Pixel 8 Pro im Test: Ich habe die Telekamera schätzen gelernt
Für das Pixel 8 Pro mache ich eine Ausnahme und nehme Arbeit mit in den Urlaub. Googles neues Smartphone begleitet mich nach Kreta und hinterlässt einen fast makellosen Eindruck.
Zwei Wochen lang stellt sich das Pixel 8 Pro auf Kreta dem Urlaubsalltag: Fotos, lange Ausflüge, heller Sonnenschein, griechische Sprache. Es meistert die Herausforderungen mit Bravour. Größter Makel: Die KI ist der Meinung, mich ständig an das nasskalte Wetter in Hamburg erinnern zu müssen.
Vor einem Jahr hat mich bereits das Pixel 7 Pro mit seiner Zoom-Kamera und seinem Makromodus überzeugt. Entsprechend stellt sich die Frage: Wo ist das Pixel 8 Pro noch besser geworden?
Googles Ankündigung und die ersten Eindrücke der Kollegen lassen mich vor allem an drei Punkten Verbesserungen erwarten: Display, Kamera und KI.
Das Display hat keine abgerundeten Seiten mehr, was mir persönlich besser gefällt. Zudem ist es deutlich heller geworden. Das erweist sich am sonnigen Mittelmeerstrand als Vorteil. Bei den Kameras gibt es größere Blenden, mehr Pixel für Ultraweitwinkelaufnahmen und sieben Millimeter weniger Brennweite bei der Telekamera.
Für Google sind die KI und die Software insgesamt ein wichtiges Merkmal geworden, mit dem sich das Pixel von anderen Smartphones unterscheidet. Und so versucht mir die KI beim Fotografieren und weiteren Stellen unter die Arme zu greifen. Bei Übersetzungen klappt das gut, beim Wetterbericht weniger.
Ebenfalls ein gewichtiges Argument für das Pixel 8 Pro ist, dass es Android-Updates immer mit als Erstes erhält. Zudem verspricht Google sieben Jahre lang Software-Updates zu liefern. So lange darf ich allerdings nicht auf der Insel bleiben, sondern muss auf das Versprechen von Google vertrauen.
Display: Flach und hell
Das Wetter auf Kreta ist nicht typisch für die Jahreszeit. Kein Regen in den zwei Wochen und nur ein halber Tag Wolken bereiten der Insel langsam Sorgen ums Wasser. Für meinen Test bedeutet das eine große Herausforderung für die Helligkeit des Displays. Schließlich will ich es auch bei Sonnenschein gut ablesen können.
Das Pixel 8 Pro enttäuscht mich dabei nicht. Zur Orientierung bei einer Wanderung, beim Fotografieren der felsigen Küste oder wenn ich den Ladies Bowl am Strand gucke – nie ist die Sonne heller als der Bildschirm.
Google hat die Helligkeit des OLED-Displays vom Pixel 8 Pro auf 1600 Nits erhöht. Das sind 600 mehr als beim Pixel 7 Pro. Und sogar mehr als dessen «Peak Brightness» von 1500 Nits. Bei dieser kommt das 8 Pro sogar auf 2400 Nits. Wobei es diese höchste Helligkeit nur bei Betrachtung von HDR-Inhalten erreicht.
Bereits 600 Nits gelten bei Sonnenschein als gut erkennbar. Trotzdem habe ich das Pixel 7 Pro im vergangenen Jahr instinktiv oft so gedreht, dass sein Display nicht direkt in der Sonne ist. Das mache ich beim Pixel 8 Pro nicht mehr.
Hohe Helligkeit macht den Akku leer
Die Batterie des Pixel 8 Pro ist mit einer Kapazität von 5050 mAh nahezu unverändert geblieben. Die 50 mAh mehr gegenüber dem Vorgänger sind vernachlässigbar. Ein helles Display ist eine zusätzliche Belastung für den Akku. Entsprechend schneidet das 8 Pro mit voller Helligkeit im Akkutest von PCMark Work 3.0 mit 6:21 Stunden schlecht ab. Das Pixel Fold kommt geschlossen auf 9:24 Stunden und das Nothing Phone (2) sogar auf 10:39 Stunden.
Der Vergleich ist unfair. Im Alltag muss das Pixel 8 Pro nicht dauerhaft in voller Helligkeit erstrahlen. Selbst im sonnigen Urlaub komme ich mit dem Akku gut über die Tage – inklusive Navigation und vielen Fotos. Eine Powerbank habe ich für die Ausflüge zur Sicherheit eingesteckt, muss sie aber nicht benutzen.
Beim Laden über Kabel ist das Pixel 8 Pro etwas schneller als sein Vorgänger. Bis zu 30 statt wie vorher 23 Watt nimmt das Smartphone entgegen. Da es nie komplett leer ist, ist es nach 30 Minuten schon wieder gut geladen und nach 60 bis 90 Minuten voll geladen. Die letzten Prozente lädt es wie alle anderen langsamer. Kabellos liegen weiterhin 23 Watt drin.
Kamera: Nicht nur gute Schnappschüsse im Urlaub
Für Urlaubsfotos – und nicht nur für die – bin ich von der Bildqualität des Pixel 8 Pro komplett überzeugt. Egal, welche der drei Kameras ich nutze: Die Bilder sehen gut aus. Sie sind scharf und lösen viele Details auf. Die Software sorgt für kräftige und schöne Farben. Ich bekomme auf Knopfdruck Bilder, die sich direkt teilen lassen. Zum neuen Pro-Modus greife ich im Urlaub nicht.
Verglichen mit dem Pixel 7 Pro hat Google kleine Änderungen vorgenommen. Die Hauptkamera des Pixel 8 Pro hat eine größere Blende von f/1,7 (vorher f/1,9) und einen Laser-Autofokus, der mit mehreren Zonen arbeitet, bekommen. Bei der Telekamera hat sich die Brennweite von 120 auf 113 Millimeter (Kleinbild-äquivalent) verkürzt. Trotzdem schreibt Google immer noch, es habe einen 5-fachen Zoom. Dabei ist es streng genommen nur noch eine 4,52-fache Vergrößerung im Vergleich zur Hauptkamera.
Die größten Veränderungen auf dem Papier gibt es bei der Ultraweitwinkelkamera. Ihr Sensor hat seine Auflösung auf 48 Megapixel vervierfacht. Im Gegenzug sind die einzelnen Pixel kleiner geworden und messen nun 0,8 µm statt 1,25 µm. Die Blende hat Google beim Pixel 8 Pro auf f/2,0 vergrößert − von vorher f/2,2.
Bereits bei der Aufnahme greift dir beim Pixel 8 Pro eine KI unauffällig unter die Arme und optimiert die Bildqualität nach ihren Vorstellungen. Sie liegt meist richtig. Weitere Funktionen bietet Google in der Nachbearbeitung an. Ich könnte den Himmel einfärben, Objekte vergrößern und verkleinern oder bei Gruppenbildern aus mehreren Aufnahmen für jede Person den besten Gesichtsausdruck auswählen. Mit ihnen habe ich mich im Urlaub nicht beschäftigt. Falls sie dich interessieren, erfährst du in folgenden Beiträgen mehr:
Telekamera lässt mich DSLR vergessen
Die Telekamera ist ein gutes Argument, mehr Geld für das Pro-Modell vom Pixel 8 auszugeben. Mit ihr bekomme ich eine zusätzliche Brennweite und mehr Spielraum für Fotos. Da fällt es deutlich leichter, keine große und schwere Spiegelreflexkamera inklusive Objektiven mit in den Urlaub zu nehmen.
Ohne zu Zögern wähle ich den fünffachen Zoom der Telekamera für verschiedene Dinge: Details in der Landschaft heranholen, mit der Tiefenschärfe spielen oder nah an Tiere heranzoomen, denen ich mich mit der Hauptkamera nicht genug nähern könnte. Ich habe viel mehr Flexibilität bei der Motivwahl.
Bei allem Lob für das Pixel 8 Pro muss ich erwähnen, dass das bereits für die Telekamera des Pixel 7 Pro gilt. Im direkten Vergleich sehe ich keine Unterschiede bei der Detailgenauigkeit. Nur bei der Farbwiedergabe sehe ich geringe Abweichungen ohne einen klaren Sieger.
Maximal bietet das Pixel 8 Pro einen 30-fachen Zoom. Dieser ist ab fünffacher Vergrößerung nur noch digital – mit entsprechenden Qualitätsverlusten. Komplett unnütz ist er allerdings nicht. Mit bloßem Auge konnte ich zum Beispiel nicht erkennen, dass das Schiff vor Triopetra ein Fischerboot ist.
Ultraweitwinkelkamera holt mehr aufs Bild.
Die höhere Auflösung der Ultraweitwinkelkamera macht sich in meinem Urlaub nicht bemerkbar. Das liegt unter anderem daran, dass ich die volle Auflösung nur im Pro-Modus bekäme. In der Automatik nutzt das Pixel 8 Pro Pixel Binning und liefert Fotos mit zwölf Megapixeln. Unterschiede bei der Bildqualität erkenne ich nicht.
Stattdessen fällt mir auf, dass trotz nominell gleicher Brennweite der Blickwinkel beim Pixel 8 Pro etwas größer geworden ist. Das hat auch mehr Verzerrung an den Bildrändern zur Folge.
Stark bei wenig Licht
Bei Dunkelheit greift die Software, bzw. KI der Kamera bei der Verarbeitung am deutlichsten unter die Arme. In Verbindung mit Belichtungszeiten von bis zu sechs Sekunden – ein Kreis mit einem Punkt drin, zeigt dir den Bewegungsspielraum während der Langzeitbelichtung – entstehen schöne Fotos.
Auch hier gilt: Das hat bereits das Pixel 7 Pro gut gemacht. Aber vor allem ohne Nachtmodus wirken die Aufnahmen des Pixel 8 Pro bei Dunkelheit noch schärfer und detailreicher. Lichtquellen sind zudem weniger verwaschen und etwas mehr Gelb lässt die Farben mehr erstrahlen.
Und es muss gar nicht stockdunkel sein, um die Kamera vor eine Herausforderung zu stellen. Bei Sonnenuntergängen ist zum Beispiel der Kontrast zwischen hellen und dunklen Bereichen sehr hoch – und das Pixel 8 Pro meistert ihn mit Bravour. Eine weitere Bearbeitung ist nicht nötig.
Der versteckte Pro-Modus
Erstmals verpasst Google seinem Pro-Modell einen Pro-Modus in der Kamera. Google hat ihn allerdings etwas versteckt und ich ihn erst nach Hinweisen in den Kommentaren gefunden. In der Kamera-App gibt es unten zwei Menübuttons. Mit dem Linken komme ich in ein Menü und kann unter dem Reiter «Pro» die volle Auflösung und die Speicherung der Rohdaten festelgen.
Der eigentliche Pro-Modus befindet sich aber hinter dem rechten Button. Dort muss ich «Helligkeit» und «Schatten» zur Seite wischen, um Weißabgleich, Fokus, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit einstellen zu können. Das ist gut, aber ich finde ihn weniger komfortabel zu benutzen als zum Beispiel beim Sony Xperia 5 V. Ich habe das Gefühl, Google will gar nicht, dass die breite Masse ihn benutzt.
KI: von sehr hilfreich bis unnütz
Google hat das Pixel 8 Pro mit KI-Funktionen vollgestopft. Einige sind bereits so alltäglich, dass sie gar nicht mehr auffallen. Andere so speziell, dass ich sie selten bis gar nicht benutze. Kollegin Michelle hat sich die neuen Funktionen genauer angeschaut. Ich habe im Urlaub zwei Beobachtungen jenseits der Bildbearbeitung gemacht.
Unterwegs mit dem Babbelfisch
Ich kann kein Griechisch, zum Glück ist Kreta auf Touristen eingestellt. Mit Englisch oder teilweise sogar Deutsch komme ich weit. Aber es gibt noch Momente, in denen ich auf für mich ungewohnte Buchstaben schaue oder jemand mich nicht versteht.
Beim Versuch, neues Duschgel beim Room Service zu erhalten oder in der Apotheke eines kleinen Fischerdorfes ein Fieberthermometer zu bekommen, scheitere ich mit Englisch. Hier springt der Translator ein. Ich kann meinen Wunsch einsprechen und das Smartphone spricht die Übersetzung direkt aus. Wie gut sie ist, kann ich nicht beurteilen. Aber sie reicht, damit mein Gegenüber versteht, was ich will.
Hamburger Wetter immer dabei
Die KI ist nicht unfehlbar. Die Live-Anzeige des Google Assistant auf dem Sperr- oder Startbildschirm soll mich an Termine und andere Dinge erinnern. Dazu gehört auch das aktuelle Wetter. Dafür wäre gar keine KI nötig. Eine simple Standortabfrage reicht, um die passenden Wetterdaten anzuzeigen.
Nicht so beim Pixel 8 Pro. Meistens bekomme ich im Urlaub die aktuellen Temperaturen und die Regenintensität von Hamburg zu sehen. Das Smartphone ignoriert, dass ich im griechischen Mobilfunknetz angemeldet bin. Auch, dass ich seit Tagen immer wieder über GPS auf Kreta zu finden bin. Tippe ich dann auf die Wetterdaten, bekomme ich immerhin die korrekten für Agia Galini angezeigt.
Das ist ein Rückschritt. Das Pixel 7 Pro hat sich in der Vergangenheit innerhalb weniger Stunden an neue Aufenthaltsorte gewöhnt. Immerhin kann ich so gezielt meinen Freunden in Hamburg berichten, wie viel wärmer es bei mir gerade ist.
Touristen verschwinden lassen
Eine Foto-Funktion der KI nutze ich dann doch noch. Ich will Touristen, die durch mein Bild vom Haus des Ratsherren in der Fortezza von Rethymno laufen, verschwinden lassen.
Der magische Radierer kennt meine Gedanken und markiert die beiden Personen. So muss ich sie nicht von Hand umranden. Einen Klick später sind sie verschwunden. Nur im direkten Vergleich oder bei sehr genauer Betrachtung der Vergrößerung fällt auf, dass an den entsprechenden Stellen etwas nicht stimmt.
Allerdings weiß die KI nie, was wirklich hinter einer Person oder einem Gegenstand ist, die sie verschwinden lässt. Je nachdem errät sie besser oder schlechter, was sie einfügen soll.
Keine Spitzenleistung, aber mehr als genug Power
Im Pixel 8 Pro steckt mit dem Tensor G3 die dritte Generation von Googles eigenem Chipsatz. Bei ihm sollen KI-Funktionen im Fokus stehen und nicht unbedingt die höchste Leistung. Gegenüber dem Vorgänger Tensor G2 im Pixel 7 Pro verzeichnet der G3 trotzdem klare Steigerungen. An den Snapdragon 8 Gen 2 – dessen Nachfolger Qualcomm gerade vorgestellt hat – im Samsung Galaxy S23 Ultra kommt Googles SoC aber nicht ganz heran. Bei der Grafik kommt es auf die Schnittstelle an, welche GPU besser abschneidet. Bei Vulkan liegen sie etwa gleichauf, bei OpenCL ist der Snapdragon deutlich besser.
Da aber bereits das Pixel 7 Pro genug Power für den Alltag hatte, habe ich mir auch beim Pixel 8 Pro nie mehr Leistung gewünscht. Selbst bei Spielen wie «Diablo Immortal» bin ich mit den Framerates sehr zufrieden.
Wählerisches WLAN-Modul
Eine Beobachtung muss ich noch loswerden: Das Pixel 8 Pro scheint bei manchen Netzwerken wählerisch zu sein. Während alle anderen Smartphones der Familie sich ohne Probleme mit dem Hotel-WLAN verbinden, meldet das Pixel immer nur: geht nicht. Nach drei Tagen ändert sich das plötzlich und das drahtlose Netzwerk ist dem Smartphone dann doch genehm. Bei einem zweiten Router, mit dem ich schon viele Geräte verbunden habe, tritt das gleiche Phänomen auf.
Fazit: Mehr als ein Urlaubsflirt
Mit dem Pixel 8 Pro hat Google ein weiteres hervorragendes Smartphone gebaut, das sich nicht nur als Urlaubsbegleitung eignet. Sein Kamerasystem ist herausragend und liefert sehr gute Bilder. Vor allem die Telekamera rechtfertigt den Aufpreis für die Pro-Version. Das helle Display ist eine Augenweide und die Leistung sowie die Akkulaufzeit sind gut. Weitere Pluspunkte sind schnelle Android-Updates und das Versprechen, sieben Jahre lang Aktualisierungen zu erhalten.
Bei den KI-Funktionen bin ich ein wenig zwiegespalten. Einige nutze ich gerne. Andere finde ich überflüssig.
Und im Vergleich zum Vorgänger? Ja, das Pixel 8 Pro ist besser als das Pixel 7 Pro. Aber die Unterschiede sind so gering, dass sich ein Upgrade von der letzten Generation kaum lohnt. Je älter dein Smartphone ist, desto größer wird die Verbesserung sein.
Wenn du ein kleineres Display haben willst und auf die Telekamera verzichten kannst, gibt es mit dem Pixel 8 eine günstigere Alternative. Die hat sich Kollege Lorenz angeschaut – er war positiv überrascht, wie wenig er die Zusatzfunktionen vermisst.
Titelfoto: Jan JohannsenAls Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.