Produkttest

Rode Wireless Pro getestet: Diese Funkstrecke kann wirklich was

Debora Pape
2-11-2023

Das Wireless-Pro-Mikrofon von Rode hat einen vielversprechenden Lieferumfang und soll durch professionelle Funktionen und eine große Reichweite bestechen. Ich habe es ausprobiert und bin damit in den Wald gegangen.

Das Wireless Pro ist eine klassische Funkstrecke aus einem Empfänger (RX) und zwei Sendern (TX). «Das ultimative Profi-Aufnahme-Set» – damit setzt Rode hohe Erwartungen für das Wireless Pro. Es soll oberhalb des Wireless Me und Wireless Go, den beiden anderen Rode-Funkstrecken, angesiedelt sein und mit fortgeschrittenen Features speziell professionelle Content Creator ansprechen.

Der Lieferumfang kann sich sehen lassen

Im Karton befinden sich zwei Boxen, in denen sich – bis auf das USB-Kabel – der gesamte Lieferumfang unterbringen lässt. Das finde ich sehr praktisch, denn bei Aufnahmen unterwegs habe ich meistens mit diversen Powerbanks und Kabeln und schon genug Equipment lose herumfliegen.

Die beiden Boxen enthalten den gesamten Lieferumfang des Wireless Pro.
Die beiden Boxen enthalten den gesamten Lieferumfang des Wireless Pro.
Quelle: Debora Pape

Eine der beiden Boxen dient auch als Docking- und Ladestation für die beiden Sendemodule und den Empfänger. Der verbaute Akku der Ladestation soll die beiden Sender und den Empfänger je zweimal vollständig aufladen können, bevor er selbst ans Ladekabel muss.

In der zweiten Box lässt sich der restliche Lieferumfang unterbringen. Eine Anleitung in Papierform oder ein Hinweis auf die ausführliche Online-Bedienungsanleitung fehlt. Abzug gibt das aus meiner Sicht nicht. Immerhin weiß ich, wie man Google bedient – und es spart Papier.

Die zweite Box hat Platz für Windschütze, Lavaliers und Verbindungskabel.
Die zweite Box hat Platz für Windschütze, Lavaliers und Verbindungskabel.
Quelle: Debora Pape

Empfänger und Sendemodule haben auf der Rückseite eine Klammer, mit der du sie am Blitzschuh oder der Kleidung befestigen kannst. Alternativ lassen sich zur Befestigung auch die magnetischen Clips nutzen, die sich aus einem recht starken Magneten und einer kleinen Klammer zusammensetzen.

Für die Aufnahme kannst du direkt in den Sender sprechen oder du steckst eines der beiden mitgelieferten Lavalier-Mikrofone per Klinkenanschluss in den Sender. Den Stecker der Lavalier-Mikrofone kannst du mit einem Gewindering am Sender befestigen, sodass er nicht unbemerkt herausrutschen kann. Das ist ein wenig fummelig, das Plus an Sicherheit macht das aber wett.

Sowohl für die TX-Einheiten als auch für die Lavalier-Mikrofone liegen Windschütze bei. Für die Sender gibt es fünf Fellwindschütze, für die Lavalier-Mikros zwei kleine Aufsteck-Kappen aus Schaumstoff. Beide Windschutzlösungen sitzen ausreichend fest auf den Mikrofonen, der Fellwindschutz wird mit einem kleinen Dreh eingehakt.

Funktions-Check: Gutes Handling

Nach dem Herausnehmen aus dem Lade-Case verbinden sich die Sendemodule automatisch mit dem Empfänger. Am Sender zeigt eine durchgehend leuchtende blaue LED an, dass eine Verbindung zum Empfänger besteht. Blinkt sie, kann der Sender keinen Kontakt herstellen. Der Empfänger zeigt verbundene Sender mit Lautstärkepegel und Verbindungsqualität an.

Das RX-Modul zeigt die verbundenen TX, deren Lautstärke und den Recording-Status.
Das RX-Modul zeigt die verbundenen TX, deren Lautstärke und den Recording-Status.
Quelle: Debora Pape

Zusätzlich zu den beiden mitgelieferten Sendern lassen sich noch weitere Sender koppeln. Über zwei Knöpfe am unteren Rand des Empfängers kannst du die Kopplung und weitere Einstellungen, zum Beispiel das Einpegeln, vornehmen. Das funktioniert den Umständen entsprechend – kleines Display, nur zwei Knöpfe – recht gut. Ein Blick in die Anleitung ist aber notwendig, um alle Einstellungen aufrufen zu können.

Zum Ausschalten des Senders und Empfängers drücke ich 1-2 Sekunden auf den Ø-Button am Gehäuserand. Das gefällt mir sehr gut, denn das lange Drücken minimiert die Gefahr, die Geräte versehentlich auszuschalten. Genau das ist mir immer wieder mit einem On/Off-Schieberegler bei meinem eigenen Mikro, einem Comica «VDLive 10», passiert.

Der Sender mit Windschutz: LEDs zeigen, ob er Verbindung zum Empfänger hat und ob er gerade aufnimmt.
Der Sender mit Windschutz: LEDs zeigen, ob er Verbindung zum Empfänger hat und ob er gerade aufnimmt.
Quelle: Debora Pape

On-Board-Recording bietet Komfort-Funktionen

Du kannst den Empfänger mit dem 3,5-mm-Klinkenkabel oder per USB an eine Kamera oder den PC anschließen – oder du nutzt das Wireless Pro ohne weitere Hardware. Die Sendemodule haben einen internen 32-Gigabyte-Speicher, den du für das On-Board-Recording, also die Backup-Aufnahme, nutzen kannst. Das soll für mehr als 40 Stunden Tonaufnahme reichen. Wenn du nur Audioaufnahmen für eine spätere Bearbeitung benötigst, kannst du sogar auf den Empfänger verzichten.

Das On-Board-Recording ist auch dann sehr hilfreich, wenn die Funkverbindung nicht zuverlässig funktioniert. Die Aufnahmen lassen sich beim Videoschnitt mittels Timecode synchronisieren. Aber Achtung: Die Timecode-Funktion musst du erst in der Rode-Central-App aktivieren und dabei auch berücksichtigen, ob deine Kamera von Haus aus damit umgehen kann.

Das On-Board-Recording ist nicht automatisch aktiv. Standardmäßig musst du es manuell per Knopfdruck auf dem Sender starten. In der App kannst du aber einstellen, dass die Sender sofort aufnehmen, sobald sie eingeschaltet werden. Dass das On-Board-Recording läuft, erkennst du an einer roten LED am Sender und auf dem Empfänger-Display an einem kleinen roten Punkt neben dem entsprechenden Sender.

Neben der Backup-Funktion hat das On-Board-Recording außerdem den Vorteil der 32-Bit-Float-Aufnahme. Das ist bei der Funkübertragung nicht der Fall.

Die On-Board-Recordings lassen sich übrigens nicht vom internen Speicher löschen. Laut Anleitung des Herstellers werden alte Aufnahmen von neuen überschrieben, sobald der Speicher voll ist. Das finde ich unpraktisch. Ich entferne gerne Aufnahmen alter Projekte, sodass der Speicher immer schön aufgeräumt ist. Das ist auch bei Rückgabe oder Verkauf des Mikrofons zu bedenken.

Praxistest: Reichweite und Aufnahmequalität

Einen ersten Mikrofontest führe ich bei mir zuhause durch. Ich stecke den Empfänger in meine GoPro und starte die Aufnahme auf der Kamera. Dann spaziere ich durch das Haus und spreche dabei in eins der TX-Module. Die Funkverbindung über das 2,4-GHz-Band hat sich im Haus über eine Treppe und mehrere offene Räume gut gehalten. Auch das Monitoring am Empfänger via 3,5-mm-Klinken-Kopfhörer funktioniert problemlos.

Danach packe ich das Equipment ein und begebe mich nach draußen in den Wald. Mit Funk-Interferenzen rechne ich dort eher weniger. Der Hersteller gibt für die Funkstrecke bis zu 260 Meter Reichweite an. Das kann ich leider nicht exakt messen, weil ich den roten Punkt meines Laser-Enfernungsmessers schon nach knapp 50 Metern nicht mehr sehen kann. Also zähle ich große Schritte á jeweils etwa 70 bis 80 Zentimeter. Wie das ausgeht, siehst du im folgenden Video.

Fazit des Tests: Bei rund 25 Metern versagt die Funkverbindung, wenn ich dem Empfänger den Rücken zudrehe. Nach 50 Schritten, etwa 35 bis 40 Metern, funktioniert die Funkverbindung noch einwandfrei, wenn ich mich zum Empfänger wende. Bei 100 Schritten, etwa 70 bis 80 Metern, funktioniert die Funkstrecke auf Kopfhöhe nicht mehr, die blaue LED am Sender blinkt. Möglicherweise haben kleine Büschel und Grashalme die direkte Verbindung gestört.

Ob die Funkstrecke wirklich 260 Meter erreichen kann, kann ich nicht sagen. Mein Eindruck ist: Selbst wenn – verlässlich wäre das nicht. Bei mehr als 20 Metern Entfernung und viel Bewegung ist also das On-Board-Recording als Sicherheit zu empfehlen.

Die Audioqualität des Rode-Mikros finde ich sehr gut, sowohl mit als auch ohne Windschutz. Die Stimme klingt voll und rund – im Vergleich dazu wirkt mein eigenes Comica «VDLive 10» ziemlich blechern und geclippt. Der Fellwindschutz filtert Windgeräusche sehr gut heraus.

«Rode Central»-App: Die beste Verbindung zum Mikro

Die «Rode Central»-App ist zwar nicht unbedingt für erste einfache Aufnahmen mit dem Wireless Pro erforderlich, aber es hat Vorteile, sie zu nutzen.

Nach dem Download fordert die App mich auf, ein Rode-Mikro anzuschließen. Das tue ich: Ich stecke das USB-C-Kabel in die Ladebox mit Sendern und Empfänger und hänge sie an den Rechner. Es erscheinen sofort zwei neue, identisch benannte Geräte in meinem Explorer: Die beiden Sender. So kann ich die On-Board-Recordings direkt auf meine Festplatte kopieren.

Auch «Rode Central» erkennt die Ladebox sofort und listet vier Geräte auf: Die Box, die beiden Sender und den Empfänger. Die App informiert mich, dass ein Firmware-Update bereitsteht und wenige Minuten später sind alle Geräte auf dem neuesten Stand.

Jetzt kann ich verschiedene Einstellungen am Mikrofon vornehmen, zum Beispiel die Timecode-Funktion für zukünftige Aufnahmen einschalten. Außerdem kann ich meine Aufnahmen und eventuell vorhandene Timecodes überprüfen und die Aufnahmen konvertieren.

In «Rode Central» nimmst du Einstellungen vor und kannst On-Board-Recordings prüfen, wiedergeben und sie exportieren.
In «Rode Central» nimmst du Einstellungen vor und kannst On-Board-Recordings prüfen, wiedergeben und sie exportieren.
Quelle: Debora Pape

Die App funktioniert ganz gut, ich würde aber lieber ein Programm wie Adobe Premiere nutzen. Außerdem lässt sich «Rode Central» bei mir nicht in Vollbild betreiben, die Oberfläche lässt sich auch nicht vergrößern. Das Programm liegt wie ein starres Pop-up auf meinem Bildschirm. Das erschwert die Übersicht und die Bedienung.

Mein Fazit zum Wireless Pro

Das Wireless Pro hat viele komfortable und nützliche Eigenschaften, die es über mein eigenes, deutlich preiswerteres Mikro weit hervorheben. Dazu gehören die gute Klangqualität, das On-Board-Recording, der Schutz gegen versehentliches Ausschalten, die lange Akkulaufzeit und die gut fixierten Windschütze. Für meine Zwecke – gelegentliche Ausflüge für YouTube – würde es ein Wireless Go II auch tun.

Das Pro richtet sich mit seinen zusätzlichen professionellen Funktionen aber klar an anspruchsvollere Nutzer. Das Wireless Pro ist eine sehr gute und flexibel einsetzbare Funkstrecke, die durch 32 Bit Float für Aufnahmen mit hohem Dynamikbereich besonders gut geeignet ist und viele Aufnahmestunden unterwegs ermöglicht.

Titelbild: Debora Pape

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