«Starfield»: Meine Sorgen sind mindestens so gross, wie meine Erwartungen
Bethesda hat am Xbox Games Showcase ausführliche Eindrücke zu «Starfield» präsentiert. Das gezeigte Gameplay sieht spektakulär aus. Trotzdem bin ich skeptisch – nicht zuletzt wegen der katastrophalen Bethesda-Launches in jüngster Vergangenheit.
Bethesdas «Starfield» hat das Potenzial, eines der grössten und spektakulärsten Rollenspiele aller Zeiten zu werden. Laut Game Director Todd Howard ist das Spiel die Kulmination aus über 25 Jahren RPG-Erfahrung. Es ist Bethesdas Opus Magnum – ein Meisterwerk, das alles bisher Erschienene in den Schatten stellen soll.
Entsprechend selbstsicher tritt Howard an der rund 45-minütigen Präsentation zum Spiel auf. Zu Recht: Das gezeigte Gameplay sieht spektakulär aus. Die Spielmechaniken wirken ausgereift, die Spielwelten sehen unglaublich schön aus und der orchestrale Soundtrack erzeugt echtes Gänsehaut-Feeling.
Trotz all dem Hype um das Spiel, werde ich das Gefühl nicht los, dass da etwas nicht stimmt. «Starfield» könnte als eines der besten Spiele aller Zeiten in die Geschichte eingehen, oder als weiterer kolossaler Bethesda-Flop. Folgende Punkte stimmen mich skeptisch.
1. Lästige Bugs zum Launch
Bethesda ist bekannt dafür, dass sie ihre Spiele in einem unfertigen Zustand launchen. Die Games sind in den ersten Wochen und Monaten nach Veröffentlichung voll mit fiesen Bugs, Glitches und Performance-Problemen. Zu Zeiten von «Fallout 3» oder «Skyrim» wurden solche Probleme von der Community grösstenteils mit Humor genommen. Die lustigen Glitches wurden akzeptiert, weil die riesigen Spielwelten so beeindruckend waren.
Während solche Launch-Probleme vor 10 oder 15 Jahren eher die Ausnahme waren, gehören sie mittlerweile zur Publikation von AAA-Games dazu. Viele Publisher veröffentlichen halbfertige Spiele im Beta-Stadium und hoffen, dass ihre Fans das Game zum Vollpreis testen. Die Geduld und Akzeptanz von Gaming-Fans wird mit jedem Katastrophen-Launch weiter strapaziert.
In der Gameplay-Präsentation zu «Starfield» bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie riesig die Spielwelt sein wird. Über 1000 Planeten, verteilt auf über 100 Sternensysteme, können erkundet werden. Beeindruckend. Aber: Wenn Bethesda es nicht schafft, eine «normale» Open-World-Map ohne Bugs zu veröffentlichen, wie soll das dann mit einer ganzen Galaxie klappen? Die Reaktion der Bethesda-Fans wird bei einem verbuggten Launch ziemlich sicher nicht mehr so wohlwollend ausfallen, wie zu «Skyrim»-Zeiten ausfallen.
2. 30 FPS auf Konsolen
Neben Bugs und Glitches bereitet mir auch die Performance auf Konsolen Sorgen. In einem Interview mit IGN bestätigt Todd Howard, dass das Spiel auf der Xbox Series X in 4K mit 30 Frames pro Sekunde läuft. Auf der Series S sind es 1440p mit 30 FPS.
Grundsätzlich finde ich gut umgesetzte 30 FPS für ein Game wie «Starfield» komplett in Ordnung. Das Spiel ist kein Shooter, der ultraschnelle Reflexe erfordert. «Starfield» ist ein vergleichsweise langsames Singleplayer-Game mit behäbigen Schiessereien.
Trotzdem wäre es schön, wenn mir das Spiel zumindest eine Option für 60 FPS mit niedrigerer Auflösung und weniger grafischen Details zur Auswahl geben würde. Bei PS5-Games der Playstation-Studios gehört die «Performance Mode»-Option zum Standard. In einigen grafisch und technisch simpleren Games, wie beispielsweise «Ratchet & Clank: Rift Apart», gibt es sogar 60 FPS mit Ray-Tracing.
Gemäss Howard läuft das Spiel auf der Series X theoretisch mit bis zu 60 FPS. Die Framerate ist aber auf 30 FPS begrenzt, weil Bethesda ein konsistentes Spielerlebnis ohne Ruckler bevorzugt. Finde ich fair. Ein guter 30-FPS-Modus ist besser als ein stotternder Performance-Mode. Trotzdem traue ich der Sache nicht und stelle mich auf Framerate-Einbrüche in tiefe 20er-Werte ein.
3. Abnehmende Qualität von Bethesda-Games
Zu Zeiten von «Fallout 3» und «Skyrim» war Bethesda unantastbar. Das Studio war ein Synonym für Qualität. Mit «Fallout 4» begann das Image zu bröckeln. Zu wenige Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger, veraltete Spielmechaniken und angestaubte Grafiken sorgten bei Fans und Kritikern teilweise für Enttäuschung.
Das letzte grosse Bethesda Game, «Fallout 76», brachte das makellose Image des Studios komplett zu Fall. Das Spiel war zum Launch aufgrund von Bugs fast unspielbar. Abseits der technischen Probleme war das Gameplay vom Online-«Fallout» zudem langweilig und repetitiv. Was ist bloss aus der ehemaligen Qualitäts-Spieleschmiede geworden?
Mit «Starfield» hat Bethesda die Chance, den Abwärtstrend zu stoppen und sich zurück in die Riege der internationalen Top-Studios zu katapultieren. Skeptisch stimmt mich die abnehmende Bethesda-Qualität trotzdem.
4. Wie langweilig ist das Weltall?
Bethesda wirft in der Beschreibung von «Starfield» mit Superlativen um sich. Alles wird grösser, besser und spektakulärer. Über 1000 Planeten kannst du mit deinem Raumschiff erkunden. Einige davon werden prozedural generiert, andere sind von Hand gemacht.
Bei der Grösse der «Starfield»-Galaxie frage ich mich: Wie spannend – oder: wie langweilig – wird das Erkunden der riesigen Open World tatsächlich sein?
Die unzähligen Planeten bedeuten nicht automatisch ein gutes Open-World-Design.
Die beste offene Spielwelt überhaupt bietet für mich aktuell «The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom». Die Open World ist so designt, dass du auf dem Weg zu einem Ziel ständig von spannenden Sachen in der weitläufigen Landschaft abgelenkt wirst. Alle Elemente der Spielwelt fühlen sich bewusst platziert an. Ständig entdeckst du neue Geheimnisse, Items und Nebenquests. Das Game belohnt deine Neugier und ermutigt dich, die Spielwelt gründlich zu erkunden.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mir «Starfield» eine ähnliche Open-World-Spielerfahrung geben wird. Dafür ist die Spielwelt zu gross.
Finde ich das Erkunden eines zufällig generierten Planeten auch nach dem zehnten Mal noch spannend? Wie gut designt sind die riesigen, von Hand gefertigten Planeten? Wird meine Neugier belohnt, oder werde ich mich vor allem an die Main-Quests halten, weil in den Weiten des Weltalls nicht viel los ist?
Ich befürchte, dass ich mich nach der anfänglichen Faszination für die schier unendliche Spielwelt relativ schnell nach einer kleineren, intimeren Open-World-Map sehnen werde.
5. Gesichtsanimationen von vorgestern
Die Spielwelten aus der Gameplay-Präsentation sehen teilweise umwerfend schön aus. Die verschiedenen Planeten überzeugen durch detaillierte Umgebungen, einzigartige Alien-Designs und eine atmosphärische Beleuchtung. Auch die Städte und Raumschiffe sehen verdammt gut aus.
Umso stärker fallen bei all der grafischen Pracht die leblosen Gesichter und Gesichtsanimationen der NPCs auf. Ja, die Köpfe sehen besser aus als in vorherigen Bethesda-Games. Im Vergleich zur restlichen Optik des Spiels wirken sie aber wie Relikte einer vergangenen (Konsolen-)Generation.
Das ist schade, vor allem weil man neben ballern, fliegen und erkunden viel Zeit im Dialog mit NPCs verbringen wird. Die leblosen Augen und puppenähnlichen Gesichtsanimationen werden mich immer wieder aus der immersiven Spielwelt reissen.
Hoffen auf das Beste, rechnen mit dem Schlimmsten
Versteh mich nicht falsch – ich möchte, dass «Starfield» ein Hit wird. Das bisher gezeigte Material fühlt sich einfach zu gut an, um wahr zu sein.
Bis zum Launch des Games werde ich zwischen Hype und Skepsis hin- und hergerissen sein. Ich hoffe auf das Beste und rechne mit dem Schlimmsten. Im besten Fall wird Bethesda mit dem Spiel neue Masstäbe für Open-World-Games setzen und die Videospiel-Welt revolutionieren. Im schlimmsten Fall erwartet uns ein verbuggtes Spiel mit mieser Performance und einer leeren Open-World. Die Wahrheit wird wahrscheinlich irgendwo dazwischen liegen.
Was hältst du vom neuen «Starfield»-Gameplay? Hat dich die Präsentation überzeugt oder bleibst du skeptisch?
Alle Ankündigungen vom Xbox Games Showcase findest du in diesem Artikel zusammengefasst:
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.