Wie ich mich als «League of Legends»-Haterin trotzdem erneut in das Spiel verlieben konnte
Ich spiele seit Jahren kein «League of Legends» mehr. Die Toxicity der Community hat mich von der Kluft der Beschwörer ferngehalten. Der neue, kostenlose Schwarm-Modus ändert das zumindest kurzzeitig und lässt mich aktuell regelmässig den «LoL»-Client starten.
«League of Legends»-Partien sind mir zu stressig, vor allem aufgrund der oft toxischen Spielerinnen und Spieler. Bevor du dich direkt auf die Tastatur schmeisst, um mir von den vielen Funktionen zu berichten, die mir das Spielerlebnis angenehmer gestalten können: Ich weiss.
Mir ist auch klar, dass hinter den vielen beleidigenden Kommentaren, die man während des Zockens kassiert, ein richtig tolles Spiel steckt, das schnelle Reflexe sowie eine schlaue Strategie verlangt. Wenn ich bei manchen Partien zuschaue, in denen alle Pläne des Teams aufgehen und zum Sieg führen, finde ich das immer noch super episch. Selber spielen möchte ich aber nicht mehr.
Der toxische Teil der «LoL»-Community ist zu viel für mich
Leider hat mich die negative Seite der Community mit der Zeit immer mehr gestresst, weshalb ich mich vor einigen Jahren entschieden habe, ganz abzubrechen. In zu vielen Chatverläufen beschimpften sich meine Mitspieler und Gegnerinnen gleichermassen, zu oft wurde daraufhin mit Absicht das Spiel in den Sand geschmissen. Für mich sind Videospiele ein Safe Space und «LoL» hat sich irgendwann nicht mehr gut angefühlt. Dann kam der Moment, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
Ich erinnere mich noch genau: Nach einer bestimmten ARAM-Partie war es so weit. Irgendein frustrierter Spieler hat meine (nicht vorhandenen) Lee-Sin-Fähigkeiten beleidigt und mir den Tod gewünscht. Da habe ich erstmal alle Chat-Funktionen deaktiviert, doch der Schaden war schon geschehen. Die Lust am Spiel war mir redlich vergangen.
Nach diesem Vorfall haben mich – auch ohne Chat-Funktion – die Fragezeichen-Pings meiner Mitspieler oder deren frustriertes, absichtliches Feeden genervt. Kurze Zeit später habe ich den Client deinstalliert und mich mit anderen Games beschäftigt – von da an hauptsächlich mit Einzelspieler-Titeln.
Das Spiel an sich vermisse ich seit meinem Ausstieg nicht. Dafür umso mehr meine Premates («LoL»-Sprache für meine Mitspieler). Meine Erinnerungen an gemeinsame Partien gehen zurück bis in meine Schulzeit. Ich habe viele Wochenenden mit meinen Kollegen verbracht, in denen wir versucht haben, im Ranglistenspiel aufzusteigen. Auch später war «League of Legends» ein Teil meines Lebens. Während des Studiums habe ich die feierabendlichen ARAM-Spiele mit meinen Kollegen genossen, in denen wir über Gott und die Welt geredet haben. Auch am Digitec Playground Cup Grümpi haben wir damals teilgenommen, wobei ich da schon kaum mehr gespielt habe.
Um dieses Gefühl des gemeinsamen Spielens zurückzubekommen, werde ich nicht wieder mit «LoL» anfangen. Das ist es mir nicht wert.
Der Schwarm-Modus hat mich zurück zu «LoL» geholt
Lange Zeit habe ich meine strikte «LoL»-Abstinenz durchgezogen. Und dann das: Letzte Woche informierte mich mein Partner über einen neuen Modus, den ich doch unbedingt ausprobieren solle. Im «Schwarm-Modus» soll ich mir angeblich meine Mitspieler alle selber aussuchen können. Ich werde schwach, meine Neugier siegt. Ich installiere den Client erneut.
Der Schwarm-Modus gehört, anders als das Hauptspiel, dem «Reverse Bullet Hell»-Genre an. Das sind Spiele wie «Brotato» und «Vampire Survivors», in denen du gegen Horden von Gegnern überleben musst. Dabei greifst du nicht selbst aktiv an, sondern wählst lediglich die automatischen Angriffe deiner Spielfigur aus.
Nun rennt «League of Legends» also wieder dem nächsten Hit nach, wie schon 2019 beim «Teamfight Tactics»-Modus, der den «Auto-Battler»-Trend nachgeahmt hat. Wie auch bei «TFT» zuvor handelt es sich beim Schwarm-Modus um einen zeitlich begrenzten Modus, der nur noch bis zum 19. August aktiv sein wird. «TFT» kam jedoch so gut an, dass es zum permanenten Spin-off wurde und auch separat auf Handys erschienen ist.
Ob das beim «LoL»-Schwarm-Modus auch so sein wird, sei dahingestellt. Das Potenzial für einen weiteren Standalone-Erfolg ist aber definitiv vorhanden.
So spielt sich der Schwarm-Modus von «LoL»
Ich kann am Anfang zwischen zwei Charakteren auswählen, wobei ich nach und nach bis zu insgesamt neun Champions freischalte. Sie verfügen alle über einen eigenen automatischen Angriff, den sie alle paar Sekunden ausführen. Zwei zusätzliche Fähigkeiten helfen mir ebenfalls beim Überleben gegen die Gegnerscharen. Von den kleinen Biestern, die nach einem Angriff sterben, bis hin zu den Bossgegnern, auf die du minutenlang einprügeln kannst, wollen dir alle ans Leder.
Neben der Charakterauswahl sorgen auch die Items für Varianz. Einerseits wähle ich zusätzliche Angriffe wie zum Beispiel einen Feuerschild, der allen Gegnern in meiner Nähe Schaden zufügt. Andererseits verbessere ich die Statuswerte wie Stärke, Geschwindigkeit und Trefferpunkte meines Champions. Während des Spiels sammle ich ausserdem Münzen, mit denen ich die Verbesserungen der Statuswerte noch weiter erhöhe.
Weil ich nur eine begrenzte Anzahl an Item-Slots habe, muss ich mir meine Wahl gut überlegen. Vor allem, weil alle zusätzlichen Angriffe im maximalen Level noch eine weitere Eigenschaft bekommen können, wenn ich den passenden Statuswert zuvor gelevelt habe. So explodieren beispielsweise die Gegner, die im Radius meines Feuerschilds sterben, und fügen den Scharen um sie herum noch mehr Schaden zu.
Ziemlich viele Mechaniken, oder? Tatsächlich werden sie schnell überschaubar, vor allem wenn dir das Genre schon vertraut ist. Der Modus fesselt mich trotzdem nun schon seit über 20 Spielen – die bis zu 15 Minuten exklusiven Bosskämpfe am Ende dauern. Insgesamt gibt es vier einzigartige Levels mit drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Levels beinhalten jeweils eigene Mechaniken sowie Bosskämpfe.
Das knackige Gameplay wird noch besser, wenn ich mit meinen Kollegen spiele. Sofort fühlt sich alles wie früher an: Auf meine zahlreichen Fragen bekomme ich hilfreiche Antworten und zwischendrin wird rumgeblödelt. Gemeinsam stellen wir uns einer Herausforderung, die keine Beleidigungen in den Chat schreibt oder mich sonst vom Spiel ablenkt. Ich geniesse es sogar wieder, «League of Legends» zu spielen. Ins Hauptspiel wird mich der Modus trotzdem nicht kriegen.
Der neue Schwarm-Modus begeistert mich. Wenn du «League of Legends» spielst, empfehle ich dir, einen Blick reinzuwerfen – auch wenn du das in diesem Fall wahrscheinlich schon längst getan hast. Ich empfehle dir den Modus aber auch, wenn du etwas mit dem «Reverse Bullet Hell»-Genre anfangen kannst oder einfach etwas Neues ausprobieren möchtest. Dadurch, dass «League of Legends» kostenlos ist, gibt es auch keine preisliche Einstiegshürde.
Wenn du den Swarm-Modus ausprobieren willst, dann solltest du das aufgrund der zeitlich begrenzten Verfügbarkeit lieber früher als später machen. Ich werde jedenfalls die restliche Zeit des Schwarm-Modus mit meinen Kollegen geniessen und auch noch die höchste Schwierigkeitsstufe knacken.
Meinen ersten Text über Videospiele habe ich mit acht Jahren geschrieben. Seitdem konnte ich nicht mehr damit aufhören. Die Zeit dazwischen verbringe ich mit meiner Liebe für 2D-Husbandos, Monster, meinen Krawallkatzen und Sport.