
Wir müssen reden, Thermomix
Vor nicht einmal einem Jahr habe ich mir einen Thermomix gekauft. Ich dachte, wir wären ein Traumpaar – doch nun stehe ich vor der bitteren Wahrheit: Es funkt nicht mehr zwischen uns. Zeit für das Gespräch, das keiner führen will.
Therma, wir müssen reden.
Ich habe lange überlegt, wie ich das hier anfange. Es fällt mir nicht leicht, das weisst du. Wir hatten wunderschöne Zeiten zusammen. Erinnerst du dich an unser erstes gemeinsames Kochen? Die Begeisterung, die Schmetterlinge in meinem Bauch – oder Farfalle in deiner Schüssel –, als du mir gezeigt hast, was du alles kannst? Wie ich dich voller Stolz meinen Freunden präsentiert habe?
«Das ist Therma!», habe ich gesagt, «sie ist einfach unglaublich!»
Meine Freunde haben bewundernd genickt. Manche sogar ein bisschen neidisch.
Aber irgendwas hat sich verändert. Vielleicht bin ich es. Vielleicht waren wir von Anfang an nicht füreinander bestimmt. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass du die Richtige für mich bist. Dass du mich und meine Essgewohnheiten rettest. Dass du mein Leben einfacher machst. Wir hatten heisse erste Wochen, als wir den Soffritto mit Öl, Zwiebeln und Knoblauch langsam anbrieten. Aber die Wahrheit ist: Ich kann nicht so mit dir sein, wie du es verdienst.
Es liegt nicht an dir – es liegt an mir
Du bist grossartig, das musst du wissen. Du bist präzise, leistungsfähig, intelligent. Du hast nie einen Fehler gemacht (das mit dem grossen Datenleck war nicht deine Schuld), nie hast du dich beschwert. Du hast mich stets unterstützt. Und trotzdem ... ich habe mich immer öfter dabei ertappt, dich zu ignorieren. Dich zu meiden. Irgendwann standest du nur noch da, schweigend, während ich mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben habe. Es war nicht fair, dir gegenüber.
Wir haben uns auseinandergelebt.

Quelle: Luca Fontana
Meine Freunde haben es kommen sehen. Sie haben nie etwas gesagt, aber jetzt, da ich die Entscheidung getroffen habe, höre ich es ständig: «Ich wusste ja, dass das nichts für die Ewigkeit ist.» Und ich muss ihnen recht geben. Vielleicht habe ich dich nur aus den falschen Gründen gewollt. Ich dachte, du würdest all meine Probleme lösen. Aber am Ende musste ich immer noch selbst überlegen, was ich essen will. Selbst einkaufen. Selbst rüsten. Selbst das Geschirr abwaschen. Dich abwaschen. Ich war naiv.
Ich hoffe, du findest jemanden, der dich besser zu schätzen weiss
Du hast ein grosses Herz – oder besser gesagt, ein grosses Edelstahlmixgefäss. Ich bin mir sicher, da draussen gibt es jemanden, der dich lieben wird, wie du es verdienst. Der mit dir wunderbare Menüs zaubert, täglich deine Fähigkeiten nutzt, dich respektiert und ehrt. Der dich nicht nur als teuren Staubfänger sieht.
Diese Person bin nicht ich.
Also geh. Geh und werde mit jemand anderem glücklich. Ich werde dich vermissen – vor allem dein legendäres, selbstgemachtes Frucht-Glace. Damit hattest du mich von Anfang an in deinen Bann gezogen. Tust es heute noch. Doch manchmal reicht das nicht. Es wäre egoistisch, dich nur deswegen zu behalten.
Mach’s gut, meine Küchenheldin. Ich werde immer an dich denken, wenn ich wieder eine Fertiglasagne in den Ofen schiebe.
In erkalteter Liebe, dein Luca.
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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»