Für den Vorabzugriff auf Games Geld zu verlangen, gehört verboten
Meinung

Für den Vorabzugriff auf Games Geld zu verlangen, gehört verboten

Philipp Rüegg
16-10-2024

30 Franken/Euro Aufpreis, um ein Game zwei Wochen vor Release zu spielen, ist traurige Realität. Das muss aufhören.

Zu den ersten Publishern, die Deluxe-Editionen verkauften, um Spiele vor dem offiziellen Release zu veröffentlichen, gehörte EA. Bei der Firma, die mehrfach zum schlimmsten Unternehmen der USA gewählt wurde, überraschte diese Strategie nicht. Die meisten Spielerinnen und Spieler schenkten dem Ganzen daher wenig Beachtung. Dabei bildete EA nur die Vorhut.

Längst ist es völlig normal, dass du ein Game gegen Aufpreis früher spielen kannst. Die Angebote werden immer dreister. Das aktuellste Beispiel ist «Life is Strange: Double Exposure» von Publisher Square Enix. Das Adventure Game erscheint offiziell am 29. Oktober für 49.90 Franken/Euro. Wenn du nochmal 30 Franken/Euro hinblätterst, kannst du das Game zwei Wochen früher spielen. Ist ja alles freiwillig, denkst du dir vielleicht. Stimmt, allerdings läufst du bei einem Story-fokussierten Spiel wie «Life is Strange: Double Exposure» Gefahr, gespoilert zu werden, wenn du bis zum offiziellen Release wartest.

So etwa, werden die meisten dreinschauen, wenn sie merken, dass sie 60 Prozent mehr bezahlen sollen, um «Life is Strange: Double Exposure» jetzt schon zu spielen.
So etwa, werden die meisten dreinschauen, wenn sie merken, dass sie 60 Prozent mehr bezahlen sollen, um «Life is Strange: Double Exposure» jetzt schon zu spielen.
Quelle: Square Enix

Auch bei Spielen wie «Test Drive Unlimited: Solar Crown», wo die einzigen Spoiler am Heck der Rennboliden sitzen, wird die Schwäche vieler Personen schamlos ausgenutzt. Für deine FOMO bitten dich die Hersteller grosszügig zur Kasse. Mit «Solar Crown» schaffte Publisher Nacon sogar unterschiedliche Abstufungen. Die Silver Edition liess dich zwei Tage früher spielen, die Gold Edition eine ganze Woche. Entsprechend vernichtend sind die Kritiken auf Steam.

Hier sind einige Beispiele von Games mit Premium-Vorabzugriff aus diesem und dem vergangenen Jahr, die der Game-Blog Kotaku zusammengesucht hat.

  • «Assassin’s Creed Shadows» – 3 Tage (mittlerweile zurückgezogen)
  • «Age of Mythology Retold» – 7 Tage
  • «Baldur’s Gate 3» (PS5) – 4 Tage
  • «College Football 25» – 3 Tage
  • «Concord» – 3 Tage
  • «Diablo 4» – 5 Tage
  • «Dragon Ball: Sparking! ZERO» – 3 Tage
  • «EA Sports FC 25» – 7 Tage
  • «Forza Motorspor»t – 5 Tage
  • «Earth Defense Force 6» – 1 Tag
  • «Enotria: The Last Song» – 3 Tage
  • «Lies of P» – 3 Tage
  • «Life Is Strange Double Exposure» – 14 Tage
  • «Madden NFL 25» – 3 Tage
  • «Monster Jam Showdown» – 3 Tage
  • «Mortal Kombat» 1 – 5 Tage
  • «Silent Hill 2» – 2 Tage
  • «Sonic X Shadow Generations» – 3 Tage
  • «Starfield» – 5 Tage
  • «Star Wars Outlaws» – 3 Tage
  • «Space Marine II» – 4 Tage
  • «Sword Art Online Fractured Daydream» – 3 Tage
  • «Test Drive Unlimited Solar Crown» – 2 bis 7Tage
  • «The Crew Motorfest» – 3 Tage
  • «Undisputed» – 3 Tage
  • «Visions of Mana» – 1 Tag

Bezahlen, um Beta-Tester zu sein

Als wäre das alles nicht schlimm genug, wirst du oft sogar doppelt veräppelt. Bei vielen Games erkaufst du dir weniger den Vorabzugriff, sondern das Recht, Beta-Tester zu sein. Nicht selten erscheint beim regulären Launch dann ein riesiges Update. Davor darfst du dich mit nervigen Bugs herumschlagen. Besonders frustrierend ist das, wenn du dadurch deinen Speicherstand löschen und nochmal ganz von vorne starten musst – wie etwa im offensichtlich unfertigen «Star Wars Outlaws». Unter «Deluxe», «Gold» und «Premium» stelle ich mir etwas anderes vor.

Mehr bezahlen und sich mit Savegame-Bugs herumschlagen, gehört bei der Deluxe-Version von «Star Wars Outlaws» dazu.
Mehr bezahlen und sich mit Savegame-Bugs herumschlagen, gehört bei der Deluxe-Version von «Star Wars Outlaws» dazu.
Quelle: Ubisoft

Ubisoft ist für das nächste «Assassin’s Creed Shadows» immerhin zurückgerudert und wird auf eine teurere Vorabversion verzichten. Das Phänomen wird damit aber nicht verschwinden. Natürlich hätten wir es selbst in der Hand, auf solche Spielchen zu verzichten. Aber wenn das neue, heiss ersehnte Game schon ein paar Tage früher bereitsteht und gefühlt alle darüber reden, werden viele schwach.

Für mich gehören solche Machenschaften verboten. Publisher und Hersteller sollen mit echten Leistungen Geld verdienen und nicht, indem sie gut betuchte Menschen und solche mit schwachem Willen ausbeuten. Zu letzteren gehöre auch ich, denn ich gehe nun – wütend die Faust schwingend – «Life is Strange: Double Exposure» zocken.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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