Zwischen Hörbuch und Notizen: der Kobo Elipsa 2E
Mit dem Kobo Elipsa 2E kannst du direkt in E-Books kritzeln, via Suchfunktion Notizen durchforsten und Hörbücher geniessen. Der E-Reader kann vieles, nicht alles davon ist ausgereift.
Der Kobo Elipsa 2E hat deutlich mehr Funktionen als ein gewöhnlicher E-Reader. Du surfst damit im Web, erstellst Skizzenbücher und spielst Solitaire – mit viel Geduld. Denn im Vergleich zu einem Tablet hat der E-Reader bescheidene Hardware. Dafür punktet er mit langer Akkulaufzeit, gutem Display und einem angenehmen Schreibgefühl.
Recycelte Schale, gemächlicher Kern
Der Kobo Elipsa 2 E misst 193 × 227 × 7,5 Millimeter inklusive breitem Rahmen. Damit ist er etwas grösser als ein Taschenbuch und liegt mir weniger gut in der Hand. Als Notizbuch und für Comics hat die Grösse jedoch Vorteile. Das Gewicht von 390 Gramm ist relativ schwer für einen E-Reader. Zum Vergleich: Ein iPad Air wiegt nur etwa 100 Gramm mehr. Die gerippte Rückseite aus recyceltem Kunststoff macht den Reader griffig. Mit dabei ist auch der Kobo Stylus 2 für die Schreibfunktion und ein USB-C Kabel.
Das E-Ink Display misst 10,3 Zoll und hat eine Auflösung von 1404 × 1872 Pixeln. Das ergibt eine Pixeldichte von 227 Pixeln pro Inch (ppi). Es ist zum Lesen angenehm, die Schrift wird scharf dargestellt und kommt einer Buchseite ziemlich nahe. Beim Öffnen von Bildern, Notizen oder verschiedenen Tabs, braucht das Tablet längere Ladezeiten.
Verbaut ist ein 2-Gigahertz-Prozessor und dir stehen 32 Gigabyte Speicherplatz zur Verfügung. Damit passen über 20 000 Bücher auf das Tablet. Die Akkugrösse ist nicht spezifiziert. Die Batterie hält mir bei regelmässiger Nutzung gut zwei Wochen durch. Sprich täglich um die zwei Stunden Lektüre und Gekritzel.
Inbetriebnahme: Konto verknüpfen und los geht’s
Hast du bereits ein E-Reader-Konto, kannst du den Kobo Elipsa damit verbinden. Ansonsten hast du zusätzlich die Wahl zwischen einem Google-, Facebook- oder Apple-Account.
Auf der Startseite befinden sich deine Bücher. Weiter findest du in der unteren Menüleiste deine Notizbücher, den Kobo E-Book-Store und die Kategorie «Mehr». Dort sind deine Wunschliste, deine Dropbox oder Betafunktionen untergebracht.
Der Stift: einfach und praktisch
Der Kobo Stylus 2 liegt angenehm in der Hand. Die Rückseite fungiert als Radiergummi. Nahe dessen Spitze ist ein Knopf. Drücke ich diesen, kann ich den Stift als Marker verwenden. Dank Druckempfindlichkeit kann ich dickere und dünnere Linien ziehen.
Selten reagiert der Stift, bevor ich den Bildschirm berühre. Dann starte ich den E-Reader jeweils neu. Abgenutzte Spitzen kann ich austauschen, um das Display des Kobo Elipsa 2E nicht zu verkratzen.
Der Stift hat eine kleine Anzeigelampe. Geht der Akku zur Neige, blinkt die Lampe orange auf. Bei mir hält der Stift etwa 8 Tage. Dann kannst du ihn via USB-C aufladen. Wechselt die Lampe beim Laden auf weiss, ist der Stift aufgeladen. Das dauert etwa eine Stunde.
Bücher: Lesen mit Notizen und Blaulichtfilter
In erster Linie ist der Kobo Elipsa 2E ein E-Reader. Blättern kannst du in deinen Büchern mit Tippen und Wischen an den Seitenrändern. Tippst du unten, erscheint eine Leiste, mit der du eine bestimmte Stelle im Buch auswählen kannst. Tippst du oben, gelangst du zurück ins Hauptmenü oder machst diverse Einstellungen. Tippst du auf ein Wort, kannst du es bei Wikipedia oder Google nachschlagen. Duden wäre hier ebenfalls praktisch.
Liest du gerne abends im Bett, solltest du deine Augen vor Blaulicht schonen. Dafür gibt es die Funktion des «Natürlichen Lichts». Dabei handelt es sich um einen Blaulichtfilter. Für diesen gibt es nach Wunsch einen Timer. Auch die Helligkeit des Displays kannst du anpassen. So hast du auch draussen bei strahlendem Sonnenschein ein gutes Bild.
Meine Gedanken schreibe ich oft direkt ins Buch. Beim Kobo Elipsa 2E kann ich das, mittels Stylus, direkt in den E-Books. Die Notizen kann ich bei Bedarf entweder einzeln oder gleich alle zusammen wieder löschen. Beschriftete Seiten sollten beim nächsten Öffnen des Buches mit einem Symbol versehen sein. So könntest du die Notizen wieder einblenden. Die Anzeige ist komischerweise nicht immer vorhanden und ausblenden kannst du die Notizen auch nicht.
Notizbücher für alle Fälle
Hast du für deine Notizen zu wenig Platz an den Rändern des Buches, kannst du eigene Notizbücher erstellen. Wähle dabei zwischen Basis- oder erweitertem Notizbuch. Beim ersten kannst du deine Seiten aus allen möglichen vorhandenen Layouts aussuchen. Beim zweiten kannst du Felder für Zeichnungen, Diagramme, Formen und Gleichungen einfügen sowie Handschrift in Druckbuchstaben umwandeln. Dafür steht dir dort nur eine Seite zur Verfügung. Eine Sorte Notizbuch, bei der alle Möglichkeiten vorhanden sind, fände ich besser.
Das Skizzieren fühlt sich angenehm an auf dem rauen Display. Allerdings muss der Kobo Elipsa 2E dauernd neu berechnen – das stört. Will ich anschliessend etwas wieder ausradieren, kann ich entweder ganze Linien löschen oder nur Bereiche der Skizze. In E-Books geht nur ersteres.
Für meine handschriftlichen Notizen gibt es eine Suchfunktion. Der Kobo Elipsa 2E digitalisiert meine Schrift automatisch und erkennt gesuchte Wörter. Aufgrund der mageren Rechenleistung dauert das aber auch bei wenig Text lange..
Das Ergebnis ist zufriedenstellend: In meinem Text über Hagen und Sören sucht die Funktion auf Wunsch die Stellen mit dem Namen «Sören». Klicke ich auf eines der angezeigten Ergebnisse, markiert es diese Stelle im Text.
Ich kann auch ganze Notizseiten löschen. Allerdings ist in der deutschen Version zweimal der Befehl «Seite löschen» vorhanden. Einmal radiert es den Inhalt der Seite aus und beim zweiten löscht es die ganze Seite. Das ist irritierend. «Erase Page» und «Delete Page» in Englisch sind verständlicher.
Der Bookstore stellt meine Geduld auf die Probe
Für Bücher und Hörbücher gibt es von Kobo einen eigenen Shop. Diesen kannst du auf drei Varianten besuchen: bei vorhandenem WLAN direkt am E-Reader, in der App am Smartphone, oder auf der Website am Computer. Dein gekauftes Buch wird bei allen Varianten einfach und direkt über deinen Account mit dem E-Reader synchronisiert. Brauchbar ist aber nur die Variante über die Webseite.
Die Tablet-Variante ist unübersichtlich und die Ladezeiten sind extrem lang. Auch werde ich automatisch auf französischsprachige Titel verwiesen, sogar wenn ich den Reader auf Deutsch eingestellt habe. Und zwar bei jedem Besuch. Das ist mühsam. Bei der Android-App geht es schneller, sie ist aber auch unübersichtlich. Das Einkaufserlebnis auf der Webseite ist definitiv am besten.
Es gibt im Shop auch Comics. Empfehlen würde ich dir lediglich Mangas. Weil sie schwarz-weiss sind, hält sich die Latenz in Grenzen. Farbige Comics lädt der Elipsa 2E nur langsam. Das Bild wirkt bei manchen Comics unscharf. Schau dir deshalb, wenn möglich, zuvor eine Leseprobe an.
Dank Bluetooth hörst du dir Hörbücher aus dem Shop direkt auf dem Kobo Elipsa 2E an. Wie sinnvoll und praktisch das ist, sei dahingestellt. Mir ist der E-Reader dafür zu unhandlich.
Das kann der eReader sonst noch
Der Kobo Elipsa 2E hat noch einige weitere Funktionen integriert. Mangels guter Hardware ist der Webbrowser nicht brauchbar. Die Bilder und Layouts werden nicht richtig dargestellt und das Laden und Scrollen dauern zu lange. Auch die Spiele mussten auf ein Minimum reduziert werden, damit sie auf dem Kobo laufen. Solitaire macht aufgrund der fehlenden Farben noch weniger Sinn. Praktisch ist einzig Dropbox.
Dropbox für deine Dateien
Du kannst PDFs in deine Dropbox laden und sie auf dem E-Reader lesen und beschriften. Diese Funktion ist praktisch. Meine PDF zur Kunstgeschichte mit vielen Bildern und 70 Megabyte Grösse ist schnell auf dem E-Reader geöffnet.
Selten kommt es vor, dass der Kobo Elipsa 2E Mühe hat und sich aufhängt. Starte ich ihn neu, kann ich mit der Kunstlektüre fortfahren. Das Beschriften und Markieren dauert bei so grossen Dateien allerdings ziemlich lange.
Einstellungen sind zu viel des Guten
Es gibt einige nützliche Einstellungen, wie den Blaulichtfilter oder den Ruhemodus fürs Energiesparen. Bei Leseschwächen ist eine Vergrösserung der Schrift hilfreich. Einige Funktionen verkomplizieren die Nutzung aber eher.
Die Wahl zwischen 14 ähnlichen Schriftarten macht wenig Sinn. Oder eine Ausrichtung des Textes auf Linksbündig. Oder die Bedienelemente zum Seitenblättern in vier Anordnungen.
Flip-Hülle als Zubehör
Die separat erhältliche Flip-Hülle ist minimalistisch gehalten. So ist die Frontseite geschützt, der E-Reader geht beim Zuklappen in den Ruhemodus und der Stift findet Platz an der linken Seite. Ohne Hülle kannst du ihn auch oben rechts per Magnetfunktion anklippen. Die Rückseite des Readers bleibt schutzlos – die Hülle wird nur durch einen breiten Magneten hinten festgemacht. Das hat Nachteile beim Halten des E-Readers: Er ist noch breiter und hinten nicht bündig.
Fazit: Wofür genau ist der Kobo Elipsa 2E?
Der E-Reader lässt mich ratlos zurück. Viele kleine Mängel stören. Der Kobo Elipsa 2E ist zum Lesen zu unhandlich und schwer. Am ehesten ist er für Skizzen und Notizen geeignet. Aber auch da nur eingeschränkt, weil er träge ist. Für den Preis von knapp 450 Franken / Euro bevorzuge ich ein Tablet mit buntem OLED-Display, schnellen Ladezeiten und wesentlich mehr Möglichkeiten für Kunst- und Notiz-Apps.
Vorteile sehe ich bei der langen Akkulaufzeit von etwa zwei Wochen. Lesen und Schreiben ist auf einem eInk-Display angenehmer als auf einem Tablet. Gerade auch bei Sonnenlicht. Latenz, Menüaufbau und Einschränkungen stören aber das Gesamtpaket. Die Konkurrenz ist jedoch klein in der Kombination eines eInk-Tablets von 10 Zoll samt Stift.
Überzeugt hat mich der Smart Paper von Lenovo. Der ist allerdings erst Mitte Juli erhältlich – und kostet über 600 Franken / Euro. Ich durfte ihn bereits am MWC ausprobieren.
Eine Alternative wäre der reMarkable2. Der ist aber nur in deren Shop erhältlich. Dafür ist er schneller und einfacher in der Nutzung als E-Reader und Notizblock.
Hast du selbst eine Empfehlung? Oder einen E-Reader, von dem du gerne ein Review hättest?
Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.