Pickel einfach wegkleben: Wann Blasen-Pflaster nutzen und wann sie schaden
Es klingt so einfach: Kleb dir ein Spezialpflaster auf deine Pickel, schon verschwinden sie über Nacht. So simpel ist es aber nicht: Was bei entzündeten Pickeln hilft, kann bei infizierten Pusteln nach hinten losgehen.
Wer an Hautunreinheiten leidet, muss oft erfinderisch werden. Sich Blasenpflaster ins Gesicht zu kleben, ist eine der kreativen Lösungen gegen lästige Pickel und unschöne Mitesser. Der Trend hält sich bereits seit Jahren als scheinbares Wundermittel für schöne Haut: So zählt der Suchbegriff «Pickel Blasenpflaster» auf TikTok bereits mehr als 93 Millionen Aufrufe.
Dermatologin Dr. Bettina Rümmelein von der Praxis Hautwerk in Zürich rät aber zur Vorsicht: Blasenpflaster sind für die Füße, nicht fürs Gesicht. Und das ist noch ein Understatement, denn: «Wer sich Blasenpflaster ins Gesicht klebt, riskiert, dass sich Pickel sogar noch verschlimmern.»
Hydrokolloid gegen Pickel: Wie wirken Blasenpflaster?
Blasenpflaster für die Füße enthalten den Wirkstoff Hydrokolloid. Und der dient der feuchten Wundbehandlung: «Es soll ein ideales Wundheilungsmilieu entstehen. Die Wunde wird so vor der Besiedelung von Keimen, Infektionen und Austrocknung geschützt», sagt Dr. Rümmelein. Bei Blasen an den Füßen funktioniert das auch einwandfrei: Die offene Hautstelle kann in dem feuchten Milieu unter dem Pflaster ungestört abheilen.
Jedoch kann bei der Behandlung von Pickeln im Gesicht die feuchte Wundheilung auch nach hinten losgehen: «Hautunreinheiten sind per se mit Bakterien und Keimen besiedelt» sagt die Expertin. «Das ist ein großer Kontraindikator: Deckt man eine infizierte Wunde luftdicht ab, brodelt es umso mehr. Und das Gros an Pickeln ist infiziert.»
Und die Unterscheidung zwischen infiziertem und entzündetem Pickel ist wichtig, wie sich gleich zeigen wird.
Blasenpflaster nicht ins Gesicht!
Hinzu kommt: Die Haut an den Füßen unterscheidet sich von der Haut in deinem Gesicht. Vor allem ist Gesichtshaut öliger, besonders in Zeiten wie der Pubertät, wo die Talgproduktion durch Hormone erhöht ist. Weil die Gesichtshaut öliger ist, verstopfen Poren dort schneller, produzierter Talg kann nicht mehr austreten. Wenn sich nun Bakterien ansammeln und die Hautstelle sich entzündet entsteht ein Pickel.
Für die Anwendung der Blasenpflaster im Gesicht bedeutet das: Mit den Pflastern werden Bakterien, Schmutz und Öle eingeschlossen, was den Pickel zusätzlich verschlimmern kann.
Akne, Mitesser, verstopfte Poren: Ausnahmen und No-Gos
Dass die kosmetische Anwendung der Hydrokolloid-Pflaster mit Vorsicht zu genießen ist, sollte an diesem Punkt klar sein. Trotzdem gibt es Ausnahmen, die die Regel bestätigen: «Bei einzelnen, rein entzündeten Pickeln, die noch keine Pustel gebildet haben, also bei einem sonst einwandfreien Hautbild kann die Anwendung nützlich sein» schränkt Dr. Rümmelein vorsichtig ein, «aber das sind wirklich Einzelfälle.»
Und wann ein Pickel entzündet und wann er infiziert ist, sei für betroffene Laien schwer abzuschätzen. Generell gibt es mehr Fälle, bei denen du von der Anwendung absehen solltest: Bei verstopften Poren, Mitessern und vor allem der Akne eignet sich die zweckfremde Anwendung der Blasenpflaster nicht. Auch dann nicht, wenn sie mittlerweile als kreisrunde, kleine Patches in der Drogerie erhältlich sind.
«Hydrokolloid-Pflaster sollen nicht auf geschädigte, infizierte Haut geklebt werden. Akne ist aber geschädigte Haut» sagt die Dermatologin. Zudem sei das Risiko einer allergischen Reaktion der bereits irritierten Gesichtshaut auf den Wirkstoff Propylenglycol groß, der üblicherweise in Hydrokolloid-Pflastern zu finden ist.
Hydrokolloid-Pflaster: Was gibt es bei der Anwendung zu beachten?
Wenn sich also vereinzelt ein lediglich entzündeter (und nicht infizierter) Pickel auf dein sonst gesundes Hautbild verirrt, kannst du Hydrokolloid-Pflaster ausprobieren. Wichtig ist aber, das Pflaster nicht zu lange kleben zu lassen: «Man kann das Pflaster über Nacht auf die betroffene Stelle kleben und am nächsten Tag beobachten, wie sich der Pickel darunter entwickelt hat», sagt Dr. Rümmelein. «Hat sich eine Pustel gebildet, muss das Pflaster weg.»
Titelfoto: shutterstockIch liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party.