Pocketbook Verse Pro Color im Test: kompakter E-Reader mit physischen Tasten
Produkttest

Pocketbook Verse Pro Color im Test: kompakter E-Reader mit physischen Tasten

Der Verse Pro Color von Pocketbook ist ein schicker kleiner E-Reader mit Farbdisplay. Die physischen Tasten erleichtern das Umblättern. Meine Geduld wird jedoch auf die Probe gestellt.

Pocketbook bietet mit dem Verse Pro Color ihren kleinsten E-Reader neu auch mit Farbdisplay an. Dabei gibt es Einschränkungen: Die Auflösung ist weniger gut als bei Schwarz-Weiss-Inhalten und die Farbe poppt nicht so stark wie auf dem Smartphone. Gründe für das farbige Display kann ich hier schwer ausmachen.

Display und Design: elegant und griffig zugleich

Der Pocketbook Verse Pro Color weicht beim Design stark von der Konkurrenz ab. Dank abgeschnittener Ecken an der unteren Seite liegt mir das kleine Gerät gut in der Hand. Die geriffelte Rückseite sieht nicht nur schick aus, sondern macht den E-Reader auch griffiger. Der metallisch blaue Rahmen frischt optisch zusätzlich auf.

Der Verse Pro Color liegt gut in der Hand und sieht schick aus.
Der Verse Pro Color liegt gut in der Hand und sieht schick aus.
Quelle: Michelle Brändle

Das Herzstück für das Lesevergnügen ist das Display. Lässt du dir Schwarz-Weiss-Dokumente anzeigen, kommt der E-Reader auf eine Auflösung von 300 Pixel pro Zoll. Bei Farbinhalten sind es noch 150 ppi. Bunte Bilder wirken damit nicht besonders scharf und detailreich. Das gleiche Problem hat auch der bereits getestete Kobo Clara Colour, ebenfalls mit der E Ink Kaleido 3 Technologie.

Die Beleuchtung ist praktisch, aber nur manuell eingestellt.
Die Beleuchtung ist praktisch, aber nur manuell eingestellt.
Quelle: Michelle Brändle

Der Verse Pro Color hat eine Hintergrundbeleuchtung. Helligkeit und Farbtemperatur passe ich entweder manuell über zwei Schieberegler an oder ich nutze den Automatikmodus. Dieser reguliert die beiden Werte je nach Tageszeit. Mangels Lichtsensor ist der Automodus meist unbrauchbar.

Hardware: gemütlich unterwegs

Im Verse Pro Color ist ein Quadcore-Prozessor verbaut. Mit diesem ist er gemächlich unterwegs. Auch für einen E-Reader liegt die Geschwindigkeit im mühsamen Rahmen: Lange Wartezeiten sind die Regel. Mit 16 Gigabyte integriertem Speicher habe ich genug Platz für meine E-Books: Ein Buch belegt durchschnittlich gerade einmal 1-2 Megabyte.

Mein persönliches Highlight sind die vier Knöpfe am unteren Rand. Während ich auch mit Wischgesten durch Bücher blättern oder das Menü aufrufen könnte, geht das mit den Knöpfen zuverlässiger und schneller.

Die Knöpfe am E-Reader sind praktisch.
Die Knöpfe am E-Reader sind praktisch.
Quelle: Michelle Brändle

Der Akku mit 2100 mAh hält lange. Beim täglichen Konsum von zwei Stunden zeigt das Gerät nach zwei Wochen noch 50 Prozent Akku an. Die Angabe des Herstellers von einem Monat kommt bei mir also gut hin. In den Ferien muss ich das Teil nicht extra laden. Der Verse Pro Color hat eine IPX8-Zertifizierung, damit hält er laut Hersteller einem 60-minütigen Eintauchen in zwei Meter tiefes Süsswasser stand.

Software: Meine Geduld wird auf die Probe gestellt

Die Inbetriebnahme geht schnell vonstatten. Beim Pocketbook Verse Pro Color gibt es zudem keinen Shopzwang. Das ist an sich super. Drücke ich auf das Shop-Icon, führt mich der E-Reader aber stattdessen zur Google-Suche. Das hat der Hersteller verwirrend gelöst. Da er so langsam reagiert, brauche ich alle meine Geduldsfäden, wenn ich in irgendeinen E-Book Shop will.

Statt zum Store komme ich über den Store-Button zur Google Suche.
Statt zum Store komme ich über den Store-Button zur Google Suche.
Quelle: Michelle Brändle

Deshalb gebe ich irgendwann auf und lade mir am Computer E-Pub-Dateien bei Orell Füssli (Tolino) und Google Bücher herunter. Diese ziehe ich dann USB-C-Verbindung auf das Gerät. Das klappt mit 25 verschiedenen Formaten einschliesslich CBR und CBZ für Comics. Auch Hörbücher sind in den Formaten M4A, M4B, OGG, OGG.ZIP, MP3 und MP3.ZIP möglich.

Das Lesen macht generell Spass. Der Bildschirm wird alle vier Seiten aktualisiert, so kann ich mich gut auf den Inhalt konzentrieren. Dank Farbdarstellung markiere ich wichtige Stellen im Text mit verschiedenen Farben. Dabei reagiert der E-Reader allerdings sehr langsam, was das Markieren zu einer todlangweiligen Sache macht.

Die farbigen Markierungen wären praktisch, dauern mir aber zu lange beim Erstellen.
Die farbigen Markierungen wären praktisch, dauern mir aber zu lange beim Erstellen.
Quelle: Michelle Brändle

Comics auf dem Verse Pro Color zu lesen empfehle ich nicht. Die Panels werden auf den 6 Zoll zu klein dargestellt und die Farbabstufung bunter Bilder ist je nach Detailreichtum des Malstils zu grob. Auch mit manuellen Einstellungen kann ich qualitativ nicht mehr herausholen.

Bunt: ja. Comics: nein.
Bunt: ja. Comics: nein.
Quelle: Michelle Brändle
Auch Schwarz-Weiss-Comics sind mir zu klein dargestellt im Vergleich zu einer Taschenbuch-Version.
Auch Schwarz-Weiss-Comics sind mir zu klein dargestellt im Vergleich zu einer Taschenbuch-Version.
Quelle: Michelle Brändle

Habe ich ein Buch schriftlich und möchte es lieber hören statt lesen, hat der E-Reader eine Vorlesefunktion. Laut Pocketbook sind in den 26 Sprachen jeweils verschiedene natürliche Stimmen vorhanden. In der Praxis empfehle ich die Funktion nicht. Die möglichen deutschen Stimmen (Lena, Max und Tim) klingen roboterhaft und haben eine völlig falsche Betonung. Hier ein Hörbeispiel mit Lena:

Da der E-Reader auch Hörbücher unterstützt und ich meine Kopfhörer via Bluetooth verbinden kann, lade ich mir stattdessen lieber MP3-Dateien auf den Verse Pro Color.

Apps und weitere Funktionen: Nicht alles was geht, ist sinnvoll

Neben E-Books und Hörbüchern habe ich mit vorinstallierten Apps diverse weitere Möglichkeiten mit dem Verse Pro Color. Schach, Solitär und Sudoku zocken sich auf dem E-Reader erstaunlich gut. Da die Spiele nicht zeitsensitiv sind, stört mich auch die gemütliche Reaktion des Gerätes nicht. Die Mal- und Kritzelapp finde ich ohne Stiftfunktion wiederum unpraktisch. Durch die langsame Reaktionszeit verwende ich den Rechner, den Kalender und den Browser ebenfalls nicht. Falls du mit dem E-Reader gerne eine Smartphone-freie Zeit geniesst und dennoch etwas davon zur Hand haben willst, wäre das im Notfall eine Option.

Vielleicht werde ich gegen den Schachcomputer endlich besser?
Vielleicht werde ich gegen den Schachcomputer endlich besser?
Quelle: Michelle Brändle

Mit der Dropbox-App kann ich meine Dateien auch kabellos auf den E-Reader laden. Der Anmeldeprozess dauert eine gefühlte Ewigkeit. Aber einmal angemeldet, stellt sich die Funktion als äusserst praktisch heraus. In meiner Dropbox gibt es anschliessend einen Ordner für Pocketbook-Inhalte. Was ich per Computer hier reinkopiere, kann ich direkt auf den Verse Pro Color synchronisieren und nutzen. Angezeigt werden mir die Inhalte auch in der Bibliothek, ich muss also nicht jedes Mal über die App darauf zugreifen.

Über Dropbox lade ich meine Bücher und PDFs kabellos auf den E-Reader
Über Dropbox lade ich meine Bücher und PDFs kabellos auf den E-Reader
Quelle: Michelle Brändle

Fazit

Die Farbe ist hier überflüssig

Der Pocketbook Verse Pro Color ist ein super E-Reader zum Lesen von Büchern mit einer tollen Akkulaufzeit. Für Comics empfehle ich ihn nicht, dafür ist das Display zu klein. Die physischen Tasten möchte ich nicht missen.

Alles darüber hinaus läuft nur mit viel Geduld und Ladezeit. Das macht die anfängliche Einrichtung mühsam. Dank Farbdisplay kann ich zwar bunte Inhalte anzeigen lassen und Texte markieren, aber auch das läuft viel zu langsam und bringt qualitativ wenig bis keinen Mehrwert. Die Beleuchtung ist an sich super, ich muss sie allerdings manuell anpassen, der Automatikmodus ist unbrauchbar.

Statt des bunten E-Readers empfehle ich dir eher das Modell von Pocketbook ohne Farbdisplay. Die Auflösung ist bei Schwarz-Weiss Inhalten höher und du sparst genug Geld, um dir damit ein paar Bücher zu kaufen.

Möchtest du auf das Farbdisplay nicht verzichten, beispielsweise für eine bessere Übersicht in deiner Bibliothek und bei Markierungen, kann ich dir den Kobo Clara Colour ans Herz legen. Hier ist die gleiche Displaytechnologie verbaut. Der E-Reader läuft aber schneller als bei Pocketbook, sodass du rasch Markierungen erstellen kannst. Dafür musst du bei Hörbüchern zwingend auf den vorinstallierten Store zurückgreifen.

Pro

  • klein und handlich
  • sehr lange Akkulaufzeit
  • nicht an einen Store gebunden

Contra

  • extrem langsam
  • Farbdisplay hat kaum Mehrwert
PocketBook Verse Pro Color (6", 16 GB, Stormy Sea)
EUR169,–

PocketBook Verse Pro Color

6", 16 GB, Stormy Sea

PocketBook Verse Pro Color (6", 16 GB, Stormy Sea)
eReader
EUR169,–

PocketBook Verse Pro Color

6", 16 GB, Stormy Sea

Titelbild: Michelle Brändle

3 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar