Parfums de Marly Herod
Eau de Parfum, 125 ml
Ein Parfüm ist ein Kunstwerk, Parfümeure sind Künstler und ich bin Sammler ihrer Kreationen. Heute dreht sich alles um Tabak. Parfums de Marly, Serge Lutens und Laboratorio Olfattivo interpretieren diese klassische Duftnote auf sehr individuelle Weise.
Habanita war 1921 das erste Parfüm, das Tabak als Grundlage seiner Formel verwendete. Die Goldenen Zwanziger: Frauen trugen Hosen und trauten sich, in der Öffentlichkeit zu rauchen. Damals Symbole der Befreiung. 1951 lancierten Mäurer & Wirtz ihr legendäres Tabac Original, das bis heute auf dem Markt ist.
Die Tabakpflanze gehört übrigens wie die Tomate und die Kartoffel zu den Nachtschattengewächsen. Aus den Blättern kann das Tabak-Resinoid extrahiert werden, das einen süsslich-warmen, aromatischen Duft verströmt.
In den letzten 100 Jahren hat sich unser Verhältnis zum Rauchen und damit zum Tabak verändert. Kein Wunder also, ist diese Note auch in der Parfümerie unterdessen nicht unumstritten. So meinte etwa Marc-Antoine Corticchiato, Nase und Gründer des Pariser Hauses Parfum d'Empire, 2021 in einem Beitrag von 20 Minuten: «Sehr wenige Häuser wagen es, die Tabaknote als zentrales Element einzusetzen. Sie wird als politisch inkorrekt verurteilt und bleibt Tabu, da sich diese konservative Industrie vorwiegend auf ein Publikum fokussiert, dem es an Neugierde mangelt.»
Die IFRA (International Fragrance Association) ist die weltweite Vertretung der Duftindustrie. Sie versucht, die kollektiven Interessen der Branche zu vertreten und die sichere Verwendung von Duftstoffen durch Regulierung zu fördern. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in der Europäischen Union haben die Hersteller von Kosmetika vor der Vermarktung sicherzustellen, dass Ihre Produkte getestet wurden und für die Verbraucherinnen und Verbraucher unbedenklich sind. Alle Inhaltsstoffe sind auf dem Produktetikett aufzuführen und haben die geltenden Vorschriften zu erfüllen.
Ein aufwändiger Prozess, wie der britische Parfümeur Aaron Terence Hughes im Video erläutert. Es ist also davon auszugehen, dass Produkte, die von der IFRA die Zulassung erhalten, alle zur Zeit geltenden Sicherheitsrichtlinien erfüllen.
Ludwig XV. verbrachte zwar den Grossteil seiner Regierungszeit im Schloss Versailles. Seine «Freizeit» genoss er in Marly. Das Château de Marly war ein Vergnügungspalast, in dem sein Gefolge streng begrenzt war, um Platz für Fröhlichkeit und extravagante Feiern zu schaffen. Der Hof des Königs war so besessen von Düften, dass er «parfümierter Hof» genannt wurde: Beutel, Fächer, Handschuhe und sogar die Brunnen waren mit Parfüm übergossen.
«Herod» von Parfums de Marly ist einer der Bestseller der Franzosen. Aus gutem Grund, wie ich finde. Die Kombination von Tabak und Vanille verleiht dem Duft eine angenehme Wärme und gourmandige Süsse.
Das japanische Unternehmen Shiseido besitzt neben der Eigenmarke eine beachtliche Auswahl von Luxus-Brands. Dazu gehört auch das französische Haus Serge Lutens. Ihr Bestseller heisst «Chergui». Das ist der Name eines kontinentalen Ost- oder Südostwinds, der im südlichsten Teil Marokkos weht, ein heisser und trockener Wind, der aus der Sahara kommt. Dieser Tabakduft überrascht mit seiner Heunote und Nuancen von Honig.
Zum Schluss der Duft eines Brands, der immer ein wenig unter dem Radar fliegt: Laboratorio Olfattivo. 2009 gründeten Daniela Caon und Roberto Drago das Haus in Rom. 2015 eröffneten sie den ersten Flagship-Store in Turin. Unterdessen ist Laboratorio Olfattivo in über 40 Ländern weltweit präsent. Die Parfümeurin hinter Cozumel heisst Marie Duchêne. Die Französin hat daneben diverse weitere Düfte für das Haus kreiert.
«Cozumel» ist von den drei hier vorgestellten Tabakparfüms dasjenige, das mich am meisten bewegt.
Auf den ersten Blick scheinen diese Düfte mit ihren schweren, süssen Noten von Tabak, Honig und Vanille eher etwas für die kalte Jahreszeit zu sein. Auf den zweiten passen Tabakparfüms für mich jedoch perfekt zu einem lauen Sommerabend.
Mein Name ist Patrick. Bardelli, nicht Süskind. Wie der Autor des Buches «Das Parfüm». Trotzdem bin ich auch ein Parfüm-Fan und schreibe hier immer mal wieder über gute und schlechte Düfte. Meine textlichen Ausdünstungen sicherst du dir, wenn du mir als Autor folgst. Immer der Nase nach. Und ganz wichtig: Ich gebe hier ausschliesslich meine subjektiven Eindrücke wieder.
Titelfoto: Patrick BardelliVom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.