So räucherst du mit Kräutern, Hölzern und Ölen für mehr Wohlgefühl
Gestern räucherte man, um böse Geister zu vertreiben. Heute, um sich dank guter Düfte besser zu fühlen. Räuchern als Wellness-Programm: So kannst du mitmachen.
350 Euro pro Gramm für ein Naturprodukt, das anschließend in Rauch aufgeht: In Japan gehört Adlerholz – und speziell seine Sorte «Kyara» – zu den wertvollsten Zutaten bei der traditionellen Duft- und Räucherzeremonie. Fairerweise sei dazu gesagt: Im Kontext des Räucherns zündet man die Zutaten nie direkt an, sondern erhitzt sie auf einer Metallplatte. Somit verbrennt das Adlerholz weniger, es schwitzt vielmehr seinen kostbaren Duft aus. Doch nicht nur in Japan, in vielen Kulturen liebt man das Edelholz, das sogar in den Schriften der drei großen Weltreligionen Christentum, Buddhismus und Islam erwähnt wird. Seinen besonderen Duft entwickelt es erst durch den Befall von Mikroorganismen, woraufhin der Baum ein Harz zur Abwehr entwickelt.
Räucherzeremonie – ein Revival
Weltweit hat das Verbrennen von Hölzern, Ölen, Harzen und Pflanzen seit Jahrtausenden Tradition. Früher glaubte man sogar, Seuchen wie Pest oder Cholera mit dem Verbrennen von Kräutern bekämpfen zu können. Und an den Raunächten – jenen zwölf Winternächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag – räucherte man traditionell Häuser, Ställe und Wohnungen aus, um böse Geistern zu vertreiben und um alles zu desinfizieren.
Heutzutage begegnet dir die Tradition zum Beispiel noch in Kirchen in Form wohlriechenden Weihrauchs. Ansonsten changiert das Räuchern in den eigenen vier Wänden irgendwo zwischen Rückkehr zu traditionellem Brauchtum und dem omnipräsenten «Zu-sich-Finden» und Stress bekämpfen. Ob in Kombination mit Meditation, Klangschalen, als Teil von Yoga-Übungen oder einfach nur, um unangenehme Gerüche zu vertreiben: Wie funktioniert der Ritus des Räucherns, was lässt sich alles verbrennen und gibt es auch wissenschaftliche Beweise für die Wirkungen auf Körper und Geist?
Fakt: Düfte wirken – aber wie?
Düfte wirken über die Nase und strahlen so bis direkt ins Hirn und das nicht nur beim Räuchern. Grundsätzlich gelangen Duftsignale als einzige Sinnesreize direkt in den Hippocampus und das limbische System. Dort beeinflusst jeder Duft unsere Emotionen und damit letztlich unser Verhalten. Das menschliche Duftalphabet kennt dabei laut Wissenschaft rund 400 verschiedene Buchstaben, also Typen von Riechzellen, die «auf eine Gruppe von Duftmolekülen, wie zum Beispiel Vanillin, Moschus oder Buttersäure» spezialisiert sind. Mit ihnen können wir in Bruchteilen einer Sekunde auf Gefahren reagieren, wobei das Hirn rund 15-mal schneller auf unangenehme, mitunter als gefährlich eingestufte Gerüche reagiert, als auf positive.
Interessant: Schon im Mutterleib sind alle Riechzellen und ihre Verbindungen ins Hirn eines Embryos festangelegt. Der Mensch übernimmt also vielfach das Dufterlebnis der Mutter und deren Verbindung zu Emotionen, noch bevor er selbst Gerüche wahrnehmen kann. Allerdings lässt sich Riechen auch lernen, weshalb du während deines ganzen Lebens immer wieder neue Verbindungen und Assoziationen schaffen kannst.
Was genau ist Räuchern und wie funktioniert es?
Zurück zum Räuchern scheint es deshalb nur logisch, dass sich die Menschen gerne gute Gerüche wie etwa die ätherischen Öle von Dufthölzern, das als Weihrauch bekannte Harz spezieller Bäume oder auch Lavendel, Rosmarin oder Salbei ins Haus holen. Wenn man so will, ist Räuchern das Wellness-Programm des kleinen Mannes oder der Frau.
Und so funktioniert es: Grundsätzlich lassen sich verschiedene Arten des Räucherns unterscheiden. Die gängigste Methode ist das tatsächliche Anzünden und Abbrennen von getrockneten und zu kleinen Büscheln zusammengebundenen Pflanzenblättern (etwa weißer oder heimischer Salbei). Kurz angezündet und dann wieder ausgeblasen, glimmen sie friedlich in einer feuerfesten Schale vor sich hin und sondern ihren wohlriechenden Duft ab.
Weihrauch in Harzen legt man auf kleine, runde Kohlesteine, die meist eine Einkerbung aufweisen, in die du die kleinen «Steine» legen kannst. Eine andere Methode ist die indirekte Verbrennung, wie sie in der oben beschriebenen japanischen Räucherzeremonie vorkommt. Hier wird das Duftholz nicht direkt angezündet, sondern auf einer Metallplatte, die auf heißen Kohlen liegt, verdampft. Auf diese Weise entsteht weniger Rauch und nur die im Holz enthaltenen Öle werden freigesetzt.
Welche Rohstoffe eignen sich zum Räuchern?
Besonders beliebt ist weißer Salbei (engl. «white sage»), den du oft schon in fertig zusammengeschnürten, dicht gewickelten Sträußen bekommst. Allerdings ist dessen Anbau bzw. Ernte nicht unumstritten. Denn mit dem Siegeszug in die heimischen vier Wände werden Orte, an denen er in natürlicher Weise vorkommt (vorwiegend Nordmexiko und Südkalifornien) geradezu gerodet. Während indigene Bevölkerungsgruppen den weißen Salbei für heilige Zeremonien verwenden und niemals bis auf die Wurzel ernten, hat die hohe Nachfrage zu einer drastischen Abnahme der natürlichen Bestände geführt. Dabei geht es auch regional. Hier sind einige heimische Kräuter und Pflanzen, die sich zum Räuchern für zuhause eignen:
- Arvenholz/Arvenharz
- Hopfenzapfen
- Schafgarbe
- heimischer Salbei
- Wacholderbeeren
- Wachholderholz
- Zirbenspäne
- Rosmarin
- Rosenblüten
- Lavendel
Um das Räuchern mit diesen wohlriechenden natürlichen Rohstoffen perfekt zu machen, benutzt du am besten (bis auf Arvenholz, das auch so angezündet werden kann) eine spezielle Räucherkohle, eine feuerfeste Schale und etwas Räuchersand, auf den die Kohle kommt, damit die Schale nicht zu heiß auf der Unterseite wird. Dann legst du die Beeren, die getrockneten Blätter oder Harze auf die Kohle und genießt den natürlichen Raumduft.
Notizbuch, Kamera, Laptop oder Smartphone. Leben heißt für mich festhalten – analog oder digital. Immer mit dabei: mein iPod Shuffle. Die Mischung macht’s eben. Das spiegelt sich auch in den Themen wider, über die ich schreibe.