«Tales of Kenzera: Zau» enttäuscht mich als Metroidvania, bietet dafür eine spannende Story
1-5-2024
In Erinnerung bleibt mir «Tales of Kenzera: Zau» wegen der Geschichte und dem wunderbaren Setting. Als Metroidvania überzeugt das Spiel jedoch nicht.
Wunderschöne Dschungel-Landschaften wechseln sich mit trockenen Wüsten-Abschnitten ab. Dazwischen wird mir die spannende Geschichte eines Trauernden erzählt, verwoben mit Bantu-Mythen. «Tales of Kenzera: Zau» nimmt das ernste Thema des Todes eines Angehörigen und verpackt es in ein Game. Der Kontrast zwischen dem Motiv und dem Medium Computerspiel, das vor allem unterhalten soll, funktioniert. Optisch wird er durch die bunte Farbpalette verstärkt.
Weniger gelungen ist das Metroidvania Gameplay. Die Welt von Kenzera ist ein Schlauch und lädt nicht zum Erkunden ein. Die wenigen Bosse sind simpel, die Auseinandersetzungen in Kampfarenen dafür oft chaotisch. Die Landschaften sind abwechslungsreich,, was ich von der Gegnervariation nicht behaupten kann.
Berührende Geschichte
Ich spiele den Titelgebenden Zau. Er hat soeben seinen Vater verloren und trauert. Er nimmt deshalb Konakt mit Kalunga, dem Gott des Todes auf. Zau will seinen Vater zurückholen. Als Shamane muss Zau unter anderem Geister ins Jenseits geleiten. Der Tod ist hier ein Übergangsritus. Etwas, das in Bantu-Ethnien gang und gäbe ist. Das Setting von «Tales of Kenzera: Zau» ist dadurch ungewohnt und spannend.
Inspiriert ist die Geschichte vom persönlichen Schicksal von Game Director Abubakar Salim. Der hat übrigens in «Assassin's Creed Origins» den Protagonisten Bayek gesprochen. Er hat wie Zau seinen Vater verloren. Das Spiel ist für ihn auch eine Art der Verlustbewältigung. Die Dialoge, hauptsächlich jene zwischen Zau und Kalunga, sind gut geschrieben. Während ihrer gemeinsamen Reise muss Zau Geister ins Jenseits begleiten. Die Gründe, wieso die Geister seine Hilfe benötigen, führen ihm den Spiegel vor. Er kann nicht loslassen, wie die Geister auch.
Das Thema der Verlustbewältigung wird schön aufgearbeitet und die Geschichte von «Tales of Kenzera: Zau» berührt mich.
Metroidvania Einheitskost
Das Gameplay des etwa acht Stunden langen Spiels überzeugt mich weniger. Die grosse, verbundene Welt ist zwar da, aber sie lädt nicht zum Entdecken ein. Mehr noch: Es gibt nur sehr wenig zu entdecken. Die Karte füllt sich gleich beim ersten Betreten eines neuen Gebiets. Die wenigen Verzweigungen erkenne ich so sofort. Ich weiss, wohin ich muss und wohin ich darf. Zudem gibt es sehr wenig zu sammeln. Backtracking ist kaum nötig. Das ist gut für alle, die neu im Genre sind, mir fehlt es jedoch.
Die Bereiche wirken wie ein Schlauch, durch den ich gehen muss, um ans Ziel zu gelangen. Im Endeffekt ist das zwar bei allen Metroidvanias so, aber bei «Tales of Kenzera: Zau» bin ich mir dessen immer bewusst. Skills zum Erkunden wie das Gleiten schalte ich durch Fortschritte in der Story frei. Die Platforming-Passagen sind dabei nichts Aussergewöhnliches und auch eher auf der leichten Seite.
Das Kampfsystem ist simpel, hat aber gute Ansätze. Die Shamanen-Maske von Zau verleiht ihm die Kräfte von Mond und Sonne. Mit der Mondmaske führt er Fernangriffe aus, mit der Sonnenmaske wird er zum Nahkämpfer. Gewisse Gegner haben farbcodierte Schilder, die ich mit der entsprechenden Maske schneller zerstöre. Per Knopfdruck wechsle ich zwischen ihnen hin und her. Über einen Fertigkeitenbaum schalte ich Fähigkeiten für beide Masken frei. Das Kampfsystem macht Spass, ist aber nichts Weltbewegendes.
Wenn du auf viele Bosse wie in «Hollow Knight» hoffst, liegst du mit «Tales of Kenzera: Zau» falsch. Sie lassen sich an einer Hand abzählen. Nicht viel grösser ist die Variation bei normalen Gegnern. Alle zeigen ihre Attacken grosszügig an und sind deshalb keine grosse Herausforderung. Herausfordernd wird es meist nur in den Kampfarenen, wo ich gegen Gegnerhorden antreten muss. Hier herrscht Chaos und ich verliere vor lauter Effekten auch mal den Überblick.
Wunderschöne Landschaften
Grafisch ist «Tales of Kenzera: Zau» eine Wucht. Die Welt im 2,5D-Grafikstil bietet reichlich Abwechslung. Am Anfang erklimme ich einen hohen Berg, später geht’s ab in den Untergrund, die trockene Wüste oder den grünen Dschungel.
Ich habe das Spiel auf einem Steam Deck gezockt. Auf diesem fordert es reichlich Leistung ein. Um auch in hitzigen Situationen über 40 Bilder pro Sekunde zu erhalten, musste ich die Details bei einer Auflösung von 1280 x 800 aufs Minimum stellen. Das Steam Deck wird dennoch heiss und die Lüfter röhren ordentlich.
«Tales of Kenzera: Zau» ist seit dem 23. April für Nintendo Switch, PlayStation 5, PC und Xbox Series X/S erhältlich. Das Spiel wurde mir von EA für den Test auf PC zur Verfügung gestellt.
Fazit
Frisches Setting, maues Metroidvania
«Tales of Kenzera: Zau» packt mich mit einer spannenden, persönlichen Geschichte und einer tollen Präsentation in einem ungewohnten Setting. Weniger packend sind die Metroidvania Gameplayelemente, welche Massenware sind. Auch dürften es mehr und vor allem herausforderndere Gegner sein. Aufgrund der relativ kurzen Spielzeit von rund acht Stunden ist die mangelnde Variation dadurch kein absoluter Dealbraker.
Suchst du nach einem kurzen Action-Plattformer mit emotionaler Geschichte, kann ich dir das Spiel empfehlen. Falls du auf der Suche nach einem Metroidvania im Stile von «Hollow Knight» bist, lässt du besser die Finger davon.
Pro
- Spannende Geschichte
- Tolle Präsentation
- Für Videospiele ungewohntes Setting
Contra
- Metroidvania mit linearem Leveldesign
- Wenig Erkundungsmöglichkeiten
- Kämpfe manchmal chaotisch
- Macht für ein Metroidvania nichts neu
Kevin Hofer
Senior Editor
kevin.hofer@digitecgalaxus.chTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.