Apple AirPods 4: Danach habe ich mich gesehnt
Produkttest

Apple AirPods 4: Danach habe ich mich gesehnt

Florian Bodoky
10-10-2024

Im September hat Apple die neuen AirPods in der klassischen offenen Bauform vorgestellt. Neu gibt es sie mit aktiver Geräuschunterdrückung. Aber kann das überhaupt funktionieren? Und was gibt es sonst Neues?

Ich sag dir, wie's ist. Seit ich die vierte Generation der neuen AirPods von Apple zum ersten Mal in die Hände bekam, hat sich die Einsatzzeit meiner Air+3 von Libratone – aber auch von den AirPods Pro 2 – drastisch gesenkt. Und dies, obwohl ich kaum Erwartungen an Apples neuste Kreation hatte. Ich war mir sicher: Apple betreibt hier geringfügige Produktpflege. Da die AirPods wegen ihrer Bauform ohnehin eine Fangemeinde haben – und darum sowieso gekauft werden – wozu gross Aufwand betreiben? Ich habe mich geirrt. Ich erkläre dir hier, warum.

Form: Apple hört auf seine Community

Etwas Wichtiges zuerst: Apple hat sich offenbar in ein paar Foren geschlichen und sich einige Kritikpunkte zur dritten Generation der AirPods zu Herzen genommen. Das Resultat: Die vierte Generation ist wieder schmaler und hält bei kleineren Ohren deutlich besser im Ohr.

Die vierte AirPod-Generation ist wieder schmaler.
Die vierte AirPod-Generation ist wieder schmaler.
Quelle: Florian Bodoky

Aufgrund der Technik, die in den AirPods 4 steckt, sind sie nicht ganz so schmal wie die zweite Generation, aber doch deutlich spürbar und bequemer als ihre direkten Vorgänger. Auch die vergleichsweise langen Stile sind Geschichte.

Das Case: Viel Brimborium um wenig – trotzdem gelungen

Meine Erwartungen waren deshalb so gering, weil sich Apple in der Präsentation auf zwei Dinge fokussiert hat: ANC, also aktive Geräuschunterdrückung, und das neue Ladecase. Zuerst zum Ladecase. Mit glänzenden Augen gab man seitens Apple bekannt, dass es das kleinste Case ever sei. 10 Prozent kleiner als sein Vorgänger.

Das war mir sowas von Wurst und ehrlich: ist es mir immer noch. Das ohnehin kleine Gehäuse des Vorgängers findet locker auch in kleinen Hosentaschen Platz. Auch dass sich das Case nun kabellos laden lässt, mag zwar praktisch sein, aber wie viele brauchen das wirklich? Dass die Schale jetzt aber über «Wo ist» aufgespürt werden kann, gefällt mir. Bei abnehmender Grösse ist dies langsam echt notwendig, vor allem bei meiner schlampigen Haushaltsführung.

Das Case kommt natürlich mit USB-C.
Das Case kommt natürlich mit USB-C.
Quelle: Florian Bodoky

Dennoch: Dass man so lange auf der Ladeschale «herumgeritten» ist, hat mich irgendwie misstrauisch gemacht. Nun, da ich die AirPods 4 ein paar Tage in Betrieb habe, kann ich sagen: Ich mag die Kompaktheit, würde die 10 zusätzlichen Prozent aber kaum bemerken. Das «Wo ist»-Feature funktioniert zuverlässig und wie bei allen anderen Apple-Geräten auch.

Fürs Pairing reicht es, das Case zu öffnen – einen Pairing-Button gibts nicht mehr.
Fürs Pairing reicht es, das Case zu öffnen – einen Pairing-Button gibts nicht mehr.
Quelle: Florian Bodoky

Und last but not least: Das kabellose Laden ist zweifellos praktisch und funktioniert gut – vor allem, wenn du eine Apple Watch und den dazugehörigen «Ladepuck» besitzt. Nutzen tu’ ich das aber relativ selten – denn das Case rutscht. Daher bevorzuge ich die kabelgebundene Energiegewinnung. Das Laden ist auch wichtig, denn der Akku in den AirPods sind die Schwachstelle.

Akku: Vier Stunden sind zu wenig

Wenn du die AirPods vier mit aktiver Geräuschunterdrückung benutzt – und seien wir ehrlich, darum kauft man sie ja – macht der Akku nach vier Stunden (4:04 in meiner Messung) die Biege. Das ist schon etwas mau. Wenn du damit telefonierst, verringert sich die Zeit noch einmal. Umso wichtiger ist ein volles Ladecase, denn dieses bietet Energie für vier weitere Ladezyklen, was zu insgesamt 20 Stunden Musikgenuss reicht. Sind die Pods leer, musst du eine Stunde warten, wenn du wieder auf 100 Prozent sein willst. Wenn du aber nur einen kurzen Energieschub brauchst, kannst du nach guten fünf Minuten wieder für rund eine Stunde (auf mittlerer Lautstärke) Musik hören. Das ist in Ordnung. Für mich gilt das leider nur bedingt, denn ich habe erhöhten Lautstärkebedarf. Wenn du auch zu dieser Gattung Musikhörer und -hörerinnen gehörst, rechne einfach bei allen Angaben etwa 20 Prozent ab.

Kein Ladekabel mehr – Apple zeigt sich spartanisch.
Kein Ladekabel mehr – Apple zeigt sich spartanisch.
Quelle: Florian Bodoky

Dann das Main Feature der neuen AirPods 4: Es gibt eine Version mit ANC! Also holt die AirPods-Version mit der beliebten (weil bequemen) Bauform endlich zu den Pros auf. Aber wie soll das bitte gehen? Eine offene Bauform, die dein Ohr nicht mit Silikon oder anderen Stöpseln von der Aussenwelt abschirmt – da gelangen die Geräusche doch, an den AirPods vorbei, an dein Ohr? Vor einigen Jahren hat Huawei mit den FreeBuds 5 was Ähnliches probiert, was nur so halbwegs geglückt ist. Mehr Erfolg hatte Samsung mit den Galaxy Buds 3, die ihre Vorteile aber – wie auch die AirPods 4 – vor allem mit den Geräten aus dem gleichen Stall ausspielen.

Der Sound: Apple, warum warst du damit so bescheiden?

Case hier, ANC da. Über den Sound liess Apple verdächtig wenig verlauten. Lediglich der Verweis darauf, dass man nun den H2-Audiochip auch in der «regulären» AirPod-Version verbaut hat, wurde vermerkt.

Dies hat sich allerdings wirklich bezahlt gemacht. In jeglicher Hinsicht. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Hochtonbereich deutlich detaillierter. Der vergleichsweise dünne, manchmal etwas eintönige Sound der Vorgänger hat einem Detailreichtum Platz gemacht, der die Pro-2-Version der AirPods mehr als nur herausfordern kann. Hier am Beispiel von Coldplays «Yellow»,

Gleiches gilt für die Übergänge bei Instrumenten in verschiedenen Tonlagen. Das macht sich in meinem Test etwas bei mehrstimmigen Chören oder beim Klavierspiel bemerkbar. Das ganze klingt luftiger und hört sich weniger an, als wäre es in die kleinen Hörer gepresst. Ebenfalls Fortschritte gemacht, aber noch nicht auf dem Niveau der Pros, haben die AirPods beim Bass. Deutlich mehr Punch vernehme ich dort, ohne dass der Bass das ganze Klangbild dominiert (Mark von Shahamen).

Da die AirPods 4 das Ohr aber nicht mit Silikon abdichten, hat der Bass mehr Flucht und dringt nicht so intensiv ins Ohr wie bei den AirPods 2 Pro.

Pro-Features sind nicht länger exklusiv

Die Details und der H2-Chip machen sich auch in den Telefongesprächen bemerkbar. Die AirPods 4 unterstützen auch «Voice Isolation», was das Gespräch auch für den Partner am anderen Ende viel angenehmer macht. Zudem hilft das Machine Learning, um die Unterscheidung zwischen Stimmen und Störgeräuschen zu optimieren. Bei FaceTime-Gesprächen tritt derweil das Headtracking in Aktion, was mir das Gefühl verleiht, mit den Gesprächspartnern im gleichen Raum zu sein.

Ebenfalls dem H2-Chip verdanken wir ehemalige Pro-Features wie den ausgezeichneten Transparenz-Modus. Ich verzichte normalerweise dankend darauf – dabei werde ich es auch hier belassen. Der Fairness halber sei allerdings gesagt, dass es Apple hier besser macht als viele Mitbewerber. Beim Transparenzmodus der AirPods 4 habe ich wirklich das Gefühl, dass ich keine Kopfhörer trage und die Geräusche von aussen nicht durch Mikrofone künstlich verstärkt werden.

Die Pinch-Steuerung kommt auch auf die AirPods 4 – aber ohne Slide für die Lautstärke.
Die Pinch-Steuerung kommt auch auf die AirPods 4 – aber ohne Slide für die Lautstärke.
Quelle: Florian Bodoky

Last but not least gibts nun auch die Pinch-Gesten zur Musiksteuerung für die normalen AirPods. Heisst: Du kannst den Stiel zusammendrücken – etwa für Pause, das nächste Lied und so weiter. Nur die Swipe-Geste, mit der du bei den Pros die Lautstärke kontrollierst, findest du hier nicht.

ANC: Guter Start, natürliche Limits

Wir stossen vor zu Pudels Kern. Was ist also dran an Apples ANC-Versprechen? Tatsächlich macht Apple keinen so schlechten Job. Ja, die Geräuschunterdrückung ist nicht so gut wie bei den AirPods Pro. Das ist schon der Bauform wegen nicht möglich. Nichtsdestotrotz hält es besonders Geräusche in tiefer Frequenz gut von meinem Ohr fern. Nicht komplett, aber zumindest so, als wär's im Zimmer nebenan. Nicht wirklich happy war ich bei den hochfrequenten Geräuschen, also etwa Stimmen oder die Durchsage in der S-Bahn. Da musst du die Mucke schon ziemlich aufdrehen, um dies zu übertönen.

Ausserlich sehen die Cases genau gleich aus.
Ausserlich sehen die Cases genau gleich aus.
Quelle: Florian Bodoky

Zudem packt Apple noch zwei weitere Features mit ein: Zum einen: Personalised Volume. Die Mikrofone messen den Lärm in deiner Umgebung und reduzieren oder erhöhen die Lautstärke deiner Musik, damit du deine Ruhe hast, aber dennoch nicht deinem Gehör schadet. Funktioniert soweit gut. Weniger grosser Fan bin ich vom Adaptive Mode beim Noise Cancelling. Dieses reguliert die Geräuschunterdrückung je nach Lautstärke rundherum. Ich habe das ANC entweder auf dem Maximum oder ausgeschaltet. Ein paar Minuten mehr oder weniger Akku sind mir egal.

Fazit

Magst du die klassischen AirPods?

Apple macht bei den AirPods 4 wenig Fehler. Ich hätte mir mit einer Akkuladung noch zwei Stündchen mehr Musik am Stück gewünscht. Das war’s dann aber auch schon. In den meisten anderen Bereichen sind die Unterschiede zur dritten Generation enorm. Die einzige Frage, die du dir stellen musst, ist: Magst du die klassischen AirPods generell? Dann kann ich dir bedenkenlos zu der vierten Generation der AirPods raten, selbst wenn du die dritte Generation besitzt. Wenn du High-End-Sound willst und gutes, wirklich dichtes Noise Cancelling, dann bist du bei den klassischen AirPods ohnehin falsch.

Und ja: Für den relativ geringen Aufpreis von 50 Franken lohnt sich die Version mit ANC, dem Transparenzmodus und dem besseren Case. Nur wenn das Geld derzeit sehr knapp ist, solltest du zu den Non-ANC-AirPods 4 greifen.

Pro

  • Das Case wurde an den richtigen Stellen verbessert
  • Viele Pro-Features wurden übernommen
  • Hoher Tragekomfort

Contra

  • Der Akku der Pods könnte besser sein
Apple AirPods 4 (ANC, 4 h, Kabellos)
EUR184,95

Apple AirPods 4

ANC, 4 h, Kabellos

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Kopfhörer
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Titelbild: Florian Bodoky

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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