Samsung Galaxy Z Fold 5: nicht alles ist besser geworden
6-9-2023
Beim Galaxy Z Fold 5 hat Samsung es endlich geschafft, dass sein Foldable bündig schliesst. Das Falt-Smartphone überzeugt mit seinen Displays, soliden Kameras und starker Performance. Perfekt ist es aber nicht.
Das faltbare Smartphone Galaxy Z Fold 5 von Samsung lässt sich wie ein Buch öffnen und (endlich bündig) schliessen. Und ist sogar wasserfest. Für ein faltbares Smartphone nicht selbstverständlich. Auch sonst hat das Phone einiges zu bieten, hier und da hat es aber noch Luft nach oben.
Design: schmaler Brocken lässt sich bündig schliessen
Das zugeklappte Samsung Galaxy Z Fold 5 ist etwas schmaler als die meisten Smartphones in Barrenform. Das 6,2 Zoll grosse AMOLED-Display ist 60 Millimeter breit. Mein Oppo Find X5 ist 10 Millimeter breiter. Auf dem Foldable lässt sich zwar gut tippen, die Tastatur ist aber ungewohnt schmaler.
Aufgeklappt misst das Display 7,6 Zoll, es hat damit eine Fläche von 125 × 150 Millimetern. Trotz nur 1,4 Zoll mehr in der Diagonalen wird die Displayfläche mehr als doppelt so gross.
Zugeklappt ist das Foldable mit 13,4 Millimeter ziemlich dick. Das sind wirklich knapp zwei herkömmliche Smartphones aufeinander. Und macht sich auf der Waage bemerkbar: 253 Gramm wiegt das Phone.
Das Frontdisplay zeigt eine breite Farbpalette und gute Kontraste. Der Peak-Wert für die Helligkeit des Displays ist enorm, nämlich bis zu 1400 Nits. So sehe ich auch bei strahlendem Sonnenschein alles noch wunderbar. Auf beiden Displays kannst du die Bildwiederholrate von 60 auf 120 Hertz hochschrauben.
Das innere Display überzeugt mich nur teilweise. Es zeigt durch das flexible Material je nach Blickwinkel ein etwas wabbeliges Bild. Mit frontalem Blick stört das nicht. Dafür ist allerdings der Falz recht stark ausgeprägt und nervt in der Praxis.
Ein solcher Schliessmechanismus ist recht komplex, erstaunlich finde ich daher, dass das Foldable wasserfest ist. Mit der IPX8-Zertifizierung übersteht laut Samsung das Galaxy Z Fold 5 bis zu 1,5 Meter tiefes Süsswasser für 30 Minuten problemlos.
Software mit Anpassungen für Foldables
Um die Vorzüge des grossen Displays auszunutzen, ist es teilweise nötig, Apps auch von Herstellerseite anzupassen. Diese werden auf dem Foldable besonders interessant. Dazu gehört beispielsweise die Kamera-App. Faltest du das Fold um 90 Grad, siehst du gemachte Bilder am linken Rand, während du rechts die normalen Kameraeinstellungen hast.
Samsung hat Instagram mit ins Boot geholt: So sehe ich meinen Feed in grossen Bildern, während die Menüleisten sich links und unten statt oben befinden. Schade, lässt sich die App nicht um 90 Grad drehen. Das Phone kann ich dann nämlich griffiger halten.
Spotify ist auch dabei. Hier siehst du am linken Rand den aktuell laufenden Titel und hast auf der grösseren Hälfte rechts deine Songliste. Apps durchzugehen und zu schauen, ob sie sich durch die Bildschirmgrösse oder den Falz anders verhalten als auf einem regulären Smartphone, bereitet mir echt Spass.
Mit Android 13 und One UI 5 ist das Samsung Galaxy Z Fold 5 auf dem neuesten Stand. Android-Updates will Samsung für vier und Sicherheitspatches für fünf Jahre liefern. Das finde ich einen ordentlichen Zeitraum.
Der Grossbildschirm macht nicht alles besser
Ob du es für sinnvoll hältst oder nicht, auf einem grösseren Bildschirm hast du den besseren Überblick. Wie sich der grosse Screen im Alltag schlägt, probiere ich aus beim Bilder durchscrollen, lesen, Filme schauen und natürlich beim Zeichnen. Letzteres, weil Samsung eine recht handliche Hülle als Zubehör anbietet, bei der ein Stift mit dabei ist. Mit der Hülle liegt das Phone auch eben auf einem Tisch auf. Das ist fürs Zeichnen recht praktisch.
Mit dem Stift kann ich mich in der Notiz-App ausleben. Die anfängliche Begeisterung verfliegt etwas, weil der Falz fürs Bildermalen zu hügelig ist. So kann ich nicht die ganze Fläche nutzen. Drehe ich das Phone um 90 Grad, kann ich den Falz immerhin als Orientierungslinie bei Notizen nutzen. Der Stift reagiert schnell und ist angenehm beim Schreiben. Für spontane Ideen reicht das.
Lege ich die Hand auf das Phone, muss ich darauf achten, dass der Stift nah am Display ist. Dann erkennt das Galaxy Fold 5 den Stift und ich zeichne nicht aus Versehen mit der Hand oder verschiebe die Seite.
Schaust du gerne Youtube-Videos, kannst du dir das Phone halb zugeklappt hinstellen. Die App teilt sich dann auf die Bildschirmhälften auf. Auf der oberen Seite siehst du dann den Film und auf der unteren die restlichen Infos und weitere Videos. Allerdings liegt der rote Balken des Videos genau im Falz. Stelle ich das Phone also auf, kann ich das Video auf diese Weise nicht vor- oder zurückspulen. Aufgeklappt ist es toll, die Filme noch etwas grösser zu sehen.
Beim Zocken bemerke ich Vor- und Nachteile. Soft- und Hardware sind schnell und zuverlässig. Natürlich ist auch hier das grosse Bild ein zusätzlicher Spassfaktor. Je nachdem finde ich es aber mühsam, beim Spielen das grosse Phone in der Hand zu halten. Das liegt teilweise am Gewicht, bei manchen Spielen erreiche ich aber auch die Mitte des Screens nicht. Und beim längeren Zocken liegt mir das Phone unbequem in der Hand. Grosse Hände sind hier klar von Vorteil.
Das Rennspiel «Asphalt 9» spielt sich beispielsweise cool so gross, die Bedienung ist wunderbar an den Seiten. Ein Spiel wie «Candy Crush», das ich von überall aus erreichen muss, profitiert weniger vom grossen Format. Das Rollenspiel Souls wäre wunderschön, aber auch hier sind viele Tasten mittig zentriert. Zum Glück kann ich mir aussuchen, ob ich auf dem Front- oder Innendisplay zocken will.
Hardware lässt keine Wünsche offen
Ausgestattet ist mein Testgerät mit 12 Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte internem Speicher. Das ist grosszügig: 12 Gigabyte Arbeitsspeicher braucht bisher kaum eine App. Im Galaxy Z Fold 5 finden zudem zwei SIM-Karten Platz. Das Foldable unterstützt auch eSIM.
Verbaut ist ein Snapdragon 8 Gen 2. Allerdings ist bei Samsung der Prozessor etwas höher getaktet als bei der Konkurrenz: 3,36 statt 3,2 GHz. Spannend ist es deshalb, mit Benchmarks zu sehen, wie sich das Samsung Galaxy Z Fold 5 im Vergleich zur Konkurrenz schlägt – gerade mit dem gleichen Chipsatz. Ein Konkurrenz-Kandidat ist das ASUS ROG Phone 7 in seinem normalen Modus – seinen Hochleistungsmodus ignoriere ich im Vergleich. Hinzu ziehe ich das Google Pixel Fold als aktuelles Falt-Smartphone. Jenes hat einen Tensor G2 Chip verbaut. Zuletzt nehme ich noch das aktuelle Flagship von Samsung. Das Galaxy S23 Ultra.
Tatsächlich schlägt das Fold 5 nicht nur die Konkurrenz, sondern sogar das nicht faltbare Topmodell der eigenen Marke um Haaresbreite. Die Leistung ist bemerkenswert. Im Alltag zeigt sich das von der positiven Seite. Beispielsweise mit sehr flüssigem Scrollen und schnellem Hochfahren der Apps, auch wenn bereits mehrere im Hintergrund laufen.
Der 4400 mAh-Akku lässt sich mit bis zu 25 Watt laden. Mit meinem 25-Watt-Netzteil (im Lieferumfang ist keines dabei) schaffe ich die volle Ladung in einer Stunde und 45 Minuten. Das ist relativ lange, schont aber den Akku. Dieser hält mir rund 12 Stunden. Dabei surfe ich über den Tag verteilt im Internet, bearbeite Bilder, und schneide auch mal ein Instagram-Video zurecht. Verwende ich dafür nur das Aussendisplay, hält es etwa eine Stunde länger durch. Das ist für lange Tage super.
Kamera auf hohem Niveau
Das Galaxy Z Fold 5 hat einige Kameras an Bord. Die Spezifikationen wirken vielversprechend. Spannend ist sicher auch die Qualität der Under-Display-Kamera.
Im Folgenden findest du ein paar Fotos aus der Praxis, um dir nach dem Zahlensalat einen visuellen Eindruck zu verschaffen.
- Hauptkamera: 50 MP, f/1.8
- Telefoto: 10 MP, f/2.4, dreifach optischer Zoom
- Ultraweitwinkel: 12 MP, f/2.2
- Selfiekamera: 4MP/f/1,8 unter dem inneren Display verbaut
- Frontkamera auf der Aussenseite: 10 MP, f/2.2
Im Test zeigen die Kameras – im Zusammenspiel mit Samsungs Software – eine top Leistung für ein Smartphone. Bei gutem Wetter sind meine Fotos der Hauptkamera super ausgeleuchtet, zeigen gute Kontraste und sind extrem scharf. Für meinen Geschmack schon fast zu stark geschärft. So arbeiten allerdings viele Kamerasoftwares und beruht wohl auf Geschmacksache. Mir haben Landschaften damit meist zu wenig Tiefe. Und auch die Farben leuchten mir etwas zu unnatürlich. Gerade beim Grün finde ich das zu heftig.
Die Weitwinkelkamera ist praktisch, wenn ich eine ganze Wand voller Graffiti entdecke. Dann bekomme ich diese wunderbar auf ein Bild. An den Seiten wirkt das Bild verschwommen und leicht verzogen. Auch hier sind die Farben extrem leuchtend – in der Realität war das nicht ganz so heftig. Für ein so künstlerisches Sujet finde ich die knalligen Farben in Ordnung.
Der optische Zoom klappt super. Sogar der zehnfache digitale Zoom kommt noch ganz gut hin, finde ich. Danach werden beispielsweise die Kanten der Schrift recht schwammig. Möglich ist sogar ein bis zu 30-facher Zoom. Das Bild wird dann aber schon enorm schwammig und flach.
Selfiekameras hat das Galaxy Z Fold 5 zwei: die am Frontdisplay, wenn das Phone zugeklappt bleibt. Und eine Under-Display-Kamera unter dem grossen Innendisplay. Der Nutzen der zweiten erschliesst sich mir nicht ganz in der Praxis. Ausser ich will ein Videotelefonat auf dem Grossbildschirm führen. Dafür reicht sie auch. Sie ist nicht allzu scharf, aber noch immer von guter Qualität.
Die Selfiekamera hingegen wirkt auf mich qualitativ gleich gut wie die Hauptkamera.
Sie macht scharfe Bilder mit den gleichen knalligen Farben. Auch hier: wem es gefällt. Der Porträtmodus klappt ganz gut. Wie ich immer wieder feststelle, werden Haare durch das Bokeh (unscharfer Hintergrund) von der Software nicht optimal verarbeitet. Das fällt mir aber vor allem auf dem Computerbildschirm auf. Auf dem Smartphone muss ich sehr genau hinsehen. Alles in allem bin ich trotzdem zufrieden.
Im optimalen Licht- und Wetterverhältnis schneiden die Kameras also gut ab. Wie sieht es mit Abenddämmerung und in der Nacht aus? Hier kommen dem Bild Schärfung und leuchtende Farben zugute. Bei der Abenddämmerung sind die sonst zu dunklen Stellen immer noch gut sichtbar. Und der Nachtmodus hellt die festgehaltene Betoninsel mit Bäumen gut und nicht unnatürlich stark auf. Die Ergebnisse finde ich mehr als in Ordnung.
Fazit: Dominanter Falz schmälert positiven Eindruck
Das Samsung Galaxy Z Fold 5 ist äusserst vielseitig. Mein persönliches Highlight ist das Kritzeln und Notizen machen mit dem zusätzlichen Stift. Die auf Foldables angepassten Apps sind toll, das Netflixen und Zocken macht auf dem grossen Bildschirm ebenfalls viel Spass. Und die Kameras erzielen sehr gute Ergebnisse für ein Smartphone, ganz auf Flagship-Niveau von Samsung.
Allerdings nervt mich der Falz zu fest. Mit meinen kleineren Händen ist mir das Phone auch zu mächtig – und mit 253 Gramm recht schwer. Nicht zuletzt ist es eine mords Investition. Spass und grosses Bild hin oder her: Für einen Gebrauchsgegenstand, den ich überall mitnehmen möchte, wäre mir das zu viel. Preis und Gewicht müssten noch ziemlich entschlacken.
Hast du grosse Hosentaschen oder sonst immer eine Tasche dabei (und sehr viel Kleingeld darin), ist das klobige Phone mit etwas mehr Gewicht eine Überlegung wert. Vieles macht auf dem grossen Display mehr Spass. Dass das Phone auch wetterfest ist, ist ein weiteres Plus. Gönnst du dir den wahren Luxus, musst du auf nichts verzichten – ausser vielleicht aufs nächste Feriengeld.
Titelfoto: Michelle BrändleSeit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.