Wieder ist Oktoberfest: Wo Saufen und Sexismus eine Party feiern
Meinung

Wieder ist Oktoberfest: Wo Saufen und Sexismus eine Party feiern

Anika Schulz
25-9-2023

Millionen Menschen strömen auf die Wiesn – und … Ich. Verstehe. Es. Nicht. Ein zynisches Meinungsstück über das Münchner Volksfest. Und ein paar lebensrettende Produkte für alle, die sich trotzdem dorthin verirrt haben.

Eine Kollegin sagte jüngst zu mir: «Anika, du schreibst immer nur Hass-Beiträge.» Ja, da hat sie wohl Recht. Wobei es längst nicht so ist, dass ich alles und jeden hasse. Ich mag menschenleere Strände, Yoshi, Star Trek und wenige, aber sehr liebe Exemplare der Gattung Homo sapiens. Was ich jedoch nicht mag, ist das Oktoberfest. Sieben Jahre lang habe ich in München gelebt und bilde mir daher ein, eine Meinung über die Wiesn haben zu dürfen.

Es fängt schon damit an, dass sich die Besucherinnen und Besucher «über den Haufen rennen», um in eines der Zelte auf der Theresienwiese zu kommen. Man muss sich das mal vorstellen. Die Leute stehen sich seit frühmorgens die Beine in den Bauch, um dann um Punkt neun Uhr wie vom Brathendl gebissen auf den Festplatz zu rennen. Rennen! Um neun Uhr morgens. Das einzige, wohin ich morgens um neun Uhr renne, ist der Bäcker, um mir ein Franzbrötchen zu holen (Grüsse aus Hamburg!). Unter bayerischer Gemütlichkeit stelle ich mir was anderes vor, aber gut.

Hauptsache, das Dirndl sitzt stramm genug

Dann die Klamotten. Wer als weibliches Wesen jemals ein Dirndl getragen hat, weiß, wie sich die armen Frauen im 19. Jahrhundert im Korsett gefühlt haben müssen. Denn ein Dirndl muss kracheng sitzen, damit das «Holz vor da Hüttn» so richtig zur Geltung kommt. Ich habe es während meiner Münchner Jahre selbst ausprobiert und muss sagen: nope, nix für mich. Warum? Weil es mir den Spaß am einzigen Positiven an der Wiesn genommen hat: dem guten Essen. Mein heißgeliebtes Grillhähnchen passte nämlich nur in Mini-Mengen in mich hinein, weil die Tracht meinen Magen abquetschte. Aber vermutlich sollen Frauen auf der Wiesn gar nicht essen, sondern einfach nur gut aussehen.

Obazda ist eine feine Sache. Die Käsecreme esse ich auch zu Hause gerne. Ohne enges Dirndl, versteht sich. Foto: Anika Schulz
Obazda ist eine feine Sache. Die Käsecreme esse ich auch zu Hause gerne. Ohne enges Dirndl, versteht sich. Foto: Anika Schulz

Was mich zum nächsten Punkt bringt: Sexismus. Vielleicht kam es nur mir als urban-links-grün-versiffte Hamburgerin so vor, aber auf der Wiesn wurde ich als Frau schon sehr auf mein Äußeres reduziert. Klar, intellektuelle Gespräche hatte ich bei zwei Promille Dauerzustand auch nicht erwartet, doch wenn jede Begrüßung beginnt mit «Du siehst aber guuuuut aus, zwinkizwonki», dann gibt mir das schon zu denken. Überhaupt fühlte ich mich auf dem Oktoberfest zurück in die 1950er-Jahre katapultiert. Frauen tragen ihre Oberweite spazieren, beziehungsweise servieren Bier in XXL-Krügen – und Männer stoßen johlend mit Ihresgleichen an, während sie Schweinshaxe in sich hineinschaufeln. Grunz.

Ich überspitze meine Eindrücke hier bewusst, dennoch stehe ich mit meiner Meinung nicht alleine da. Laut einer aktuellen Umfrage der Dating-App Bumble denken über zwei Drittel der diesjährigen Oktoberfestgäste, dass einige Wiesn-Bräuche veraltete Geschlechterrollen verstärken. Mehr als die Hälfte der Frauen zwischen 18 und 34 Jahren empfinden die Kultur auf der Wiesn als sexistisch.

Inzwischen ist die Sexismus-Debatte auch in Münchens Politik angekommen. Denn es gab auch immer wieder Kritik an sexistischen und diskriminierenden Darstellungen an Fahrgeschäften und Fressständen. Mal warb eine barbusige Dame für Zuckerwatte, dann linste ein dunkelhäutiger Mann einer Frau unverschämt unter den Rock – solche «Dekorationen» fanden sich an diversen Stellen der Wiesn wieder. Immerhin haben sich Stadtrat und Schausteller dieses Jahr darauf geeinigt, an einem Karussell und an einer Wurfbude zwei sexistisch-rassistische Motive zu übermalen.

Wer nun denkt: «Ja, dann geh halt nicht auf die Wiesn. Das sind doch nur zweieinhalb Wochen im Jahr. Was regst du dich so auf?», hat noch nie in München gelebt. Denn dort heißt es: Nach der Wiesn ist vor der Wiesn! Schon wenige Wochen nach dem Oktoberfest ist man in der bayerischen Metropole damit beschäftigt, sich fürs Folgejahr einen Tisch zu organisieren. Und natürlich läuft das nur über Vitamin B. Wer kennt wen, wer schuldet mir noch einen Gefallen – und vor allem: Wer kommt nächstes Jahr alles mit? Uff.

Schnapsleichen vor der Haustür

Ähnlich anstrengend sind übrigens die Wochen direkt vor der Wiesn. Beim Mittagessen mit den Münchner Kolleginnen und Kollegen gab es ungelogen keinen Tag, an dem das Oktoberfest nicht das Hauptthema war. Kein Witz, ich habe mitgezählt. Ein besonders Volksfest-verrückter Kollege wohnt sogar direkt an der Theresienwiese (Und zahlt dafür eine horrend hohe Miete. Grüße übrigens!). Sein Kommentar dazu: «Ich sehe jeden Abend die bunten Lichter und die vielen glücklichen Menschen. Das ist doch toll!» Ja, ganz toll. Wenn man einen unverbauten Blick auf den sogenannten Kotzhügel mag.

Dort schlafen nämlich die Alkoholleichen ihren Rausch aus. Einfach so, mitten in der Stadt, und niemanden kümmert es. Das ist noch so ein Punkt, den ich nicht begreife. Denn ich habe in meiner Jugend gelernt: Egal, wie hart die Party war, wir lassen niemanden zurück! Soll heißen: Am Ende einer Disco-Nacht machte der oder die Nüchternste die Runde durch den Club und sammelte alle aus der Clique ein. Insbesondere diejenigen, die bereits an und auf der Bar klebten und kurz davor waren, ein Nickerchen zu machen. Liebevoll wurden diese Personen zum Auto begleitet und vor der eigenen Haustür abgesetzt. Wenn ich Fahrerin war, habe ich meistens noch so lange gewartet, bis die Person auch wirklich im Haus war und drinnen das Licht anging.

Die Seuche namens Oktoberfest breitet sich übrigens auch in anderen Ländern aus. Sogar meine Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz kamen damit in Kontakt – und sind nun mehr oder weniger immun, wie du in diesen beiden Beiträge lesen kannst.

  • Hintergrund

    Das erste Mal am Oktoberfest: So (schlimm) wars

    von Livia Gamper

  • Meinung

    Oktoberfest? Ich betrink mich lieber alleine auf dem Sofa

    von Simon Balissat

Wer unbedingt zur Wiesn möchte, bitte weiterlesen!

Ich könnte hier jetzt noch Absatz um Absatz weiter hassen. Doch ich will ja auch diejenigen, die zur Wiesn gehen möchten, mit Informationen versorgen. Hier kommt mein Sammelsurium der «Top 5 Produkte, die du unbedingt für deinen Wiesnbesuch brauchst».

1. Kondome

Auf und nach dem Oktoberfest wird bekanntlich viel geschnackselt, wie man in Bayern sagt. Wir haben 457 Produkte für diese Aktivität im Shop, such dir das Passende aus. Wer sich nicht entscheiden kann, dem sei die Mix-Packung von Durex empfohlen.

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EUR22,92 EUR0,57/1Stk.

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2. Spuckbeutel

Neben Lümmeltüten sind auch Kotztüten eine sinnvolle Anschaffung.

3. Mobile Toilette

Da die Schlangen vor den Damentoiletten in den Bierzelten oft unendlich lang sind, könnte das Ding hier helfen.

4. Kunstvolles

Wenn der Kater am nächsten Tag so schlimm ist, dass du nicht mehr weißt, was passiert ist …

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5. Kosmetik

Falls du mehrere Wiesn-Termine in Folge hast, mal deine Augenringe einfach über. Dieser Concealer von Maybelline ist mein All-Time-Favorit. Ich benutze ihn seit Jahren, auch ohne Oktoberfest.

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Zu guter Letzt möchte ich deine Meinung zum Oktoberfest wissen. Schreib mir in die Kommentare, warum du zur Wiesn gehst – oder warum nicht.

Titelfoto: Shutterstock

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Als Kind wurde ich mit Mario Kart auf dem SNES sozialisiert, bevor es mich nach dem Abitur in den Journalismus verschlug. Als Teamleiterin bei Galaxus bin ich für News verantwortlich. Trekkie und Ingenieurin.


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