Ratgeber

Schädliche Verbindungen in Desinfektionsmitteln

Anna Sandner
24-5-2023

Manchmal ist weniger mehr: Das gilt unbedingt für sogenannte quartäre Ammoniumverbindungen (QACs), die vermehrt in Desinfektionsmitteln vorkommen. Sie schaden nicht nur der Umwelt, sondern können langfristig Gesundheitskrisen verschärfen.

Zu Beginn der Coronapandemie war es plötzlich ein heiß begehrtes Gut: Desinfektionsmittel. Zwar ließ der übermäßige Einsatz nach einiger Zeit wieder nach, doch auch nach der Pandemie ist bedeutend zu viel der antimikrobiellen Mittel im Umlauf: Das hat nun ein amerikanisches Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern angemahnt. In ihrem Bericht im Fachmagazin Environmental Science & Technology warnen sie vor negativen Folgen von sogenannten quartären Ammoniumverbindungen – kurz QACs. Diese potentiell gefährliche Stoffklasse kommt vor allem in den USA vermehrt in Desinfektionsmitteln zum Einsatz, obwohl es durchaus sichere Alternativen gäbe.

QACs: mehr Schaden als Nutzen

«Unsere wissenschaftliche Untersuchung zeigt, dass die Desinfektion mit diesen Chemikalien in vielen Fällen nicht hilfreich oder sogar schädlich ist», wird Mitautorin Courtney Carignan von der Michigan State University in einer Mitteilung des Green Science Policy Institut zitiert. Denn schon lange gibt es Hinweise, dass QACs nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch ernsthafte gesundheitliche Folgen für den Menschen haben können.

Studien legen einen Zusammenhang mit Asthma, Dermatitis, Entzündungen, Unfruchtbarkeit und Geburtsschäden nahe. Darüber hinaus gibt es bereits seit den 1950er Jahren Hinweise darauf, dass QACs bestimmte Bakterienarten sowohl gegen die QACs selbst als auch gegen wichtige Antibiotika resistent machen.

«Es ist eine Ironie des Schicksals, dass die Chemikalien, die wir vergeblich gegen eine Gesundheitskrise einsetzen, in Wirklichkeit eine andere anheizen», sagt Erica Hartmann, ebenfalls Mitautorin der Studie. «Die antimikrobielle Resistenz trug bereits vor der Pandemie zu Millionen von Todesfällen pro Jahr bei.» Seit der Pandemie sind die Konzentrationen dieser Chemikalien in der Umwelt und in unserem Körper gestiegen.

Wasser und Seife reicht aus

Obwohl QACs zur Desinfektion gar nicht notwendig sind, kommen sie immer häufiger in Desinfektionslösungen, Tüchern, Sprays und Verneblern vor. Zugleich sind die einzelnen Stoffe nicht immer leicht zu identifizieren. Einer der am häufigsten vorkommenden QAC ist Benzalkoniumchlorid. Aber auch andere Namen kannst du auf Etiketten finden, die etwa auf Ammoniumchlorid oder ähnlich enden. Doch diese unnötigen Verbindungen kannst du auch ohne Chemiestudium vermeiden, indem du dem Rat der Wissenschaftlerinnen folgst: «Wir empfehlen, regelmäßig mit Wasser und Seife zu reinigen und nur bei Bedarf mit sichereren Produkten zu desinfizieren.»

Für die meisten Fälle reicht also ein Stück Seife völlig aus und wenn doch einmal etwas unbedingt desinfiziert werden muss, dann greifst du am besten zu rein alkohol-basierten Desinfektionsmitteln (bspw. 70% Ethanol). Die erfüllen ihren Zweck ebenso effektiv und schaden dabei weder dir noch der Umwelt.

Titelfoto: naipo/Unsplash

8 Personen gefällt dieser Artikel


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Ratgeber

    Diese zwei Hausmittel helfen gegen Abwassergestank beim Saugroboter

    von Lorenz Keller

  • Hintergrund

    Winter: Zeit der Schnuddernasen, Zeit für RSV

    von Tanja Restin

  • Ratgeber

    Herbstblues adé: 5 Tipps gegen Müdigkeit und Stimmungstief

    von Anna Sandner

Kommentare

Avatar