Interview mit Peyton Reed und Evangeline Lilly zu «Ant-Man and the Wasp: Quantumania»
Hintergrund

Interview mit Peyton Reed und Evangeline Lilly zu «Ant-Man and the Wasp: Quantumania»

Luca Fontana
23-2-2023

In «Ant-Man and the Wasp: Quantumania» bricht der multiversale Krieg aus. Pünktlich zum Start hat mich Marvel zum Roundtable eingeladen – mit Regisseur Peyton Reed und Hauptdarstellerin Evangeline Lilly.

Vor gar nicht allzu langer Zeit kannte kaum wer den Namen Peyton Reed. Zum ersten Mal auf sich aufmerksam gemacht hat der heute 58-jährige Regisseur aber bereits 1989 mit dem Kurzfilm «Almost Beat». Dann konzentrierte er sich auf Komödien wie «Bring It On», «Down with Love» und «Yes Man». Der grosse publikumswirksame Durchbruch gelang ihm erst 2015 mit «Ant-Man». Seitdem hat er 2018 und 2023 bei zwei weiteren «Ant-Man»-Filmen Regie geführt und 2020 seinen bisher grössten Coup gelandet: «Chapter 16: The Rescue», die bis dato am besten bewertete Episode aus Disneys Erfolgsserie «The Mandalorian».

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    «The Mandalorian», Kapitel 16: Die Rettung

    von Luca Fontana

Evangeline Lilly hingegen ist Schauspielerin und den meisten aus der TV-Serie «Lost» bekannt, in der sie zwischen 2004 und 2010 Kate Austin spielte. Seit dem hasst sie die immer wiederkehrende Journalisten-Frage: «Are you ‘lost’?» Darüber hinaus spielte sie 2011 Bailey Tallet in «Real Steel» und zwei Jahre danach Taurel in der «Hobbit»-Trilogie. Die heute 43-jährige Kanadierin ist seit 2015 als Hope Van Dyne im Marvel Cinematic Universe (MCU) zu sehen, wo sie zuletzt in «Ant-Man and the Wasp: Quantumania» mitspielte.

  • Kritik

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    von Luca Fontana

Zum Kinostart luden mich Disney und Marvel Studios zum virtuellen Roundtable mit dem Duo ein. Im Mittelpunkt des Gesprächs: Wie Peyton Reed mit Erfolgsdruck umgeht, was er von Kang the Conqueror hält und wieso Evangeline Lilly bereits die perfekte und äusserst brutale Geschichte für ein R-Rated-«Wasp»-Spin-Off parat hätte.


Peyton, kaum wurde Jonathan Majors als Kang the Conqueror und damit als ikonischer Bösewicht in «Ant-Man 3» angekündigt, stieg der Erfolgsdruck für den Film ins beinahe Unermessliche. Wie bist du damit umgegangen?
Peyton Reed, Regisseur: Weisst du, wenn wir uns die Welt der Marvel-Comics anschauen, dann gibt es sie tatsächlich, die – wie wir sie nennen – Mount-Rushmore-Bösewichte. Also die wirklich grossen und bekannten Antagonisten, die in den Comics eine übergeordnete Rolle einnehmen.

Thanos und Loki, zum Beispiel.
Peyton Reed: Genau. Kang the Conqueror ist auch einer, im Kino war er aber noch nicht zu sehen. Als wir mit Kevin Feige, Chef von Marvel Studios, über Kang sprachen, war er sofort Feuer und Flamme. Uns allen gefiel die Idee, dass er in seinem ersten Auftritt im MCU ausgerechnet gegen Ant-Man, den unscheinbarsten aller Avenger, kämpfen würde. Alle sagten, dass Kang gewinnen würde. Kein Wunder: Jonathan Majors, der ihn spielt, ist imposant und furchterregend – das pure Gegenteil von Paul Rudds Ant-Man. Genau das wollten wir. Ant-Man, der sich seit dem Sieg über Thanos auf seinen Lorbeeren ausruht, sollte in diesem Film so richtig durch die Mangel genommen werden.

Peyton Reed führte seit 2015 bei allen drei «Ant-Man»-Filmen Regie
Peyton Reed führte seit 2015 bei allen drei «Ant-Man»-Filmen Regie
Quelle: Disney / Marvel Studios

Gab es Anweisungen von Marvel, wie ihr Kang als MCU-Charakter entwickeln müsst? Er wird ja auch später eine wichtige Rolle spielen. Spätestens in «Avengers: The Kang Dynasty», wenn er dem restlichen Avengers-Cast gegenüberstehen wird.
Peyton Reed: Nein. Das Einzige, was wir wussten, war, dass eine andere Marvel-Crew zeitgleich wie wir die erste Staffel von «Loki» entwickelte und dass Jonathan dort den Charakter «He Who Remains» spielen würde, eine weitere Kang-Variante im Multiversum. Das war perfekt: He Who Remains machte bereits Monate vor unserem Film neugierig auf Kang. Schliesslich beschrieb er Kang the Conqueror als die mächtigste und gefährlichste aller Varianten, vor der sich alle zu fürchten haben und die es absolut aus dem Spiel zu halten gelte (Anm. d. Autors: Was mit dem Tod von He Who Remains misslingt und «Ant-Man 3» einleitet).

Du beschreibst ein grosses, dramatisches Epos. Gibt es Filme, vielleicht sogar aus deiner Kindheit, die dich bei «Ant-Man 3» inspiriert haben?
Peyton Reed: Oh, ja. Aufgewachsen bin ich fast nur mit Fantasy, Science Fiction und Heavy Metal. Also alles, was wir heute mit diesen tollen, ausgefallenen 1970er- und 1980er-Covern verbinden. Die haben mich inspiriert. Natürlich gibt’s auch Einflüsse aus «Star Wars», «Star Trek», «The Hitchhiker's Guide to the Galaxy» und «Flash Gordon». Und dann hat mir Will Tay, unser Leiter für Produktionsdesign, rappelvolle Mappen von Dingen gezeigt, die für andere Marvel-Filme entworfen, aber nie benutzt worden sind. Vieles davon haben wir irgendwo im Quantum Realm platziert. Michelle Pfeiffer als Janet Van Dyne sagt im Film ja selbst, dass das Quantum Realm «aus Welten innerhalb von Welten» besteht.

Evangeline Lilly: Ich erinnere mich daran, wie wir diese Szene drehten. Es war am Tag meines 42. Geburtstags. Wir waren auf dem Volume-Set, wo eine Reihe hochauflösender LED-Bildschirme um und über uns Schauspielenden das Quantum Realm erzeugten. Dazu dutzende Statisten mit ihren Kostümen und Prothesen. Das war eine aussergewöhnliche sensorische Erfahrung. Normalerweise spielen wir bei Szenen mit so viel Computereffekten vor nackten Greenscreens und reden mit Golfbällen (Anm. d. Autors: die später am Computer durch fantasievolle Kreaturen ersetzt werden). Hier aber war ich, in einer Art Quantum-Bar, inmitten von Quantum-Wesen und am Tisch mit Michelle Pfeiffer und Michael Douglas. Das war ein echter Aha-Moment.

Die meisten kennen Evangeline Lilly aus «Lost» oder «The Hobbit».
Die meisten kennen Evangeline Lilly aus «Lost» oder «The Hobbit».
Quelle: Disney / Marvel Studios

Dabei spielst du Hope ja bereits zum dritten Mal in einem «Ant-Man»-Film. Und du hattest Auftritte in «Avengers: Endgame» und «What If…?». Gibt es überhaupt noch etwas Neues für dich, das du über deine Rolle entdecken kannst?
Evangeline Lilly: Oh, es gibt noch so viel, das ich noch nicht entdeckt habe. Was auch kein Wunder ist. Diese Filme sind ja in erster Linie Actionfilme, keine Charakterdramen. Trotzdem versuche ich mit jedem Projekt, noch tiefer in ihre Psyche einzutauchen. Hope hat ja durchaus eine dunkle Seite.

Im ersten Film stahl sie das Ohrstück ihres Vaters, um mit Ameisen-Schwärmen die Sonne zu verdunkeln.
Evangeline Lilly: Richtig, seitdem hat sie sich weiterentwickelt. Aber ich würde gerne einen Film über Hope Van Dyne sehen, der diese dunklen Abgründe erforscht. Vor allem will ich wieder Schwärme kontrollieren. Dieses Mal aber Vespen-Schwärme (lacht).

Das will ich sehen!
Evangeline Lilly: Ich auch! Tatsächlich habe ich mir das alles schon sehr genau ausgemalt. Peyton fragte mich einmal vor dem Dreh, was ich mir für meine Rolle in «Ant-Man 3» wünschen würde. Mein kleines Schöpferhirn spielte daraufhin verrückt. Ich dachte mir eine ganze Geschichte aus.

Und die ging wie?
Evangeline Lilly: Sie beginnt in einem weit entfernten Land. Hope rettet dort politische Gefangene aus einem schlimmen Gefängnis. Aber sie ist alleine, ohne Ant-Man, ihren Vater oder ihre Mutter. Und sie rettet diese Gefangene auf unnötig brutale Art und Weise, wütend über die Ungerechtigkeit, die diesen Menschen passiert. Sie lässt diese irre Wut Kontrolle über sie ergreifen, über ihr Urteilsvermögen und ihre Würde. All das, weil sie ohne Mutter aufgewachsen ist und nie gelernt hat, was Intimität und zwischenmenschliche Beziehungen bedeuten. Stattdessen lief sie davor weg und wendete das an, was sie von ihrem Vater gelernt hat: Was Ungerechtigkeit ist und wie man sie bekämpft.

Du musst unbedingt mit Kevin Feige über diese Idee sprechen. Das klingt nach einer perfekten R-Rated-Mini-Serie.
Evangeline Lilly: Bestimmt (lacht)! Aber es wird leider nie passieren. Bei solchen Dingen gehe ich immer viel zu sehr ins Detail. Manchmal muss ich mich selbst bremsen und einfach abwarten, was die Autorinnen und Autoren für Hope aushecken.


«Ant-Man and the Wasp: Quantumania» läuft seit dem 15. Februar im Kino. Laufzeit: 125 Minuten. Freigegeben ab 12 Jahren. Die Aufzeichnung des Roundtables fand am frühen Morgen des 15. Februars statt.

Titelfoto: Disney / Marvel Studios

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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