Hintergrund

Retro-News: Ein Brite in der Schweiz und die automatische Armbanduhr

Debora Pape
16-10-2023

Willkommen im zweiten Teil unserer Retro-News! Hier erfährst du alles über ein wichtiges Ereignis aus der Vergangenheit. Dieses Mal: Ein Patentantrag legte vor 100 Jahren den Grundstein für die Serienherstellung automatischer Armbanduhren.

Die Schweiz ist das unangefochtene Land der Uhrmacher. Aber wer hat’s erfunden? Im Fall der automatischen Armbanduhr kein Schweizer, sondern der Brite John Harwood. In diesem Beitrag erfährst du, wie es dazu kam, dass die ersten Automatikuhren trotzdem aus der Schweiz kamen.

Mechanische Uhren gibt es schon seit Jahrhunderten, am Arm setzte sie sich aber erst ab der Wende zum 20. Jahrhundert durch. Mithilfe der Krone – einem Drehrädchen an der Seite des Gehäuses – zogen die Zeitgenossen die Feder im Gehäuse auf, damit die Uhr nicht stehen blieb.

John Harwood, ein englischer Erfinder, sah aber weiteres Verbesserungspotential und entwickelte ein spezielles Pendel für das feine Räderwerk. Dieses Pendel nutzte die Unwucht, die bei Armbewegungen entsteht, zum stetigen Aufziehen der Uhr: Die automatische Armbanduhr war geboren.

Für u(h)rige Erfindungen muss man in die Schweiz

Als es dann aber darum ging, seine Erfindung bekannt und serienreif zu machen, reichte Harwoods im Juli 1923 angemeldetes Patent in Großbritannien nicht aus: Das Zentrum der Uhrenindustrie war die Schweiz, vor allem die Städte Biel/Bienne, Le Locle, Grenchen und La Chaux-de-Fonds waren – und sind – dafür weltbekannt. Hier wollte er seine automatische Uhr serienreif machen.

Am 16. Oktober 1923 begab sich Harwood zum «Eidgenössischen Amt für gewerbliches Eigenthum» in Bern und reichte seinen Patentantrag ein. Fast ein Jahr später war es soweit: Am 1. September 1924 veröffentlichte das eidgenössische Patentamt Harwoods Erfindung unter der Nummer 106583.

Harwoods Patent wurde 1924 erteilt.
Harwoods Patent wurde 1924 erteilt.
Quelle: Europäisches Patentamt

Um seine automatische Armbanduhr an möglichst viele Handgelenke zu bringen, begann Harwood eine Kooperation mit der Firma Fortis mit Sitz in Grenchen (Kanton Solothurn). Bis 1926 war die Serienproduktion angelaufen und die neue automatische Armbanduhr wurde als «Harwood Perpetual» auf der Basler Messe einem größeren Publikum vorgestellt.

Automatikuhren begeistern bis heute

Harwoods automatischer Uhrenantrieb war die Grundlage für spätere Weiterentwicklungen des Mechanismus. So übernahm beispielsweise die Luxusmarke Rolex die Automatik-Technik und geriet dadurch in Konflikt mit Harwood. Als Kompromiss zeigte eine Rolex-Werbekampagne in den 1950er-Jahren ein Porträt des Erfinders Harwood neben der beworbenen Automatikuhr. Die Rolex-Automatikuhren der Serie «Oyster Perpetual» tragen bis heute den von Harwood geprägten Begriff im Namen.

Tissot Chemin Des Tourelles (Analoguhr, Swiss Made, 42 mm)
Armbanduhr

Tissot Chemin Des Tourelles

Analoguhr, Swiss Made, 42 mm

Fossil Everett (Analoguhr, 42 mm)
Armbanduhr
EUR205,64

Fossil Everett

Analoguhr, 42 mm

Mondaine Helvetica No1 Regular Mechanical (Analoguhr, Swiss Made, 40 mm)
Armbanduhr

Mondaine Helvetica No1 Regular Mechanical

Analoguhr, Swiss Made, 40 mm

Mondaine Helvetica No1 Regular Mechanical (Analoguhr, Swiss Made, 40 mm)

Mondaine Helvetica No1 Regular Mechanical

Mittlerweile sind viele Uhren «smart» geworden und können viel mehr als nur die Zeit ansagen. Dennoch sind mechanische Automatik-Armbanduhren immer noch begehrt. Manche gewähren durch ein Sichtfenster auch einen direkten Blick ins Räderwerk.

Fortis, Harwoods erster Kooperationspartner, stellt ebenfalls heute noch hochwertige Automatikuhren her. In Gedenken an deren Erfinder beantragte das Unternehmen vor wenigen Jahren die Umbenennung der Straße seines Grenchener Firmensitzes in John-Harwood-Strasse. 2021 wurde der neue Straßenname eingeweiht und John Harwood hat es dadurch auch in Google Maps zur Unsterblichkeit geschafft.

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, schau dir doch auch den ersten Teil unserer Retro-News-Reihe an. Dort blickt Anne auf das 30-jährige Jubiläum des Dinosaurier-Blockbusters Jurassic Park zurück.

Bist du auch ein Fan mechanischer Uhren, oder kommen dir nur noch Smartwatches an den Arm?

Titelbild: Rudenkois/Shutterstock

23 Personen gefällt dieser Artikel


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Hintergrund

    Wie nachhaltig ist deine Armbanduhr?

    von Vanessa Kim

  • Hintergrund

    Warum eigentlich stoppt der Sekundenzeiger der Bahnhofsuhr?

    von Carolin Teufelberger

  • Produkttest

    Die Kinderuhr von Scout im Test

    von Anne Fischer

Kommentare

Avatar