![Bose QuietComfort Ultra (ANC, 18 h, Kabellos, Kabelgebunden)](/im/productimages/8/2/3/3/9/7/1/5/2/2/4/7/4/6/7/9/5/7/1/93b3bac7-b1bd-4e0f-ba05-8248db2acce5_cropped.jpg?impolicy=product&resizeWidth=720)
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Bose QuietComfort Ultra im Test: Wie viel «Ultra» steckt drin?
Der QuietComfort Ultra ist Boses neues Over-Ear-Flagship. Boses nächster Schritt im ewigen Kampf um die Consumer-Headphone-Krone mit Sony und Sennheiser. Ich frage mich, was denn jetzt noch an Features kommen soll. Antwort: Viel. Vor allem an der Verarbeitung wurde geschraubt.
Die QuietComfort-Reihe gibt es mittlerweile seit 24 Jahren und ich wage mal zu sagen: Es ist diese Produktreihe, die Bose in den Olymp der Consumer-Kopfhörer befördert hat. Seither präsentieren die US-Amerikaner fast lückenlos im Zwei-Jahres-Rhythmus neue Noise-Cancelling-Over-Ears.
![Bose QuietComfort Ultra (ANC, 18 h, Kabellos, Kabelgebunden)](/im/productimages/8/2/3/3/9/7/1/5/2/2/4/7/4/6/7/9/5/7/1/93b3bac7-b1bd-4e0f-ba05-8248db2acce5_cropped.jpg?impolicy=product&resizeWidth=720)
Der neuste Streich heisst QuietComfort Ultra. Beim Naming verzichtet Bose zum ersten Mal auf eine Nummer im Namen. Das macht mir nicht allzu viel aus, denn das Naming war nicht logisch (1, 2, 3 oder ähnlich) und darum sowieso nicht immer nachvollziehbar. Bose rühmt sich, Designelemente der 700er und den Komfort sowie die Technikbasis der 2021er QuietComfort 45 miteinander verbunden und natürlich verbessert zu haben.
Erster Eindruck: Leicht, bequem und praktisch
Standesgemäss legt der Hersteller ein schickes Kunstleder-Case und ein USB-C- auf USB-A-Kabel fürs Laden bei. Zudem noch ein 2,5-mm- auf 3,5-mm-Klinkenkabel für die Anti-Bluetooth-Fraktion. Auf weitere Beigaben – etwa Ersatzpolster – verzichtet der Hersteller aber.
![Der Lieferumfang verzichtet auf viele Beilagen.](/im/Files/7/5/6/1/4/1/7/3/DB80FB59-482E-4161-96C7-0F00374752AD.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Florian Bodoky
Gleich in den ersten Minuten nach dem Auspacken fallen mir vier Dinge positiv auf. Erstens sind die Ultras wirklich leicht. 250 Gramm, schreibt der Hersteller. 236 zeigt meine (nicht geeichte) Küchenwaage an – er ist jedenfalls sehr angenehm zu tragen für einen Kopfhörer dieser Grösse. Zudem sind die Ohrmuscheln sehr gross. Meine Ohren werden nirgends gedrückt oder eingezwängt – ja, nicht mal berührt. Die Aufsätze aus Kunstleder sind auch recht schmal – bei den Temperaturen ist es schwer zu sagen, aber ich könnte mir vorstellen, dass diese dünnen Polster im Sommer weniger «Hitzestau» verursachen als breitere Polster anderer Hersteller.
![Schmal, leicht und viel Platz für die Ohren.](/im/Files/7/5/6/1/4/1/7/0/CAEC1061-008C-4959-AE8E-0783D8EA38F2.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Florian Bodoky
Zweitens: Das Material macht einen stabilen Eindruck. Vor allem die Bügel, welche im Alltag am meisten beansprucht werden. Hier benutzt Bose Aluminium und Kunstleder am Kopfteil.
Drittens: Der Kopfhörer lässt sich zusammenklappen, was für den Transport extrem praktisch ist.
![Die Faltbarkeit schadet dem Design nicht.](/im/Files/7/5/6/1/4/1/6/5/0617C812-071D-414E-862B-D711F3100247.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Florian Bodoky
Und viertens: Die Earpads lassen sich austauschen. Das erhöht die Lebensdauer, denn Ohrpolster, die sich auflösen, sind doch ein häufiger Grund, wieso ich in der Vergangenheit neue Kopfhörer brauchte. Vor allem lassen sie sich «anclippen» – der Kopfhörer selbst hat entsprechende Perforationen. Nerviges Gefrickel beim «Drüberziehen» des Kunstleders entfällt also.
![Mit der Perforation lässt sich das Ohrpolster ohne Bastelei locker wechseln.](/im/Files/7/5/6/1/4/1/7/4/ECD4D247-0D73-48FE-990B-919F01210F41.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Florian Bodoky
Allerdings hat mich auch etwas irritiert. Die Ohrmuscheln lassen sich nur auf eine Seite drehen. Nach aussen. Mich nervt das, denn ich trage die Kopfhörer, wenn ich sie nicht aufhabe, gerne um den Hals. Dann möchte ich, dass die Ohrpolster mit der Innenseite auch nach innen zeigen – etwa damit es nicht hineinregnet. Dafür muss ich den Kopfhörer dann andersrum anziehen. Wenn ich ihn dann aber wieder benutzen will, befindet sich die linke Ohrmuschel auf der rechten Seite. Apropos Regen: Bose verzichtet auf ein IP-Zertifikat.
![Das LED ist auf der «falschen» Seite.](/im/Files/7/5/6/1/4/1/6/4/95DF2F6D-0DDB-4BF2-A9E0-3B5F7E863761.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Florian Bodoky
Die Bose-Kopfhörer werden wie beim Vorgängermodell an der Ohrmuschel gesteuert. Wenn du schon vorher Bose benutzt hast, wirst du die Bedienung kennen. Ansonsten braucht es vielleicht eine Eingewöhnungsphase. Bose setzt hier auf einen Hybrid zwischen Knöpfen und Touchfläche. Über letztere kannst du die Lautstärke steuern. Auch wenn die Fläche klein ist, reagiert sie zuverlässig.
Darunter gibt es einen kleinen Knopf fürs An- und Ausschalten sowie fürs Pairing. Der ist relativ weit hinten angebracht – wenn du die Kopfhörer dabei trägst, brauchst du vielleicht einen Moment, um ihn zu finden. Etwas irritierend: Drückst du lange darauf, startet der Pairing-Mode für Bluetooth. Die entsprechende LED, die dir anzeigt, wenn das Pairing aktiviert ist, befindet sich aber an der linken Ohrmuschel. So war ich zu Beginn immer etwas irritiert – pairt er jetzt? Oder nicht? Und wenn das Gerät schon verbunden war, habe ich zu lange gedrückt und wieder einen neuen Pairing-Vorgang gestartet, sodass die Verbindung abbrach. Gewöhnungssache. Danach gibt es einen grösseren Button für Play/Pause sowie die verschiedenen Geräuschmodi und den «Immersion Mode» – dazu aber später mehr.
Die App: Ja, wieso nicht …
In der App von Bose kannst du alle Steuerungen vornehmen, die du am Kopfhörer selbst auch vornehmen kannst. Dazu gibts den obligaten Equalizer, wenn du bei Bass und Höhen individuelle Vorlieben hast.
![Die App ist kein Pflichtprogramm, für Fans von wenig Bass würde ich sie aber empfehlen.](/im/Files/7/5/6/1/4/2/4/5/boseapp.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Florian Bodoky
Dieser ist einfach gehalten: Der Bass-Boost verstärkt primär den Subbass, beim Reducer werden die Bässe abgesenkt. Bei den Höhen wird geboostet – wobei ich davon wenig gemerkt habe – oder reduziert. Letzteres lohnt sich vor allem dann, wenn zum Beispiel die Vocals überbetont sind (z. B. Zisch-Laute). Diese werden etwas weicher, wenn du den Treble-Reducer in der App aktivierst.
Wirklich nützlich ist die App aber vor allem für zwei Funktionen. Einerseits die Shortcut-Funktion. Dort kannst du einstellen, was passieren soll, wenn du die Lautstärkesteuerung am Kopfhörer lange hältst: Akku-Ladestand ansagen lassen, Voice Assistant aktivieren, Immersive-Modus wechseln oder Spotify starten.
Andererseits kannst du einen eigenen Hörmodus bauen. Wie stark soll das Noise Cancelling sein, willst du den Immersive-Mode, soll der Wind-Blocker aktiviert sein und so weiter. Aber Vorsicht: Je mehr du aktivierst, desto schneller geht natürlich auch der Akku zu Neige.
Der Sound: Der Bass bläst dir die Rübe weg – wenn du willst
Ich habe mir wie immer drei Musikstücke angehört, jeweils mit und ohne Immersive-Modus. Dabei gilt es, verschiedene Dinge zu beachten, bevor du meine Einschätzung liest. Abgesehen von persönlichen Präferenzen gibt es bei den QuietComfort Ultra die Custom Tune Funktion. Wenn du die Einschalttaste drückst, hörst du ein Geräusch. Dies misst deine Ohren und der Sound wird ein Stück weit der Anatomie deiner Ohren angepasst. Es ist schwierig zu sagen, inwiefern und in welcher Intensität sich das auswirkt.
Zweitens gibt es den Immersive-Modus in zwei Varianten: Still und Motion. Dabei soll ein dreidimensionales Soundbild entstehen, womit der Sound von überall gleichzeitig zu kommen scheint – also wie beim Spatial-Sound-Effekt. Wenn du also irgendwo sitzt oder stehst und dich nicht bewegst, wählst du sinnvollerweise «Still». Dann klingt der Sound, als würdest du am absolut besten Platz im Konzertsaal sitzen und der Sound kommt von vorne. Wenn du dich bewegst, nimmst du «Motion». Hier passiert das Gleiche, mit dem Unterschied, dass der Sound dann von der Seite zu kommen scheint, wenn du den Kopf zur Seite drehst – eben wie im Konzertsaal. Du kannst den Immersive-Mode natürlich auch komplett abschalten.
Drittens: Wenn du ein Android-Smartphone besitzt, kommst du in den Genuss von AptX Adaptive. Der Codec unterstützt die Lossless-Wiedergabe, ist aber energieeffizient. Apple-User müssen sich mit AAC zufriedengeben.
Keelhauled – Alestorm
Mit dem extrem schnellen Folk-Metal Song fange ich an.
Das Lied zeichnet sich durch eine extrem hohe Geschwindigkeit aus. In der Vergangenheit hatte ich bei anderen Kopfhörern das Problem, dass die teils mehrstimmigen Gesänge undeutlich wurden und die Drums schepperten. Darum war ich neugierig, wie dieses Lied hier klingt. Ich werde angenehm überrascht. Die QuietComfort legen von der ersten Sekunde an los wie die Feuerwehr. Sie definieren die Töne genau. Trotz der schnellen Schlagzeugbeats und der Bassgitarre bleibt die Wiedergabe klar und verschwimmt nicht – die einzelnen Elemente lassen sich immer gut auseinanderhalten. Es entsteht eine hohe Intensität, die sich über das ganze Lied hinzieht. Trotz der Immersion entsteht aber kein Hall, der Sound klingt etwas flach.
Heart-Shaped Box – Nirvana
Dieses Lied ist rein akustisch, ohne E-Gitarre und Co.
Zudem die heisere Stimme Kurt Cobains. Die Stimme nimmt im Gegensatz zu Alestorm eine dominantere Rolle ein. Die Instrumente hört man zwar, sind aber mehr im Hintergrund. Während dieser Song zwar bedeutend ruhiger ist, sorgt der Immersive-Mode für eine intensive Klangtiefe. Es klingt, als würde mir Cobain neben mir stehen und sein Leid direkt ins Ohr brüllen, während Alestorm im ersten Lied mehr nach Konzert geklungen hat. Hier war’s sehr viel lebendiger.
Tokyo Drift – Teriyaki Boyz
Mit diesem Stück will ich testen, wozu der Bass in der Lage ist.
Bose muss hier mit sehr tiefen Frequenzbereichen zurechtkommen. Der Bass drückt richtig ins Trommelfell rein und zieht bis in die Magengrube weiter. Wenn du also ein Fan elektronischer Musik bist, schadet ein Blick in den Equalizer vielleicht nicht. Stichwort: Bass-Reducer.
Gesprächsqualität
Calls können übrigens auch über die Buttons am rechten Hörer angenommen werden. Bose hat hier fünf Mikrofone pro Seite verbaut. In der Praxis waren meine Gesprächspartner sehr zufrieden. Für mich selbst war die Qualität ebenfalls ausgezeichnet. Ich habe das ANC auf «Aware» gestellt, damit ich mich selber sprechen höre. Den Windblocker einzuschalten, lohnt sich übrigens, wenn du draussen telefonierst. Er filtert nervige Störgeräusche raus – auch andere als den Wind.
Noise Cancelling
Die Geräuschunterdrückung ist definitiv etwas vom Besten, was ich seit längerem gehört habe. Du kannst dabei aus zwei Modi wählen, nämlich «Aware» und «Quiet». Einfach mit einem Druck auf den vorgesehenen Button. Der Quiet-Mode sorgt für absolute Stille – ich habe es sowohl in belebten Bahnhöfen, als auch in Restaurants und sogar in einem Club ausprobiert (die Blicke …). Da gelangt nichts rein. Allerdings hat der QuietComfort ein geringes, aber wahrnehmbares Eigenrauschen. Das hörst du natürlich nicht, wenn Musik oder ein Podcast läuft. Willst du ihn aber einfach als Hörschutz nutzen, wird es dir auffallen.
Der Awareness-Mode trägt die Geräusche über das Mikrofon an dein Ohr. Dabei gelingt es Bose, diese Geräusche natürlich und in korrekter Lautstärke klingen zu lassen. Randbemerkung: Wenn du die Modi per Knopfdruck wechselst, wirst du darüber von einer sehr mechanischen Roboterstimme darauf hingewiesen. Warum Bose diese Infos nicht schnell von menschlichen Stimmen einsprechen lässt, bleibt wohl das Geheimnis des Herstellers.
Wenn du die App herunterlädst, kannst du eigene Modi entwickeln (siehe App-Kapitel). Dabei kannst du das ANC auch stufenlos verstellen. Ist die Geräuschunterdrückung eher schwach eingestellt, reduziert es erst höhere Frequenzen. Fraglos gut.
Der Akku
Zum Schluss kommt noch der kleine Nachteil – der Akku. Die Akkulaufzeit liegt gemäss Hersteller bei 24 Stunden, wenn der Immersive-Modus abgeschaltet ist. Die Frage, ob hier die aktive Geräuschunterdrückung mit einberechnet wird, lässt der Hersteller unbeantwortet. Mit Immersionsmodus sind es noch 18 Stunden. In meinem Test konnte ich die Herstellerangaben plus/minus bestätigen. Das ist für einen Over-Ear-Kopfhörer dieser Preisklasse wenig. Die Konkurrenz, etwa Sony oder Sennheiser, kommt auf 30, respektive gar auf bis zu 60 Stunden bei ihren Premium-Modellen WH-1000 XM5 oder den Momentum 4 Wireless.
Ich frage mich grundsätzlich, wie viel Kapazität in Stunden ein Kopfhörer mit einem Ladezyklus haben muss oder soll. Selbst mir, der täglich zwei bis drei Stunden Musik über die Kopfhörer hört, reicht so ein Ladevorgang pro Woche. Wenn die Batterie länger hält, besteht, zumindest bei mir, eher die Gefahr, dass ich es vergesse, wenn es wirklich nötig wäre. Zudem resultiert die geringere Akkulaufzeit wohl auch in einem physisch kleineren Akku – und so dann auch in einem leichteren Kopfhörer. Wie schnell die Akkuleistung allerdings nachlässt und somit in einen inakzeptablen Bereich rutscht, ist zwar schwer zu sagen – passiert aber sicher eher als bei einem 30- oder 40-Stunden-Akku.
Fazit: Rundum gelungen, minimale Kritikpunkte
Das Preisschild ist allerhand – allerdings auch nicht höher als jenes der Konkurrenz zum Launch. Vielleicht möchtest du deshalb noch warten, ob ander Hersteller im Hochsommer neue Over-Ears raushauen und der Preis von Bose eventuell sinkt. Ich kann dir den QuietComfort Ultra aber unabhängig davon ans Herz legen.
In Sachen Sound steht er seiner japanischen Konkurrenz und auch jener von Sennheiser in nichts nach. Punkto Geräuschunterdrückung hat er mir sogar besser gefallen. Auch die Immersion ist beeindruckend, auch wenn sie sich negativ auf die Akkulaufzeit auswirkt. Ebenfalls wichtig finde ich die austauschbaren Ohraufsätze und die Faltbarkeit. Darum: Wenn du jetzt neue Kopfhörer willst, kannst du zugreifen. Wenn du noch etwas warten kannst, wird der Preis wohl sinken.
Titelbild: Florian Bodoky![User Avatar](/im/Files/7/5/1/6/1/6/3/2/portrait_florian_001.jpg?impolicy=avatar&resizeWidth=96)
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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.