Martin Jud
Produkttest

Playstation-Wireless-Headset im Test: aufgesetzt ... und ins Herz geschlossen

Martin Jud
3-4-2024

Sonys neues Over-Ear-Headset Pulse Elite trägt sich vom ersten Moment an komfortabel. Genauso überzeugt sein Sound von der ersten Minute an. Weniger gefällt mir, dass ich Bluetooth-Verbindungen nicht direkt am Kopfhörer steuern kann.

Nach dem In-Ear-Headset «Pulse Explore», ist das Over-Ear-Headset «Pulse Elite» Sonys zweites Produkt, das neben Bluetooth auch mit dem proprietären «Playstation Link»-Standard daherkommt. Beide richten sich primär an Gamer. Bei PS-Link handelt es sich um eine verlust- und beinahe latenzfreie Übertragung von (PS5-Surround-)Sound über 2,4-GHz-Funk. Der Standard kann mit Playstation 5, Playstation Portal, PC und Mac genutzt werden.

Um in den Genuss des Link-Sounds zu kommen, musst du lediglich den beiliegenden USB-Adapter ins gewünschte Endgerät stecken. Mit einer Ausnahme: Der als «Verlängerung der Playstation 5» dienende Handheld PS Portal hat als einziges Gerät die Link-Technologie integriert und benötigt den Dongle nicht. Mit solchen USB-Adaptern ist Sony übrigens nicht alleine – auch andere Hersteller setzen seit langem auf den 2,4-GHz-Funk, um verzögerungsfrei gute Soundqualität zu bieten.

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    Sony Pulse Explore im Test: nur interessant für Gamer

    von Martin Jud

Mit den Elite-Kopfhörern funktioniert von Beginn an alles tadellos. Zuerst verbinde ich sie mit der Playstation 5, um die neueste Firmware einzuspielen. Danach verbinde ich sie zusätzlich mit dem Smartphone und zocke mit aufgesetzten Hörern eine kleine Aufwärmrunde «Tiny Tina's Wonderlands». Während ich Skelette aufs Korn der Armbrust nehme, freue ich mich nicht nur über Raumklang-Spielsound, sondern auch über den Stereo-Soundtrack, den mir mein Smartphone dazu liefert. Das Genialste an diesem Produkt ist, dass es gleichzeitig von zwei Quellen abspielen kann.

Trotzdem ist nicht alles goldig – der grösste Nachteil dieser Kopfhörer ist mir bereits durch das Testen der Explore-In-Ears bekannt: Bluetooth-Verbindungen lassen sich nicht direkt am Headset steuern. Immerhin bleiben mir ganz andere Probleme, die mir die In-Ears bereiteten, hier erspart. (Sie wollten erst nicht richtig sitzen und drückten zudem unangenehm, bis ich eine Lösung fand.)

Was du bekommst: Sony Pulse Elite im Überblick

Sony liefert sein neuestes Wireless-Headset für Gamer mit Playstation-Link-USB-Adapter, einem USB-Kabel und einem Ladebügel. Den kannst du dir an die Wand schrauben, um dort das Headset bei Nichtgebrauch zu verstauen und gleichzeitig zu laden. Dazu befinden sich unter dem Headset-Bügel Kontakte und der Ladebügel hat neben diesen einen USB-C-Anschluss.

Neben den Kopfhörern liegt ein PS-Link-USB-Adapter, ein USB-Kabel und der hier zu sehende Ladebügel der Verpackung bei.
Neben den Kopfhörern liegt ein PS-Link-USB-Adapter, ein USB-Kabel und der hier zu sehende Ladebügel der Verpackung bei.
Quelle: Martin Jud

Falls du lieber direkt mit einem USB-C-Stecker lädst, verfügt es neben dem rechten Kopfhörer über einen entsprechenden Anschluss. Direkt neben diesem gibt es auch einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für kabelgebundene Quellen. Allerdings liegt kein entsprechendes Kabel bei. Weiter sind rechts auch Lautstärketasten und eine kombinierte Power- und Verbindungstaste zu finden. Die Lautstärketasten sind jedoch nur für Playstation-Link-Verbindungen.

Lautstärketasten, USB-C-Anschluss, 3,5-mm-Klinkenanschluss und Power-/Verbindungstaste
Lautstärketasten, USB-C-Anschluss, 3,5-mm-Klinkenanschluss und Power-/Verbindungstaste
Quelle: Martin Jud

Auf der linken Seite bekommst du ein versenkbares Mikrofon mit integrierter Geräuschunterdrückung plus Mute-Taste.

Das Mikrofon ist versenkbar und verfügt über eine Mute-Taste.
Das Mikrofon ist versenkbar und verfügt über eine Mute-Taste.
Quelle: Martin Jud

Den Blick von den Äusserlichkeiten abgewendet, bietet das Headset im Überblick folgende Spezifikationen:

  • Magnetische Planar-Treiber, die detaillierten Sound mit klaren Bässen und geringer Verzerrung bieten sollen
  • Playstation-Link-Technologie, die verlustfrei Sound mit niedriger Latenz von der PS5, PS Portal, dem PC oder Mac liefern kann
  • Bluetooth 5.0 zur Verbindung mit dem Smartphone oder einem anderen Gerät (AAC-Codec)
  • Duale Geräte-Konnektivität sorgt dafür, dass du gleichzeitig spielen und telefonieren kannst. Oder du hörst zusätzlich zum Spielsound der Konsole gleichzeitig Musik vom Smartphone.

Der eingebaute Akku soll für bis zu 20 Stunden Betriebszeit reichen. Das steht zumindest so auf der Verpackung. Auf der Playstation-Homepage schreibt das Unternehmen hingegen, dass er bis zu 30 Stunden hält. Sehr verwirrend. Meiner Erfahrung nach liegen, wenn ich mit zwei Quellen gleichzeitig verbunden bin, eher 20 Stunden drin. Da ich beim Testen zu wenig Zeit mit nur einer verbundenen Quelle verbracht habe, kann ich dazu keine Schätzung abgeben.

Brauchst du mal dringend Saft, kannst du laut Homepage nach zehn Minuten Ladezeit wieder rund zwei Stunden damit weiterhören. Bei mir reichen zehn Minuten Laden für rund eineinhalb Stunden mit zwei gleichzeitig aktiven Quellen.

Was du nicht bekommst: Bluetooth-Steuerung und Smartphone-App fehlen

Eigentlich verfügt Sony über eine App für seine Bluetooth-Kopfhörer, in der du etwa den Klang mittels Equalizer anpassen kannst. Allerdings funktioniert diese App nicht mit dem Pulse Explore.

Damit kann ich leben. Etwas vermisse ich jedoch eine Steuerung des Bluetooth-Geräts über das Headset. Will ich die Lautstärke ändern oder einen Track vorspringen, geht das nur am Smartphone. Die Lautstärketasten am Kopfhörer sind nur für die Link-Verbindung. Ebenso nicht dabei sind Features wie ein Transparenzmodus oder Active Noise Cancelling (ANC). Da es sich um Over Ears handelt, deren Polster gut sitzen, sind sie auch ohne ANC etwas gegen aussen gedämmt.

Wie gut sich die Kopfhörer anfühlen und wie toll der Sound klingt

Beim Aufsetzen fühlen sich die Kunstleder-Polster an der Haut um die Ohren nach Silikon an. Das ist neu für mich, da ich mir eher ein ledriges Gefühl gewohnt bin. Trotzdem ist das nicht unangenehm. Im Gegenteil – sie sind weder zu hart noch zu weich, dichten rundherum gut ab und umschliessen die Ohren, ohne irgendwo unangenehm zu drücken. Ausserdem kann ich sie auch mit Brille stundenlang tragen, ohne dass deren Bügel stören.

Glücklich bin ich auch über das gummierte Kopfband, das sich beim Aufsetzen automatisch auf die Grösse meines Kopfes ausfährt. Ein manuelles Anpassen des Kopfhörers an meinen Schädel wird mir dadurch erspart. Dass ich einen Kopfhörer trage, vergesse ich aufgrund des guten Sitzes – und natürlich auch aufgrund der Game-Welt und deren Sound – jeweils wenige Minuten nach dem Aufsetzen. Allerdings merke ich, wenn ich mal jubelnd vom Sofa aufspringe, dass die Kopfhörer nicht für Sport oder fürs Headbangen gemacht sind. Denn dazu sitzen sie etwas zu locker – respektive wippt das Band leicht mit und gibt ein dumpfes, störendes Geräusch von sich. Das höre ich auch beim Treppensteigen.

Das gummierte Band unter dem Kopfhörerbügel passt sich beim Aufsetzen automatisch an deinen Kopf an.
Das gummierte Band unter dem Kopfhörerbügel passt sich beim Aufsetzen automatisch an deinen Kopf an.
Quelle: Martin Jud

Beim Hören von Musik sitze oder liege ich meistens auf dem Sofa. Schliesse ich die Augen und konzentriere mich auf den Sound, ist das Klangbild der Pulse Elite sehr nahe an demjenigen der In-Ears Pulse Explore. Er klingt kräftig, detailliert und ausgewogen – wobei auch nicht zu wenig Bass im Spiel ist. Allerdings nehme ich die ersten und zweiten Violinen, die Celli, Kontrabässe, Flöten, Oboen, Fagotte ... das Horn, die Posaunen, Trompeten und jegliches Schlagwerk mit Pulse Elite nochmal eine Spur differenzierter wahr. Gut, eigentlich höre ich meistens keine klassische Musik. Aber auch Synthesizer, Vocals, Basslines und Co. überzeugen hier durchs Band. Krachende Gitarrenriffs und harte Bässe ebenso.

Obschon nur Stereo-Sound vorliegt, fühle ich mich bereits jetzt mittendrin.

Verzögerungsfreies Surround-Sound-Vergnügen

Ich habe auf meiner PS5 Plex installiert, um Serien und Filme mit Raumklang zu geniessen. Dabei schlagen sich die Playstation-Kopfhörer ähnlich gut, wie meine etwas in die Jahre gekommenen 9.1-Wireless-Surround-Kopfhörer Sony MDR-HW700DS. Bei diesen habe ich im Test im Jahr 2018 von einem Ohrgasmus gesprochen. Und ja, das trifft – obschon sich das Klangbild hier etwas unterscheidet – in etwa auch auf die Pulse Elite zu.

Nutze ich die Pulse Elite zum Spielen, komme ich nicht nur in den Genuss von Surround Sound, sondern auch von einer niedrigen Latenz dank Link-Technologie. Eine Verzögerung zwischen Bild und Ton nehme ich auch bei Games mit kurzen Reaktionszeiten nicht wahr. Hier ist der 2,4-GHz-Funk bezüglich des Datendurchsatzes Bluetooth klar überlegen. Und was den Raumklang angeht, sorgt dieser nicht nur für eine bessere Atmosphäre, sondern auch dafür, dass ich in Games Gegner schneller wahrnehme. Insbesondere diejenigen, welche aus einer Richtung nahen, die ausserhalb des Sichtfeldes liegt. Sie verraten sich und ihre Richtung durch Schrittgeräusche, Hecheln oder noch Grusligerem.

Ein weiterer Vorteil von Playstation Link gegenüber Bluetooth sind Sound-Anpassungsmöglichkeiten. Einerseits kannst du in den PS5-Einstellungen unter «Ton > 3D-Audio für Kopfhörer» Surround-Sound aktivieren und mit Profilen an dein Gehör anpassen. Andererseits gibt's seit kurzem auch einen Equalizer, den du in den Toneinstellungen des Control Centers findest. Eine nette Sache – selbst mit nur wenigen Bändern ist das ein Gewinn.

Falls du mit einem PC in den Genuss von 3D-Sound kommen möchtest, geht das dort übrigens ebenso – und wie mit allen anderen Kopfhörern: Du nutzt eine Software wie Dolby Access, die dir virtuellen Surround-Sound auf die Ohren zaubert.

Wie genial die gleichzeitige Verbindung mit zwei Geräten ist

Neben dem Klang ist für mich das Beste am Pulse Elite Headset, dass ich mit ihm sowohl über Playstation Link als auch Bluetooth verbunden sein kann. Und das zur gleichen Zeit. Das nutze ich insbesondere bei Spielen, die ich nicht zum ersten Mal zocke. Ich setze in den Spieloptionen die Musik-Lautstärke auf 0 und ersetze sie mit Sound, auf den ich gerade Bock habe.

Abgesehen davon ist es ausserdem praktisch, während dem Spielen telefonieren zu können. Die Mikrofonqualität ist dabei besser als bei den In-Ears Pulse Explore. Dort habe ich bemängelt, dass die Bässe etwas kraftlos daherkommen. Mit Pulse Elite klingt meine Stimme für mein Gegenüber in etwa, wie sie auch in natura klingt. Praktisch am Mikrofon ist auch, dass es auf gewünschte Position vor den Mund ausgefahren werden kann und Umgebungsgeräusche relativ gut herausfiltert.

Fazit

Für Gamer absolut empfehlenswert

Wer ein Headset für (beinahe) verzögerungsfreien Gaming-Surround-Sound sucht, wird mit dem Sony Pulse Elite bestens bedient. Sie klingen nicht nur grossartig, ebenso sitzen sie absolut bequem und umschliessen das Ohr, ohne zu drücken. Dass sie neben dem neuen Playstation-Link-Standard (für PS5, PS Portal, PC und Mac) auch mittels Kabel oder Bluetooth verbunden werden können, ist ein grosser Pluspunkt. Am meisten überzeugt mich die Funktion, dass ich gleichzeitig mit PS-Link und Bluetooth verbunden sein kann.

Falls du auf eine Bluetooth-Steuerung am Kopfhörer, eine aktive Geräuschunterdrückung und eine Smartphone-App verzichten kannst, kann ich dir das Headset absolut empfehlen. Setze es dann jedoch nur liegend, sitzend oder gehend ein, denn bei schnellen Bewegungen bewegt sich auch sein Kopfband etwas mit. Und dadurch hörst du ein dumpf-störendes Geräusch beim jubelnden Aufspringen, Treppensteigen oder Laufen. Natürlich ist es auch aufgrund des fehlenden Spritzwasserschutzes nicht für sportähnliche oder gar sportliche Aktivitäten geeignet – nur für E-Sport.

Pro

  • Verlustfreier (PS5-Surround-)Sound mit niedriger Latenz dank USB-Dongle. Bluetooth ebenfalls dabei.
  • Können gleichzeitig Sound von deinem Smartphone und der PS5/PS Portal oder PC/Mac abspielen.
  • Bieten einen kräftigen, ausgewogenen und differenzierten Sound mit genügend Bass.
  • Klangbild kann mit PS5-Equalizer verfeinert werden.
  • Mikrofonaufnahmequalität ist gut, das Mikro kann aus- und eingefahren werden.
  • Guter Tragekomfort, weiche Polster dichten gut ab und sind auch für Brillenträger geeignet.

Contra

  • Haben kein Noise Cancelling, keinen Transparenzmodus und auch keine Smartphone-App.
  • Bluetooth-Gerät kann nicht mit den Kopfhörern bedient werden.
  • Nichts für Headbanger, da ruckartige Bewegungen das Kopfband leicht bewegen und das zu hören ist.
Titelbild: Martin Jud

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