtfertigen würde. Sonys knapp über 4000 Franken für den A95K (zum Zeitpunkt dieses Reviews) halte ich darum für völlig überrissen; LGs Flaggschiff-OLED mit Evo-Panel, der OLED G2, kostet aktuell 759 Franken weniger. Das ist eine zu hohe Preisspanne. Zumal im Frühjahr, bei ersten Vorführungen, noch andere, deutlich konkurrenzfähigere Preise gemunkelt worden sind.

Ganz anders bei Samsung: Die heizen LG mit dem QD-OLED nicht nur qualitativ ein, sondern auch preislich. Der S95B kostet aktuell nämlich 30 Franken weniger als LGs G2. Also 3312 Franken. Immer noch viel. Aber als Early Adopter neuer Technologien wirst du immer zur Kasse gebeten. Vor allem, um die jahrelangen hohen Forschungs- und Entwicklungskosten mitzutragen. Und da ich zwischen Sonys A95K und Samsungs S95B kaum signifikante Unterschiede habe feststellen können – weder bei den Messungen, noch bei den Video-Direktvergleichen –, gehen die Südkoreaner ganz klar als Sieger im diesjährigen QD-OLED-Duell hervor.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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