
400 000 gleichzeitige Spieler in «Banana»: Das steckt hinter dem Trend
Seit Wochen zieht das Mini-Game «Banana» immer mehr Spielerinnen und Spieler an. Der Inhalt des Spiels: Auf eine Banane klicken. Warum tut man sich das an?
Es muss nicht immer ein ausgefeiltes Gameplay mit großen Spielwelten oder komplexen Skilltrees sein. Nein, manchmal reicht auch schon eine Banane aus. Das Spielprinzip von «Banana»: Klicke auf die Banane und bekomme dafür hin und wieder ein nutzloses Item für dein Steam-Inventar. Das ist alles. Und trotzdem machen hunderttausende Spielerinnen und Spieler mit. Sie hoffen auf seltene Drops, die sich teuer verkaufen lassen.

Quelle: Entwickler: aaladin66, Pony, Sky, AestheticSpartan
Das geheimnisvolle Spiel «Banana», das im April released wurde, ist uns in der Redaktion natürlich nicht entgangen. Wir haben den Trend über Wochen verfolgt und immer angenommen, dass sich das Phänomen schnell wieder legen wird. Gestern, am Donnerstag, knackte das Spiel aber die Marke von sagenhaften 400 000 gleichzeitigen Spielerinnen und Spielern. Es reicht! Ich muss wissen, was das Geheimnis von «Banana» ist.
Nicht vorhandenes Gameplay und kaum Ressourcen nötig
Zum Spielinhalt gibt es nicht viel zu sagen. Startest du das Spiel, das übrigens kostenlos ist, öffnet sich ein kleines Fenster, in dem eine Banane zu sehen ist. Sonst nichts. Wenn du einmal in drei Stunden auf die Banane klickst, gibt es die Chance auf einen Bananenskin für dein Steam-Inventar. Du liest richtig: Das Item ändert nicht einmal den Skin der Banane im Spiel. Es handelt sich ausschließlich um ein virtuelles Item für den Steam-Shop. Klickst du einmal in 18 Stunden, hast du eine Chance auf einen seltenen Banenenskin.
Dazu muss das Spiel aber im Hintergrund laufen – so erklärt sich die hohe Nutzerzahl. Ressourcen nutzt «Banana» kaum. Du benötigst einen Prozessor mit einem Gigahertz Taktfrequenz, 128 Megabyte Arbeitsspeicher, 30 Megabyte Speicherplatz und eine beliebige Grafikkarte.
Spekulation auf Geld
Warum also läuft dieses sensationell unkomplexe Spiel auf so vielen Rechnern? Der einzige Zweck des Spiels ist die Chance darauf, Geld zu verdienen. Und zwar echtes Geld. Mehr als 70 Bananen-Skins haben mittlerweile das Licht der Steam-Inventare erblickt. Items aus dem Inventar lassen sich auf dem Steam-Marktplatz verkaufen.

Quelle: Steam
Als ich am 14. Juni nachschaue, ist der teuerste derzeit angebotene Skin «Crypticnana» – fünf davon stehen aktuell ab rund 567 Euro oder 541 Franken zum Verkauf. Das kauft doch kein Mensch, oder? Falsch. Dieses Diagramm zeigt, wie oft und für welchen Preis dieser Skin bereits verkauft wurde: zuletzt am 11. Juni für rund 477 Euro oder 455 Franken - Tendenz steigend:

Quelle: Steam
Wenn der Verkäufer oder die Verkäuferin diesen Preis dadurch erzielt hat, einmal auf eine Banane zu klicken, dann hat sich der Klick definitiv gelohnt. Die Beschreibung der «Crypticnana» gibt an, dass dieser Skin auf 25 Stück limitiert ist. Auch die meisten anderen seltenen Drops gibt es nur in geringer Anzahl. Ein limitiertes Angebot erhöht auch dann die Nachfrage, wenn das Objekt nicht den geringsten Zweck erfüllt.
Warum zum Henker kauft aber nun jemand einen solchen Skin für so viel Geld? Es handelt sich um ein klassisches Spekulationsobjekt. Die Community weiß, dass der Skin sehr selten ist. Wer ihn kauft, spekuliert darauf, dass sich der Skin teurer verkaufen lässt. Der Preistrend gibt dieser Annahme Recht.
Für den Entwickler und Steam lohnt es sich
Und der Entwickler? Der setzt auf ein Geschäftsmodell, das ihm tatsächlich Geld einbringt. Die Skins werden tausendfach zum Mindestpreis von 0,03 Euro angeboten und auch verkauft. Der Entwickler erhält zehn Prozent davon, Steam fünf Prozent. Der Skin «Musicnana» wurde beispielsweise laut Steam-Diagramm am 14. Juni innerhalb einer Stunde mehr als 100 000 mal verkauft. Bei 0,003 Euro pro Verkauf wären das 300 Euro oder 286 Franken – für Erlöse von nur einem Skin innerhalb einer Stunde!
Allerdings relativiert einer der Entwickler diese Rechnung etwas. Auf eine negative Rezension antwortet er, dass die meisten User nicht aus dem Euro-Raum stammen, sondern aus Ländern, in denen der Mindestpreis und damit auch der Verkaufspreis deutlich darunter liegen. Dennoch wird sich das Geschäft im Vergleich zu dem minimalistischen Aufwand für das Spiel sehr lohnen.
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Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.