Spiralkabel selbst machen – so verschönerst du deine Kabel
20-4-2021
Kabel sind unsexy – ausser Spiralkabel. Die versprühen Retro-Charme. Da steh ich voll drauf und bastle ich mir selbst eins.
Kürzlich habe ich meiner DIY-Tastatur ein Facelift verpasst. Leser Anonymous findet die Tastatur zwar echt gut, aber er interessiert sich mehr für was anderes auf meinem Pult.
Um deine Frage zu beantworten: Eigentlich habe ich nichts zu Kabeln geplant, aber gute Idee. Leser Neonpower kommt mir dann mit einer Antwort zuvor und outet mich auch gleich noch als gelegentlichen Aliexpress-Käufer:
Erwischt.
Das brauchst du
Das Wichtigste ist ein passendes USB-Kabel für deine Tastatur. Also eines mit den entsprechenden Anschlüssen. Es sollte mindestens zwei Meter lang sein. Spiralen im Kabel brauchen enorm Kabellänge. Bei 2 Zentimeter Durchmesser brauchst du für eine Spirale über 6 Zentimeter Kabel. Weiter brauchst du Paracord, wenn du das Kabel in einer sexy Hülle verpacken – auf Englisch «sleeven» – willst. Hier solltest du je nach Kabeldicke bis zur doppelten Länge, deines USB-Kabels haben. Damit du die Paracord-Hülle am Kabel befestigen kannst, benötigst du Schrumpfschläuche. Hinzu kommen noch die Verbindungselemente: Die GX16-Stecker mit vier Pins – auch Aviator genannt. Die gibt’s als Einziges nicht bei digitec/Galaxus zu kaufen. Wenn du aber danach googlest, findest du sie auf anderen Plattformen.
In der oben erwähnten Antwort schreibt Neonpower, dass du unbedingt 5-Pin-Stecker brauchst. Da USB-C-Kabel nur 4 Drähte haben, wäre ein fünfter Pin aus meiner Sicht überflüssig. Ich denke, dass das erwähnte Kabel nicht genug Saft liefern kann. Kabel ist ja nicht gleich Kabel und bei Smartphones eignet sich auch nicht jedes Kabel zum Schnellladen.
Damit du deine Arbeit verrichten kannst, brauchst du noch Werkzeug: Ein Seitenschneider, ein Lötkolben mit Lot, etwas Klebeband, eine Heissluftpistole und ein rundes Stück Holz oder Metall.
Das wär’s. Bei meinem Projekt stütze ich mich auf die Anleitung von Youtuber Fizo.
Darauf musst du achten
Ich will dich jetzt nicht mit allen Einzelheiten langweilen. Fizo erklärt das in seinem Video exzellent. Dennoch kann ich dir mit meiner ersten Erfahrung weitere Tipps geben.
Erstmal zum Kabel: Die Dicke des USB-Kabels bestimmt auch die Dicke des Paracords, den du zum Sleeven benötigst. Typ 3, den ich verwendet habe, ist etwa 4 Millimeter dick. Da auch mein USB-Kabel 4 Millimeter ist, war es ein Gewurstel, den Paracord da drüber zu stülpen. Deshalb habe ich das Kabel mit etwas G-Lube eingeschmiert. Dennoch dauerte es ungefähr einer halbe Stunde bis ich das etwa 1,5 Meter lange Kabel übergezogen hatte. Insgesamt habe ich ungefähr 3 Meter Paracord gebraucht, um das USB-Kabel zu überziehen.
Wie gross die Spiralen deines Kabels werden, entscheidet der Durchmesser des runden Holz- oder Metallstabs, das du verwendest. Ich habe mich für ein Rundholz mit 2 Zentimeter Durchmesser entschieden. Das erhitzt sich weniger schnell als Metall. So verbrenne ich mir nicht die Hände. Für alle, bei denen die Alarmglocken läuten: Wenn du das Holzstück nicht gerade für mehrere Minuten in die Pistole selbst steckst, entzündet es sich nicht.
Bei meiner Heissluftpistole wähle ich die höchste Stufe, was 550° Celsius entspricht. Damit das Paracord nicht schmilzt, erwärme ich das Kabel in etwa 15 Zentimetern Distanz während 5 Minuten. Ein erster Test mit einem bereits ummantelten, defekten USB-Kabel hat mir gezeigt, dass ich nicht näher ran sollte. Bei dem Versuch ist das Paracord geschmolzen.
Der Clou am Spiralkabel machen ist, dass du es nach dem Erwärmen nochmal neu Aufrollen musst. Allein durchs Erhitzen behält das Kabel seine Spiralform nicht. Nachdem das Kabel abgekühlt ist, rollst du es in die entgegengesetzte Richtung nochmal über den Holz- oder Metallstab. Das klingt kompliziert, ist es eigentlich nicht. Dennoch habe ich es beim ersten Mal falsch gemacht. Das Kabel war dann überhaupt nicht mehr spiralig. Ich musste es dann erneut Erhitzen.
Am besten schaust du dir das Video von Fizo ganz genau an und rollst das Kabel auch bereits zu Beginn gleich auf wie er. Da ich Linkshänder bin, habe ich es zum Erwärmen anders aufgerollt und dann beim erneuten Aufrollen falsch gemacht, weil ich mich an seine Anleitung gehalten habe. Wenn du’s richtig machst, behält das Kabel seine Spiralform und federt richtig toll. Leider ist es bei meinem Versuch nicht ganz gleichmässig gekommen. Ich gehe davon aus, dass ich das Kabel beim Erwärmen nicht eng genug aufgerollt habe. Für den ersten Versuch bin ich jedoch zufrieden.
Anders als es Fizo zeigt, empfehle ich dir, das Rückwärtsaufrollen vor dem Anbringen der Verbindungsstecker zu machen. Auf diese Weise hast du das lästige Gewicht des GX16-Steckers noch nicht am Kabel hängen. Beachte, dass du das weibliche Verbindungsstück auf der USB-A-Seite anbringst. So schreibt es auch jemand als Kommentar beim Video. So beugst du eventuellen Kurzschlüssen vor.
Beim Löten ist Vorsicht geboten, dass du alles korrekt verdrahtest und darauf achtest, dass sich die Drähte nicht berühren. Auch bei aller Vorsicht kann es vorkommen, dass dein Kabel einen Kurzschluss verursachen kann. Ich empfehle dir deshalb, das Kabel nicht gleich an deinen PC zu hängen. Ich habe es an einem alten Smartphone getestet. Dennoch: Wie immer bei DIYs mit Elektronik ist Vorsicht geboten. Du machst es auf eigene Gefahr.
Fazit: Macht spass, braucht aber Übung
Dank Paracord und Spiralen verleihst du deinem Set-up eine individuelle Note. Bei der Farbwahl und der Dicke der Spiralen hast du schier grenzenlose Möglichkeiten.
Mir hat es einen Heidenspass gemacht, das Kabel zu verschönern. Leider ist es beim ersten Versuch noch nicht ganz so gekommen, wie ich es gerne gehabt hätte. Da hat es der Händler bei Ali mehr im Griff. Ich bleibe aber auf jeden Fall dran. Hast du es einmal gemacht, ist es keine Hexerei mehr und deine Kabel sehen bald aus wie gekauft.
Kevin Hofer
Senior Editor
kevin.hofer@digitecgalaxus.chTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.