Hintergrund
Das iPhone wird erschwinglicher
von Samuel Buchmann
Ein frisches Design, ein anderer Anschluss, ein paar neue Funktionen und eine längere Telekamera für das grosse Modell – das iPhone 15 Pro ist ein solides Upgrade ohne Überraschungen.
Das diesjährige iPhone-Line-up besteht wieder aus vier Geräten: 15, 15 Plus, 15 Pro und 15 Pro Max. Während die zwei regulären iPhones viel Technik aus dem letztjährigen Pro-Modell erhalten, spendiert Apple den neuen Flaggschiffen ein paar ganz neue Features und ein überarbeitetes Design.
Nicht bewahrheitet haben sich Gerüchte um einen höheren Preis. Dafür eine andere Erwartung aus dem Vorfeld: Alle neuen Smartphones steigen auf USB-C um. Auch die AirPods Pro erhalten ein neues Case mit diesem Anschluss. Der alte Lightning-Port wird voraussichtlich nach und nach komplett aussterben. Dieser Wechsel kommt wohl daher, dass die EU ab 2024 einen einheitlichen Anschluss vorschreibt.
Die neuen iPhones sind ab dem 22. September erhältlich und können ab Freitag, 15. September vorbestellt werden. Hier die offiziellen Verkaufspreise:
Die regulären iPhones sehen sehr ähnlich aus wie ihre Vorgänger. Einziger physischer Unterschied: Sie erben die Dynamic Island des iPhone 14 Pro. In der pillenförmigen Aussparung sitzen Frontkamera, Lautsprecher und Sensoren. Sie kann sich virtuell ausdehnen, um kleine Widgets und Benachrichtigungen anzuzeigen. Das Display ist ausserdem heller und schafft bis zu 2000 Nits. iPhone 15 und iPhone 15 Plus kommen in den Farben Pink, Gelb, Grün, Blau und Schwarz. Es handelt sich dabei um Pastelltöne. Die Rückseite des Smartphones ist nicht mehr wie beim iPhone 14 verspiegelt, sondern matt.
Stärker überarbeitet haben die Kalifornier das Design der teuren Modelle. iPhone 15 Pro und Pro Max sind an den Kanten etwas runder als bisher. Das Gehäuse soll dadurch angenehmer in der Hand liegen. Rund um die Smartphones ziert nun ein Rahmen aus Titan das Gehäuse – das macht das iPhone Pro leichter als die letztjährige Version.
Die Farben des Pro sind wie immer in dezenten Tönen gehalten. Interessanterweise entfällt dieses Jahr die goldene Version – obwohl diese in China sehr beliebt ist. Stattdessen kommt das Smartphone in Titan Schwarz, Titan Weiss, Titan Blau und Titan Natur. Letzteres erinnert an die Farbe der Apple Watch Ultra.
Beim iPhone 15 Pro und iPhone 15 Pro Max entfällt der bisherige Lautlos-Switch. Er wird durch einen Action-Button ersetzt, den du unterschiedlich konfigurieren kannst – unter anderem mit folgenden Funktionen:
So viel Freiheit ist historisch gesehen untypisch für ein Apple-Produkt. Es passt aber zum Trend der letzten Jahre. Während Sperrbildschirm und Homescreen früher ein komplett starres Design hatten, kannst du mittlerweile Widgets hinzufügen oder die Schriftart der Uhr selber auswählen.
Die Upgrades der Kameramodule sind sehr unterschiedlich. Den kleinsten Sprung macht das 6,1 Zoll grosse iPhone 15 Pro. Die Hardware der drei Kameras ändert sich nicht. Apple belässt es bei der gleichen Hauptkamera mit 24 mm, Ultraweitwinkel-Kamera mit 13 mm und Telekamera mit 77 mm Brennweite. Die Bildverarbeitung soll aber besser geworden sein. Die Hauptkamera nimmt neu standardmässig mit 24 Megapixel auf. Im 48-Megapixel-Modus lassen sich die Bilder zudem nicht mehr nur im Raw- sondern auch im HEIF-Format speichern.
Die wirkliche Innovation behalten die Kalifornier dieses Jahr dem grossen iPhone 15 Pro Max vor: Dessen neue Telekamera bietet eine Brennweite von 120 mm (optisches 5x-Zoom). Gleichzeitig wächst der Sensor gegenüber der alten Telekamera um 25 Prozent. Die Blende beträgt f/2.8. Um diese Spezifikationen zu erreichen, leitet das iPhone 15 Pro Max das eintretende Licht durch ein Tetraprisma, in dem es einen Zick-Zack zurücklegt. Dieser Trick ist nötig, um die längere Brennweite ohne ein stark vorstehendes Objektiv zu erreichen. Es ist quasi Apples eigene Art einer Periskop-Kamera, die im Vorfeld vermutet wurde.
Im Vergleich zum Vorjahr machen iPhone 15 und 15 Plus wahrscheinlich den grössten Schritt. Ihre Hauptkamera hat nun ebenfalls einen 48-Megapixel-Sensor, wenn auch einen etwas kleineren als beim Pro-Modell. Das bedeutet gleichzeitig den bekannten digitalen 2x-Zoom. Auch die Hauptkamera der regulären iPhones speichert die Fotos im Normalfall mit 24 Megapixel Auflösung.
Dass der Lightning-Port durch USB-C abgelöst wird, war absehbar. Der Wechsel passierte nicht ganz freiwillig, sondern wegen eines neuen EU-Gesetzes, welches 2024 in Kraft tritt. Bemerkenswert war deshalb, dass Apple an der Keynote trotzdem lange über USB-C sprach. Er wurde als veritables neues Feature verkauft, damit die Kundschaft endlich nur noch ein Kabel für alle Geräte nutzen kann – dass das schon viel früher möglich gewesen wäre, spielte keine Rolle.
Welche Übertragungsgeschwindigkeit erreichen die neuen iPhones? Beim iPhone 15 und 15 Plus verlor Apple kein Wort darüber. Ein Blick auf das Datenblatt verrät, warum: Der Anschluss unterstützt nur den USB-2.0-Standard. Das bedeutet das gleiche Schneckentempo wie bei Lightning – 0,5 Gigabit pro Sekunde (Gbps). Besser sieht es bei den Pro-Modellen aus. Hier beträgt die Geschwindigkeit 10 Gbps. Entsprechend zeigte Apple Anwendungsbeispiele wie das Fotografieren mit direkter Übertragung zu Capture One.
Die Chips im iPhone waren schon länger nicht mehr im Fokus, da sie längst schnell genug sind. Dieses Jahr ist es etwas anders. Der neue A17 Pro Chip in den Flaggschiff-Modellen ist nämlich Apples erster 3-Nanometer-Chip. Das erlaubt eine höhere Effizienz – also mehr Performance und weniger Energieverbrauch. Entsprechend lange sprach Vice President Sribalan Santhanam über das Herz des neuen iPhone Pro.
Konkret betrage der Performance-Zuwachs der CPU rund 10 Prozent, derjenige der GPU gar 20 Prozent. Zudem kommt der Chip mit hardwarebeschleunigtem Ray Tracing. Das erlaubt laut Santhanam unter anderem grafisch anspruchsvollere Games mit besseren Framerates. «Assassins Creed: Mirage» soll zum Beispiel nächstes Jahr nativ auf dem iPhone erscheinen.
Auch iPhone 15 und 15 Plus kommen in den Genuss eines Chip-Upgrades. Sie erhalten den A16 Bionic aus dem letztjährigen iPhone 14 Pro.
Du kannst die iPhones ab dem 15. September in der Schweiz hier vorbestellen. Ein Testbericht folgt in den nächsten Woche, auch im Techtelmechtel-Podcast werden wir uns über die neuen Geräte unterhalten. Falls du die Keynote nachschauen möchtest, findest du hier die Aufzeichnung:
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.