Apple AirTag im Test: Besser als die Konkurrenz?
Bluetooth-Tracker helfen dir, Verlorenes wiederzufinden. Schlüssel. Portemonnaies. Solche Dinge. Apple ist jetzt mit den AirTags auch dabei. Wie gut die funktionieren, zeigt der Vergleichstest mit Tile und Chipolo.
Nie mehr was verlieren. Das ist Apples Versprechen in Form eines Bluetooth-Trackers. Den bringst du an deinen wichtigsten Gegenständen an und kannst sie via App jederzeit wiederfinden. Bei Apple heisst dieser Bluetooth-Tracker AirTag.
Apples Versprechen ist nicht neu. Tile hat’s schon viel früher gegeben. Anno 2018 habe ich es selber ausprobiert. Damals mit gemischten Gefühlen: Die verbaute Knopfbatterie liess sich nicht austauschen, wenn sie leer war. Einmal im Jahr – so lange halten die Knopfbatterien etwa – musstest du dir neue Tiles statt neuer Batterien kaufen. Ein schlechter Witz. Mittlerweile hat sich das geändert; die Batterien sind austauschbar. Gut so.
Ein dritter Player im Bluetooth-Tracker-Haifischbecken ist Chipolo. Hierzulande weniger bekannt als Tile und Apples AirTags, aber laut Community günstiger und mindestens genauso gut.
Samsung bietet seit 2020 ebenfalls Bluetooth-Tracker an. Bei den Südkoreanern heissen sie Galaxy SmartTag. Das «Galaxy» im Namen bezieht sich darauf, dass sie ausschliesslich mit Samsung-Galaxy-Smartphones kompatibel sind. Ich besitze aber kein Samsung-Galaxy-Smartphone. Darum habe ich sie für diesen Test nicht berücksichtigt.
Update: 27. Mai, 9:36 Uhr
Aufgrund euer zahlreichen Feedbacks habe ich den SmartTag-vs-Apple-Review nachgeliefert. Voilà:
Funktionalität und Specs
Welcher Tracker funktioniert auf welchem Gerät oder Betriebssystem?
Apple AirTag
Apples AirTags funktionieren nur auf Apple Geräten. Via Apples «Wo ist?»-App – die ist standardmässig auf jedem Apple-Gerät drauf – kannst du den AirTag schnell und mühelos mit deinem iPhone oder iPad koppeln. Voraussetzung ist, dass dein iOS mindestens auf Version 14.5 läuft und Bluetooth aktiviert ist.
Die Einrichtung geht schnell und dauert kaum mehr als drei, vier Minuten. Apple-typisch.
Und sonst so:
- Bluetooth-Reichweite: Etwa 100 Meter (ohne Wände)
- Wasserresistenz: Schutz vor Wasser und Staub (IP67)
- Voice-Assistant: Siri
- Batterien-Typ: CR2032 Knopfzellenbatterie
- Batterie selbstständig austauschbar? Ja.
- Batterie-Laufzeit: Etwa 1 Jahr
- Masse: 3,2 Zentimeter Durchmesser, 8 Millimeter dünn
Tile Pro
Tiles bester, preislich ähnlich teuer Tracker wie die AirTags ist die «Pro»-Version. Um sie mit deinem Handy zu koppeln, brauchst du die Tile-App. Die gibt’s sowohl in Apples App Store als auch in Googles Play Store.
Und sonst so:
- Bluetooth-Reichweite: Etwa 122 Meter (ohne Wände)
- Wasserresistenz: Wasserbeständig (IP55)
- Voice-Assistant: Siri, Alexa und Google Assistant
- Batterien-Typ: CR2032 Knopfzellenbatterie
- Batterie selbstständig austauschbar? Ja
- Batterie-Laufzeit: Etwa 1 Jahr
- Masse: 4,2×4,2 Zentimeter, 6,50 Millimeter dünn
Cool: Verlierst du dein Handy, kannst du auf deinem Tile zwei Mal auf einen kleinen Button drücken. Dann klingelt das Handy. Auch dann, wenn du es auf Stumm oder Vibrieren geschaltet hast. Das können die AirTags von Apple nicht.
Chipolo One
Bei Chipolo habe ich den Chipolo-One-Tracker getestet. Mit dem Handy gekoppelt wird auch der Tracker via Chipolo-App. Die ist sowohl in Apples App Store als auch in Googles Play Store zu finden.
Und sonst so:
- Bluetooth-Reichweite: Etwa 60 Meter (ohne Wände)
- Wasserresistenz: Gegen Spritzer (IPX5)
- Voice-Assistant: Siri, Alexa und Google Assistant
- Batterien-Typ: CR2032 Knopfzellenbatterie
- Batterie selbstständig austauschbar? Ja
- Batterie-Laufzeit: Etwa 2 Jahre
- Masse: 3,8 Zentimeter Durchmesser, 6,4 Millimeter dünn
Genauso cool wie bei Tile: Ein Button, der via Doppelklick dein Smartphone klingeln lässt – selbst dann, wenn du es auf Stumm oder Vibrieren hast.
Bluetooth Reichweite und Suchfunktion
Folgendes Szenario: Es ist spät. Der Bus fährt gleich. Heute steht ein wichtiges Meeting an (stell dir vor, es ist grad keine Pandemie). Kein Tag, um zu spät zur Arbeit zu kommen. Schuhe, Jacke, Tasche, alles da. Ausser dein Autoschlüssel. F*ck.
Auftritt: Bluetooth Tracker.
Apple AirTag
«Wo ist?»-App aufmachen und unten auf «Objekte» tippen. Hier wählst du den AirTag aus, den du an deinem Schlüsselanhänger angemacht hast. Schon kannst du entweder einen Ton abspielen, um den Tracker zu finden, oder dich via «Suchen»-Funktion direkt zum Tracker lotsen lassen. Letztere Option steht allen Besitzerinnen und Besitzern eines iPhone 11 oder 12 zur Verfügung. Diese Phones besitzen nämlich den U1-Chip und können dank Ultrabreitband-Verbindung punktgenau mit dem AirTag kommunizieren.
Im Video sieht das etwa so aus:
Besonders laut ist der AirTag nicht. Zwar nicht ganz so leise wie das Smartphone-Mikrofon dich glauben lassen will – im Wohnzimmer konnte ich das hohe Signal bereits hören –, aber von den drei getesteten Trackern war der AirTag der mit Abstand leiseste.
Dennoch: Die «Suche»-Funktion mit der visuellen Führung ist super und funktioniert erstaunlich gut, auch wenn ich mich erst in direkter Luftlinie ohne störende Wand dazwischen zum AirTag positionieren musste.
Tile Pro
Tile Pro funktioniert im Wesentlichen genau gleich: Klick auf den verschwundenen Peilsender, und schon kannst du dem Gepiepe in der Wohnung folgen.
Eine visuelle Suchfunktion à la AirTag besitzt Tile Pro allerdings nicht.
Chipolo One
Der letzte im Bunde. App geht auf, ich klick auf den gewünschten Tracker und irgendwo in der Ferne piepst was ziemlich laut – am lautesten von den drei getesteten Trackern. Läuft.
Cool: Bei Chipolo kann ich mich von der App via Push-Benachrichtigung informieren lassen, falls ich mich zu weit weg vom Tracker entferne. Zum Beispiel, wenn ich von der Arbeit nach Hause fahre und mein Portemonnaie noch am Arbeitsplatz hätte liegen lassen.
Tile bietet diese Funktion auch an, allerdings nur, wenn ich für 3 Franken pro Monat oder 32 Franken im Jahr ein Tile-Premium-Abo löse. Dafür kriege ich bei Tile Premium zusätzlich einen 30-Tage-Standortverlauf dazu.
Ausserhalb der Bluetooth-Reichweite verloren
Was passiert, wenn ich den Bluetooth-Tracker ausserhalb der Bluetooth-Reichweite meines Handys verliere? Dann schaltet sich die Community ein. Wenn sich jemand mit der entsprechenden App und aktiviertem Bluetooth in der Nähe deines Trackers befindet, wirst du über dessen Standort informiert. Du. Nicht die Community. Alles andere wäre auch Quatsch. Stell dir die Push-Benachrichtigung auf deinem Handy vor: «L aus S hat sein Portemonnaie in deiner Nähe verloren». Oha. Dann wollen wir mal beim Suchen helfen. Höhö.
Davon ausgehend, dass 99 Prozent der Menschen anständig sind, wäre das auch gar kein Problem. Problematischer wären die restlichen 1 Prozent. Gelegenheit macht Diebe. Darum wird bei keinem Hersteller die Community darüber benachrichtigt, ob, wann und wo es zur Suche eines verloren gegangenen Bluetooth-Trackers beigetragen hat. Darüber hinaus wird das Such-Signal verschlüsselt.
Wer genau kann überhaupt zur Suche beitragen? Im Falle Apples wird jedes Apple-Gerät zum Bluetooth-Tracker, egal ob iPhone, iPad oder Macbook. Voraussetzung ist, dass Bluetooth aktiviert ist. Dasselbe gilt für Tile und Chipolo, mit dem Unterschied, dass die Tile- oder Chipolo-App zwingend auf dem Smartphone vorhanden sein muss.
Apple AirTag
Zum Feldversuch. Tatort: Shoppingcenter Shoppi Tivoli in Spreitenbach. Da hat’s viele Menschen. Viele potenzielle Apple-, Tile- oder Chipolo-Community-Mitglieder. Die Idee ist, dass ich die Tracker irgendwo «verliere», mich aus dem Staub mache und später, zu Hause, die Tracker als «verloren» markiere.
Meine Theorie: Es gibt wohl deutlich mehr Apple-Geräte im Umlauf als Smartphones mit installierter Tile- oder Chipolo-App. Wenn der AirTag also nicht zuerst gefunden wird, dann esse ich einen Besen. Oder einen Bluetooth-Tracker.
Mal schauen.
Der Test geht los. Ich platziere alle drei Tracker bei einem weiblichen Mannequin vor einem Kleiderladen unter dem Rock. Hier laufen täglich hunderte Menschen vorbei, ab und an davor verweilend. Das sollte den Trackern genug Zeit geben, potenzielle Smartphones anzupingen. Und: Der lange Rock versteckt die «verlorenen» Tracker. Mein Feldversuch sieht nämlich nicht vor, dass ich sie tatsächlich verliere.
Es ist 12:30 Uhr.
Ich bin wieder zu Hause. Es ist 12:39 Uhr.
Zuerst Apple. Die «Wo ist?»-App zeigt sofort an, dass der AirTag zuletzt im Shoppi Tivoli gesehen worden ist – vor einer Minute. Sehr gut. Das heisst, dass ein erstes Apple-Gerät den AirTag bereits lokalisiert hat, noch bevor ich den AirTag in der App überhaupt als «verloren» habe markieren können. Beeindruckend.
Ich aktiviere den «Verloren»-Modus trotzdem. Ich will noch sehen, ob ich eine Push-Benachrichtigung bekomme, sobald der AirTag erneut gepingt wird.
Es vergeht kaum eine weitere Minute.
Sehr gut. Schauen wir, wie sich Tile schlägt.
Tile Pro
12:39 Uhr: Nichts.
Die Tile-App zeigt mir zwar an, wo mein Tile Pro zuletzt gesehen worden ist – nämlich im Shoppi Tivoli –, das war aber um 12:18 Uhr. Dann, als es zum letzten Mal mit meinem Smartphone in Verbindung war. Also wohl mein eigener Ping.
Ich markiere den Bluetooth-Tracker in der App als «verloren» und warte ab.
16:15 Uhr: Nada.
18:30 Uhr: Niente.
Den ganzen Tag über hat kein Tile-Community-Mitglied mein Tile Pro getrackt. Wie sieht’s beim Chipolo One aus?
Chipolo One
Nicht besser. Schlimmer sogar.
12:39 Uhr: Die Chipolo-App hat den Tracker zuletzt um 12:13 Uhr getrackt – bei mir zu Hause. Laut App habe ich das Haus also gar nie verlassen. Hätte ich den Tracker tatsächlich verloren, wüsste ich nicht mal, dass ich meine Suche im Shoppi Tivoli beginnen müsste.
Schwach.
Wie bei Tile aktiviere ich den «Verloren»-Modus und warte ab.
16:15 Uhr: Nope.
18:30 Uhr: Nö.
Gleiches, enttäuschendes Fazit wie bei Tile also. Nicht mal eine Live-Warnung, dass ich mich ausserhalb der Reichweite des Trackers bewegt habe, habe ich bekommen. Ich gehe ins Shoppi Tivoli und hole alle drei Tracker zurück.
Fazit: Apple gewinnt
Zuerst zur Disziplin «innerhalb der Bluetooth-Reichweite». Alle drei Hersteller halten das Versprechen, Verlorenes wiederzufinden, locker ein. Der Chipolo One ist super, weil er besonders laut ist. Dass Tile eine doppelt so hohe Bluetooth-Reichweite hat wie sein Konkurrent, fällt für mich kaum ins Gewicht. Nicht bei mir zu Hause. Ich weiss nicht, wie’s bei dir aussieht. Aber meine Wohnung ist keine 100 Meter lang. Abgesehen davon schwächen Wände das Signal sowieso ab.
Dann ist da noch Apple. Die Kalifornier punkten besonders dann, wenn du ein iPhone 11 oder 12 besitzt. Dank deren U1-Chips können sie eine Ultrabreitband-Verbindung zwischen Smartphone und AirTag herstellen und dich dadurch visuell zum Tracker führen. Das ist genial. Ansonsten gilt das Gleiche wie bei Chipolo und Tile: Der Tracker tut, was er tun soll. Hauptsächlich Piepsen.
Jetzt zur Königsdisziplin. Welcher Tracker wird wiedergefunden, wenn er mal ausserhalb deiner Bluetooth-Reichweite verloren geht?
Der Gewinner ist ganz eindeutig Apple. Als einziger Tracker wurde er mir den ganzen Nachmittag hindurch ständig angepingt. Kein Wunder: Der AirTag wird von einer ganzen Armada von Apple-Geräten, die sich im Umlauf befinden, angepingt.
Tile und Chipolo hingegen werden nur dann angepingt, wenn jemand anderes ebenfalls einen Tile- oder Chipolo-Tracker besitzt und die App auf seinem Smartphone installiert hat. Entsprechend ist die Chance deutlich kleiner, dass du einen ihrer Tracker ausserhalb deiner Reichweite wiederfindest. Glaube ich meinem eigenen Feldversuch, dann tendiert diese Chance gar gegen Null. Ich würde mir keine Hoffnungen machen, meine Hausschlüssel dank Tile oder Chipolo wiederzufinden, wenn ich sie nicht mal an einem belebten Ort wie im Shoppi Tivoli in Spreitenbach wiederfinde.
Hast du ein Apple-Gerät, dann hast du also Glück. Ansonsten dürften Bluetooth-Tracker aktuell nicht so reizvoll sein für dich. Und so wie’s aussieht, brauche ich tatsächlich keinen Besen zu essen. Oder einen Bluetooth-Tracker.
Ein Wort zum Thema Datenschutz
Bluetooth-Tracker sind dazu da, dich darüber zu informieren, wo sich deine Gegenstände befinden. Dafür müssen Apple, Tile und Chipolo Daten zu deinem Standort sammeln. Sie werden allerdings nie auf dem Tracker selbst gespeichert.
Konkret sammeln alle drei Hersteller folgende Daten:
- Deinen Standort sowie den Standort der gekoppelten Tracker
- Wie und wie oft du die App verwendest
- Datum und Uhrzeit deiner Suchanfragen in der App
- Informationen zum Modell deines Smartphone-Geräts und dessen Betriebssystem
Apple, Tile und Chipolo versichern, dass Standortdaten auf ihren Servern stets verschlüsselt sind. Das heisst, dass selbst die Hersteller nicht wissen, wo du oder deine Tracker sich befinden.
Dazu geloben sie, dass keinerlei Daten an Dritte weitergegeben werden oder zu Marketingzwecken genutzt werden. Das gilt allerdings nur solange, wie du deine Accounts nicht mit einem deiner Social-Media-Konten koppelst. Facebook zum Beispiel. Denn Apples, Tiles und Chipolos Datenschutzbestimmungen gelten natürlich nicht für Facebook, Google, Twitter und Konsorten.
Wie sicher sind die Tracker selbst?
Alle Hersteller versichern, dass die Daten, die zwischen deinem Smartphone, den Trackern und deren Servern ausgetauscht werden, verschlüsselt und absolut vertraulich behandelt werden. Eine hundertprozentige Garantie kriegst du trotzdem nirgends. Apples AirTag zum Beispiel soll bereits via Jailbreak gehackt worden sein: Thomas Roth, ein deutscher Sicherheitsforscher, hat demnach die Trackersoftware seines AirTags modifiziert.
Das geht so: Angenommen, du findest ein AirTag, das nicht dir gehört. Nicht, weil dich die App dahin geführt hätte. Das geht ja nicht. Du hast den Tracker jetzt halt einfach zufällig irgendwo rumliegen sehen. Via «Wo ist?»-App kannst du dich mit dem AirTag verbinden und zu einer «found.apple.com»-Webadresse gelangen. Die zeigt dir Informationen zur Beisitzerin oder zum Besitzer des AirTags an. Roth hat die Software seines «verlorenen» AirTags aber dahingehend manipuliert, dass sie eine beliebige URL anzeigen könnte. Etwa eine ähnlich aufgebaute found.apple.com-Webadresse, die zusätzlich nach deinen persönlichen Daten fragt – ein klassischer Phishing-Versuch.
Inwiefern Apple das Problem lösen kann oder wird, steht aktuell nicht fest.
Avonturen beleven en sporten in de natuur en mezelf pushen tot mijn hartslag mijn ritme wordt - dat is mijn comfortzone. Ik geniet ook van rustige momenten met een goed boek over gevaarlijke complotten en koningsmoordenaars. Soms raak ik meerdere minuten opgewonden van filmmuziek. Dit komt zeker door mijn passie voor cinema. Wat ik altijd al heb willen zeggen: "Mijn naam is Groot."