Produkttest
HMD Skyline im Test: die Rückkehr des Lumia-Designs
von Jan Johannsen
Es ist eine Enttäuschung für alle, die ihr Handy gerne drahtlos aufladen. Google verzichtet beim Pixel 9 auf den neuen Qi2-Standard – ebenso wie zuvor Samsung bei Fold und Flip 6. Was ist da los?
Bereits im November 2023 hat das Wireless Power Consortium (WPC) den Qi2-Standard (ausgesprochen «tschi tuu») angekündigt. Im Januar 2024 kamen die ersten Qi2-Charger auf den Markt.
Die Hoffnung für einen einheitlichen Standard für das drahtlose Laden von Smartphones war gross. Schliesslich hatten sich im Consortium Apple und viele grosse Android-Hersteller wie Google oder Samsung zusammengefunden.
Acht Monate später ist die Ernüchterung gross. Zwar hat Apple nicht nur die aktuelle iPhone-15-Reihe mit Qi2 ausgeliefert, sondern via Update auch die iPhone-14- und iPhone-13-Serie. Das war aber einfach für die Amerikaner, da Qi2 auf ihrem MagSafe-Standard beruht. In der Android-Welt sieht es anders aus. Bis heute unterstützt nur das HMD Skyline das drahtlose Laden über Qi2.
Die grossen Hersteller Samsung und Google dagegen haben darauf verzichtet, ihre in den letzten Wochen lancierten Topmodelle mit dem neuesten Drahtlos-Standard auszustatten. Google bestätigt auf Anfrage, dass das Pixel nur für Qi1.3 zertifiziert ist und nicht für Qi2.
Was bedeutet das in der Praxis? Normales Qi unterstützt drahtloses Laden bis 7,5 Watt. Unterstützt der Charger das Extended Power Profile (EPP), sind beim Pixel sogar 12 Watt möglich. Für die Benutzerinnen und Benutzer ist jedoch sehr mühsam herauszufinden, welches Ladegerät bei welchem Smartphone wie laden kann.
Zusätzlich verwirrend ist, dass Google drahtlose Ladegeschwindigkeiten bis 15 Watt (Pixel 9) oder gar bis 23 Watt (Pixel 9 Pro XL) angibt. Die gelten jedoch nur, wenn du den Google Pixel Stand der 2. Generation nutzt, also den Wireless Charger des Herstellers selbst. Dieser ist allerdings gar nicht überall erhältlich, beispielsweise in der Schweiz nicht einmal bei Google selbst zu finden.
Mit Qi2 wären es einheitlich 15 Watt Ladegeschwindigkeit über alle zertifizierten Ladegeräte – und für alle Smartphones, egal ob iPhone oder Android. Die Charger sind auch deutlich mit «Qi2» gekennzeichnet, sodass du sie ganz einfach finden kannst.
Dem zweiten Feature von Qi2 hat sich Google immerhin schon angenähert. Der Ladestandard unterstützt optional auch die magnetische Halterung, die Apple im MagSafe-Standard eingeführt hat und die alle Hersteller nun mit Qi 2 nutzen dürfen. Und tatsächlich findest du sogar im Google-Store offiziell zertifizierte Hüllen für die Pixel-9-Serie, welche das magnetische Andocken unterstützen. Ist das ein erster Schritt, bevor Google dann die Magnete direkt in die Geräte integriert?
Warum Magsafe so toll ist, dass ich sogar mein Android-Gerät damit ausgerüstet habe, schreibe ich hier:
Ist Qi2 am Ende? Beim Wireless Power Consortium sind die Verantwortlichen nicht beunruhigt. Marketingdirektor Paul Golden schreibt auf Anfrage: «Angesichts des Zeitpunkts der Veröffentlichung der Qi v2.0-Spezifikation und der Vorlaufzeit, die für die Entwicklung eines neuen Smartphones erforderlich ist, wäre es höchst unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich, dass ein Hersteller Qi2 in dieser Zeit bereits integriert hätte.»
Das Zeitfenster für die Android-Hersteller öffne sich nun langsam, und Ende Jahr würden dann weitere Qi2-Smartphones aus der Android-Welt auf den Markt kommen. Bereits heute seien über eine Milliarde Qi2-Geräte weltweit in Gebrauch. Er meint damit iPhones und Ladegeräte, deren Hersteller tatsächlich schnell auf den neuen Standard umgeschwenkt sind.
Für die Nutzerinnen und Nutzer ist das alles verwirrend und ärgerlich. Der neue Standard wird gross angekündigt, und hunderte Charger mit Qi2 kommen auf den Markt. Die passenden Android-Phones lassen aber auf sich warten. Das hätte besser koordiniert werden müssen.
Weiterhin ist auch unklar, ob die Smartphones von Samsung, Google und Co. dann Qi2 mit oder ohne Magneten einsetzen werden – was beides offiziell möglich ist. Viele Charger wiederum lassen sich nur mit Magneten sinnvoll nutzen. So wird die gute Idee eines einheitlichen und betriebssystemübergreifenden Standards ad absurdum geführt.
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.