Apple EarPods
keine Geräuschunterdrückung, Kabelgebunden
Täglich wird ein neuer Trend aus der Vergangenheit aufgetischt. Heute auf dem Menu: Kabelsalat.
«Vergesst Airpods – Bella Hadid bringt den bescheidenen Kabelkopfhörer zurück», verkündete die «Vogue» schon vor drei Jahren in einem polarisierenden Artikel und löste damit eine Reihe von Fragen aus. Allen voran: Waren sie überhaupt jemals weg? Darüber lässt sich streiten. Klar ist jedoch, dass sie technisch von Bluetooth-Modellen überholt wurden und diese seit einiger Zeit den Markt dominieren. Gleichzeitig kristallisierte sich in den vergangenen Jahren eine Gegenbewegung heraus, die das verkabelte Dasein zelebriert und gar als modische Entscheidung versteht.
Davon inspiriert ist Ende 2021 der Instagram-Account @wireditgirls entstanden – also verkabelte It-Girls. In einem Jahr hat das Profil rund 13'000 Followerinnen und Follower gewonnen und zeigt seither regelmässig Fotos von kabelgebundener Prominenz. Nebst Topmodel Bella Hadid gehören dazu auch die hippsten der Promikids, Zoe Kravitz und Lily Rose Depp, «Wednesday»-Hauptcharakter Jenna Ortega und Social-Media-Star Emma Chamberlain – die üblichen Trendsetter. Aber auch Hollywoodlegende Al Pacino, der in der Öffentlichkeit gerne ausdrucksstark mit seinen Earpods telefoniert oder Schauspieler Jake Gyllenhaal, der wiederum gerne ausdruckslos auf seinen rumkaut.
Sogar der technikaffine Pariser High-Fashion-Brand Coperni hat das modische Potenzial von kabelgebundenen Kopfhörern erkannt. Für seine Sommerkollektion 2023 präsentierte das Label ein silbernes Collier, das unordentlich um den Hals gewickelte Earpods darstellt. Haare wie frisch aus dem Bett war gestern – heute sind Kabel wie frisch aus der Tasche angesagt. Je verhedderter und verzwirbelter, desto besser. Fest steht: Kopfhörer mit Kabel sind die Antithese zu gestressten Finanz- und Techbros mit Airpods im Ohr: unbekümmert, lässig, cool.
Bei uns im Shop ist der Trend allerdings noch nicht angekommen, wie mir Senior Category Manager Claudio erzählt. Er ist bei Digitec Galaxus für den Einkauf von Kopfhörern zuständig. «Zwar verkaufen wir noch einige Kabelkopfhörer, aber die liegen bis auf wenige Ausnahmen im tieferen Preissegment. Bei kabelgebundenen Modellen ab etwa 80 Franken sprechen wir bereits eher von einem Nischenprodukt», sagt Claudio.
Das wird sich seiner Meinung nach so schnell auch nicht ändern: «Solange Mobile-Hersteller die Klinkenbuchse nicht zurückbringen, werden kabelgebundene Modelle es auf dem Massenmarkt schwer haben – Trend hin oder her. Gerade wenn man davon ausgeht, dass die drahtlose Übertragung weiter Fortschritte machen wird.» Es gebe jedoch durchaus Nischenunternehmen, die sehr gut von Kabelkopfhörern leben können. «Und auch wir lassen sie natürlich nicht in der Ecke verstauben», betont Claudio.
Schliesslich gibt es zahlreiche praktische Gründe, die für Kabel sprechen. Die Hörer versagen nicht wegen Akkuausfall mitten im Song, machen keine Anstalten sich willkürlich mit fremden Geräten in der Nähe zu verbinden, laufen weniger Gefahr zertrampelt oder verlegt zu werden, weil sie aus dem Ohr plumpsen, verursachen keine Strahlung und sind bereits ab einem tieferen Preis erhältlich. Bonuspunkte gibt's auch dafür, dass sie schon so manches Handy vor einem Sturz bewahrt haben.
Claudio weist zudem darauf hin, dass Kabelkopfhörer durchaus einen gewissen Retro-Nostalgie-Touch hätten, der gerade wieder etwas boomt. So hat das 2000er-Revival als wohl stärkste Trendbewegung der vergangenen Jahre überholte Technologien wieder zeitgeistig gemacht. Dank der Faszination der Generation Z für Vintage-Elektronik erzielen Videos über Nullerjahre-Reliquien wie etwa Klapphandys und ipods auf Tiktok hunderte Millionen von Views. Dieses Phänomen kann als Auflehnung gegen die Schnelllebigkeit technologischer Innovation verstanden werden, gegen die Auffassung, dass neuer immer besser sein muss. Als ein Festhalten am Bewährten und Imperfekten. Als Verlangen, diese komplex vernetzte Welt ein Stückchen greifbarer zu machen.
Denn durch eine in Nostalgie getünchte Brille erscheint alles schöner, einfacher, besser. Die Liebe zu Retrogeräten ist daher keine neuartige Trenderscheinung. Egal ob analoge Kameras, Schreibmaschinen oder Plattenspieler – Technologien aus der Vergangenheit mit ihren charmanten Macken haben seit jeher ihren Reiz und eine treue, enthusiastische Fangruppe. Nun gehören eben auch Kabelkopfhörer dazu.
Du willst auch dem Fanclub beitreten? Diese sieben Modelle machen sich besonders gut als Fashion-Accessoire:
An Bella Hadids Ohren baumelnd, haben Earpods den Hype überhaupt erst ausgelöst. Auch bei uns sind sie diesen Monat, wohlgemerkt mehr als zehn Jahre nach ihrer Markteinführung, noch auf Platz drei der meistverkauften Kopfhörer.
Diese Headphones aus den 80er-Jahren sind laut Claudio seit gefühlt ewig ein Favorit. Sie haben einen unverkennbaren Retro-Vibe und sind gerade sowas wie die It-Bag unter den kagelgebundenen Kopfhörern.
Die Farbkombi aus Braun und Beige sowie die mattsilbernen Details verleihen diesem Exemplar einen trendigen Hauch von Vintage.
Ein geflochtenes Kabel, das übers Ohr geführt wird und Stöpsel mit Pearloid- und Goldakzenten machen diese In-Ears fast schon zu einem Schmuckstück.
Diese oversized Pro-Hörer liefern erstklassige Soundqualität und kommen mit Spiralkabel. Spiralkabel!
Einer der Bestseller im Shop und Schauspielerin Jenna Ortegas Over-Ears der Wahl. Die cremeweisse Option wirkt besonders stylisch. Sie funktionieren sowohl mit als auch ohne Kabel.
Dieses Modell im coolen transparenten Look wurde ursprünglich für die Bühne entwickelt und ist Klang isolierend – eine gute Alternative zur Noise-Cancelling-Technologie, die nur via Akku läuft.
Auftaktbild: Instagram: @kossHat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.