Hintergrund
Samsung-TV-Chef im Gespräch: «Wir brauchen kein Dolby Vision für ein gutes Bild»
von Luca Fontana
OLED oder LCD? Der Samsung S95D verwischt die Grenzen. Mit seiner innovativen Anti-Reflektionsschicht vereint er die Vorteile beider Welten: Perfektes Schwarz und lebendige Farben, selbst in hellen Räumen.
Full Disclosure: Der Fernseher, die 65-Zoll-Version des S95D, wurde mir von Samsung zum Testen zur Verfügung gestellt. Ich möchte betonen, dass ich meine Tests unabhängig durchführe und Samsung keinerlei Einfluss auf das Testergebnis oder meine Bewertung hat.
Wenn OLED-Hersteller wie LG, Sony oder Samsung ihre neuen Flaggschiffe ankündigen, dann werben sie meist mit revolutionärem Panel, leistungsstärkerem Prozessor und einer daraus resultierenden, nie zuvor gesehen Spitzenhelligkeit. Dies, weil OLED-Fernseher technologiebedingt nicht gleich hell strahlen wie ihre LCD-Konkurrenz. Das macht sie gerade tagsüber unterlegen: Sind die TVs nicht hell genug, machen es dir die Reflektionen auf dem dunklen Bildschirm schwer, etwas zu erkennen.
Samsung geht dieses Jahr einen anderen Weg. Und der ist genauso trivial wie clever: Eine ganz neue Anti-Reflektionsschicht soll den TV nicht etwa mit der Raumhelligkeit um die Wette strahlen lassen, sondern stattdessen einfach das Umgebungslicht absorbieren und, nunja, zur Hölle schicken.
Ich muss schmunzeln. Denn genau in dieser Einfachheit, jenseits der üblichen Superlativen und Marketing-Schlagworten, steckt unheimlich viel Eleganz – und ein waschechter Game-Changer.
Samsung bleibt seinem modernen und schlanken Design samt schmalen Rändern ohne Schnickschnack treu. Gut so. Das «Infinity One»-Design, Samsungs Markenzeichen, gefiel mir schon immer gut. Zusammengehalten wird der Fernseher von einem eleganten Alurahmen vorne und einer schwarzen Plastik-Abdeckplatte hinten. Dazu der geschwungene, hauchdünne Standfuss. Der fällt zwar nicht gross auf, aber in der Tiefe misst er satte 27 Zentimeter. Je nach TV-Möbel könnte der Platz für eine Soundbar vor dem Fernseher also knapp werden.
Etwas mehr Platz lässt Samsung dafür zwischen der unteren Kante des Panels und dem TV-Möbel: sieben Zentimeter. Das sollte für die meisten Soundbars genügen. Ist nämlich der Infrarot-Sensor für die Fernbedienung verdeckt, wird das Ein- und Ausschalten des Fernsehers zum Krampf.
Ebenfalls zum Gesamtpaket gehört die bei Samsungs Top-Modellen übliche One-Connect-Box. Also das kleine Kästchen, das die üblicherweise im Panel verbauten Anschlüsse ersetzt. Nur ein einziges, unauffälliges Kabel verbindet die Box mit dem TV und liefert nebst Video- und Audiosignalen auch Strom. Das gibt dir die Möglichkeit, die Box und den ganzen Kabelsalat elegant in eine Schublade deines TV-Möbels verschwinden zu lassen.
Seitlich betrachtet ist Samsungs S95D genau gleich dünn wie sein Vorgänger – etwa einen Zentimeter messe ich. Und dank der One-Connect-Box, die einiges an Hardware-Komponenten wie etwa Prozessor und Motherboard externalisiert, wird das Panel auch weiter unten nicht dicker. Damit lässt sich der Fernseher wunderbar an eine Wand montieren – dafür benötigst du allerdings eine nicht mitgelieferte VESA-400×300mm-Halterung. Die findest du bei uns hier im Shop.
Zu den Specs. Samsungs S95D bietet Folgendes:
Alle vier HDMI-Eingänge unterstützen HLG, HDR10 und HDR10+. Dolby Vision fehlt hingegen noch immer. Leider. Daran ändert sich wohl auch in Zukunft nichts. Erst Anfang Jahr erklärte mir Nathan Sheffield, Samsungs damaliger Head of TV und Audio Europa, im Gespräch: «Ich bin mir nicht sicher, was Dolby Vision Samsung bringt, was wir nicht eh schon können.»
Dafür beherrscht der S95D Dolby Atmos, inklusive Passthrough, falls du den Sound zu einem externen Soundsystem weiterleitest. DTS-Audioformate werden hingegen weder von den eingebauten Lautsprechern unterstützt noch vom TV durchgeschleust. Stattdessen werden sie als weniger hochwertiges Multichannel-PCM-5.1-Audio wieder- und weitergegeben.
*Was jetzt kommt, geht tief in die Materie. Ich messe mit professionellem Werkzeug von Portrait Display, um eine objektive Einordnung der Bildqualität zu erhalten. Falls dich Details und Diagramme nicht interessieren, kannst du die folgende Kurzversion lesen und danach zum Kapitel «Das Bild: Realistische Farbwiedergabe mit leichten Schwächen» scrollen.
Die wichtigsten Erkenntnisse in Kürze:
Zu den Messungen. Ich habe alle Bildschirm-Modi des Fernsehers ausgemessen, ohne eine Kalibrierung vorzunehmen – so, wie das Gerät aus der Verpackung kommt. An den Einstellungen habe ich nur wenige Änderungen vorgenommen:
Die besten Messwerte bei allen Arten von Inhalten hat – wie im vergangenen Jahr – der Filmmaker-Modus erzielt. Ausser beim Gamen, dafür solltest du aufgrund des Input-Lags immer den Gaming-Modus nehmen.
Schauen wir uns jetzt die Helligkeit des S95D an. In der Grafik unten vergleiche ich ihn mit seiner grossen Konkurrenz, LGs G4, seinem direkten Vorgänger, dem S95C, und Sonys letztjährigem QD-OLED-Modell, dem A95L.
Was soll ich sagen? Samsungs diesjähriges OLED-Flaggschiff – strenggenommen QD-OLED-Flaggschiff, aber Samsung redet nicht gern von QD-OLED, wieso auch immer – belegt den Spitzenplatz:
Samsungs S95D erreicht bei einer Fenstergrösse von zehn Prozent eine Spitzenhelligkeit von ausgezeichneten 1627 Nit. Also etwa 200 Nit heller als jeder andere von mir je getestete Spitzen-OLED-Fernseher. Oder in anderen, für dich womöglich aussagekräftigeren Worten: Vor ein paar Jahren galten solche Zahlen als irre Utopie, zumindest bei OLEDs.
Bei der Helligkeit im 100-Prozent-Fenster – also einem Bildausschnitt so gross wie das gesamte Display selbst – gibt sich Samsungs S95D ebenfalls keine Blösse. Mit 292 Nit überstrahlt er auch da seine OLED-Konkurrenz, wenn auch «nur» um etwa 40 Nit. Das ist gerade mal genug, um den Unterschied zu sehen, wenn du den S95D und LGs G4 direkt nebeneinander stellen würdest. Aber du müsstest ganz genau hinschauen. Trotzdem: Eins zu Null für Samsung.
Schauen wir uns an, wie gut Samsungs diesjähriges Flaggschiff Weiss, Farben und Grautöne abbildet. Das will ich in drei Fragen beantworten:
Jedes Pixel im Samsung S95D besteht aus einem roten, grünen und blauen Subpixel. Weiss entsteht, wenn sie alle gleichzeitig und gleich stark strahlen. Die volle Helligkeit erzeugt also das hellste Weiss. Die niedrigste Helligkeit hingegen das dunkelste Weiss. Oder besser: Schwarz, oder «True Black» bei OLEDs. Dazwischen befinden sich demnach unterschiedlich helle Grautöne. Darum spricht man im Englischen auch von der Grayscale-Messung.
Je grösser der Unterschied zwischen dem hellsten und dunkelsten Bildpunkt, desto besser die Kontrastwerte. Eine Kontrastmessung spare ich mir aber, denn wie alle OLEDs kann Samsungs S95D einzelne Pixel komplett ausschalten. Damit tendiert das Kontrastverhältnis gegen unendlich.
Die Grayscale-Messung bei Samsungs S95 ist sehr gut. Vom angepeilten Sollwert weichen die Grautöne nur ein wenig ab: Ich messe ein durchschnittliches DeltaE von 1,8 – auch wenn in helleren Grautönen der Blauanteil etwas zu hoch und der Rotanteil etwas zu tief ist. Fürs ungeübte Auge ist die Abweichung allerdings kaum sichtbar. Zum Vergleich: LGs G4 erreichte bei meiner Grayscale-Messung ein DeltaE von 1,1.
Bei der Abdeckung der Farbräume messe ich:
Samsungs S95D kommt beim wichtigen Farbraum DCI-P3 auf ausgezeichnete 99,95 Prozent Abdeckung. Das ist sogar mehr als die 96,58-Prozent-Abdeckung, die der G4 von LG erreicht hat. In der Praxis macht das aber keinen sichtbaren Unterschied.
Bei der Abdeckung des sehr grossen BT.2020-Farbraums hingegen schneidet Samsungs QD-OLED-Flaggschiff mit 89,77 Prozent sehr gut ab. OLED-Fernseher wie LGs G4 etwa kommt da nur auf 71,64 Prozent. Das liegt an der Technologie: Derzeit erreichen nur QD-OLED-Fernseher eine etwa 90-prozentige Abdeckung des BT.2020-Farbraums. Daher kalibriert die Film- und Serienindustrie ihre HDR-Inhalte im viel weiter verbreiteten DCI-P3-Farbraum. Die BT.2020-Abdeckung dient also eher als Indikator für die Zukunftstauglichkeit eines Fernsehers.
Zur dritten Frage: der Farbtreue. Sie beschreibt, wie akkurat Farben dargestellt werden. Wie schon bei den Graustufen wird die Abweichung vom Fernseher zum Referenzwert als DeltaE bezeichnet. Die weissen Kästchen zeigen die vom Testbildgenerator an den Fernseher gesendeten Referenzfarben an, die schwarzen Kreise die tatsächlich gemessenen Farben.
Auch hier erzielt Samsung mit einem DeltaE von 2,18 einen besseren Wert als LGs G4 mit einem DeltaE von 2,95. Zur Erinnerung: Samsung unterstützt kein Dolby Vision, LG schon. Aus der Verpackung heraus, also ohne Kalibrierung, besitzt Samsung im Filmmaker-Mode eine grössere Farbtreue als LGs G4 im Dolby-Vision-Modus. Zumindest in Zahlen. Die Praxis folgt gleich weiter unten. Allerdings möchte ich gesagt haben, dass beide Modelle unter dem angepeilten DeltaE-Wert von 3 bleiben – und dass der Unterschied von blossem Auge kaum sichtbar ist, nicht mal für Experten.
Per se messbar sind Reflektionen auf dem Bildschirm nicht. Trotzdem ist es wichtig, in Tests auf sie einzugehen. Im ersten Vergleich nehme ich ein Bild von meinem Test mit Sonys Bravia 9 hinzu, einem Mini-LED-Fernseher. Die Fotos sind um die Mittagszeit herum entstanden und ohne den Versuch, das Zimmer extra abzudunkeln.
Das ist kein Fehler: Das Bild links ist tatsächlich das ausgeschaltete, genau so abfotografierte Display des Samsung S95D. Spiegelungen? Reflektionen? Nada. Dabei ist es wirklich hell in meinem Wohnzimmer. Zu sehen ist das auf dem Sony Bravia 9 rechts, bei dem nicht nur die orange Zimmerlampe deutlich zu erkennen ist, sondern sogar der Fotograf (ich) und die gesamte Wohnung! Dazu: unschöne Regenbogen-Schlieren.
Sicher, mit eingeschaltetem Bild strahlt selbst Sonys Bravia 9 mit seinen über 3000 Nit Spitzenhelligkeit genug, um die Schlieren und Reflektionen auch in dunklen Szenen zu kaschieren. Komplett weg sind sie aber nicht. Bei Samsungs S95D mit «nur» 1627 Nit Spitzenhelligkeit schon. Etwa am Anfang bei «Blade Runner 2049»:
Du siehst, weshalb ich eingangs von «unheimlich viel Eleganz» und einem «waschechten Game-Changer» sprach? Ich bin jedenfalls baff. Dank diesem Vergleich umso mehr. Da schreibe ich seit Jahren, dass sich LCD-Fernseher in hellen Zimmern besser eignen als OLED-Fernseher, weil sie heller strahlen. Und dann kommt Samsung, haut eine neue Anti-Reflektionsschicht auf sein Display und ändert alle geltenden Gesetze.
«Well, well, well. How the turntables …»
Eines noch: Ja, nicht nur die Reflektionen im Bild werden matter und dadurch viel weniger aufdringlich, sondern auch das Display selbst. Das könnte bei der Käuferschaft auf Ablehnung stossen. Denn der «glossy» Look, ein Markenzeichen von OLED-Displays, geht verloren. Meine vor ein paar Monaten geäusserte Befürchtung, dadurch könnten auch die Farben deutlich weniger kräftig und kontrastreich wirken, hat sich aber nicht bewahrheitet. Und selbst wenn: Dass ich auch mittags selbst in dunkelsten Szenen was sehen kann, finde ich sowieso viel wichtiger.
Das Bild ist für einen OLED-Fernseher also sehr hell und bietet ab Werk eine gute Farbtreue. Theoretisch. Doch wie sieht es in der Praxis aus?
Kommen wir zum direkten Vergleich mit LGs aktuellem Flaggschiff, dem OLED G4, und Sonys diesjährigem Spitzenmodell, dem Bravia 9 – so haben wir auch noch den Vergleich mit einer anderen Display-Technologie. Laut Sony ist der Anspruch ohnehin, dass sich der Bravia 9 mit sämtlichen Top-TVs messen soll und nicht nur mit anderen LCD-Fernsehern.
Falls dich die Tests der beiden anderen Fernseher interessieren, die findest du hier:
Um die Farbgenauigkeit eines Fernsehers auf die Probe zu stellen, wähle ich gerne «Guardians of the Galaxy, Vol. 2». Eine Szene eignet sich hervorragend: Hier muss der TV die feinen Details von Drax' Tätowierungen ohne Überbelichtung darstellen, eine gewisse Bilddynamik aufweisen und Egos Palast in sattem Abendrot erstrahlen lassen. Der Samsung S95D fängt dabei die vom Regisseur beabsichtigte kitschige «Golden Hour»-Atmosphäre des Planeten sehr gut ein.
Im Vergleich zu LGs G4 und Sonys Bravia 9 empfinde ich das Samsung-Bild aber als einen Ticken zu fade. Als ob da der «Punch» fehlt. Da mag ich die warmen, rötlichen Hauttöne bei LG und Sony lieber, auch wenn Sonys Bild für meinen Geschmack einen etwas zu starken gelb-grünlichen Stich hat.
Um für etwas Abwechslung zu sorgen, habe ich noch eine Szene aus «Avatar: The Way of Water» zum Testen eingefügt, wo Grün- und vor allem Blautöne dominieren. Vor allem beim bläulichen Hautton der naturverbundenen Na’vi fällt rasch auf, dass LGs G4 etwas mehr Dynamik hat und bei Sonys Bravia 9 das Grün des Dschungels etwas mehr «poppt». Spannend: Sowohl Samsung als auch Sony zeichnen die Hautfarbe der Na’vi etwas grauer als LG. Das wirkt realistischer.
Ähnlich sehe ich es auch bei «James Bond – Skyfall», als James und Q im Museum ihren Blick einem nicht zufällig gewählten Gemälde zuwenden: ein majestätisches, in die Jahre gekommenes Kriegsschiff, das der Verschrottung zugeführt wird. Ein subtiler Hinweis auf Bonds eigene Situation.
Hier zeichnen Samsungs S95D das natürlichere Bild als LGs G4 und Sonys Bravia 9. Ich achte dabei vor allem auf die Hauttöne. Diesbezüglich wirken LG und Sony schon fast ein wenig übersättigt, auch wenn ich persönlich die warmen Farbtöne immer noch lieber mag. Geschmacksfrage, schätze ich.
Wie schlägt sich Samsungs QD-OLED-Fernseher bei dunklen Szenen? Für diesen Test kommt die erste Szene aus «Blade Runner 2049» zum Zug.
Hier passiert etwas Interessantes: Samsungs S95D hat in den helleren Bildbereichen, zum Beispiel beim Fenster, einen leichten grün-bläulichen Stich. LGs G4 hingegen hat einen Rotstich. Beides Dinge, die schon die Messungen oben (siehe «Weissabgleich») ankündigten. In den dunklen Bildbereichen ist es dafür LG, das einen leichten Grünstich hat. Samsungs S95D kommt da recht ausgeglichen daher.
Abgesehen davon zeichnen aber beide Fernseher ein wunderbar dunkles Bild. Filmst du nämlich im Gegenlicht, ist es normal, dass Details in schwarzen Silhouetten «verschluckt» werden – Black Crush genannt. Ich mag das. Überraschend für mich schluckt Samsungs S95D aber mehr Details, obwohl er in der Theorie heller strahlen könnte. Sonys Bravia 9 hingegen gibt erwartungsgemäss am meisten Details in dunklen Szenen preis. Kein Wunder, so hell, wie der LCD-Fernseher dank Mini-LED-Hintergrundlicht strahlt.
Ein letzter Bildtest: Detailwiedergabe in hellen Bildbereichen. Achte im folgenden «Jurassic World»-Beispiel beim Samsung S95D auf die Sonne im Hintergrund: Selbst in einem so hellen Bildbereich bleiben die Abstufungen der Orangetöne am Himmel fein genug, um die Sonne klar als Kugel zu erkennen. Dadurch entstehen keine sichtbaren weissen Ringe um die Sonne.
In dieser Disziplin geben sich auch LGs G4 und Sonys Bravia 9 keine Blösse. Allerdings musste ich bei LG dafür in den Einstellungen die glatte Abstufung bei HDR-Inhalten auf «Mittel» stellen.
Der Prozessor ist das Gehirn des Fernsehers. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Bildsignale zu empfangen, zu verarbeiten und darzustellen. Dabei erkennt der Prozessor schlechte Bildqualität und wertet sie auf, indem er Rauschen entfernt, Farben verstärkt, Kanten glättet, Bewegungen flüssiger macht und fehlende Pixel-Informationen ergänzt.
Auch bei Samsung habe ich mich mal wieder für einen der anspruchsvollen Judder-Tests entschieden. Judder, ein Ruckeln oder gar Stottern bei langsamen Kamerabewegungen, ist ein Phänomen, das bei allen Fernsehern auftreten kann. Der Film «1917» von Sam Mendes mit seinen langen, gleichmässigen Kamerafahrten ist ideal, um das zu beobachten. Achte beim Vergleich besonders auf die vertikalen Balken in der Scheune: Laufen sie flüssig durchs Bild oder zeigen sie besagtes leichtes Stottern?
LG zeigt dank seinem neuen Alpha-11-Prozessor immer noch, wo der Hammer hängt: Von Judder ist kaum eine Spur zu sehen. Samsung und Sony halten aber super mit. Auch, weil ich die Standardeinstellungen unter «Klarheit» leicht angepasst habe: Judder auf «Minimum» und Unschärfeminderung auf «10». Vergangenes Jahr änderte ich beim Vorgänger, dem S95C, nichts. Das sah dann so aus:
Du merkst, wieso ich in die Einstellungen eingreifen musste. Allerdings soll auch viel am Neural-Quantum-Prozessor gewerkelt worden sein, wurde mir von Samsung gesagt.
Nächste Szene aus «1917». Auch hier sorgt Mendes’ Kameraarbeit für eine immense Herausforderung für die meisten Prozessoren. Gerade bei harten Kanten vor verschwommenem Hintergrund, etwa um die Helme der beiden Soldaten herum. Dort müssen sowohl der Prozessor als auch die Pixel unheimlich schnell reagieren.
Samsungs neuer Neural-Quantum-Prozessor hält auch in diesem Beispiel gut mit LGs Alpha 11 mit. Unterschiede in der Darstellung der stark fliessenden Kamerabewegung müsste ich mit der Lupe suchen gehen. Das Kompliment gilt übrigens auch für Sonys Bravia 9 mit seinem XR-Master-Drive-Prozessor.
Als Nächstes das Apple-Original «For All Mankind». Hier möchte ich testen, wie lange es dauert, bis ein einzelnes Pixel seine Farbe ändert. Geschieht dies nicht zügig genug, wirkt es für dich, als ob das Bild verwischt – dieser Effekt wird als «Ghosting» bezeichnet. Achte besonders auf den unten links eingeblendeten Text, wenn die Kamera über die Mondlandschaft schwenkt.
Probleme? Fehlanzeige. Bei Samsung, LG und Sony bleiben die eingeblendeten Texte stets gestochen scharf. Das ist aber alles andere als selbstverständlich. Um zu zeigen, was ich meine, habe ich am Ende einen Vergleich mit dem C82-Modell von TCL hinzugefügt. Fairerweise sei erwähnt, dass es sich um ein zwei Jahre älteres Gerät handelt. Das Beispiel soll daher lediglich als Illustration dienen, zumal TCL bei den Nachfolgemodellen bereits deutliche Verbesserungen erzielt hat.
Nun zum anspruchsvollsten Test: Ich will herausfinden, wie gut der Prozessor minderwertige Quellen verbessern kann, sei es Blu-rays, Live-TV oder «The Walking Dead». Diese Serie wurde absichtlich auf 16-mm-Film gedreht, um durch das alte Filmkorn und das Bildrauschen eine beschädigte, postapokalyptische Atmosphäre zu vermitteln.
Achte vor allem auf die dunkle Fläche zwischen den beiden verfeindeten Männern. Bei LG im ersten Vergleich rechts entsteht fast kein Bildrauschen. Fast keine Kompressions-Artefakte. Dazu ist das Bild scharf gezeichnet, angenehm warm, satt und trotzdem natürlich. Bei Samsung und Sony hingegen sind besagte Unreinheiten klar zu erkennen. Und das, obwohl ich bei Samsung sogar versucht habe, in den Einstellungen das Bildrauschen zu reduzieren.
Beim Messen der Farbkorrektheit im Gaming Mode komme ich auf ein durchschnittliches Delta E von guten 3,41 (lies oben bei «Weissabgleich, Farben und Grautöne» nach, falls dich das Thema im Detail interessiert). Das ist einer der besseren Werte, die ich im Gaming Mode eines Fernsehers gemessen habe – sogar etwas besser als LGs G4.
Zum Thema Input-Lag, also der Eingabeverzögerung: Mit dem Messgerät von Leo Bodnar messe ich einen durchschnittlichen Input-Lag von 10,4 Millisekunden bei einem UHD-Bild mit 60 Bildern pro Sekunde und aktiviertem HDR. Das ist ein sehr guter Wert und fast auf demselben Niveau wie LGs G4 – der schafft hier 9,8 Millisekunden. Zudem liegt der Wert unterhalb der 20 Millisekunden, die ein Game Mode im Jahr 2024 erreichen sollte.
Abgesehen davon unterstützt der Fernseher alle für Gamer relevanten Features:
Dazu ist Samsung, ebenso wie Sony, LG, Philips, TCL und Panasonic, eine Partnerschaft mit grossen Spielestudios eingegangen. Das Ergebnis ist die HGiG – die HDR Gaming Interest Group. Laut Hersteller soll damit sichergestellt werden, dass HDR so dargestellt wird, wie es die Spieleentwickler vorgesehen haben, etwa beim Spielen von «Spider-Man 2» auf meiner PlayStation 5.
Was Samsung hier präsentiert, ist ein visuelles Highlight. Mit flüssigen 120 Bildern pro Sekunde stürze ich mich rasant durch die Häuserschluchten, bezwinge Gegner in intensiven Gefechten dank minimalem Input-Lag und geniesse das mühelose Gleiten über New Yorks Dächer. Lebendige Farben, makellose Kontraste mit sattem Schwarz und ein Bild, das auch bei schnellen Bewegungen gestochen scharf bleibt, runden den mehr als befriedigenden Gaming Mode ab.
Samsung setzt auf Tizen, das 2021 komplett überarbeitet wurde und seitdem etwas mehr an Google TV erinnert. Sprich: Beim Druck auf die Hometaste öffnet sich ein ganzes Fenster voller Kacheln. Von dort kannst du auf deine TV-Apps oder verschiedenen HDMI-Eingängen zugreifen.
Viel mehr gibt’s eigentlich nichts zu sagen. Wie bei Google TV sind da immer noch nervige Film- und Serien-Empfehlungen, die ich nie brauche. Immerhin fühlt sich das Navigieren im Menü und zwischen den Apps sehr flüssig und reaktiv an – dank gutem Prozessor. Und wie schon seit eh und je gibt’s auch dieses Jahr wieder den «Ambient»-Mode. Dabei wechselt der TV in einen Kunst-Modus. Dort kann ich entweder eine Uhr, ein Gemälde oder ein Bewegtbild anzeigen lassen. Das ersetzt bei niedriger Energie und Helligkeit das rechteckige, schwarze Loch im Wohnzimmer, das ein ausgeschalteter Fernseher ansonsten ist.
Samsungs S95D ist ein Fernseher, der mit seiner innovativen Anti-Reflektionsschicht beeindruckt und damit das Spielfeld zwischen OLED und LCD-Fernsehern neu definiert. Selbst in hellen Räumen liefert er ein gestochen scharfes Bild mit sattem Schwarz und lebendigen Farben.
Der leistungsstarke Neural-Quantum-Prozessor sorgt für flüssige Bewegungen und sehr gutes Upscaling, während der Gaming-Modus mit minimalem Input-Lag und 120Hz-Unterstützung für ein immersives Spielerlebnis sorgt.
Obwohl die gemessene Farbtreue exzellent ist, kommt die Farbwiedergabe in der Praxis nicht ganz so lebendig rüber wie bei einigen Konkurrenten. Dazu fehlt Dolby Vision – für viele immer wieder ein Killer-Kriterium. Dennoch: Der S95D überzeugt mit seiner Gesamtleistung und ist besonders für alle geeignet, die Wert auf ein reflektionsarmes Bild in hellen Räumen legen.
Pro
Contra
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»