Xiaomi 14T im Test: Viel KI, ein schickes Display und zu viel Gelb
Das 14T spielt bei Xiaomi nur die zweite Geige, dem Smartphone fehlt aber nichts. Im Test überzeugt es mit seiner Ausstattung, enttäuscht allerdings mit den Fotos.
Das Xiaomi 14T hat ein Schwestermodell, dem es zum Verwechseln ähnlich sieht. Das teurere 14T Pro hebt sich vor allem durch seinen Prozessor und Kameradetails ab. Die neuen KI-Funktionen gibt es für beide.
Schlichtes Design und schickes Display
Die Kunststoff-Rückseite des Xiaomi 14T ist schlicht und einfarbig gehalten. Prägendes Element ist der Kamerabuckel mit vier Kreisen für Linsen und Blitzlicht. Das Gehäuse liegt angenehm in der Hand und ich mag den schraffierten Power-Button. Da hat der Daumen etwas zum Fühlen.
Das Smartphone ist zudem nach IP68 staub- und wasserdicht. Es hat in Tests also 30 Minuten in 1,5 Meter Wassertiefe – sauberes Süßwasser wohlgemerkt – unbeschadet überstanden. Für die Nutzung unter Wasser ist es trotzdem nicht gedacht, aber Regen und ein kurzes ungewolltes Bad sollten ihm nichts anhaben können.
Drehe ich das Xiaomi 14T um, schaue ich auf ein 6,67 Zoll großes AMOLED-Display mit schmalem Rahmen und einer maximalen Bildwiederholrate von 144 Hertz. Es bedeckt 93,3 Prozent der Fläche der Vorderseite und erstrahlt hell und intensiv. Die maximale Helligkeit gibt der Hersteller mit 4000 Nits an. Die gilt aber nur im HDR-Modus und für einzelne Pixel. Die für den Alltag wichtigere typische Helligkeit verrät Xiaomi nicht. Sie ist aber augenscheinlich hoch genug für eine bequeme Nutzung im Sonnenlicht. Mit einer Auflösung von 2712 × 1220 Pixeln zeigt der Bildschirm ein gestochen scharfes Bild an.
HyperOS bekommt viel KI
Auf dem Xiaomi 14T ist ab Werk Android 14 installiert. Xiaomi baut es mit seiner Benutzeroberfläche zu HyperOS aus. Das Smartphone soll vier Jahre lang Google-Updates – also bis Android 18 – und fünf Jahre lang Sicherheitsaktualisierungen erhalten. Da bieten andere mehr, aber für die durchschnittliche Nutzungszeit eines Smartphones scheint das passend.
Mit der T-Serie pusht Xiaomi KI auf seinen Smartphones. So löst Gemini von Google den Google Assistant ab und Circle-to-search gibt es nun nicht mehr nur bei Samsung und Google.
Aber Xiaomi hat auch eigene KI-Funktionen zu bieten. Dazu gehören ein Live-Übersetzer, eine Notizen-App, die Inhalte zusammenfasst sowie bei Layout, Korrekturen und Übersetzungen hilft oder ein Rekorder, der verschiedene Personen in Transkripten unterscheiden kann und ebenfalls Übersetzungen anfertigt. KI-Untertitel sollen die gesamte Tonausgabe des Smartphones – unabhängig von Apps – übersetzen.
Bei Videos und Fotos hilft die KI bei der Bearbeitung und macht für Filme sogar Vorschläge für Komposition und Musik. Vom Xiaomi 14 übernimmt die T-Serie die «AI Portrait»-Funktion. Diese erstellt aus einem Porträtfoto einen Avatar, der sich in Bilder einsetzen lässt. Alle KI-Tools benötigen eine Verbindung zum Internet und verarbeiten Daten in der Cloud.
Wenn die KI Untertitel erstellt
Die KI-Untertitel sind bei einer kurzen Stichprobe mit englischen Videos noch lange nicht perfekt. Aber Sprachen lernen KIs mit am schnellsten. Es genügt schon jetzt, um den groben Inhalt zu verstehen – auch wenn das Tool dabei prüder als Youtube ist und manche Wörter nur als p anzeigt. Eine Entscheidung beim Design stört mich allerdings stark: Ich bekomme nicht nur die Übersetzung angezeigt, sondern auch den erkannten Ursprungstext. Das nimmt unnötig viel Platz weg.
Das Tool bietet Englisch, Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Indonesisch, Hindi, Russisch, Persisch, Türkisch, Burmesisch, Chinesisch, Japanisch und Koreanisch als Sprachen für die Untertitel an. Dabei kann von allen in alle Sprachen übersetzt werden.
Wenn die KI Videos schneidet
Die Filmerstellung mit KI-Hilfe ist in der Bearbeitung der Videos versteckt. Nachdem ich ein oder mehrere Videos markiert habe, finde ich sie unter dem Punkt «Kreativität». Ich kann in einem Prompt beschreiben, was für ein Video ich haben will und das Seitenverhältnis bestimmen. Zum Ausprobieren werfe ich 14 Videos vom Eimsbüttel-Derby in der Oberliga der Frauen sowie 30 – mehr geht nicht – vom Handballspiel der sechsten Herren des FC St. Pauli in die KI. Diese zwei Videos sind das Ergebnis:
Ich kann zusätzliche Filter und Musik herunterladen und auswählen, was ich beim Video des Handballspiels auch gemacht habe, da es sonst identisch mit dem Fußballspiel gewesen wäre. Ich hoffe, das liegt an meinem fast identischen Prompt und nicht an der Faulheit der KI.
Perfekt sind beide Videos nicht, teilweise kommt genau dann ein Schnitt, wenn es spannend wird und der Ball geschossen oder geworfen wird. Deswegen ist es gut, dass ich in einem Editor die Videos weiter bearbeiten kann. Das KI-Tool ist aber hilfreich, um in kurzer Zeit einen ersten Entwurf für ein Video zu haben.
Die Rekorder-App liefert beim Ausprobieren gute Transkriptionen und stimmig wirkende Zusammenfassungen. In der Notizen-App suche ich die KI-Funktionen immer noch und bei der Bildbearbeitung weiß ich nicht, ob sich hinter «Automatisch» noch die alte Automatik oder die neue KI versteckt. Die Übersetzer-App fehlt noch auf dem 14T. Das könnte sich aber noch schnell ändern, da ich das Smartphone bereits vor seinem Release ausprobieren konnte.
Die vielen vorinstallierten Werbe-Apps von Drittanbietern auf den Smartphones von Xiaomi stören mich weiterhin. Zum Glück lassen sie sich mit wenig Aufwand deinstallieren und sind nach wenigen Minuten kein Ärgernis mehr.
Genug Leistung für den Alltag
Xiaomi stattet seine T-Serie schon seit mehreren Jahren mit Chipsätzen von Mediatek aus. Für das 14T ist die Wahl auf den Dimensity 8300 Ultra gefallen. Der im 4-Nanometer-Verfahren gefertigte 8-Kern-Prozessor mit bis zu 3,35 Gigahertz gehört bei seinem Hersteller ebenfalls zur zweiten Reihe und wirkt auch deswegen für das 14T passend. Er hat genug Power, um die KI-Funktionen von Google und Xiaomi laufen zu lassen, beziehungsweise an die Cloud weiterzugeben.
Im Vergleich mit Xiaomis aktuellen Top-Smartphone, dem 14 Ultra mit dem Snapdragon 8 Gen 3, erreicht das 14T in den Benchmark-Tests klar niedrigere Werte. Das derzeit ähnlich teure Galaxy S24 von Samsung schneidet mit dem Exynos 2400 ebenfalls besser ab. Nur den Dimensity 7200 Pro des günstigeren Nothing Phone (2a) übertrifft das 14T.
Wenn die KI für mich ein Video zusammenstellt, ist die Wartezeit überschaubar. Es dauert keine Minute. Aber ich glaube, mit anderen Chipsätzen könnte das noch schneller gehen.
Dem Dimensity 8300 Ultra stehen zwölf Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Der Prozessor sorgt zudem dafür, dass das 14T über LTE, Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.4 verfügt. Xiaomi bietet das Smartphone mit 256 oder 512 Gigabyte internem Speicher an, der sich nicht erweitern lässt.
Durchschnittliche Akkulaufzeit
Der Akku des Xiaomi 14T weist mit 5000 mAh eine unter Smartphones weit verbreitete Kapazität auf. Der Hersteller weist ihn für 1600 Ladezyklen aus, was sich als neuer Standard etabliert, nachdem jahrelang 800 Zyklen normal waren. Über Xiaomis Schnellladetechnologie HyperCharge nimmt die Batterie beim Laden bis zu 67 Watt entgegen. Damit bekomme ich den Akku in etwa einer Dreiviertelstunde voll – wenn er komplett leer war.
Für die Akkulaufzeit ermittelt PCMark Work 3.0, das alltägliche Aufgaben ausführt und den Akku bis auf 20 Prozent sinken lässt, eine Laufzeit von 8:33 Stunden. Wohlgemerkt bei maximaler Displayhelligkeit. Das ist ein durchschnittlicher Wert. Hole ich die drei Smartphones aus dem Benchmark-Vergleich heran, schneidet das 14T am schlechtesten ab.
Das Kamera-Setup überzeugt nicht
Xiaomi setzt beim 14T seine Kooperation mit Leica fort. Aus dieser stammen die Linsen und die zwei zur Auswahl stehenden Aufnahmemodi «Leica Vibrant» und «Leica Authentic». Meine Testfotos habe ich mit Authentic aufgenommen. Vibrant soll die Farben noch intensiver machen.
Für die Hauptkamera nutzt Xiaomi den Sony IMX906 mit einer Auflösung von 50 Megapixeln als Bildsensor. Sein Objektiv hat eine Brennweite von – ins Kleinbildformat umgerechnet – 23 Millimetern und eine f/1.7-Blende. Die Telekamera nutzt einen nicht weiter benannten Sensor mit ebenfalls 50 Megapixeln. Die Blende ist mit f/2.2 etwas weniger lichtstark und aus der Brennweite von 50 Millimetern ergibt sich ein etwa zweifacher optischer Zoom. Die in der Kamera-App angebotene vierfache Vergrößerung ist bereits digital.
Die Ultraweitwinkelkamera verfügt ebenfalls über eine f/2.2-Blende. Ihre Brennweite liegt bei 15 Millimetern und ihr Sensor hat eine Auflösung von 12 Megapixeln. Die Frontkamera kommt auf 32 Megapixel und hat ebenfalls ein f/2.2-Blende.
Bei Haupt- und Telekamera nutzt Xiaomi Pixel Binning. Dabei werden mehrere nebeneinanderliegende Pixel zu einem zusammengefasst. Dadurch soll sich die Lichtempfindlichkeit und am Ende die Bildqualität erhöhen. Deswegen haben die Aufnahmen der zwei Kameras standardmäßig nur eine minimal größere Auflösung als die Ultraweitwinkelkamera. Es gibt auch einen Modus, mit dem ich die vollen 50 Megapixel aufnehmen kann. Darin erkenne ich aber keinen Vorteil, sondern vor allem den Nachteil der größeren Dateien.
Viel Gelb und Probleme mit Kontrasten
Xiaomi mag Gelb. Zumindest mischt die Kamera des 14T viel davon mit ins Bild rein. Dadurch wirken die Aufnahmen wärmer. Allerdings ist mir das bei einem Teil der Motive zu viel. Das sieht dann nicht mehr natürlich aus.
Die Detailgenauigkeit ist hoch. Aber mit starken Kontrasten kommt die Kamera nicht gut zurecht. Trotz HDR-Modus sind die schattigen und sonnigen Bereiche nicht gut ausgeglichen.
Weitwinkel und Zoom sind in Ordnung
Im Vergleich zur Hauptkamera hat die Ultraweitwinkelkamera eine geringere Detailgenauigkeit. Farblich bleibt auch hier Gelb dominant, bei diesem Motiv aber etwas weniger.
Der zwei- und der vierfache Zoom sind durchaus nutzbar, entlocken mir mit ihrer Detailgenauigkeit allerdings keine Freudensprünge. Für kleine Displays reicht die Qualität problemlos aus – falls dich der Gelbstich nicht stört.
Schöne Porträtaufnahmen
Schalte ich den Porträtmodus ein, kann ich zwischen vier Brennweiten wählen: 23, 50, 75 und 90 Millimeter. Die hohe Detailgenauigkeit der Hauptkamera bringt alle Details meines Gesichts zur Geltung. Die Unschärfe wirkt natürlich und nicht so ausgeschnitten wie bei anderen Smartphones. Damit bin ich sehr zufrieden.
Der Nachtmodus ist besser
Sobald es dunkel wird, aktiviert die Kamera automatisch einen Nachtmodus. Ich kann ihn zwar deaktivieren, aber das lohnt sich nicht. Er liefert bessere Bilder als die Automatik, ohne sie übertrieben hell zu machen. Für die Testbilder habe ich ihn deaktiviert, was über das entsprechende Symbol im Sucherbild geht. In den Einstellungen kann ich die automatische Aktivierung komplett abschalten. Dann muss ich allerdings umständlich auf «Mehr» bei Aufnahmemodi gehen, um ihn zu nutzen.
Der Nachtmodus erhöht die Detailgenauigkeit ein wenig und sorgt vor allem für eine bessere Ausleuchtung. Lichtquellen fransen weniger aus und Überbelichtungen verschwinden nahezu vollständig.
Enttäuschende Selfies
Die Frontkamera schafft es trotz ihrer hohen Auflösung nicht, an die Detailgenauigkeit der Hauptkamera heranzukommen. Auf dem Smartphone selber fällt das nicht so stark auf, aber sobald ich die Aufnahme vergrößere, wirkt mein Gesicht wie Pixelbrei. Da empfehle ich lieber, mit der Hauptkamera und ohne Sucherbild Selfies aufzunehmen.
Sobald es dunkel wird, ist der Nachtmodus auch bei Selfies die bessere Option.
Fazit
Durchschnittliches Smartphone mit einigen Highlights
Mit seinem Preis von 649 oder 699 Franken/Euro – je nach Speichergröße – sortiert sich das Xiaomi 14T am oberen Ende der Mittelklasse oder am unteren Ende der Top-Smartphones ein. Als Gesamtpaket hat es gegen andere Smartphones in diesem Preisbereich aber kaum eine Chance.
Das Display ist hervorragend. Die Software trotz kleiner Ärgernisse gut und in Sachen KI holt Xiaomi zur Konkurrenz auf. Allerdings nur mit Internetverbindung. Keines der KI-Tools läuft komplett auf dem Smartphone. Die Leistung reicht für die KI-Anwendungen – und damit auch für den Alltag – aus. Die Akkulaufzeit ist durchschnittlich.
Das Kamera-Setup klingt auf dem Papier verlockend, erweist sich in der Praxis aber als Enttäuschung. Das reicht von zu viel beigemischten Gelb bis zu schlechtem Umgang mit Kontrasten. Die hohe Detailgenauigkeit kann das nicht alleine ausgleichen. Da erwarte ich von einem Smartphone dieser Preisklasse mehr.
Schaue ich auf den Preis des Xiaomi 14T, würde ich das Geld lieber in ein Galaxy S24 investieren. Das kostet derzeit ebenfalls etwa 650 Euro/Franken. Ein verlockendes Preis-Leistungs-Verhältnis haben auch das günstigere Nothing Phone (2a) oder das Pixel 8a von Google.
Pro
- Hervorragendes Display
- Genug Power für Alltag und KI
Contra
- Enttäuschende Kamera mit Gelbstich
- vorinstallierte Drittanbieter-Apps nerven
- KI-Tools benötigen allesamt eine Internetverbindung
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.