Best of «Loki», Episode 4: Der Nexus-Vorfall
Das Ende scheint nah. Aber ein Nexus-Vorfall rettet Loki und Sylvie – und bringt Dinge ins Rollen, die nicht mal die TVA selbst stoppen kann.
Eines vorweg: Das ist eine Folgenanalyse. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst die vierte Episode von «Loki» an, bevor du weiterliest.
Loki ist auf der Flucht. Zusammen mit Loki. Mitten in einer Apokalypse. Denn auf Lamentis-1, einem bewohnten Mond, droht den Einwohnern, ein ganzer Planet auf den Kopf zu fallen – Lamentis. Loki und Loki: Mittendrin.
Lokis Plan ist, mit der für die Reichen und Wohlhabenden organisierten Arche vom Mond zu fliehen. Unser Loki, apropos, denn die andere Loki will lieber Sylvie genannt werden, auch wenn sie nicht Enchantress ist, wie Schauspielerin Sofia Di Martino selbst bestätigt hat.
Wie dem auch sei. Der Plan schlägt in der genial inszenierten Fluchtszene, die 3 Minuten und 5 Sekunden lang ohne sichtbaren Schnitt auskommt, fehl. Loki und Sylvie sind dem Untergang geweiht – zusammen mit Lamentis-1.
Was jetzt?
Renslayer und Loki
Vor dem Blick nach vorn, der Blick zurück: Asgard. Nicht zerstört. Loki, ein Mädchen, ahnt nichts böses, als sie mitten im Spiel von Minutemen aufgrund irgendwelcher Zeitverbrechen brüsk gepackt und zur TVA gebracht wird. Denn sie haben entschieden, dass das Mädchen kein Recht hätte, zu existieren. Die ihr bekannte Welt wird zurückgesetzt. Sylvie ist fortan alleine.
Und die Anführerin der Minutemen: Ravonna Renslayer.
Klein Loki, verschüchtert, aber nicht dumm, schnappt sich ein TemPad und entkommt Renslayer, kurz bevor ihr den Prozess gemacht wird. Seitdem ist Loki, die sich erst später Sylvie nennt, auf der Flucht.
Jahre später. Renslayer durchschreitet die goldene Türe – jene, hinter der sich die Time Keeper befinden. In der Folge zuvor versuchte Sylvie noch, da hineinzugelangen. Erfolglos. Die Türe wird zu gut bewacht. Und Renslayer scheint die einzige bei der TVA zu sein, die je direkten Kontakt zu jenen Time Keepern hat, die den Wahren Zeitstrahl diktieren.
Wir erinnern uns: Sylvie hat mit dutzenden geklauten Zeitrücksetzungsladungen den Wahren Zeitstrahl zu sprengen versucht. Aber das Multiversum – es ist vorerst abgewendet. Von den Time Keepern und ihrer TVA. Gerade noch so. Und damit die Gefahr eines neuen, alles vernichtenden multiversalen Krieges.
Noch ist nicht klar, was Sylvie mit der versuchten Sprengung des Wahren Zeitstrahls bezweckte. Chaos? Schabernack? Rache?
Aber diese Time Keepers… so richtig geheuer sind sie mir auch nicht.
Was – was ist echt?
Das hat Gründe. Glauben wir Renslayer, dann sind die Time Keeper das Einzige, was zwischen der Ordnung und dem alles vernichtenden Chaos des Multiversums steht. Dabei wissen wir seit vergangener Episode, dass die Agenten und Minutemen der TVA in Wahrheit gar nicht von den Time Keepern erschaffen worden sind. Stattdessen haben sie gewöhnliche Menschen – Varianten – ihrer Erinnerungen beraubt und als Hüter des Wahren Zeitstrahls installiert.
Nicht nett.
Und dann: Mobius will mit C-20 sprechen, der Agentin, die in Episode 2 von Sylvie entführt worden ist. Er will rausfinden, was es mit C-20 Worten auf sich hatte – «es ist echt». Die hatte C-20 vor sich hingestammelt, als die TVA sie im Haven Hills des Jahres 2050 gefunden hatte.
Aber… C-20 sei gestorben, so Renslayer. Einfach so. Hä?
«Ihr schien es doch wieder recht gut zu gehen», stammelt ein sichtlich betroffener Mobius.
«Anfangs schon. Aber als wir hier ankamen, sprach sie kaum noch ein Wort. Danach ging es rasch bergab», antwortet eine Renslayer, die Mobius bittet, das für sich zu behalten, und der ich immer weniger vertraue.
Wenn du mich fragst: Renslayer will nicht, dass wir rausfinden, was denn nun «echt» sei. Dafür sorgt sie. Mit allen Mitteln, wenn nötig. Warum? Meiner Meinung nach bandelt sie mit einer höheren Macht an. Eine, die die Time Keeper stürzen will. Die Theorie habe ich bereits in der Folgenanalyse von Episode 2, «Die Variante», erläutert. Die Kurzfassung: Ich glaube, Kang the Conqueror hat seine Finger im Spiel.
Wer ist Kang? In den Comics wird er im 31. Jahrhundert als Nathaniel Richards geboren, womöglich ein Nachfahre des Fantastic-Four-Anführers Reed Richards. Genau wie seine Ahnen ist er klug, wird später zum Gelehrten. Bis er eines Tages die Zeitreisetechnologie des Fantastic-Four-Bösewichts Victor von Doom entdeckt.
Nathaniel nutzt sie, um sich Macht und Wissen anzueignen. Dann findet er in einer fernen Zukunft eine von Kriegen zerstörte Erde vor. Nathaniel erobert sie und nennt sich fortan Kang, the Conqueror.
Die Erde ist Kang nicht genug. Rasch weitet er seine Herrschaft auf beinahe das ganze Universum aus. Dann auf andere Realitäten. Andere Multiversen. In einer dieser Multiversen trifft er auf eine gewisse Prinzessin Ravonna Renslayer, Tochter des König Carelius, und verliebt sich in sie.
Was, wenn MCU-Renslayer, die hier keine Prinzessin, sondern Director der TVA ist, auch im MCU mit Kang anbandelt? Oder gar eine Variante der Prinzessin Renslayer? Und der Kang, der hätte ja ein gewisses Interesse an ein Multiversum, das er erobern kann. Ein Multiversum, das die Time Keeper aktuell nicht zulassen.
Okay, ich greife vor. Schauen wir weiter.
Der Nexus-Vorfall aller Nexus-Vorfälle
Loki und Sylvie, auf Lamentis-1. Bereit, dem Tod ins Auge zu blicken. Am Ende von tausend Welten habe Sylvie sich versteckt, erzählt sie. Und jetzt stirbt sie in einem dieser Enden.
Sie hat verloren. Schon wieder. Ob es das ist, was einen Loki ausmache? Loki widerspricht. Verlieren? Ja, möglich. Aber Lokis sterben nie. Sie überleben. Seit jeher. Sylvie allen voran: Als Mädchen sei sie der TVA entkommen. Beinahe hätte sie sie gestürzt – alleine.
«Du bist erstaunlich», sagt Loki, und empfindet zum ersten Mal in seinem Leben aufrichtige Bewunderung für jemanden, der nicht er ist. Nun, zumindest technisch gesehen.
Dann ein Blick. Eine Berührung. Sylvies Arm auf Lokis. Bäm. Ein neuer Nexus-Vorfall. Einer, wie es ihn laut Mobius noch nie gegeben hat, gemessen daran, wie steil der neue Zeitstrahl auf die unwiderrufliche rote Linie zusteuert.
Die Minutemen tauchen auf und retten Loki und Sylvie.
Sie überleben.
Sif, Kree, Titanen und Vampire
Zurück bei der TVA. Loki kommt ins Gefängnis. Besser: In eine Erinnerung, in der die aus «Thor» bekannte Lady Sif Loki die Fresse und anschliessend seine Familienplanung poliert. Der Clou: Die Erinnerung ist eine Zeitschleife. Haha. Kindisch. Aber witzig. Mag ich.
Derweil will Mobius Sylvie vernehmen. Darf er nicht. Renslayer verbietet es ihm. Ich sag’s ja: Die verbirgt was. Witzig finde ich, was Mobius kurz darauf sagt:
«Wir hatten schon Kree, Titanen und Vampire. Warum machen uns ausgerechnet diese Halbwaisen-Götter solches Kopfzerbrechen?»
Kree. Titanen. Vampire. Im MCU haben wir mit den ersten beiden Versionen bereits Bekanntschaft gemacht. Ronan, der Bösewicht aus «Guardians of the Galaxy», ist ein Kree. Aber auch der von Jude Law gespielte Yon-Rogg in «Captain Marvel». Die Krees sind technologisch weit fortgeschrittene Wesen, die nach intergalaktischen Überlegenheit streben.
Tatsächlich haben Celestials – kosmische Wesen wie etwa Ego, der aus «Guardians of the Galaxy, Vol. 2» bekannte Planet – Kree-DNS genutzt, um die Eternals und Deviants zu erschaffen. Eternals wiederum sind gottähnliche Wesen, die auf andere Schöpfungen der Celestials aufpassen sollen.
Den Menschen, zum Beispiel.
Die Deviants hingegen sind fehlgeschlagene, unerwünschte und äusserlich scheussliche Mutationen der Eternals – und darum seit jeher ihre natürlichen Gegner. Einen Eternal mit Deviant-Syndrom haben wir kennengelernt. Thanos, the Mad Titan.
Da, Titanen.
Fehlen noch Vampire. Mephisto. Ha! Nein, Spass. Mephisto ist kein Vampir. Im MCU hat’s bisher auch noch keine gegeben. Könnte es aber bald. Nämlich, falls der kommende «Morbius»-Film zum MCU-Kanon gezählt wird.
Wer Dr. Michael Morbius ist? Ein genialer, aber todkranker Wissenschaftler, der nach einer Radikalkur zum Übermenschen mit Superkräften wird, aber fortan einen tödlichen Drang nach Blut hat. Darum zählt er als lebendiger Vampir. Gut denkbar, dass Agent Mobius – nicht verwechseln mit Dr. Morbius – hier gerade angeteasert hat, dass der Vampir bald auch schon vom Sony Marvel Universe ins Marvel Cinematic Universe crossovern könnte.
Der Hinweis mit dem Vampir könnte auch ein ganz anderer sein. Einer, bei dem kein Sony-Disney-Crossover nötig wäre.
Blade.
Dass ein Blade-Film kommen wird, wissen wir bereits. Auch, dass Schauspieler Mahershala Ali die Hauptrolle spielen wird. Nämlich Eric Cross, dessen Mutter von einem Vampir gebissen wurde, als sie mit Eric schwanger war. Das führte dazu, dass Eric zum Dhampir mutierte. Also halb Vampir, halb Mensch. Sprich: Er hat die Kräfte eines Vampirs, aber nicht dessen Schwächen. Darum auch Daywalker genannt. Nice.
Derweil geht das Verhör zwischen Loki und Mobius weiter.
Die Wahrheit
Loki eröffnet Mobius, dass er selber eine Variante sei. Dass er vor der TVA ein Leben hatte. Eine Vergangenheit. Vielleicht eine, die in den 1990ern stattgefunden hat. Das behauptet nicht Loki. Das behaupte ich.
Beweisstück A: Mobius trinkt ständig Josta Energy Drinks. Die gab’s tatsächlich. Produziert von Pepsi wurden Josta Energy Drinks zwischen 1995 und 1999 verkauft.
Beweisstück B: Mobius und seine unerklärliche starke Zuneigung für Jet Skis, die, wie er selber sagt, in den frühen 1990ern in Folge einer wunderschönen Union zwischen Form und Funktionalität entstanden sind. Seine Worte.
Und dann haben wir noch B-15, die radikale Hunterin, die in Episode 2 kurzzeitig unter Sylvies Einfluss stand. Womöglich hat sie ähnliches gesehen wie C-20. Nämlich Erinnerungen an ein vergangenes, längst vergessenes Leben.
Sie zweifelt.
Nicht nur sie. Mobius auch. So sehr sogar, dass er Renslayers TemPad stiehlt. In der zwischenzeit befreit B-15 Sylvie. Lässt sich während der Apokalypse von Haven Hills ihre Vergangenheit zeigen, damit die TVA nichts davon mitkriegt.
«Ich war glücklich», sagt B-15. Tränen im Regen.
Mobius kriegt die Wahrheit auch zu sehen. In Form einer Aufzeichnung von C-20s Verhör, gespeichert auf Renslyers TemPad. Sein Versuch, unseren Loki daraufhin zu befreien, um damit die TVA zu stürzen, schlägt fehl. Renslayer kommt ihm auf die Schliche. Mobius wird ausradiert. Aus dem Raum-Zeit-Kontinuum gelöscht.
Er wird nie Jet Ski fahren.
Die Time Keeper
Ab jetzt geht’s Schlag auf Schlag. Renslayer führt Loki und die noch gefangene Sylvie zu den Time Keepern. Sympathisch wirken die nicht, als sie die Stutzung der beiden Varianten befehlen. Aber dann taucht B-15 auf. Ein Kampf. Die Minutemen werden überwältigt. Renslayer zunächst auch. Sylvie holt zum Schlag aus und köpft einen der drei Time Keeper. Und die anderen zwei…
… höhnisches Lachen.
Der leblose Kopf rollt zu Sylvies Füssen. Aber es ist nicht der Kopf eines lebendigen Wesens. Es ist der Kopf eines Androiden. Im Hintergrund schalten sich die anderen zwei Time Keeper ab.
Was zum…?
Bevor Sylvie und Loki sich einen Reim draus machen können, wird Loki – gestutzt! Von Renslayer. Oh, sh*t. Und dann ist Schluss. Ende Sense. Wer oder was die Time Keeper sind, erfahren wir nicht. Noch nicht. Klar ist, dass Renslayer nicht halb so überrascht tut, wie sie’s tun sollte. Steckt sie in der Time-Keeper-Verschwörung mit drin? Wer diktiert den Wahren Zeitstrahl denn nun wirklich?
Könnte TVA-Renslayer gar die MCU-Version Kangs sein?
Post Credit Scene
Lokis sterben nicht. Erinnerst du dich? Sie mögen verlieren. Ja. Aber sie überleben. Immer. Auch unser Loki, der in der Post Credit Scene auf einen kleinen, irren Haufen Lokis trifft.
Da ist ein schwarzer, offenbar würdiger Loki, der Thors Hammer trägt. Da ist ein Loki als Kind, womöglich Kid Loki aus den Comics, eine Reinkarnation Lokis nach einem seiner vielen Tode. Dann wäre da noch Alligator-Loki – keine Ahnung, woher der kommt. Vielleicht eine Anspielung auf Frosch-Thor. Jep, in den Comics war Thor eine Weile lang ein Frosch. Oder eine Anlehnung an den ägyptischen Gott Sobek. Böh.
Dann ist da aber noch der alte Loki. In den Comics ein ziemlich fieser Loki, der viele Ereignisse der Vergangenheit manipuliert. Eigentlich ein ziemlich cooler Charakter. Keine Ahnung, ob «Loki» da ähnliches plant.
Abwarten.
Wie hat euch die Folge gefallen? Schreibt es in die Kommentare. Die nächste Folgenanalyse folgt am Mittwoch, 7. Juli.
Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»