Mythencheck: Kann dein Haustier allergisch auf dich sein?
Fakt oder Fake? In der Serie «Mythencheck» stelle ich gewagte Behauptungen auf den Prüfstand. Diesmal erfährst du, ob Haustiere eine Menschen-Allergie bekommen können.
Was tust du, wenn dein Kind auf die neue Katze allergisch ist? Klar: Das Kind Kätzchen muss gehen. Wie aber reagierst du, wenn du feststellst, dass dein Vierbeiner allergisch auf deine Familie ist? Zieht ihr aus und überlässt euer Zuhause dem Büsi?
Spass beiseite: Könnte eine solche Situation überhaupt eintreten?
Wie beim Menschen …
Zuerst ein kurzer (und wichtiger!) Abstecher zur Tierhaarallergie: einem irreführenden Begriff. Die Übeltäter der Allergie sind nicht die Haare, sondern Eiweissstoffe auf tierischen Hautschuppen und in Körperflüssigkeiten. Sie setzen sich im Fell fest und verteilen sich über Oberflächen und die Luft. Bei Menschen mit Allergien lösen sie Augenbrennen und -tränen, Schnupfen, Niesen, Husten sowie Atembeschwerden aus.
Aber auch du hinterlässt Hautschuppen, mit denen deine Haustiere in Kontakt kommen. Also müsste eine tierische Reaktion auf menschliche Eiweissstoffe ja möglich sein. Oder?
... so beim Haustier
JA: Haustiere können auf Menschen allergisch sein. Das haben Forscher der Universität Edinburgh festgestellt. Die untersuchten Katzen reagierten mit Juckreiz, Niesen und Husten. Also sehr ähnlich wie wir. Und auch die Übeltäter sind bei Haustieren Eiweissstoffe menschlicher Hautschuppen sowie möglicherweise hüllenlose Bakterien.
Wissenschaftler wie der Wiener Universitätslektor für Veterinärdermatologie Otto W. Fischer schätzen, dass rund zwei von hundert allergischen Haustieren an einer Menschen-Allergie leiden. Nicht nur Katzen und Hunde, auch Vögel und Pferde können betroffen sein. Laut des Deutschen Allergie- und Asthmabunds jedes zwanzigste Haustier mit einer Allergie.
ABER: Mehrere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen stellen das Resultat der schottischen Studie infrage. Ihnen fehlt der Beweis, dass die getesteten Katzen nur gegen das menschliche Gewebe allergisch waren und nicht auch gegen andere Reizstoffe wie etwa Staubmilben. Oder gegen Produkte, die Menschen nutzen, beispielweise Deos oder Zigaretten.
Eine schwierige Spurensuche
Eine Menschen-Allergie festzustellen und zu therapieren, ist in der Praxis kaum möglich. Lässt du deine Katze bei anderen Menschen, weisst du nicht, ob sie auf die neue Umgebung oder die Menschen reagiert. Aus deiner Familie kannst du nicht einfach einzelne Mitglieder entfernen. Auch bei der Desensibilisierung hapert es. Werden dem tierischen Organismus menschliche Hautschuppen zugeführt, besteht die Gefahr, ungewollte Krankheiten zu übertragen. Bislang ist in Europa kein Präparat zugelassen.
Das hilft
Was bleibt, ist, die Belastung zu senken. Zum Beispiel, indem du ...
- deine Haut mit einer Feuchtigkeitslotion pflegst, um weniger Schuppen zu produzieren.
- dein Haustier von deinem Bett fernhältst, wo die meisten Hautschuppen lauern.
- deine Katze nach draussen lässt, damit sie weniger mit deinen Allergenen in Berührung kommt.
- dein Zuhause mit einem Allergiker-Staubsauger mit HEPA-Filter von Schmutz befreist.
Auch Inhalationen, Allergieshampoos, Kortisonpräparate und weitere Medikamente können helfen.
Leidet dein Haustier trotz allem weiterhin stark, bleibt ihm zuliebe wohl nur eines: die Trennung. Wer von euch geht, handelst du am besten mit deiner Katze aus.
Welcher Behauptung soll ich als Nächstes auf den Grund gehen? Schreibe es in die Kommentare.
Titelfoto: ShutterstockIch mag alles, was vier Beine oder Wurzeln hat. Zwischen Buchseiten blicke ich in menschliche Abgründe – und an Berge äusserst ungern: Die verdecken nur die Aussicht aufs Meer. Frische Luft gibt's auch auf Leuchttürmen.