Gigabyte GeForce RTX 4070 Ti AERO OC
12 GB
Nvidias dritte Grafikkarte mit Lovelace-Architektur hat ordentlich Power. Sie kommt aber wie alle aktuellen Karten mit einem (zu) hohen Preis.
Zockst du in 1440p-Auflösung mit maximalen Details, scheint die Gigabyte GeForce RTX 4070 Ti Aero OC 12G die perfekte Wahl. Mit über 900 Franken / Euro spielt die Mittelklasse-Karte preislich jedoch in der Oberliga. Ich würde dir deshalb derzeit davon abraten.
Die RTX 4070 Ti ist im Vergleich zu ihren grossen Schwestern RTX 4080 und 4090 kompakt. Mit 33,6 × 14 × 5,8 Zentimetern dürfte die Karte in die meisten ATX- und auch manche Mini-ITX-Systeme passen. Drei 100-Millimeter-Lüfter und ein Kühlkörper sollen die Temperaturen tief halten. Die Karte ist weiss und verfügt nur über eine Beleuchtungszone: den Aero-Schriftzug.
Die RTX 4070 Ti nutzt die PCIe-4.0-Schnittstelle. Sie bietet einen HDMI-2.1-Anschluss und drei DisplayPort-1.4-Anschlüsse. Die Anschlüsse bieten genug Durchsatz für die Leistung der Karte.
Die dritte Desktop-Grafikkarte mit Ada-Lovelace-Architektur wird bei TSMC im 4nm-Prozess gefertigt. Auf dem AD 104 Chip sind 60 Streaming-Multiprocessoren aktiv. Das ergibt 7689 Cuda-Kerne und entspricht dem Vollausbau des Chips. Die Spezifikationen sind identisch mit der im September vergangenen Jahres vorgestellten RTX 4080 12GB. Die damals angekündigte Karte wurde aufgrund von schlechtem Feedback nicht eingeführt und kommt jetzt als RTX 4070 Ti daher.
Das zum Test vorliegende Modell von Gigabyte taktet mit 2640 MHz, 30 MHz mehr als das Referenzmodell. Die maximale Leistungsaufnahme liegt bei 285 Watt, Gigabyte empfiehlt mindestens ein 750-Watt-Netzteil. Mit diesem verbunden wird die Karte mit dem 16-Pin-Stromstecker 12VHPWR. Ein entsprechender Adapter für zwei 8-Pin-Stromstecker liegt bei.
Gegenüber der Vorgängerin RTX 3070 Ti verfügt die RTX 4070 Ti über 25 Prozent mehr Shader, zwölfmal so viel L2-Cache und 50 Prozent mehr Speicher. Dafür hat sie ein langsameres Speicherinterface. Preislich kostet die Karte knapp 40 Prozent mehr.
Hier die Spezifikationen im Vergleich mit anderen bereits getesteten Grafikkarten der neuesten Generation.
Folgende Komponenten verwende ich für das Review. Sie wurden mir von den Herstellern für die Tests zur Verfügung gestellt:
Das System läuft auf Windows 11 in der Version 21H2 (22621.1105). Ich verwende die BIOS-Version 0703 und aktiviere XMP. Sonst lasse ich alles auf Standard, Resizable BAR ist aktiviert. Bei der Grafikkarte verwende die Version 528.02 des Treibers.
Hier zum Überblick die verschiedenen Benchmarks:
Alle Benchmarks mache ich dreimal und nehme das beste Ergebnis. Bei den Games verwende ich die höchstmöglichen Voreinstellungen. Sonst lasse ich bis auf die Auflösung alles auf Standard. DLSS oder FSR lasse ich deaktiviert. In diesem Review interessiert mich bei den Games die Rasterization- und Raytracing-Leistung ohne zusätzliche Hilfsmittel.
Auf den folgenden Slides siehst du das arithmetische Mittel der Frames per Second (FPS) der neun Benchmark Games im Vergleich zu anderen bereits getesteten Grafikkarten. Klickst du in den Galerien weiter, siehst du die Resultate der einzelnen Spiele.
In 1080p-Auflösung liegt die RTX 4070 Ti nur zwölf Prozent hinter der aktuell schnellsten Grafikkarte, der RTX 4090. Im Vergleich zur schnellsten Karte von AMD, der RX 7900 XTX, sind es nur acht Prozent Unterschied – ebenso zur grossen Schwester, der RTX 4080. Gegen die RTX 3090 reicht es sogar zu einem knappen Sieg mit rund zwei Prozent mehr FPS.
Der Rückstand auf die höheren Modelle wächst jedoch mit zunehmender Auflösung. Mit 1440p liegt die RTX 4070 Ti etwas mehr als ein Prozent hinter der RTX 3090. Mit 2160p sind es dann schon neun Prozent. Im Vergleich zum Topmodell sind es 29 respektive 61 Prozent. An der grossen Schwester RTX 4080 bleibt sie mit 16 und 24 Prozent deutlich näher dran.
Die RTX 4070 Ti fühlt sich in 1440p am wohlsten. Hier kostet ein FPS des getesteten Modells durchschnittlich 6,6 Franken. Bei der RTX 4080 ist das Frame mit 8,9 Franken deutlich teurer. Bei der einzigen von der AMD-Konkurrenz getesteten Karte kostet das Frame 8,05 Franken (alle Daten vom 20.01.2023). Die RTX 4070 Ti schneidet hier also mit Abstand am besten ab.
Bei den Frametimes in Perzentilen liegt die RTX 4070 Ti ungefähr gleichauf mit der RTX 3090. Im Vergleich zu den anderen Karten muss sie sich aber teils deutlich geschlagen geben. Die Messwerte der Perzentile sind klassisch in Millisekunden gemessene Frametimes. Also die zeitlichen Abstände von Bild zu Bild. 99 Perzentil bedeutet, dass 99 Prozent aller Messwerte schneller als der angegebene Messwert sind.
Wie zu erwarten, schneidet die RTX 4070 Ti bei den drei Raytracing-Games am schlechtesten ab. Sie kann in 1080p-Auflösung jedoch einen Erfolg gegen die Konkurrenz von AMD verbuchen.
In der Grafik siehst du das arithmetische Mittel der vier 3DMark Benchmarks, gefolgt von den einzelnen Ergebnissen. Ich gebe dir ausschliesslich die Werte der Grafikkarte an. Dies, weil ich bei der Overall-Wertung immer wieder grosse Unterschiede in den Tests habe.
Im Gegensatz zu den Game-Benchmarks schlägt die RTX 4070 Ti die RTX 3090 durchschnittlich in 3DMark. Wenn auch mit zwei Prozent knapp und auch nur in den Fire Strike Benchmarks. In Time Spy hat die RTX 3090 wieder die Nase vorne. Gegen die anderen Grafikkarten ist die getestete jedoch chancenlos.
Das testen die Benchmarks
In den synthetischen Game-Benchmarks von 3DMark werden spielähnliche Szenarien gerendert. Daraus berechnen sie einen Score, der die theoretische Leistung in Games angibt. Ich gebe dir ausschliesslich die Werte der GPU an.
Auf der folgenden Slide siehst du die arithmetischen Mittel der Resultate der drei Produktivitäts-Benchmarks. Klickst du in der Galerie weiter, siehst du die Resultate der einzelnen Benchmarks.
Die Produktivitäts-Benchmarks zeigen einmal mehr die Überlegenheit von Nvidia-Karten gegenüber AMD in diesem Bereich. Selbst das Mittelklasse-Modell RTX 4070 Ti steckt das Flaggschiff RX 7900 XTX in die Tasche. Im Vergleich zur hauseigenen Konkurrenz reicht es zumindest zu einem Sieg gegenüber der RTX 3090. Dieser ist jedoch vor allem dem exzellenten Resultat in Blender zu verdanken.
Das testen die Benchmarks
Der Blender Benchmark rendert in der Version ab 3.3 drei Szenen in der 3D-Grafiksuite und errechnet daraus drei Scores. Ich addiere diese jeweils zu einem Endscore zusammen.
Beim Photo Editing Benchmark und Video Editing Benchmark UL Procyon werden verschiedene Workloads in der Adobe Creative Suite simuliert. Am Schluss berechnet der Benchmark einen Score.
Die maximale thermische Design-Leistung (TDP) von 285 Watt erreicht die RTX 4070 Ti nur selten. Durchschnittlich liegt die Leistungsaufnahme bei 230 Watt in 2160p-Auflösung über die ganze Benchmark-Suite hinweg. Damit benötigt die Nvidia-Karte absolut am wenigsten Leistung aller bisher getesteten Karten dieser Generation. Relativ zur Geschwindigkeit sieht es jedoch anders aus. In 2160p-Auflösung benötigt die RTX 4070 Ti 2,6 Watt pro FPS. Die grosse Schwester RTX 4080 ist mit 2,45 Watt pro FPS effizienter. Dennoch ist der Leistungssprung gegenüber der RTX 3090 von der Vorgängergeneration enorm: Sie benötigt 3,45 Watt pro FPS.
Die Temperaturen erreichen in Games maximal 59 Grad Celsius. Durchschnittlich habe ich über alle Games hinweg 53 Grad Celsius auf dem offenen Testbench gemessen.
Alle weiteren gemessenen Daten kannst du den folgenden Grafiken entnehmen.
In Idle, beim Netflixen und Browsen ist die Karte nicht zu hören, die Lüfter stehen still. In Games messe ich aus 30 Zentimetern Entfernung 40 dB. Das ist sehr leise. In Extremfällen wie bei Time Spy Extreme können es bis 42 dB sein.
Leistungstechnisch reiht sich die RTX 4070 Ti in etwa gleich in die RTX-40-Serie ein wie ihre Vorgängerinnen in ihre Serie. Sie macht im Grafikkartenportfolio von Nvidia also durchaus Sinn. Jedoch erscheint mir ihr Preis für eine Mittelklasse-Karte alles andere als angemessen. Über 900 Franken/Euro kostet das Teil. Das sind rund 300 bis 400 Franken/Euro mehr, als die Mittelklasse bisher kostete. Ein happiger Aufschlag.
Je nach Auflösung liegt die Gigabyte GeForce RTX 4070 Ti Aero OC 12G zwischen acht und 24 Prozent hinter der grossen Schwester RTX 4080 und AMDs Flaggschiff RX 7900 XTX. Im Vergleich zur RTX 3090 liegt sie in 1080p- und 1440p-Auflösung beinahe gleichauf. In UHD ist sie dann aber wieder langsamer als die Karte der Vorgängergeneration. Das ist an sich nicht schlecht und der Generation-zu-Generation-Leistungssprung ist grösser als bislang. Es reicht aber bei weitem nicht für 80 Prozent mehr Leistung als die RTX 3090 Ti, wie das Nvidia im Vorfeld beworben hat. Es war jedoch zu erwarten, dass bei diesen Vergleichen die Upscaling-Technologie DLSS 3.0 aktiviert war.
Die Zielauflösung der RTX 4070 Ti ist 1440p. Hier sind Frameraten jenseits von 120 FPS an der Tagesordnung. Wenn du die Details reduzierst, kannst du sogar in UHD mit Werten um 120 FPS rechnen.
Im Vergleich zur Vorgängergeneration zeigt sich auch der Wechsel des Fabrikanten von Samsung zu TSMC und die bessere Fertigung. Mit 2,6 Watt pro FPS benötigt die RTX 4070 Ti 0,8 Watt pro FPS weniger als die RTX 3090. Das ist sehr effizient, es reicht aber nicht an die RTX 4080 die nur 2,45 Watt pro FPS benötigt.
Die 12 GB Speicher reichen bei meinen Benchmark-Spielen aus. Es gibt aber andere Games, bei denen es eng wird. Hier geizt Nvidia mit 12 GB.
Alles in allem ist die RTX 4070 Ti keine schlechte Grafikkarte. Das getestete Modell ist jedoch im Vergleich zum Vorgängermodell zu teuer. Wenn dir das egal ist und du in 1440p-Auflösung zockst, kann ich dir die Karte empfehlen. Allerdings nur dann, wenn die RTX 4090 zu teuer für dich ist. Denn mit dieser bist du vom Preis-Leistungs-Verhältnis her nach wie vor am besten von allen neuen Karten bedient.
Titelbild: Kevin HoferTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.