Apple WWDC am 10. Juni: Das wird erwartet
Hintergrund

Apple WWDC am 10. Juni: Das wird erwartet

Im Sommer wird Apple in generative Künstliche Intelligenz einsteigen. Tim Cook steht unter Druck, hat aber ein paar Asse im Ärmel.

Apple hat das Datum der diesjährigen World Wide Developers Conference (WWDC) bekanntgegeben: Sie findet vom 10. bis 14. Juni 2024 statt. Am ersten Tag wird Apple an einer Keynote neue Produkte präsentieren. An der Hardware-Front dürfte der Mac Mini den M3-Chip erhalten, daneben ist ein M3 Ultra Mac Studio denkbar. Gerüchte gibt es auch zu neuen AirPods, wobei diese traditionell eher im September zusammen mit den iPhones kommen.

Star der WWDC 2024 wird aber die Software sein. Neben neuen Versionen seiner Betriebssysteme wird Apple den Einstieg in generative Künstliche Intelligenz (KI) präsentieren. Ganz offiziell ist das zwar noch nicht, doch in seinem X-Post zur WWDC winkt Marketingchef Greg Joswiak mit dem Zaunpfahl: Die Konferenz werde «Absolutely Incredible» – AI, die Abkürzung für Artificial Intelligence.

Greg Joswiak räumt jegliche Zweifel aus, dass Apple an der WWDC eine KI vorstellen wird. Der Anfangsbuchstabe von «Absolutely» wäre normalerweise klein. Und das Logo leuchtet in den Farben von Siri.
Greg Joswiak räumt jegliche Zweifel aus, dass Apple an der WWDC eine KI vorstellen wird. Der Anfangsbuchstabe von «Absolutely» wäre normalerweise klein. Und das Logo leuchtet in den Farben von Siri.
Quelle: Screenshot X / Greg Joswiak

Die Ausgangslage

Die Kalifornier sind spät dran mit der Einführung ihrer KI: Microsoft hat bereits den Marktführer OpenAI im Boot und liefert sich mit Google ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den besten Chatbot. Auch Meta hat längst ein eigenes Large Language Model (LLM) am Start. Nur Apples Siri bleibt bisher dumm wie Brot.

Tempus fugit. Es besteht Handlungsbedarf für Apple. Zwar folgt der iPhone-Hersteller neuen Trends oft erst spät, setzt sie aber dafür durchdachter um. Doch die KI-Entwicklung geht derzeit so rasch voran, dass selbst Cupertino unter Druck kommt. Anders als Hardware können Chatbots nur begrenzt in hermetisch abgeriegelten Laboren entwickelt werden. Sie brauchen Auslauf. Erst breite Tests fördern Schwachstellen zutage. Das haben die wilden Anfangszeiten von ChatGPT und Bard eindrücklich gezeigt.

Apple will den Hype-Train nicht verpassen

CEO Tim Cook weiss das. Hinter den Kulissen läuft die KI-Entwicklung bei Apple deshalb seit langem auf Hochtouren. Mark Gurman von «Bloomberg» berichtete bereits letzten Sommer von internen Tests eines «Apple GPT». Weil sowohl die Kundschaft als auch die Investoren langsam ungeduldig wurden, liess sich Cook im letzten Earnings Call sogar zu einer offiziellen Bestätigung hinreissen: Apple werde noch dieses Jahr generative KI-Features vorstellen.

Sowas kommt selten vor. Normalerweise lässt Apple Gerüchte Gerüchte sein. Man spricht erst über Produkte, wenn sie fertig sind. Neben Tim Cooks Bemerkung gab es weitere Zeichen für Apples baldigen Einstieg in Künstliche Intelligenz. Zum Beispiel der blosse Gebrauch des Begriffs. Bis vor kurzem sprach Apple konsequent nur von «Machine Learning». Das neue M3 MacBook Air ist plötzlich «perfekt für KI». Und als Apple vor einem Monat sein Auto-Projekt einstampfte, wechselte ein Grossteil des Personals in die Abteilung zur Entwicklung von generativer KI.

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An der World Wide Developers Conference (WWDC) wird Apple endgültig auf den Hype-Train aufspringen. Das Event dreht sich um Software und ist damit prädestiniert für die Enthüllung einer neuen Künstlichen Intelligenz.

Diese KI-Features werden erwartet

Nicht in Stein gemeisselt ist, wie und wo Apple generative KI genau einsetzen will. Eine Liste der Gerüchte:

  • Siri: Die Sprachassistentin bekommt ein neues Hirn. Sie wird vielleicht nicht zu einem Chatbot à la ChatGPT, aber zumindest deutlich besser als bisher.
  • Apps: Apples native Apps wie «Musik», «Pages» oder «Keynote» sollen KI-Unterstützung erhalten. Zum Beispiel zur Erstellung von Playlists oder der Zusammenfassung von Texten – analog zur Bing-Integration in Microsofts Office 365.
  • Autokorrektur: Tippen könnte dank der neuen KI schneller gehen, weil sie Wörter und Sätze besser voraussagen kann.
  • Bildbearbeitung: Google und Samsung bieten bereits diverse KI-Features für die Bildbearbeitung. Es scheint unausweichlich, dass Apple nachzieht.
  • Programmieren: Von Tools für die Entwicklung von Apps dürften Endkonsumenten wenig mitbekommen, Entwicklerinnen dafür umso mehr. Die Programmierumgebung Xcode soll eine umfassende KI-Unterstützung erhalten.

Eigene Entwicklung oder Hilfe von aussen?

Derzeit verdichten sich die Hinweise, dass die generative KI hinter den neuen Features nicht aus Cupertino stammen wird. Apple befindet sich laut der «New York Times» in Verhandlungen mit Alphabet. Auch mit OpenAI seien Gespräche am Laufen. Am Ende könnten unter der Haube von Siri deshalb die LLMs «Gemini» oder «ChatGPT» stecken.

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Die KI wird vielleicht sogar je nach Region eine andere. In China prüft Apple gemäss «China Daily» eine Zusammenarbeit mit Baidu. Eine Einigung gebe es aber noch nicht.

Diese Lösungen entsprächen nicht Apples normalem Bestreben nach vollständiger Kontrolle über die eigenen Produkte und ihre Software. Die erste Zusammenarbeit mit anderen Tech-Unternehmen wäre es aber nicht. Apple erhält zum Beispiel von Alphabet jährlich 18 Milliarden US-Dollar, damit Google auf dem iPhone die Standardsuchmaschine bleibt – und Apple keine eigene entwickelt.

Denkbar, dass es bei generativer KI ähnlich laufen wird. OpenAI und Google mit einer eigenen Entwicklung einzuholen, wäre eine teure Herkulesaufgabe. Da scheint eine Partnerschaft verlockend. Eine spannende Frage dabei: Müssten die KI-Firmen Geld an Apple zahlen, damit sie Zugriff auf die User erhalten – oder würde Apple Lizenzgebühren für die Technologie berappen?

Trotz der Verhandlungen ist eine native Apple-KI noch nicht vom Tisch. Ein Forschungsbericht lässt darauf schliessen, dass die Kalifornier nach wie vor beträchtliche Ressourcen in die Entwicklung eines eigenen LLMs investieren. Es läuft unter dem Namen «MM1», der nicht genauer erklärt wird, aber für «MultiModal 1» stehen könnte. Sprich: Das Modell kann nicht nur mit Text umgehen, sondern auch mit anderen Medien wie Bildern. Genau wie Googles Gemini.

Das könnte Apple besser machen

Ob mit einem eigenen Modell oder einem externen – Apple könnte sich durch verschiedene Punkte von der Konkurrenz wie Microsoft abheben:

  • Tiefere Integration: Da Apple seine Hardware selber herstellt, kann die KI auf mehr Funktionen zugreifen. Das birgt Chancen, allerdings auch Missbrauchspotenzial. Stell dir vor, Siri könnte per Sprachbefehl Geld über Apple Pay verschicken – praktisch, aber gefährlich.
  • Lokale Verarbeitung: Seit der M3-Generation verpasst Apple seinen Chips verstärkt KI-Kapazitäten. Auch der Chip des kommenden iPhone 16 soll darauf ausgerichtet sein. Das würde zumindest für einfache Anfragen eine lokale Verarbeitung erlauben. Komplexe Berechnungen werden wohl trotzdem in der Cloud passieren.
  • Datenschutz: Apple legt seit langem einen Fokus auf die Privatsphäre. Die Kalifornier geniessen mehr Vertrauen als andere grosse Tech-Firmen, was bei KI-Funktionen wichtig ist. Schliesslich geben die User allerlei Daten preis, die vielleicht in einer Cloud landen.
  • Kuration: Aktuelle Chatbots liefern häufig Falschinformationen, teilweise ohne Quellenangaben. Das könnte Apple besser machen. Allerdings würden engere Leitplanken auch die Kapazitäten einschränken.
  • Urheberrecht: «Reuters» berichtet, Apple wolle Deals mit Medienunternehmen abschliessen, um Traningsdaten für ein KI-Modell zu erhalten. Das stünde im krassen Gegensatz zur Strategie von OpenAI und Google, die ihre Modelle ohne explizite Erlaubnis im gesamten Web trainieren. OpenAI wird deswegen bereits von der «New York Times» verklagt.
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Welche Gerüchte stimmen, werden wir erst im Juni definitiv wissen. Vieles scheint für Apple-Verhältnisse untypisch auf den letzten Drücker entschieden zu werden. Man darf gespannt sein, ob Tim Cook die hohen Erwartungen erfüllen kann.

Titelbild: Screenshot Keynote WWDC23 / Apple

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


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