Wer kauft eigentlich Falt- und Klapp-Handys?
Faltbare Smartphones werden oft als stylische Gadgets für junge Frauen beworben. Doch die Realität sieht anders aus: Hauptkäufer sind keine 20-jährigen Trendsetter, sondern zahlungskräftige Männer über 45. Das zeigen die Verkaufsdaten von Galaxus und Digitec.
Wer die Werbung für Handys mit faltbaren Bildschirmen studiert, sieht lauter junge Menschen. Vornehmlich sind es hippe Frauen, die mit den Geräten posieren – sei es beim Marktführer Samsung, bei Xiaomi oder bei Motorola, dem Pionier der klappbaren Tastenhandys.
Aber sind es tatsächlich vor allem junge Menschen und speziell Frauen, die sich für faltbare Handybildschirme begeistern? Oder schiessen die Hersteller mit ihrem Marketing an der Zielgruppe vorbei? Die Verkaufsdaten von Galaxus und Digitec deuten auf letzteres hin: Jeder zweite Käufer bzw. jede zweite Käuferin von Flip- oder Fold-Handys ist 45 Jahre alt oder älter. Bei den restlichen Smartphones sind weniger als vier von zehn in dieser Altersgruppe. Der Anteil der unter-25-jährigen Käuferschaft ist bei den faltbaren Geräten zudem halb so gross wie bei den Smartphones mit starrem Bildschirm.
Auch bei den Geschlechtern deckt sich die Handy-Werbewelt selten mit der Realität. Vor allem bei den Falt-Geräten ist der Männer-Anteil an der Käuferschaft noch grösser als bei den restlichen Smartphones: Bloss zwei von zehn Menschen, die sich dieses Jahr ein Samsung Galaxy Fold oder ein Google Pixel Fold gekauft haben, sind Frauen.
«Die eigentliche Hauptzielgruppe der Falt- und Klapp-Smartphones sind ältere Geschäftsmänner», sagt Andrea Jacob, die bei Galaxus und Digitec fürs Handysortiment verantwortlich ist. Sie nennt drei Gründe:
- Die Geräte sind verhältnismässig teuer: «Ein Falthandy der neusten Generation kostet deutlich über 1000 Franken bzw. Euro.» Das neuste Google-Flaggschiff mit dem Namen Pixel 9 Pro Fold geht derzeit ab rund 1700 Franken bzw. Euro in den Versandkarton. «Jüngere Menschen mit schmalerem Budget überlegen sich bei dem Preis zweimal, ob sich die Anschaffung lohnt.»
- Der Wurstfinger-Faktor: «Viele ältere Menschen schätzen es, wenn sie z.B. beim Nachrichten Tippen mehr Platz für die Tastatur haben.»
- Ältere Menschen sind im Vergleich oft weitsichtig. «Wenn sie das Handy aufklappen, können sie häufiger mal auf die Lesebrille verzichten, indem sie Schriften und Bilder vergrössern.»
Trotz dieser Vorteile sind Falt- und Klapphandys nach wie vor ein Nischenprodukt: Dieses Jahr waren bisher bloss 0,5 Prozent aller verkauften Smartphones solche Geräte (0.2% Fold, 0.3% Flip). Mit den neusten Modellen von Samsung, Google, Xiaomi, Oppo, Oneplus und Motorola ist aber wieder Schwung in den Markt gekommen: Nach einem Taucher im vergangenen Jahr beträgt das Verkaufswachstum 540 Prozent (Falt) bzw. 220 Prozent (Klapp) – wenn auch stückzahlenmässig auf relativ bescheidenem Niveau.
Ob die Falt- und Klapphandys den Weg aus der Nische finden, wird sich laut Andrea zeigen, sobald diese erschwinglicher werden: «Die Preise werden fallen, wenn die chinesischen Marken vermehrt solche Geräte auf den Markt bringen. Dank dem Wettbewerb dürften die Handys dann auch für die Kundschaft mit schmalerem Budget interessant werden.» Dennoch geht Andrea davon aus, dass die Falt- und Klapp-Handys in Europa in den nächsten drei Jahren auf einen Marktanteil von maximal zwei Prozent kommen werden.
Was hältst du von Falt- und Klapphandys? Fallen dir die Geräte im Alltag auf? Hast du vor, dir eins zu kaufen? Bist du bereits begeisterter Trendsetter? Die Kommentarspalte gehört dir!
Ich bin bei Galaxus und Digitec zuständig für den Austausch mit Journalistinnen und Bloggern. Gute Geschichten sind meine Leidenschaft, deshalb bin ich immer auf dem neusten Stand.