Pixio Mini Monsters
Pixio: Magnetische Würfel für den schnellen Klick
Die magnetischen Bauklötze sind klein, bunt und kontaktfreudig. Aus ihnen lassen sich Monster, Tiere und Figuren bauen. Das hat Suchtpotenzial – auch für gestresste Büromenschen.
Für Kinder ab sechs Jahren geeignet. So steht’s auf der Verpackung. Passt, denke ich mir, und präsentiere die kleine Auswahl an Sets meiner Co-Testerin. Sie ist praktischerweise sechs Jahre alt und meine Tochter. Soll sie mir – und auch dir – sagen, ob ihr Pixio gefällt. Mitgehangen, mitgefangen. So ist das, wenn der Papi für Galaxus arbeitet.
Als Erstes packen wir ein Set mit 100 magnetischen Blöcken aus, «Mini Monsters» steht auf der Kartonverpackung, die so gross ist wie eine Znünibox. Es folgt eine erste kleine Enttäuschung: Die 100 Würfel ergeben in etwa das Volumen einer Tafel Schokolade, und sie sind auch in etwa so schwer. Das deckt sich mit den Hersteller-Angaben von Pixio. Ein Würfel wiegt fast genau ein Gramm und hat eine Kantenlänge von acht Millimeter.
Sieht erst einmal nach wenig Material zum Spielen aus. Rein theoretisch würde die Verpackung Platz bieten für über 1500 Würfel. Aber das sind Rechenspiele, die an der Realität des Marketings scheitern. Denn wer würde im Spielzeugladen schon einen Schoggitafel-grossen Karton aus dem Regal nehmen zu einem Preis, der die erlesensten Kakaoerzeugnisse bei Sprüngli weit übertrifft.
Dass die Sets von Pixio eher in der preislichen Champions League angesiedelt sind, interessiert die Sechsjährige weniger. Übrigens auch nicht, dass der Hersteller dafür diverse Design-Preise eingeheimst hat, unter anderem den «Red Dot Award». Davon lässt sie sich nicht blenden, genauso wenig wie Kollege Michael Restin übrigens.
Also, wo sind wir stehengeblieben? Richtig, bei einem Magnetspielzeug in einer überdimensionierten Verpackung zu einem stolzen Preis mit einem Design-Award.
Es wird Zeit, damit zu spielen. In der Verpackung liegt eine Anleitung. Darin werden die beiden Grundregeln erklärt. Es ist durchaus sinnvoll, wenn du dir das kurz anschaust.
- Immer nur einen Block auf einmal verbinden.
- Würfel drehen, bis er perfekt passt.
Vor allem Regel Nummer 1 ist für auf Effizienz getrimmte Erwachsene wichtig. Du könntest dir nämlich überlegt haben, dass du für den Bau einer Figur am besten gleich ganze Reihen aufeinander setzt, Modulbauweise quasi. Aber damit wirst du scheitern. Denn die Magnetwürfel haben jeweils drei Nord- und drei Südpole. Bedeutet: Es klickt nur, wenn die zu verbindenden Würfel sich auch nirgendwo abstossen. Beim Ausprobieren erwacht die Erinnerung an den Physikunterricht, an Drei-Finger-Regel und Lorentzkraft.
Pixio macht auch ohne Anleitung Freude
Die Erstklässlerin weiss davon noch nichts. Sie fängt einfach an zu spielen, lässt die Würfel aneinanderklicken – und hat Freude. Ich stelle durch Vermessung mit dem Schullineal derweil fest, dass sich die Würfel ab einer Entfernung von etwa anderthalb Zentimetern anziehen. Und dabei entsprechend ihrer Polung rotieren.
Während ich also noch analysiere, ist neben mir bereits die erste, sagen wir, Figur entstanden. Rosafarbene und weisse Würfel in Reihen abwechselnd. Wir probieren als Nächstes, ein Monster aus der Anleitung zu erschaffen. Dort steht jeweils, wie viele Steine von jeder Farbe benötigt werden, dann kann es auch schon losgehen.
Das Bauen nach Anleitung macht mir mehr Spass als meiner Tochter. Sie hat herausgefunden, dass man aus den Würfeln mit den Händen auch eine Art Ball formen kann. Wir haben noch zwei weitere andere Sets geöffnet, um die bespielbare Würfelmenge zu erhöhen. Spass macht es auch, mit einem Würfel den anderen über den Tisch zu jagen. Das funktioniert, solange die Pole sich entsprechend abstossen. Oder die Würfel können auf der kleinen Magnettafel die zeichnerischen Meisterwerke fixieren.
Ideen für Erwachsene in der App
Die Tochter entdeckt die praktischen Anwendungsfälle von Magneten, ich entdecke das Kind im Manne. Meinen Spieltrieb fördert die App von Pixio. Sie liefert hunderte weitere Formen, die ich zusammenklicken könnte. Da gibt es in der Rubrik «Lifestyle» die Frau in der Badewanne, samt Quietscheente. Oder den Mann am Schreibtisch. Unter «Piraten» finde ich eine Auswahl aus 20 Figuren – von «John Junk» bis «Presley Skeleton» und «Billy Bones».
Unter «Home Decor» finde ich Inspirationen für kleine Tischpflanzen, eine Stiftebox oder Buchstützen. Die Bauanleitungen allerdings muss ich mir vorher freischalten mit sogenannten App Blocks, eine Art Pixio-Währung. In den Kartonschachteln stecken Zettel mit Codes. Je nach Grösse des Sets mal für zehn App Blocks oder auch einmal für 50 oder 100 App Blocks. Damit du den Wert dieser Pixio-Währung einschätzen kannst: Die Anleitung für die Stiftebox kostet dich 217 App Blocks. Hast du die nicht, bleibt das Bild verpixelt und die Anleitung dafür ist nicht zugänglich. In einer ähnlichen Preisklasse wie die Deko für den Bürotisch bewegen sich Emojis (etwa 180 App Blocks) oder Saurier. Den Bauplan für einen Diplodocus erhältst du für 206 App Blocks, den für einen Tyrannosaurus für 121.
Wenn du keine Codes mehr für App Blocks hast, kannst du diese auch für echtes Geld kaufen. Das ist dann richtig teuer: 100 US-Dollar für 400 App Blocks, direkt bezahlbar per In-App-Kauf. Nicht mit mir, ihr Freunde der vermeintlich cleveren Geschäftsidee! Auch wenn es mich schon reizen würde, das Selbstporträt Vincent van Goghs aus den Magnetwürfeln zu bauen (1056 App Blocks, 397 türkisfarbene Würfel, 232 hellblaue, 110 dunkelblaue und noch 317 in Grau, Braun, Orange und weiteren Farben.
Pixio als Konkurrent für Lego?
Pixio hat ein paar Dinge ziemlich richtig gemacht. Es ist ein Spielzeug, das Kinder wie auch Erwachsene anspricht. Letztere soll das Erscheinungsbild der Figuren an die pixeligen Anfangszeiten der Computer- und Konsolenspiele erinnern. Das mag ein emotionaler Trigger für den Kauf des ersten Sets sein. Aber von Retro-Gefühlen allein verkauft sich auf Dauer nichts.
Zu gutem Marketing gehört auch, dass man sich nicht scheut, ganz oben mitspielen zu wollen. Pixio sieht sich als logische Fortsetzung in der Reihe aus Stein, Holzbaustein und Klemmbaustein.
Tatsächlich gibt es an der Qualität der Verarbeitung der Magnetwürfel nichts zu mäkeln. Wie beim dänischen Weltkonzern auch. Die Kanten sind glatt, aber nicht scharf, die Farben der Würfel halten, auch nach hundertmal Klick gibt’s keinen Hick. Das darf man aber auch erwarten bei den Preisen.
Auf einen einzelnen Würfel heruntergerechnet, ist Pixio deutlich teurer als eine Lego-Steinbox. Zum Vergleich:
Es gibt auch grössere Pixio-Sets mit bis zu 1600 Würfeln, leider derzeit (noch) nicht bei uns im Shop, sondern nur direkt bei Pixio. Aber der Mengenrabatt ist eher gering. Ich bin gespannt, ob und wie lange, Pixio die Hochpreis-Strategie verfolgen kann und wird. Selbst bei Lego sieht man immer häufiger und schneller, dass die unverbindlichen Preisempfehlungen im Markt so nicht zu halten sind.
Fazit
Bei mir hat es Klick gemacht. Die Pixio-Würfel sind ein Spielzeug, mit dem du oder deine Kinder kreativ spielen können. Oder es liefert dir Inspiration durch den riesigen Katalog an Figuren in der App. Richtig Spass macht Pixio, wenn du zumindest einmal 100 Würfel als Baumaterial hast. Mit weniger bist du stark eingeschränkt, kannst wenig verschiedene Sachen bauen, und damit wird’s dann schnell langweilig.
Magnetwürfel haben im Alltag weitere Vorteile. Anders als Knete trocknen sie nicht aus. Anders als bei magnetischem Sand, Slime und ähnlichem sind die Würfel eine saubere Sache. Aufräumen ist übrigens auch sehr einfach: Würfel zusammenschieben, ab in einen Beutel oder eine Box damit, fertig. Oder du stellst deine Magnet-Figuren als temporäre Deko ins Regal. Die meisten sind ziemlich stabil, manche allerdings, vor allem die aus dem Set «Happy Family» sind auch ein bisschen wacklig.
Um die hohen Anschaffungskosten zu amortisieren, und natürlich nur deswegen, habe ich mir auch ein paar Würfel auf meinen Schreibtisch gelegt. In zuhör-lastigen Videocalls oder einfach so zwischendurch, um neue kreative Energie zu tanken, baue ich mir Länderflaggen, Buchstaben oder Zeug, von dem ich erst am Ende weiss, was es sein könnte oder es mir von meiner Tochter erklären lasse.
Sie findet die Magnetwürfel immer wieder spannend, wenn sie auch selten die Figuren aus den Anleitungen nachbaut. Für sie sind die Würfelchen eher spielerische Allzweckwaffe und fördern ihre Fantasie. Viel mehr kann man sich eigentlich auch gar nicht wünschen. Vor allem, weil Fantasie nicht gekauft werden muss.
Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.