Yoga, richtige Ernährung, Kälte: Möglichkeiten, das Restless-Legs-Syndrom zu bekämpfen
Unruhiges Wippen beim Einschlafen, Herumzappeln am Tisch: Wer unter dem Restless-Legs-Syndrom leidet, hat keine Aussicht auf Heilung. Doch es gibt Mittel und Wege, die wie von Geisterhand zuckenden Beine zu beruhigen.
Wie eine Nähmaschine bewegt sich das Bein der Person, die neben dir sitzt – ununterbrochen, auf und ab, und stört dich mit leisen Tippelgeräuschen. Oder du hast es schon bei dir selbst erlebt. Das muss aber nicht heißen, dass hier jemand von ADHS oder Hyperaktivität betroffen ist. Nicht selten handelt es sich bei diesem Symptom stattdessen um das sogenannte Restless-Legs-Syndrom.
Europaweit sind laut aktuellem Forschungsstand zwischen 5 und 10 Prozent der Menschen im Alter über 18 Jahren von der neurologischen Krankheit Restless-Legs-Syndrom (kurz: RLS) betroffen – Frauen etwas häufiger als Männer. Das Risiko nimmt mit höherem Alter zu, ab 40 Jahren steigt das Risiko einer RLS-Diagnose auf bis zu 23 Prozent.
Betroffene klagen über ein Ziehen, Kribbeln und Schmerzen in den unteren Extremitäten. Aber es gibt noch mehr Anzeichen. Diese Symptome deuten auf RLS:
- morgens und abends kribbelt, zwickt und juckt es in deinen Beinen (in seltenen Fällen auch in den Armen)
- du verspürst den kaum bezwingbaren Drang, ständig deine Beine zu bewegen oder deren Muskeln anzuspannen
- generelles Gefühl der Unruhe, mitunter auch Schlafstörungen
- Müdigkeit und Schwächegefühl untertags
- Bewegung hilft, allerdings nur kurz
Für eine erste Selbsteinschätzung kannst du diesen RLS-Selbsttest per Fragebogen ausfüllen – aber natürlich ersetzt dieser keine ärztliche Diagnose.
Diagnose RLS: Den unruhigen Beinen auf die Spur kommen
Unruhige Beine können aber auch andere Ursachen haben: etwa Eisenmangel (bei Schwangerschaften häufig der Fall), eine nicht perfekt funktionierende Niere oder die Schilddrüse. Deshalb ist eine Blutuntersuchung beim Arzt oder bei der Ärztin unumgänglich, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Im nächsten Schritt kann der L-Dopa-Test den Verdacht auf RLS erhärten. Dabei wird über ein Medikament Dopamin im Gehirn freigesetzt, das die Signalübertragung der Nervenzellen beeinflusst. Tritt mit L-Dopa jedoch eine Besserung auf, deutet das sehr wahrscheinlich auf ein Restless-Legs-Syndrom hin.
Steht die Diagnose immer noch nicht zweifelsfrei fest, können im Schlaflabor mittels einer Polysomnographie «sowohl die typischen periodischen Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) als auch die Zerstörung der Schlafstruktur durch die unzähligen Weckreaktionen zweifelsfrei» nachgewiesen werden, schreibt die Neurologin und Schlafmedizinerin Dr. Heike Beneš in einem Fachartikel in «Der niedergelassene Arzt».
Übrigens: Andere Vorerkrankungen wie Diabetes Typ II, Multiple Sklerose oder Polyneuropathien (Erkrankungen der Nervenzellen) sowie eine Schwangerschaft können ebenfalls zu RLS führen. Bei Letzterer ist oft ein Eisenmangel ausschlaggebend, der aber behandelt werden kann.
Und: Die Krankheit ist bedingt erblich. Ist jemand in deiner Familie von RLS betroffen, hast du eine erhöhte Wahrscheinlichkeit ebenfalls daran zu erkranken.
Welche Therapien bei leichter und schwerer RLS?
Ob du dauerhaft mit L-Dopa gegen RLS ankämpfen kannst, muss dir dein beratender Arzt beantworten. Eine gute Übersicht über medikamentöse Behandlungsformen liefert zudem die Deutsche Restless Legs-Vereinigung. Für leichtere Fälle scheint das Medikament jedenfalls die Go-To-Lösung zu sein. Auch hat sich gezeigt, dass viele Wirkstoffe aus der Parkinson-Forschung bei RLS-Patienten wirken.
Anders sieht es bei etwa 1 bis 3 Prozent der Betroffenen aus: Bei ihnen sind die Symptome so schwer, dass oftmals nur Opiate helfen. Gegebenenfalls kann eine Kältetherapie in schweren RLS-Fällen helfen – eine kleine Pilotstudie am Klinikum Bremen-Ost hat zumindest signifikante Erfolge gezeigt und sei daher «eine mögliche Alternative bzw. Ergänzung im Einzelfall zu konventioneller medikamentöser Behandlung».
Für alle, die weniger starke Symptome zeigen, gilt: Du selbst kannst etwas tun.
Für Schwangere empfehlen sich nach Rücksprache mit der Hausärztin oder einem Gynäkologen diverse Präparate, die Umstellung auf eine eisenreichere Ernährung oder auch eine Eiseninfusion, um den Eisenmangel während einer Schwangerschaft zu kompensieren. Möglicherweise sind aber auch die hormonellen Veränderungen Grund für unruhige Beine während einer Schwangerschaft – Forschungen dazu haben noch kein abschließendes Ergebnis geliefert.
Zudem berichtet das unabhängige Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IQWiG in einem Artikel vom August 2023 über die Ergebnisse neuer Studien, wonach Symptome wie Kribbeln und Bewegungsdrang auch durch folgende Methoden behandelt und gelindert werden können:
- Niedrigfrequenz-Elektrostimulation
- Nahinfrarotlicht-Therapie
- pneumatische Kompression
- Ganzkörper-Kältekammer
- Vibrationsboard
- Akupunktur
- Fußmassage-Geräte
Hausmittel: Selbsthilfe bei leichtem RLS
Generell kann Bewegung bei leichteren Formen von RLS helfen, die Symptome zu lindern. Zu diesem Ergebnis kommt beispielsweise eine Untersuchung aus den USA, die vor allem die positiven Effekte von Yogaübungen ins Zentrum der Forschung rückt. Sie fördern die Durchblutung und schaffen Abhilfe bei unruhigen Beinen.
Darüber hinaus zählen Betroffene auch kühlende Salben, Massagen und Fußbäder zu den hilfreichen Lösungen sowie eine antientzündliche Ernährung. Heißt: Verzicht auf sogenannte leere Kohlenhydrate wie etwa Weizengries, weißen Reis, Weißbrot, Nudeln. Zudem solltest du Zucker reduzieren und vor allem (Schweine-)Fleisch. Gemüse, Hülsenfrüchte und andere pflanzliche Produkte wie Tofu bilden einen guten Eisenersatz. Die Klassiker unter der Scheingetreiden Amarant, Quinoa und Buchweizen liefern ebenfalls wichtiges Eisen.
Und: Langes Sitzen sollten RLS-Betroffene nach Möglichkeit vermeiden. Regelmäßige Pausen, Stehschreibtische sowie Telefonate im Gehen können Möglichkeiten sein, dauerhaftes Sitzen zumindest immer wieder zu unterbrechen.
Titelfoto: shutterstockNotizbuch, Kamera, Laptop oder Smartphone. Leben heißt für mich festhalten – analog oder digital. Immer mit dabei: mein iPod Shuffle. Die Mischung macht’s eben. Das spiegelt sich auch in den Themen wider, über die ich schreibe.