
20 Jahre Steam: Vom Zwangs-Programm zur Wunsch-Plattform
Die grösste Game-Plattform der Welt wird 20 Jahre alt. Aus der Spielewelt ist sie nicht mehr wegzudenken, dabei war sie anfangs alles andere als beliebt.
Arnold Schwarzenegger wird Gouverneur von Kalifornien, MySpace erblickt das Licht der Welt und eine unscheinbare digitale Plattform namens Steam wird veröffentlicht. Bis 2003 ist Valve primär für «Half-Life» bekannt. Mit Steam will das Game-Studio den Spiele-Update-Prozess vereinfachen. Spiele zu kaufen, ist Anfangs nicht möglich und die einzigen Spiele, die es gibt, stammen von Valve. Die Resonanz ist alles andere als positiv. Gamerinnen und Gamer kritisieren den Online-Zwang in einer Zeit, als Breitband-Internet noch längst nicht zum Standard gehört. Auch ist die Plattform noch sehr instabil. Du musst damit rechnen, plötzlich den Zugriff auf deine Spiele zu verlieren. Dennoch installieren Millionen von Menschen ein Jahr später Steam. Der Grund: «Half-Life 2».
2004: Steam wird Pflicht
Im März 2004 erscheint zunächst «Counter-Strike: Condition Zero». Definitiv nicht das beste «Counter-Strike», aber dennoch für viele der Zeitpunkt, tief durchzuatmen und Steam zu installieren. Noch lauter erklingt das kollektive Seufzen im November. Dann erscheint das heiss ersehnte «Half-Life 2». Es ist das erste Spiel, das digital über die Plattform gekauft werden kann. Die Diskussionen über den Steam-Zwang mutieren schnell zum Nebenschauplatz. Gordon Freemans zweites Abenteuer ist schlichtweg bahnbrechend.

Quelle: PC Gamer
2005: Das erste Third-Party-Spiel
Auch 2005 lassen sich die Spiele auf Steam noch an einer Hand abzählen. Das erste nicht-Valve-Spiel heisst «Rag Doll Kung Fu». Es ist ein kurzweiliges Prügel-Game, das zusammen mit einem Low-Budget-Kung-Fu-Film entsteht. Einer der Köpfe dahinter ist Mark Healey, der für Lionhead Studios arbeitet. Das ist das Studio mit Entwicklerlegende Peter Molyneux, der unter anderem «Black & White» und «Fable» erschuf. Healey gründet später mit zwei weiteren Lionhead-Entwicklern Media Molecule, die mit «Little Big Planet» und «Dreams» ebenfalls für einige bedeutende Spiele verantwortlich sind.

Quelle: PC Gamer
2007: die heilige Dreifaltigkeit
«The Orange Box» ist ein legendäres Spiele-Bundle. Es enthält gleich drei Valve-Titel, die alle 2007 erscheinen: «Portal», «Team Fortress 2» und «Half-Life 2: Episode 2». «Portal» beginnt als Freeware-Studierenden-Projekt. Nachdem ein Valve-Mitarbeiter das Spiel sieht, wird das Team direkt eingestellt.

Quelle: PC Gamer
Im Dezember des gleichen Jahres findet zudem der erste Steam Sale statt. Etwas, das sich zu einer (kostspieligen) Tradition entwickeln wird
2008: Cloud-Save
Valve ist 2008 der Zeit voraus und speichert Spielstände in der Cloud. Etwas, das bei anderen Herstellern auch Jahre später noch nicht Standard sein oder hinter einer Paywall versteckt wird. Cloud Save sorgt dafür, dass du bei der Windows-Neuinstallation nicht mehr ganze Ordner mit potentiellen Speicherständen kopieren musst.

Quelle: PC Gamer
2010: Wünsch dir was
Valve fügt Steam die Wishlist hinzu. Auf diese setzt du Spiele, damit du informiert bist, wenn sie erscheinen oder in Aktion sind. Für Game Studios ist es zudem ein wichtiger Messwert, um den Erfolg abzuschätzen oder Deals mit Publishern zu machen.

Quelle: PC Gamer
2011: Steam Workshop
Neben «Portal 2» wohl das wichtigste Ereignis für Steam ist die Vorstellung des Workshops. Damit können Spielerinnen und Spieler Content für Games kreieren und direkt bei Steam herunterladen. Im gleichen Jahr wird Steam Guard mit Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeführt, um dem zunehmenden Account-Missbrauch entgegenzuwirken.

Quelle: PC Gamer
2012: Generalüberholung
Valve stellt 2012 Steam Greenlight vor, das es Userinnen und Usern erlaubt, Indie-Games zu wählen, die auf Steam veröffentlicht werden können. Das kontroverse Feature wird 2017 durch Steam Direct ersetzt, das die Pforten für neue Spiele noch mehr öffnet und neue Probleme mit sich bringt.

Quelle: PC Gamer
Neu ist auch der Steam Community Market, wo digitale In-Game-Güter wie Hüte oder Waffen-Skins gekauft und verkauft werden können. Ein Geschäftsmodell, das genauso lukrativ wie umstritten ist.
2013: Reviews, Early Access und «Dota 2»
Die E-Sport-Sensation «Dota 2» dürfte für die meisten die unbedeutendere Neuerung sein. Spannender ist, dass es neben den bestehenden Metacritic-Wertungen nun User-Reviews gibt. Dort können Nutzerinnen und Nutzer ihre eigenen Bewertungen abgeben.

Quelle: PC Gamer
Ebenfalls eine Neuheit sind 2013 «Early Access»-Titel. Spiele, die während der Entwicklungsphase gekauft und gespielt werden können. Eines davon ist der Weltraumsimulator «Kerbal Space Program».
2015: kostenpflichtige Mods und eigene Hardware
Bethesda, deren Spiele berühmt für Mods sind, halten es für eine gute Idee, Preisschilder an die bis anhin kostenlosen User-Modifikationen zu hängen. Der Aufschrei ist riesig. So dauert es nicht lange, bis Bethesda zurückkrebst und das Unterfangen wieder rückgängig macht.

Quelle: Knowyourmeme
2015 markiert zudem das Jahr von Valves ersten Hardware-Bemühungen. Da wäre zum einen der Steam Link. Ein kleines Gerät, das Games vom PC auf den TV streamen kann. Dazu gibt es den Steam-Controller mit seinen ikonischen Eulenaugen als Trackpads. Deutlich erfolgloser sind die Steam Machines. Ein Versuch, zusammen mit Hardware-Herstellern wie Alienware, PCs in Wohnzimmerkonsolen zu verwandeln. Das Projekt scheitert, aber glücklicherweise gibt Valve die Hardware-Bemühungen nicht auf.
2016: Virtual Reality
Während Millionen von Menschen draussen mit «Pokémon GO» nach digitalen Taschenmonster suchen, stülpen sich Steam-Userinnen und User lieber VR-Brillen auf. Zusammen mit HTC lanciert Valve die HTC Vive und veröffentlicht mit «The Lab» auch mal wieder ein kleines Spiel.

Quelle: PC Gamer
2020: «Half-Life» kehrt zurück
«Half-Life 3» ist längst zum Running Gag geworden. Auch 2020 erscheint keine Fortsetzung zum geliebten Action-Adventure. Stattdessen folgt mit «Half-Life Alyx» ein Prequel, und zwar für VR. Wenn du bisher dachtest, Headcrabs seien gruselig, hast du sie noch nicht in Virtual Reality erlebt.

Quelle: Philipp Rüegg
2022: Steam Deck
Valve überrascht einmal mehr mit einem ungewöhnlichen Hardware-Projekt. Das Steam Deck ist ein Handheld-PC im Stile einer Switch. Darauf lassen sich theoretisch alle Steam-Spiele zocken und das auf dem Sofa oder unterwegs. Die Skepsis ist anfangs gross, aber bald springen weitere Hersteller auf den Zug auf. Handheld-PCs sind gekommen, um zu bleiben.
2023: Jubiläum mit «Counter-Strike 2» und mehr?
23 Jahre nach dem ersten Teil erscheint 2023 der offizielle Nachfolger zu «Counter-Strike». Bisher befindet sich der Multiplayer-Shooter noch in einer geschlossenen Beta-Phase, aber bald soll der offizielle Launch bevorstehen.

Quelle: Valve
Aus einem kleinen Programm, das den Spielerinnen und Spielern aufgezwungen wurde, hat sich eine Plattform entwickelt, die nicht mehr wegzudenken ist. Über 120 Millionen Personen loggen sich jeden Monat ein, um eins der über 50 000 erhältlichen Spiele zu zocken. Heute wird laut aufgeschrien, wenn ein Spiel mal nicht auf Steam erscheint. Neben vielen umstrittenen Entscheidungen hat Valve zweifellos einen Ort geschaffen, der mehr ist als ein Shop. Man darf gespannt sein, wo es als nächstes hingeht.
Und sonst? Ein paar Monate hat das Jahr noch. Was wünscht du dir zum 20. Jubiläum von Steam?
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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.