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iMessage auf Android: Nothing fordert Apple heraus
Nothing will Apples Chat-App iMessage unter Android nutzbar machen. Dafür ist allerdings ein Umweg nötig, der nicht problemlos ist.
iMessage erfreut sich auf dem iPhone großer Beliebtheit. Ob die Chat-App auch unter Android erfolgreich sein könnte, ist unklar. Apple sorgt dafür, dass sie nur auf den Geräten mit Apfel-Logo läuft. Bisherige Versuche, die Chats auch unter Android nutzbar zu machen, sind bastelig bis dubios. Nothing will dies nun mit «Nothing Chat» ändern – allerdings exklusiv auf dem Nothing Phone (2) und nicht auf allen Android-Geräten.
Die Vorgeschichte
iMessage hat sich von einer SMS-App zum Standard-Chat-Tool auf dem iPhone gemausert. Apple erweitert die App regelmäßig um neue Funktionen. Mit iOS 17 kamen zum Beispiel eine Check-in-Funktion, Filter in der Suche, die Funktion, um Sprachnachrichten (vorerst nur auf Englisch) als Text anzeigen zu lassen und ein zentraler Ort für Sticker hinzu. Außerdem lässt sich iMessage mit Apps um weitere Funktionen erweitern.
Allerdings sind mit iMessage nur Chats zwischen iPhones möglich. Für die Kommunikation mit Android-Geräten ist auch unter iOS eine andere Chat-App nötig. Google wirbt schon lange dafür, dass Apple sich dem RCS-Standard öffnet. Mit diesem – vereinfacht gesagt modernisierten SMS-Standard – würde iMessage zwar nicht zu einer Android-App, aber kompatibel zu anderen Messengern. Die Zusatzfunktionen von iMessage würde Apple exklusiv behalten.
Was hat Nothing vor?
Mit «Nothing Chats» will der Smartphone-Hersteller eine eigene Chat-App herausbringen. Diese soll Nachrichten von iMessage empfangen und auch an Apples Chat-App senden können. Dadurch soll unter anderem iPhone-Usern der Wechsel zu Android leichter fallen, da sie nicht auf iMessage verzichten müssen.
Nothing hat das Userinterface der App programmiert. Im Hintergrund soll die Technologie von Sunbird dafür sorgen, dass iMessage auf Android kommt.
Sunbird braucht deine iCloud-Daten
Sunbird wurde bereits im Sommer 2023 als Lösung vorgestellt, die blauen Bubbles von iMessage auf Android zu bekommen. Allerdings ist die App bisher noch in einer geschlossenen Testphase. Entsprechend ist unklar, ob alles wie versprochen funktioniert.
Um mit Sunbird iMessage-Chats zu nutzen, benötigst du eine Apple-ID. Mit dieser meldest du dich bei Sunbird, bzw. künftig bei «Nothing Chats» an. Sunbird nimmt daraufhin deine Anmeldedaten, loggt sich auf einem seiner Mac Minis ein und leitet iMessage-Nachrichten über diesen an dein Android-Smartphone. Das Ganze soll sicher und verschlüsselt funktionieren, aber so richtig vertrauenerweckend klingt es nicht, anderen Zugang zur eigenen iCloud zu geben. Theoretisch hätte mit Sunbird ein weiterer Dienst Zugriff auf alle deine Daten in der iCloud – nicht nur auf die Chats von iMessage.
Wie geht es weiter?
Am Freitag, dem 17. November 2023, will Nothing «Nothing Chats» zur Installation freigeben. Die erste spannende Frage ist dann: Funktioniert das Ganze überhaupt?
Sollten Nothing und Sunbird wirklich iMessage – zumindest in Teilen – auf Android holen können, ist die nächste Frage: Was unternimmt Apple dagegen? Der iPhone-Hersteller könnte rechtliche Schritte einleiten oder technologisch der Lösung von Sunbird einen Riegel vorschieben.
Unabhängig davon, wie die Antworten auf diese Fragen ausfallen, wird Apple sich perspektivisch öffnen müssen. Die EU hat im Digital Market Act festgelegt, dass marktbeherrschende Messenger-Betreiber Funktionen zum Austausch von Textnachrichten mit Konkurrenten anbieten müssen. Wie genau, und bis wann, ist allerdings nicht explizit festgelegt. WhatsApp bereitet sich darauf vor und auch Apple wird sich Gedanken machen, wie es iMessage möglichst wenig öffnen kann, um die Anforderungen der EU zu erfüllen.
Titelfoto: Jan Johannsen39 Personen gefällt dieser Artikel
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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.