Wie die Suunto «Race» mein Handgelenk und Herz eroberte
Produkttest

Wie die Suunto «Race» mein Handgelenk und Herz eroberte

Siri Schubert
22-4-2024

«Race» heisst die neue Sportuhr des finnischen Herstellers Suunto. Um herauszufinden, ob sie ihrem Namen gerecht wird, habe ich sie bei meinem ersten Trailrunning-Event der Saison getestet. Und war positiv überrascht.

Jahre-, wenn nicht jahrzehntelang, waren für mich Sportuhren und GPS-Geräte der Marke Garmin das Nonplusultra. Während ich Suunto als Tauchuhrenhersteller durchaus etwas abgewinnen konnte, überzeugte mich der Brand bei Sportuhren nicht. Selbst die mit viel Fanfare gelaunchte Suunto «Vertical» blieb hinter meinen Erwartungen zurück.

Doch dann kam die «Race» und eroberte erst mein Handgelenk und schliesslich mein Herz. Nicht, dass es keine Verbesserungsmöglichkeiten mehr geben würde. Dazu später mehr. Insgesamt hat Suunto aber eine leistungsstarke Sportuhr mit vielen nützlichen Funktionen geschaffen.

Der erste Eindruck: hell, leicht und gut verarbeitet

Der 1,43 Zoll/49 Millimeter grosse Touchscreen sticht sofort ins Auge – im positiven Sinne. Denn das AMOLED-Display (das steht für active matrix organic light emitting diode, wenn du es genau wissen willst) ist hell und gestochen scharf.

Die Farben sind kräftig und das Display ist auch bei direktem Sonnenlicht gut ablesbar. Dadurch unterscheidet sich die Uhr positiv vom «Vertical»-Modell mit dem weniger brillanten MIP (Memory in Pixel) Display. Die Race-Uhr ist dank des Saphirkristall-Glasses weitgehend vor Kratzern geschützt.

Das helle Display und die einfache grafische Darstellung sind klare Stärken der Uhr.
Das helle Display und die einfache grafische Darstellung sind klare Stärken der Uhr.
Quelle: Siri Schubert

Ich teste das Titanium-Modell, das 69 Gramm auf die Waage bringt. Es gibt auch ein Edelstahl-Modell, das mit 83 Gramm etwas schwerer, aber preislich auch günstiger ist.

Die Uhr aus Titan ist so leicht und angenehm zu tragen, dass ich in den ersten Tagen mehrfach einen Kontrollblick aufs Handgelenk werfe, um zu sehen, ob ich sie überhaupt angelegt habe. Trotz des geringen Gewichts wirkt die Uhr gut verarbeitet und robust, dabei aber nicht zu klobig. Bei dieser Grösse trage ich sie auch gern im Alltag.

Die Uhr wird mit einem schwarzen 22-Millimeter-Armband aus Silikon geliefert, das du selbst mit einem einfachen Klick-Mechanismus anbringen musst. Das Band ist dank der vielen Perforierungen sehr dehnbar und staut die Hitze nicht. Gerade für Multisport-Athletinnen und -Athleten, die viel schwimmen, ist ein Silikonarmband ideal. Wenn es dir in Schwarz zu langweilig ist, kannst du es gegen farbige Bänder austauschen. Daneben gibt es auch von Drittanbietern jede Menge Armbänder aus anderen Materialien für die Uhr – von Textil bis Titan.

Die Steuerung ist einfach und intuitiv

Einer der Faktoren, der mich bei einem anderen Modell von Suunto, der Vertical, genervt hat, war die Steuerung, mit der ich einfach nicht zurechtkam. Das ist bei der Race ganz anders: Die Menüführung ist intuitiv und läuft wahlweise über Knöpfe an der rechten Seite oder über den Touchscreen. Mit zwei physischen Knöpfen und einer digitalen Krone kannst du dich im Menü hin- und herbewegen.

Was mir besonders gefällt: Anders als bei der Vertical hat die Race einen simplen Zurück-Button. Und ich kann wählen, ob ich den Touchscreen oder die Krone bediene. Ein Swipen nach oben bringt mich zu den Widgets, ein Swipen nach unten zu den Sportarten. Das Gleiche kann ich durch Drehen an der Krone erreichen.

Dieses Krönchen hat es mir angetan: Mit ihm und den beiden Knöpfen wird die Steuerung kinderleicht.
Dieses Krönchen hat es mir angetan: Mit ihm und den beiden Knöpfen wird die Steuerung kinderleicht.
Quelle: Siri Schubert

Bei den 95 vorinstalllierten Sportarten gibt es fast alles, was das Herz begehrt – von Aerobic bis Zirkeltraining. Darunter natürlich auch Klassiker wie Mountainbiking, Triathlon, Bergsteigen und Tourenskilauf. Sogar Schnorcheln mit Tiefenmessung ist dabei (da sieht man Suuntos Expertise aus dem Tauchsport).

Eine Sportuhr mit einer Reihe von Gesundheits- und Alltagsfunktionen

Neben den Sport-Funktionen bietet die Uhr auch Wetterdaten, Schlaf-Tracking, einen Schrittzähler, die Verknüpfung mit dem Smartphone und das Anzeigen von Mitteilungen sowie die Steuerung von Musik und Podcasts an.

Musik speichern kann sie allerdings nicht. Auch andere Smartwatch-Funktionen wie eine Bezahlfunktion fehlen. Mich stört das nicht, denn ich möchte eine Uhr, die mir bei der Trainingssteuerung und -planung hilft und mich bei der Navigation und Routenwahl unterstützt.

Der Praxistest: Vieles ist sehr gut, ein paar Verbesserungsmöglichkeiten gibt es

Um die Uhr zu testen, hatte ich mir mein erstes Rennen der Saison, den 23-Kilometer-Lauf der Les Courses du Mont Terrible im schweizerischen Jura ausgesucht. Und natürlich nutzte ich die Suunto Race auch für die Renn-Vorbereitung auf Mallorca.

Mit einer Vergleichsuhr am anderen Handgelenk und einem Brustgurt teste ich die Suunto Race im Gelände.
Mit einer Vergleichsuhr am anderen Handgelenk und einem Brustgurt teste ich die Suunto Race im Gelände.
Quelle: Siri Schubert

Schon beim ersten Training überzeugte mich die gute Lesbarkeit des Displays und die einfache Steuerung der Uhr. Allerdings hatte ich die Einstellungen zunächst so gewählt, dass das Ziffernblatt nur durch Bewegen des Arms aktiviert wird.

Das war mir zu aufwändig, da es immer eine kleine Verzögerung gab und ich so die wichtigsten Parameter nicht auf einen Blick abchecken konnte. Nachdem ich die Einstellung auf «Display immer an» geändert hatte, war das kein Problem mehr.

Starke Batterielaufzeit auch für mehrtägige Touren

Wenn das Display konstant leuchtet, geht das natürlich auf die Batterie. Dennoch ist die Akku-Laufzeit mit rund zwölf Tagen im Alltagsmodus immer noch sehr gut. Bei der Aufzeichnung von sportlichen Aktivitäten im Leistungsmodus bei der genauesten GPS-Einstellung sind es rund 40 Stunden. Also mehr als genug für alle non-stop sportlichen Vorhaben, die in nächster Zeit anstehen.

Solltest du länger unterwegs sein, kannst du die Uhr immer noch in den weniger genauen Ultra- oder Tour-Modus umstellen, um Batterie zu sparen. Für den 23-Kilometer-Lauf liess ich das Display durchgehend eingeschaltet, um beim Rennen die Route immer im Blick zu haben. Mit der Lesbarkeit der Daten bei wechselnden Bedingungen zwischen strahlendem Sonnenlicht und schattigen Wäldern war ich sehr zufrieden.

Gemischtes Bild bei den Leistungsdaten

Wie bei jeder Sportuhr und der dazugehörenden App musste Suunto erst einmal Daten sammeln und eine Baseline für Belastung und Erholung etablieren. Deshalb war ich nicht besonders erstaunt, als mir die Uhr nach einem ersten, lockeren Trainingslauf eine Erholungszeit von mehreren Tagen vorschlug. Das regulierte sich aber nach rund zwei Wochen und die Informationen zu Trainingsbelastung und Erholung waren weitgehend korrekt.

Die Laktatschwelle und der VO2-Max-Wert, also die maximale Sauerstoffaufnahme pro Kilo Körpergewicht, stimmten mit denen überein, die kurz zuvor bei einem Leistungstest im Labor ermittelt wurden. Das ist mir wichtig, da bei meinem Training sowohl Laktatschwelle als auch VO2-Max wichtige Kennzahlen für Trainingssteuerung und Fortschrittsmessung sind.

Grössere Abweichungen gab es dagegen bei der Herzfrequenzmessung im Vergleich zur Messung mit einem Pulsgurt, den ich parallel mit einer Garmin-Uhr – diese war am anderen Handgelenk – trug. Dass die Messung am Handgelenk mit einem optischen Sensor nicht akkurat ist, ist an sich nichts Neues. So gab es während der Aktivität öfter Ausreisser nach oben. Wenn du nach Herzfrequenzzonen trainierst, solltest du die Suunto Race mit einem Brustgurt koppeln.

Auch bei der Messung der Sauerstoffsättigung des Bluts gab es Ungenauigkeiten. Laut Suunto rutschte meine Sauerstoffsättigung immer wieder in den gesundheitsgefährdenden Bereich von rund 80 Prozent ab. Bei der Kontrollmessung mit einem Pulsoximeter lag sie aber ganz normal bei 98 Prozent. Auch diese Abweichung liegt an der Messmethode der Uhr mit Licht am Handgelenk. Deshalb werde ich sie ab jetzt ignorieren.

Analyse der Daten bietet viele Möglichkeiten

Die Suunto bietet jede Menge interessante Informationen. Beispielsweise zur Leistung in Watt beim Laufen, zur Trainingsintensität und zur Trainingsbelastung. Wenn du die gleiche Strecke mehrfach läufst, kannst du deine Leistungsentwicklung verfolgen. In der App wird dir angezeigt, ob dein Training produktiv ist oder ob du zu viel und zu intensiv oder zu wenig und zu locker trainierst. Die Synchronisierung mit der App klappte bisher meistens gut, nur an zwei Tagen stockte sie etwas und lief erst nach dem Entkoppeln und Wiederverbinden.

Richtig nützlich sind die Daten allerdings nur dann, wenn du mit dem Jargon der Trainingssoftware Training Peaks vertraut bist. So zeigt die Uhr mir nach dem Laufen etwa meine EPOC (Excess Post Exercise Oxygen Consumption) und meinen PTE (Peak Training Effect) an. Beide Werte zeigen die Intensität des Trainings und den Einfluss auf die Leistungsverbesserung an. Selbst wenn die Werte in einem Suunto Glossar erklärt werden, wäre mir eine leichter verständliche Aufbereitung lieber gewesen.

Doch auf jeden Fall stimmen die Daten: Das 23-Kilometer-Rennen war mit einem PTE von 5 im Maximalbereich. Ein EPOC Wert von 918 scheint mir ebenfalls realistisch, auch wenn ich nicht weiss, welchen Schluss ich daraus ziehen soll. Ausser, dass ich mich jetzt erst einmal gut erholen sollte. Hilfreicher ist da die Suunto-App: Sie sagt mir, dass mein Training produktiv ist. Genau das wollte ich wissen.

Die App zeigt mir auf einen Blick, ob mein Training den gewünschten Fortschritt bringt.
Die App zeigt mir auf einen Blick, ob mein Training den gewünschten Fortschritt bringt.
Quelle: Siri Schubert

Ähnliches gilt für die Schlafdaten: Hier wird mir auf der Uhr die Schlafdauer angezeigt und wie viel Zeit ich in den einzelnen Schlafphasen verbracht habe. Beim Konkurrenten Garmin schätze ich die Zusatzinfo, ob meine Schlafqualität gut, ausreichend oder schlecht war. Zugegeben, meistens weiss ich das beim Aufwachen selbst. Aber wenn eine Uhr meinen Schlaf schon überwacht, würde ich gerne einen einfachen Wert oder einen Vergleich zur Baseline sehen.

Beim wichtigen Wert für die Erholung, der Herzfrequenzvariabilität (HRV), war ich dann ein bisschen verwirrt. Mein Wert lag mehrere Tage lang über meinem Wochen-Durchschnitt, was ein gutes Zeichen ist. Dennoch warnte mich die Uhr mit dem Wort «Achtung». Auch hier gibt es Verbesserungspotenzial: Ein Hinweis, dass ich gut erholt bin, wäre mir hier lieber gewesen. Den erhalte ich zwar im Suunto-Coach-Programm, aber direkt auf der Uhr wäre er nützlicher.

Wer eine Software wie Training Peaks nutzt oder sich mit den eigenen Leistungsdaten ohnehin schon gut auskennt, wird diese kleinen Schwächen nicht bemängeln. Dennoch hätte Suunto bei der Aufbereitung der Daten etwas mehr Kontext und Interpretation liefern können.

Ein grosses Plus sehe ich dagegen in den vielfältigen Daten, die mir beim Laufen neben Tempo, Schrittfrequenz, Höhenmetern und Intensitätszonen angezeigt werden. Dazu gehören neben den erwarteten Zeiten für bestimmte Distanzen auch die Grammzahl des verbrannten Fettes und der verbrannten Kohlenhydrate.

Trainingspläne aus Training Peaks lassen sich leicht auf die Uhr übertragen, sodass du dein strukturiertes Training am Handgelenk mit dir trägst. Natürlich kannst du auch selbst Trainingseinheiten erstellen oder vorgegebene Intervalle aktivieren.

Die Navigation ist spot-on

Die Navigation ist eine der absoluten Stärken der Uhr. Das Multiband-GPS gepaart mit dem hellen Display ist für die Streckenfindung ideal. Um die Navigation zu nutzen, musst du die Offline-Karten (der Speicher umfasst 16 GB für die Edelstahl- und 32 GB für die Titanversion) herunterladen. Am besten an einem Ort mit stabilem WLAN, denn der Prozess dauert etwas.

Vor dem eigentlichen Rennen in der Schweiz wollte ich auf Mallorca noch einige Trails laufen. Da ich mich in der Region nicht auskannte, liess ich mich von der Komoot-App inspirieren. Die Routen liessen sich im GPX-Format einfach in die Suunto-App importieren und von dort auf die Uhr spielen. Dank der Zoom-Möglichkeiten über das Scroll-Rädchen oder den Touchscreen konnte ich jede Abzweigung genau sehen. So lief ich auch in Gebieten mit schlecht markierten Trails, die von Ziegenpfaden mit blossem Auge schwer zu unterscheiden waren. Ohne Gefahr, mich zu verlaufen.

Offline-Karten, Multiband GPS, Zoom-Funktion und ein helles Display: Bei der Navigation übertrifft die Suunto Race meine Erwartungen.
Offline-Karten, Multiband GPS, Zoom-Funktion und ein helles Display: Bei der Navigation übertrifft die Suunto Race meine Erwartungen.
Quelle: Siri Schubert

Der echte Test sollte dann beim Rennen «Les Courses du Mont Terrible» im Schweizer Jura kommen. Da die Route in Kleeblattform verlief und sich zudem noch mit anderen Routen kreuzte, war ich froh, die GPX-Datei vorab auf die Uhr spielen zu können. Ein Richtungspfeil zeigte mir an, auf welchen Pfad ich bei den mehrfach zu überquerenden Kreuzungen abbiegen musste, um die richtige Schlaufe zu laufen.

Tatsächlich hätte ich den Weg auch ohne Navigation gefunden, denn das Rennen war genial organisiert und die Wegmarkierungen auf der Strecke eindeutig. Demnächst werde ich an der Tour d'Uetli ein GPS-basiertes Rennen laufen und bin froh, die Navigationsfähigkeiten der Uhr schon unter sicheren Bedingungen getestet zu haben.

Auf jeden Fall ist die Navigation der Suunto Race ein starkes Feature, das mit dem von teureren Uhren mithalten kann.

Fazit

Die Suunto Race punktet beim Display, bei der Navigation und dem Akku

Hätte ich 4,5 Sterne geben können, hätte ich das getan. Denn die Uhr überzeugt insgesamt und hat nur wenige Aspekte, die verbessert werden könnten. Das helle und scharfe Display, die lange Batterielaufzeit und die Karten- und Navigations-Features machen die Suunto Race zum nützlichen Begleiter bei fast allen sportlichen Aktivitäten. Die Race ist einfach zu bedienen. Das Display ist unter ziemlich allen Bedingungen, sei es bei Sonnenschein, im Schatten oder im Wasser, gut lesbar.

Als Sportuhr richtet sie sich an ambitionierte Athletinnen und Athleten, denen die Trainingsplanung, -überwachung und -steuerung wichtig ist. Bei der Aufbereitung der Daten würde ich mir etwas mehr Kontext wünschen, aber die wichtigsten Daten wie Laktatschwelle, VO2-max und HRV stimmen mit anderen Messungen überein.

Schwächen hat die Herzfrequenzmessung und die Messung der Sauerstoffsättigung über den optischen Sensor. Das liegt ein Stück weit in der Natur der Sache, da optische Sensoren am Handgelenk nicht so genau sind wie Brustgurte mit Elektroden. Alles in allem ist die Race eine Uhr, die es auch mit der Konkurrenz in höheren Preissegmenten aufnehmen kann.

Wenn du eine Sportuhr mit überragender Akku-Laufzeit, tollem Display und zielsicherer Navigation suchst, die dabei ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist, ist die Suunto Race vielleicht etwas für dich.

Pro

  • vielfältige Datenmessungen und Analysemöglichkeit
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • kostenlose Offline-Karten
  • hervorragende Navigation
  • sehr gute Akku-Laufzeit
  • helles, scharfes AMOLED-Display

Contra

  • Herzfrequenzmessung teilweise ungenau
  • Trainingsdaten nicht allgemeinverständlich aufbereitet
Titelbild: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.


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