Pias Picks: Geripptes zur zusätzlichen Stimulation
Geripptes sorgt beim Liebesspiel bekanntlich für mehr Vergnügen. Das ist bei Möbeln nicht anders.
In der Mode hat es mich bisher kaltgelassen, wenn Cord mal wieder im Trend liegt. Doch dass er nun im Möbeldesign ein Comeback feiert, lässt mein Interior-Herz höher schlagen. Im Raum erfreut der Siebzigerjahrestoff mein Auge, auf der Haut meinen Tastsinn und mit seiner Funktion verbessert er mein Wohlbefinden. Das lässt mich glauben, dass sein Revival in der Inneneinrichtung mehr ist als ein saisonaler Fashiontrend.
Die Optik
Cordstoff schimmert so, als wäre dauerhaft ein Spotlight drauf. Was auch immer er ziert, wird automatisch zum Highlight. Seine Streifen entstehen durch eine Webtechnik, bei der neben dem üblichen Fadensystem noch zusätzliche Florfaden verwendet und in die Grundbindung eingewebt werden. Nach dem Weben wird der Flor, der später die Streifen bildet, aufgeschnitten und abgeschert, damit die schillernde, samtige Oberfläche entsteht, die garantiert Akzente im Raum setzt. Im Unterschied zu Samt haben die Cordstreifen aber einen entscheidenden Vorteil: Sie strukturieren die Oberfläche und verleihen jedem Möbelbezug ein dekoratives Muster. Das ist perfekt für alle, die Blumen- oder Animal-Prints für ein zu grosses Commitment halten und deshalb lieber zu unifarbenen Sachen greifen. Ein einziges Cord-Dekokissen genügt, um Abwechslung aufs eintönige Sofa zu bringen. Das Gleiche gilt umgekehrt: Alle, die sich gerne committen und gleich ein ganzes Cordsofa nehmen, brauchen nur noch ein simples Uni-Dekokissen, um ein Blickfangbild zu gestalten.
Das Gefühl
Wie Watte und Sonne gleichzeitig. So fühlt sich ein Bezug aus Cord auf der Haut an. Er wärmt mehr als Baumwolle oder Leinen und ist auch weicher. Vor allem, wenn es sich um Feincord handelt. Insgesamt gibt es vier verschiedene Arten, die sich in ihrer Softness unterscheiden. Sie werden über die Anzahl und Breite der Rippen definiert. Wenn auf 10 Zentimeter Stoff maximal 10 Rippen gewebt wurden, handelt es sich um Kabelcord. 10 bis 25 Rippen auf 10 Zentimeter bezeichnen Breitcord. Hat der Stoff 25 bis 40 Rippen, heisst er Manchester. Mit mehr als 40 Rippen handelt es sich um Feincord, dessen Rillen kaum noch sichtbar oder spürbar sind. Kabel- und Breitcord-Bezüge sind hingegen rauer, aber auch taktiler.
Die Handhabung
Neben den ästhetischen Vorzügen überzeugt das gerippte Gewebe auch mit seiner Qualität. Es macht einen Stoff besonders strapazierfähig. In der Mode wird Cord deshalb vorwiegend für die Herstellung von Jacken und Hosen eingesetzt, die mehr äusseren Einflüssen standhalten müssen als ein Pullover: beispielsweise dem Wetter oder dem Herumrutschen auf Bürostühlen. In der Inneneinrichtung macht sich der bereits erprobte Stoff bei Sitzgelegenheiten besonders gut. Anders als bei Kleidung, wo der hohe Floranteil des Stoffs nicht immer so gut ankommt, weil er optisch schnell mal ein oder zwei Kilo mehr auf die Hüften zaubert, verspricht er bei Stühlen und Co. eine höhere Abriebfestigkeit. Und das Beste: In seiner Struktur fallen etwaige Flecken auf den ersten Blick kaum auf.
In der Mode mag Cord nur in der kalten Jahreszeit spannend sein. Im Interieur traue ich ihm jedoch mehr Langlebigkeit zu – dabei fange ich gerade erst an, die Eigenschaften der Trouvaille aus der Vergangenheit schätzen zu lernen.
In der Serie «Pias Picks» teile ich regelmässig Dinge, die auf meiner Merkliste landen, weil sie dir vielleicht auch gefallen.
Titelfoto: Be Pure Home"Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.