Wie viele Haare hat ein Mensch? 6 Fakten über Haare
Was entscheidet über helle oder dunkle Haare und sterben Blondinen wirklich aus? Im ersten von zwei Teilen liefern wir die Antworten auf diese und andere haarige Fragen.
Sind doch nur Haare. Genauer gesagt: Hautanhangsgebilde. So bezeichnen Biologinnen und Biologen das, was auf unserem Kopf wächst. Schließlich bestehen Haare aus Horn – genau wie Fußnägel – und sind nicht mehr als abgestorbene Zellen ... Oh, wait! Jeder, der seine Haare liebt, hat jetzt schon Schnappatmung. Ja, Haare bedeuten vielen Menschen alles. Sie stehen für Erotik und Potenz, und wer seine Haare verliert, verliert oft auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein.
Du siehst, das Thema ist ganz schön haarig – befassen wir uns also mit diesen Fragen rund ums Horn auf unserem Haupt:
Die wichtigste Frage zuerst: Warum haben wir Haare?
Unsere Körperbehaarung erfüllt mehrere Zwecke: Sie sorgt dafür, dass wir nicht so schnell frieren und unterstützt durch spezielle Tasthaare unseren Tastsinn. Haare schützen uns vor schädlicher UV-Strahlung und Infrarotlicht, indem sie diese absorbieren. Zudem helfen uns Haare bei der Verbreitung von Pheromonen. Last but not least: Haare transportieren überschüssige Feuchtigkeit ab.
Wie viele Haare hat ein Mensch?
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Erst einmal: Haare sind nicht gleich Haare. Jeder Schopf unterscheidet sich in Haarstruktur, Dichte, Dicke und Farbe vom anderen. Auch die Wachstumsrate macht da keinen Unterschied, genau wie die Anzahl der Kopfhaare. Je nach Haarfarbe lassen sich aber ungefähre Zahlen bestimmen: So haben Rothaarige im Schnitt die wenigsten Haare auf dem Kopf, etwa 75 000. Blondinen hingegen stehen zuoberst auf dem Treppchen mit 150 000 Haaren. Brünette und Schwarzhaarige liegen etwa gleichauf mit 100 000 bis 110 000 Haaren auf dem Haupt.
Nicht nur Rothaarige, auch (Natur-)Blonde sind selten: Sie machen zusammen nur etwa vier Prozent der Weltbevölkerung aus, schreibt Gerhard Staguhn in seinem Buch «Und ewig lockt das Haar». Die grosse Mehrheit der Menschen ist brünett oder schwarzhaarig.
Was entscheidet über blond, brünett, rot- oder schwarzhaarig?
Nur zwei Pigmente erzeugen – durch unterschiedliche Mengenanteile – die jeweilige Haarfarbe: Eumelanin und Phäomelanin. Beide Pigmente nennt man auch Melanine. Dabei ist viel Eumelanin für eine dunkelbraune bis schwarze Färbung ausschlaggebend, viel Phäomelanin für eine orangefarbene oder rote Färbung. Blonde Menschen haben von beiden Pigmenten sehr wenig.
In der Wissenschaft wird Blond mitunter nicht als eigenständige Haarfarbe gezählt, sondern mit zur Haarfarbe Rot kategorisiert, weil beide wenig Eumelanin produzieren. Wie sich die Haarfarbe Blond entwickelte, weiß die Forschung noch nicht sicher. Anders verhält es sich mit der rot(blond)en Haarfarbe. Sie entstand durch eine Mutation des Melanocortin-1-Rezeptors (MC1R): Dadurch produziert MC1R weniger vom dunklen Eumelanin-Pigment. 1995 publizierte der britische Forscher Jonathan Rees diese Erklärung für rote Haare erstmals in einer Studie.
Warum werden Haare grau?
Wissenschaftler fanden 2009 heraus: Das Ergrauen unseres Schopfes hängt mit einem Stoff zusammen, den Blondgefärbte nur allzu gut kennen – Wasserstoffperoxid (H2O2). Im Stoffwechsel entsteht die Substanz permanent in kleinen Mengen, auch im Haar. Konkret: in der Haarwurzel, die vom Haarfollikel umhüllt ist und wo das Farbpigment Melanin produziert wird.
Solange wir jung sind, spaltet der Körper das «Bleichmittel» Wasserstoffperoxid schnell wieder in seine einzelnen Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) auf – dank eines Enzyms namens Katalase. Davon produzieren wir im Alter jedoch immer weniger. Die Folge: Wasserstoffperoxid bleicht unsere Haare auf natürliche Weise. Denn das nun verfügbare Wasserstoffperoxid greift das Enzym Tyrosinase an. Tyrosinase wiederum ist essenziell für die Herstellung der Haarpigmente Eumelanin und Phäomelanin in den Haarfollikeln.
Das waren jetzt viele Fremdwort, darum nochmal zusammengefasst: Weil der Körper im Alter Wasserstoffperoxid nicht mehr aufspalten und neutralisieren kann, hemmt dieses die Produktion von Melanin, das die Haare färbt.
Wächst das Haar nun nach, lagert sich in die Hornschichten kein Melanin mehr ein, sondern kleine Luftbläschen. Diese sind es, die unseren Schopf weiß erscheinen lassen. Übrigens: Wer von grauen Haare spricht, sitzt einer optischen Täuschung auf. In Wirklichkeit machen die besagten Luftbläschen aus den einst farbigen Haaren pigmentlose, also weiße Haare. Doch solange unser Schopf noch überwiegend voll pigmentierte Haare besitzt, überlagern sich diese mit den farblosen Haaren. So entsteht der Eindruck der Haarfarbe Grau.
Sterben Blondinen aus?
Es gibt nur wenige Menschen auf der Welt, die von Natur aus blond sind. Angeblich sollen Blonde sogar aussterben. Schon seit 1865 hält sich diese These und werde unter Wissenschaftlern immer wieder diskutiert, berichtet die US-amerikanische Faktenchecker-Website snopes.com. Der Grund: Haarfarben werden dominant-rezessiv vererbt. Das heisst, dass sich dunklere dominante Haarfarben meist gegenüber helleren rezessiven durchsetzen. Bekommt ein Kind von einem Elternteil das Gen für dunkle Haare vererbt, vom anderen das blonde, wird es dunkelhaarig. Das blonde Gen setzt sich nur dann durch, wenn es von beiden Elternteilen weitergegeben wird.
Viele Menschen tragen sowohl das dunkle als auch das blonde Gen in ihren Anlagen. Sprich: Auch dunkelhaarige Eltern können das Blond-Gen weitervererben. Das Kind wird aber nur blond, wenn beide Elternteile das blonde Gen an den Nachwuchs weitergeben. Tragen beide Elternteile das blonde und das dunkelhaarige Gen in sich, liegt die Chance auf blonden Nachwuchs damit bei 25 Prozent.
Sterben Blondinen also aus? Nein, sagt Jonathan Rees, Professor für Dermatologie an der Universität von Edinburgh (der MCR1-Forscher), gegenüber BBC News. Die Gene für blondes Haar würden immer noch weitervererbt, auch wenn sich das dunkle Gen meist durchsetzt. Denn es gebe nur einen einzigen Grund, warum die Haarfarbe Blond verschwinden könnte: «Wenn es ein evolutionärer Nachteil wäre, dieses Gen zu besitzen. Aber ich denke nicht, dass das der Fall ist.» Und weiter: «Die Häufigkeit von Blonden könnte sinken, aber sie werden nicht verschwinden.»
PS: Wer als Kind mit blonden Haaren geboren wurde, trägt im Alter keine naturblonden Haare mehr auf dem Kopf. Blonde Haare dunkeln nämlich nach, da mit zunehmendem Alter das Braun-Schwarz-Pigment Eumelanin dominiert, während es als Kind noch das Rot-Blond-Pigment Phäomelanin ist.Mich buchstabiert man so: Aufgeschlossen, Nachdenklich, Neugierig, Agnostisch, Liebt das Alleinsein, Ironisch und Natürlich Atemberaubend.
Schreiben ist meine Berufung: Mit 8 habe ich Märchen geschrieben, mit 15 «supercoole» Songtexte (die nie jemand zu lesen bekam), mit Mitte 20 einen Reiseblog, jetzt Gedichte und die besten Beiträge aller Zeiten!