Tisch decken: 3 kreative Ideen zum Stehlen
Ratgeber

Tisch decken: 3 kreative Ideen zum Stehlen

Pia Seidel
21-5-2024

Während der Mailänder Designwoche wurden viele kulinarische Erlebnisse aufgetischt, die ein Augenschmaus waren. Das können wir uns von ihnen abschauen.

Das Eindecken eines Tisches kann zur Routine werden, muss es aber nicht. Das beweisen mir drei multisensorische Tischlandschaften, die ich am Fuorisalone gesehen habe. Mit einzigartigen Designs machten sie aus Essen Gesprächsstoff. Von einem Perspektivenwechsel über Farbexplosionen bis hin zum geordneten Chaos – hier sind drei kreative Ideen, die du für dein nächstes Tischgedeck mitnehmen kannst.

1. Elemente wiederholen

Ananas Ananas macht Speisen zu Design. Das Food-Art-Studio aus Mexiko, das von Verónica González und Elena Petrossian gegründet wurde, ist auf die Gestaltung von kulinarischen Veranstaltungen spezialisiert. An der Milan Design Week inszenierte es eine Pop-up-Bar im Caffè Populaire. Zu sehen war eine massgeschneiderte Tischdeko aus verspiegeltem Edelstahl, umgeben von einer in Orange leuchtenden Kulisse. «Diese Installationen sollen temporär sein», sagt Petrossian über die Arbeit des Studios in einem WWD-Interview. «Sie sollen im gegenwärtigen Moment genossen werden – und das war’s.»

Die Tischlandschaft vom Food-Art-Studio Ananas Ananas setzte auf die Wiederholung.
Die Tischlandschaft vom Food-Art-Studio Ananas Ananas setzte auf die Wiederholung.
Quelle: Pia Seidel
Das «Aperitivo»-Geschirr von Ananas Ananas wurde auf die Lebensmittel abgestimmt.
Das «Aperitivo»-Geschirr von Ananas Ananas wurde auf die Lebensmittel abgestimmt.
Quelle: Pia Seidel
Es besteht komplett aus Edelstahl.
Es besteht komplett aus Edelstahl.
Quelle: Pia Seidel
Die etwas schöneren Zahnstocher: Jeder Spiess spriesst aus einzeln aus einer einzigen grossen Platte.
Die etwas schöneren Zahnstocher: Jeder Spiess spriesst aus einzeln aus einer einzigen grossen Platte.
Quelle: Pia Seidel

Das Food-Art-Studio entwarf für jedes gewählte Lebensmittel ein extra Geschirr, um den Gästen ein immersives Erlebnis zu bieten. Für Tomaten gab es ein Metallobjekt, das wie ein abstraktes Gemälde an die Wand gehängt wurde. Weitere Gemüsehäppchen wurden hingegen auf einer horizontalen Metallplatte mit filigranen Spiessen drapiert.

Auf einem Podest kommen selbst kleine Schälchen besser zur Geltung.
Auf einem Podest kommen selbst kleine Schälchen besser zur Geltung.
Quelle: Pia Seidel
Dass die Tomaten hängen, sorgt für einen Perspektivenwechsel.
Dass die Tomaten hängen, sorgt für einen Perspektivenwechsel.
Quelle: Pia Seidel
Durch die Wiederholung entsteht ein beeindruckendes Form- und Farbenspiel.
Durch die Wiederholung entsteht ein beeindruckendes Form- und Farbenspiel.
Quelle: Pia Seidel

Wie wir den Look kopieren? Indem wir die Perspektive wechseln und Wiederholungen einplanen. Du könntest zum Beispiel nach Wegen suchen, das ein oder andere Nahrungsmittel aufzuhängen. Und überlegen, wie du das gleiche Obst mehrmals auf dem Tisch arrangierst. Beschränke dich dabei wenn möglich auf ein einziges Material. Bei Ananas Ananas kamen nur Edelstahl-Accessoires vor. Dasselbe gilt für die Farbpalette: Achte bei der Wahl von Blumen, Deko und Textilien darauf, dass du in einer Farbwelt bleibst. So stechen Tomaten und Co. mehr heraus.

2. Ton in Ton dekorieren

Das Duo Eleni Petaloti und Leonidas Trampoukis ist auf eindrucksvolle Inszenierungen von Stillleben sowie begehbare Installationen spezialisiert. Ihr Studio Objects of Common Interest präsentierte «Purple Nebula» in der Nilufar Gallery. Die Kollektion besteht aus Vasen, Tellern und Möbeln, die von Weltraum-Wundern inspiriert sind: planetarischen Nebeln. «Lila, eine Farbe, die in natürlichen Formationen auf unserem Planeten selten vorkommt, ist in den ätherischen Nebeln des Weltraums reichlich vorhanden», heisst es in der Pressemitteilung. Deshalb wollte das Designduo für die Präsentation einen monochromatischen Essbereich in Violett schaffen.

Das Arrangement von Objects of Common Interest überzeugte mit ein und derselben Farbfamilie.
Das Arrangement von Objects of Common Interest überzeugte mit ein und derselben Farbfamilie.
Quelle: Pia Seidel

Bei der Inszenierung schaffen halbtransparente Vorhänge sowie ein kreisförmiger Teppich einen abgeschiedenen Bereich, der an den diffusen Nebel erinnern soll. «In diesem Raum der Gemeinschaft und des Zusammenseins lenken dezente Lila-Töne den Blick nach innen und fördern ein gesteigertes Konzentrationsgefühl.»

Die Vasen sowie Teller sind aus gegossener Acrylfarbe. Sie teilen dieselbe Farbe und Formsprache wie Esstisch, Hocker und Teppich.
Die Vasen sowie Teller sind aus gegossener Acrylfarbe. Sie teilen dieselbe Farbe und Formsprache wie Esstisch, Hocker und Teppich.
Quelle: Pia Seidel
Weil alles eine Farbe hat, wird der Fokus auf taktile Texturen und Materialität gelenkt.
Weil alles eine Farbe hat, wird der Fokus auf taktile Texturen und Materialität gelenkt.
Quelle: Pia Seidel

Von diesem Arrangement lernen wir: Weniger ist mehr. Setze bei Tischdeko und Geschirr auf eine Farbe. Das schafft ein stimmiges Gesamtbild und zieht Blicke magisch an. Falls du die extra Meile gehen möchtest, ergänze gleichfarbige Textilien im Raum, um den Look abzurunden. Tipps, wie du temporär Vorhänge von der Decke hängen lassen kannst, findest du schnell im Netz. So können beispielsweise diskrete Nägel an der Wand, Wäscheleinen und Teleskop-Stangen beim Befestigen unterstützen.

3. Die Ruhe im Chaos finden

Das spanische Designstudio Mas Creations stellte an der Milan Design Week eine Installation namens «Around the Table» vor, die von Studio by Isola Design kuratiert wurde. Sie bestand aus einem üppig gedeckten Esstisch und lud die Teilnehmenden ein, Platz zu nehmen und in ein kontrolliertes Chaos einzutauchen. «Dieser Tisch wird zur Bühne für Interaktionen, bei denen Emotionen und Erfahrungen miteinander verschmelzen und ein Mikrokosmos aus Vielfalt und Konvergenz entsteht», schreibt Mas Creations in einem Insta-Post. Das Set-up soll daran erinnern, dass «Chaos nicht der Feind der Ordnung, sondern ein integraler Bestandteil davon ist».

Die Deko von Mas Creations punktete mit Diversität.
Die Deko von Mas Creations punktete mit Diversität.
Quelle: Pia Seidel
Lampen, Öl und Deko – hier trafen viele Formen, Materialien und Farbtöne aufeinander.
Lampen, Öl und Deko – hier trafen viele Formen, Materialien und Farbtöne aufeinander.
Quelle: Pia Seidel
Handgemachte Objekte standen unaufgeregt neben 3D-gedruckten Stücken.
Handgemachte Objekte standen unaufgeregt neben 3D-gedruckten Stücken.
Quelle: Pia Seidel

Der Tisch symbolisiert in den Augen von Mas Creations die Einheit. An ihm nehmen unterschiedliche Gäste und mit ihnen Emotionen aller Art Platz. Genauso divers darf der Stil des Gedecks sein. Neben Lampen von Mas Creations waren aus diesem Grund Stücke von vielen Designerinnen und Designern zu sehen: Agne Kucerenkaite, Clemence Birot, Daniel Van Dijck, Formandseek, Frantisekjungvirt, Kerafak, La Muerte Tiene Permiso, Pilgrimsurfsupply und Studio Jonathanra Detz.

Statt Deckenlampen kamen viele Tischleuchten zum Einsatz.
Statt Deckenlampen kamen viele Tischleuchten zum Einsatz.
Quelle: Pia Seidel
Das satte Blau einiger Objekte bildete einen Kontrast zum Rest.
Das satte Blau einiger Objekte bildete einen Kontrast zum Rest.
Quelle: Pia Seidel
Durch die Wiederholung von Farben und Formen entsteht eine ausgewogene Szene.
Durch die Wiederholung von Farben und Formen entsteht eine ausgewogene Szene.
Quelle: Pia Seidel

Um ein ähnliches Tisch-Setting zu gestalten, lohnt es sich, auf kabellose Lampen zu setzen. Zusammen mit Kerzenlicht schaffen sie eine gemütliche Atmosphäre. Wie beim monochromen Look von Objects of Common Interest, tragen hier ausserdem gleichfarbige Textilien zu einem stimmigen Gesamtbild bei. Aber sie sind kein Muss. Wichtiger ist, dass du verschiedene Designstile zelebrierst und wiederholt einen Color-Blocking-Effekt einbaust. Ähnlich wie beim Ananas-Ananas-Arrangement führt die Repetition schliesslich zum einheitlichen Bild. Ein weiteres Detail, das für optische Ruhe trotz buntem Mix sorgt: Das Öl wurde in farblich passende Fläschchen umgefüllt, sodass keine Verpackungen das hübsche Bild stören.

Titelbild: Pia Seidel

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 


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