«Qi2 Ready» angekündigt: Standard fürs drahtlose Laden wird verschlimmbessert
Meinung

«Qi2 Ready» angekündigt: Standard fürs drahtlose Laden wird verschlimmbessert

Lorenz Keller
15-1-2025

Statt den drahtlosen Ladestandard voranzubringen, kündigt das Wireless Power Consortium mit «Qi2 Ready» ein neues Sublabel an. Was für ein Chaos!

Anfangs schien es eine Erfolgsgeschichte zu sein – doch nun versinkt es im Chaos. Mit Qi2 lancierte das Wireless Power Consortium WPC vor etwas über einem Jahr einen Standard für das drahtlose Laden, der von der Branche breit unterstützt wurde. Apple war ebenso an Bord wie Samsung und Google, dazu alle wichtigen Zubehörhersteller.

Das Prinzip ist simpel: Qi2-Ladegeräte funktionieren mit allen zertifizierten Smartphones und laden diese drahtlos mit 15 Watt auf. Die magnetische Halterung sorgt für eine optimale Stromübertragung und ermöglicht den Einsatz vielfältigen Zubehörs.

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Android-Hersteller versagen

Die technische Basis von Qi2 stammt aus Apples MagSafe-Standard, weshalb der US-Hersteller schnell auf Qi2 umrüsten konnte. Dank Software-Updates war dies sogar rückwirkend für alle Modelle bis zum iPhone 12 möglich. Und die Android-Hersteller? Sie haben nichts unternommen. Nur ein einziges Smartphone mit Qi2 kam 2024 auf den Markt: das HMD Skyline. War es für die anderen Hersteller zu kurzfristig, die technischen Änderungen zu kompliziert oder die eigenen Ladekonzepte doch wichtiger? Das ist unklar.

Wird 2025 alles besser? Nicht wirklich. Die beiden Statements der grossen Hersteller in der Pressemitteilung des WPC zur Techmesse CES sind extrem vage. Während Samsung zumindest konkret verspricht, in diesem Jahr Galaxy-Phones mit Qi2 auf den Markt zu bringen, hält sich Google bedeckt. Es heisst lediglich, dass Google sich dem Standard verpflichtet fühlt und an der Ausarbeitung von Qi2.2 mitarbeitet, das nochmals schnelleres Laden ermöglichen soll.

Dieser Qi2-Charger von Belkin funktioniert nur mit Magneten. Ohne hält das Smartphone gar nicht.
Dieser Qi2-Charger von Belkin funktioniert nur mit Magneten. Ohne hält das Smartphone gar nicht.
Quelle: Lorenz Keller

Mit «Qi2 Ready» die Konsumenten verärgern

Und wie reagiert das Wireless Power Consortium darauf, dass die Android-Hersteller Qi2 bisher grösstenteils ignoriert haben? Es führt ein neues Label namens «Qi2 Ready» ein. Damit werden Smartphones ausgezeichnet, die zwar die Qi2-Ladegeschwindigkeit unterstützen, aber keine Magnete eingebaut haben. Diese magnetische Halterung kann dann mit einem «Qi2 Ready»-Case nachgerüstet werden.

Neu ist das eigentlich nicht, denn schon im ursprünglichen Qi2-Standard waren Magnete lediglich optional – aber dennoch sinnvoll. Denn die magnetische Halterung bietet einen echten Mehrwert.

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Statt den Qi2-Standard zu stärken, verwässert ihn das WPC und verärgert die Konsumenten. Ein «Qi2 Ready»-Gerät kann in vielen Fällen nicht einmal mit einem Qi2-Ladegerät verwendet werden, da die Magnete erforderlich sind, um das Smartphone überhaupt zu befestigen.

Wie weiter mit Qi2?

Das Wireless Power Consortium hätte besser daran getan, mit der Einführung des Standards zu warten, bis alle wichtigen Hersteller bereit dafür sind. Alternativ hätte es sich bei Qi2 auf die Ladegeschwindigkeit und die technischen Spezifikationen beschränken können, anstatt die magnetischen Halterungen einzubeziehen.

Noch besser wäre es gewesen, die Zertifizierung klar an Bedingungen zu knüpfen: Wer mit Qi2 werben möchte, sollte auch alle Details des Standards unterstützen. Das wäre eine konsumentenfreundliche Lösung gewesen, auch wenn das Angebot an Qi2-Smartphones dadurch ein weiteres Jahr sehr begrenzt geblieben wäre.

Nun besteht jedoch die Gefahr, dass zahlreiche Smartphones mit dem Label «Qi2 Ready» auf den Markt kommen, die ohne zusätzliche Hülle mit vielen Ladegeräten nicht funktionieren. Das wird bei vielen Käuferinnen und Käufern für Frust sorgen.

Das Wireless Power Consortium muss spätestens nächstes Jahr nachbessern: Wenn der Qi2-Standard für schnellere Ladegeschwindigkeiten weiterentwickelt wird, sollte dies mit einer Vereinheitlichung der Anforderungen kombiniert werden. Nur so ergibt ein Standard Sinn – einer, der für alle klar definiert ist.

Titelbild: Lorenz Keller

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