Lorenz Keller
Ratgeber

Rugged Phones: Der Kampf um die Catphone-Nachfolge ist eröffnet

Die Pleite der Bullitt Group mit Brands wie Cat oder Land Rover reisst eine Lücke bei den Outdoor-Smartphones auf. Beim Mobile World Congress schicken sich aber mehrere Hersteller an, diese zu schliessen. Ich habe mir vier Marken angeschaut.

Die Hersteller von sogenannten Rugged Phones verfolgen unterschiedliche Ansätze. Einige kommen aus dem Profibereich und erfüllen Standards, die Unternehmen verlangen, andere richten sich eher an Outdoor-Fans und sind einfach stabil und ausdauernd.

Was die Hersteller alle gemeinsam haben: Mit dem Auftritt auf der Techmesse in Barcelona wollen sie zusätzliche Marktanteile gewinnen. Diese sind frei geworden, weil mit der Insolvenz der Bullitt Group ein grosser Player verschwunden ist.

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    Hersteller von Catphone konkurs, alle Mitarbeitenden entlassen

    von Lorenz Keller

RugGear: Von den Profis profitieren

Sicherheitsbereich, Industrie, öffentliche Verwaltung – überall dort sind RugGear-Geräte im Einsatz. Der deutsche Hersteller erfüllt auch spezielle Anforderungen von Unternehmenskunden oder Zertifizierungen wie einen Explosionsschutz.

Das RG440 erinnert an ein Funkgerät, läuft aber mit Android und über Mobilfunk.
Das RG440 erinnert an ein Funkgerät, läuft aber mit Android und über Mobilfunk.
Quelle: Lorenz Keller

Das ist gut an der ersten Neuheit am MWC erkennbar. Das RugGear RG440, das im Spätsommer auf den Markt kommt, ist eher ein Funkgerät als ein Smartphone – basiert aber auf Android und nutzt 5G und spezialisierte Apps für Push-to-Talk. Eine begehrte Gerätekategorie, da viele Unternehmen kein spezifisches Funknetz mehr betreiben.

Die zweite Neuheit ist auch für Privatanwender spannend: Das Mitte des Jahres auf den Markt kommende RG880 ist ein stabiles und robustes Gerät mit 5,5-Zoll-Touchscreen. Die Spezialität: Der 4500 mAh grosse Akku ist ohne Schrauben zu lösen austauschbar. Der Lautsprecher ist mit 103 Dezibel besonders laut, so dass du das Klingeln des Handys auch bei lautem Lärm hörst. Zudem gibt’s Anschluss-Pins für Headsets und Funkmikrofone und auch eine frei belegbare Taste, mit der du das Telefon – mit entsprechenden Push-to-Talk-Apps – wie ein Funkgerät nutzen kannst.

Die Preise der zwei Neuheiten sind noch nicht bekannt.

Der Akku des RG880 lässt sich ohne Werkzeug austauschen.
Der Akku des RG880 lässt sich ohne Werkzeug austauschen.
Quelle: Lorenz Keller

Ulefone: Mit Nachtsicht und Wärmebild

Das Ulefone Armor 25 Pro sieht zwar etwas eleganter aus als die RugGear-Geräte, ist aber ebenfalls für den Outdoor-Einsatz konzipiert. Das Smartphone ist gemäss IP69k-Standard wasser- und staubdicht. Zusätzlich zum bekannten IP68-Standard besteht ein Schutz gegen Eindringen von Wasser bei Hochdruck- und Dampfstrahlreinigung und das auch bei heissem Wasser.

Das Ulefone-Flaggschiff hat drei Besonderheiten: Der Akku ist mit 6500 mAh sehr gross und kann mit 30 Watt drahtlos geladen werden. Neben der 50-Megapixel-Hauptkamera finden zwei aussergewöhnliche Sensoren Platz: Eine Wärmebildkamera und eine Infrarotkamera für Nachtsicht.

Das Armor 25 Pro von Ulefone sieht fast aus wie ein normales Smartphone.
Das Armor 25 Pro von Ulefone sieht fast aus wie ein normales Smartphone.
Quelle: Lorenz Keller

Der verbaute Prozessor ist ein Mediatek Dimensity 6100+ mit 8 GB RAM und 256 GB Speicher. Dieser lässt sich per Speicherkarte erweitern, im Slot hat es zusätzlich aber auch noch Platz für eine zweite SIM-Karte.

Preise und Verfügbarkeit sind beim neusten Ulefone ebenfalls noch offen.

Doogee: Elegant ins Gelände

Das neue DK10 von Doogee ähnelt noch etwas stärker einem konventionellen Smartphone als das Ulefone Armor 25 Pro. Das liegt unter anderem an der Rückseite, die mit unterschiedlichen Kunstleder-Applikationen bestückt ist. Eher ungewöhnlich für ein Outdoor-Phone ist auch der 6,67-Zoll-Amoled-Bildschirm mit 120 Hertz Bildwiederholrate.

Der eingesetzte Mediatek Dimensity 8020 ist ein Prozessor der Mittelklasse. Das Handy kommt mit 12 GB Arbeitsspeicher und 512 GB Speicher. Der Akku mit 5150 mAh Kapazität kann mit 120 Watt am Kabel und 50 Watt drahtlos geladen werden.

Die Rückseite des DK10 ist aus Kunstleder.
Die Rückseite des DK10 ist aus Kunstleder.
Quelle: Lorenz Keller

Die Kamera mit 50 Megapixel Hauptsensor, Telelinse mit vierfachem optischen Zoom sowie Weitwinkel-Linse erinnert ebenfalls an ein normales Smartphone der oberen Mittelklasse. Der vierte Sensor ist dann aber besonders: Das Modul mit 64 Megapixeln macht mit Hilfe von zwei Infrarot-Lampen Nachtsichtaufnahmen.

Zum Rugged Style gehört auch die stabile Bauweise ohne Glas auf der Rückseite. Der Screen vorne ist ebenfalls etwas geschützt, da die Kanten des Gehäuses leicht höher sind als der Bildschirm.

Das DK100 dürfte rund 550 Franken oder Euro kosten und soll ab Ende März erhältlich sein.

Blackview: Von allem ein bisschen mehr

Das Blackview BL9000 Pro wirkt mit seinen kupferfarbenen Details auf den ersten Blick ebenfalls recht elegant, zeigt sich beim Hands-on aber als ziemlicher Klopper. Das liegt am grossen Akku mit 8800 mAh, der mit 120 Watt geladen werden kann.

Aber auch am gut geschützten Innenleben des Smartphones: Vorne kommt das bekannte Corning Gorilla Glass Victus zum Einsatz, das Gehäuse ist gemäss IP69K auch gegen heisses Hochdruckwasser geschützt und das Gerät soll von minus 20 Grad bis plus 60 Grad einsatzfähig sein. Bedienen kannst du den 6,78 Zoll grossen Screen übrigens auch mit Handschuhen.

Das BL9000 Pro hat eine Wärmebildkamera von Flir eingebaut.
Das BL9000 Pro hat eine Wärmebildkamera von Flir eingebaut.
Quelle: Lorenz Keller

Das BL9000 Pro hat wie andere Outdoor-Phones auch eine Wärmebildkamera eingebaut. Und zwar ein Sensor von Hersteller Teledyne Flir. Der ist nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer bei Wärmebildkameras und bekannt für sein Profi-Equipment. Mit der Flir-App kannst du Temperatur-Alarme einstellen, Isotherm-Linien darstellen und die Temperatur auch auf kleinen Flächen messen.

Preis und Erscheinungsdatum sind noch nicht bekannt.

Wer sich übrigens fragt, warum ich den Military-Standard bei keinem Smartphone in der Aufzählung erwähnt habe, obwohl ihn alle unterstützen: Das liegt daran, dass dieses Label eine Mogelpackung ist. Welche der Vorgaben ein Gerät in Tests oder auch nur theoretisch erfüllt, ist jeweils unklar. Kollege Martin Jud hat dies schon 2019 beschrieben – der Artikel ist immer noch gültig.

Titelbild: Lorenz Keller

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