Oh, du Stressige! Wie Eltern zu besinnlichen Weihnachten kommen
Ratgeber

Oh, du Stressige! Wie Eltern zu besinnlichen Weihnachten kommen

Weihnachten als Eltern: Hat da Besinnlichkeit noch Platz? Ja! Meine sieben Tipps für weniger Stress unter dem Tannenbaum.

Wie habe ich Weihnachten als Kind geliebt. Die funkelnden Lichter, die aufgeregte Vorfreude, die magische Stimmung … Was könnte es Schöneres geben, dachte ich als junge Erwachsene, als Weihnachten irgendwann mit den eigenen Kindern zu erleben?

Nun habe ich zwei Kinder. Und sagen wir es so: Ich verstehe heute besser, warum meine Mutter an so manchem Weihnachtsfest nicht ganz so entspannt wirkte, wie ich mich als Kind fühlte.

Nehmen wir zum Beispiel den Heiligabend, als mein erster Sohn anderthalb war. Mein Partner war in der Küche damit beschäftigt, sein allererstes selbstgemachtes Filet im Teig hinzubekommen. (Spoiler: Das Essen wurde erst fertig, als das Kind schon schlief.) Wir diskutierten über die Notwendigkeit eines Familienfotos, wenn doch das Kind keine Lust hatte, stillzusitzen. Von den vielen Geschenken unter dem Baum packte das Kind nur eines mit viel ermutigender Zusprache aus – die zahlreichen anderen blieben liegen. An diesem Abend sass ich enttäuscht vor dem Weihnachtsbaum, mein Partner erschöpft neben mir. Wir hatten nichts gespürt von dieser Magie, die wir so sehr erwartet hatten.

Und da wären wir auch schon: Bei den Erwartungen, die selten so hoch sind wie an diesem emotional aufgeladenen Fest. Geht das nicht entspannter, fragten wir uns ernüchtert?

Für besinnliche Weihnachten als Familie braucht es gar nicht mal so viel. Die funkelnden Augen kommen irgendwann ganz von allein.
Für besinnliche Weihnachten als Familie braucht es gar nicht mal so viel. Die funkelnden Augen kommen irgendwann ganz von allein.
Quelle: Ann-Kathrin Schäfer

Wir versuchen es! Ich blicke mittlerweile auf sechs Weihnachten aus der Eltern-Perspektive zurück. Hier trage ich zusammen, was ich daraus mitgenommen habe und gerne mit der Welt teilen möchte. Für besinnlichere Weihnachten!

1. An Heiligabend gibt’s Kartoffelsalat mit Würstchen

Ich bin in Berlin aufgewachsen und tatsächlich ist dort Kartoffelsalat mit Würstchen ein Klassiker am 24. Dezember. Mein Partner dachte lange, ich scherze mit dem Vorschlag, die Tradition in unserer Familie zu übernehmen. Aber nach zwei gescheiterten Filets im Teig (im zweiten Jahr bestellten wir eines, das nicht rechtzeitig auftaute …) war er bereit für das Wagnis.

Ich war so erleichtert, als wir einfach die Bio-Würstchen warm machen und den schon vorbereiteten Kartoffelsalat auf den Tisch stellen konnten. Mit der Weihnachtsdeko und den Kerzen auf dem Tisch sah sogar dieses Essen richtig festlich aus. Wir Eltern grinsten uns verschmitzt an, fühlten uns ein bisschen rebellisch und überreichten unserem strahlenden Sohn feierlich den Ketchup, den es bei uns sonst so gut wie nie gibt.

Kartoffelsalat schmeckt immer, auch an Heiligabend.
Kartoffelsalat schmeckt immer, auch an Heiligabend.
Quelle: Ann-Kathrin Schäfer

Es kann ja auch ein ganz anderes Essen auf den Tisch kommen. Wichtig ist nur, dass es alle mögen und es leicht vorzubereiten ist. Je weniger Zeit die Eltern in der Küche verbringen, desto mehr Zeit bleibt fürs Miteinandersein. Nach dem zweiten Weihnachten mit Kartoffelsalat und Würstchen fühlt es sich jedenfalls schon an wie unsere ganz eigene Tradition.

2. Auf das Familienfoto verzichten

Um ehrlich zu sein, bin ich diejenige, die alle Jahre wieder drängt, bis das Familienfoto im Kasten ist. Aber es dauert. Und braucht viele Nerven. Am Ende werde ich einmal mehr gefragt: Muss das denn sein?

Ich gebe es zu: Wer es an Weihnachten entspannt will, verzichtet besser auf das Familienfoto! Als ich für diesen Artikel durch unsere Weihnachtsfotos scrollte, habe ich zudem festgestellt: Die nicht-gestellten Fotos sind doch die authentischeren Erinnerungen, die mich zum Schmunzeln bringen. Auf denen packen die Kinder und der Hund konzentriert ihre Geschenke aus und mein Partner öffnet in seinem Rentier-Pulli schon mal die Würstchenpackung ...

Unser Hund ist der einzige, der immer für ein Shooting vor dem Baum zu haben ist.
Unser Hund ist der einzige, der immer für ein Shooting vor dem Baum zu haben ist.
Quelle: Ann-Kathrin Schäfer

3. Es ist ok, an Weihnachten sich und die Kinder glücklich zu machen – und sonst niemanden

Ja, das meine ich so. Da gibt’s so viele Erwartungen von allen Seiten, dass ich manchmal gar nicht mehr spüre, welche davon eigentlich meine sind. Letztlich ist man als Elternteil auch nur ein Mensch und vollbringt schon eine Meisterleistung damit, den Kindern das Weihnachten ihres Lebens zu zaubern (und den Rest des Jahres da zu sein, zuzuhören, aufzumuntern, zu trösten …). Es ist voll ok, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen an den Festtagen, wenn einem danach ist und soweit das eben geht mit den Kindern. Vielleicht ist euch danach, das Weihnachtsessen an einem Feuer im Wald abzuhalten, ein paar Tage wegzufahren oder einfach unter euch zu bleiben? Tut, was euch guttut.

4. Weniger Geschenke sind mehr

Aber solche, über die sich die Kinder wirklich freuen und mit denen sie bestenfalls lange spielen. So entstehen auch für die eingespannten Eltern ein paar ruhige Minuten. Sprich, statt auf Socken eher auf Duplo, Lego, Holzeisenbahn oder auch (Bilder-)Bücher setzen. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, dafür schon länger nicht mehr bespieltes Spielzeug zusammen mit den Kindern weiterzugeben?

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Ein befreundetes Paar erzählte mir kürzlich, dass sie vereinbart hätten, sich an Weihnachten nichts mehr zu schenken. Und dass sie das wahnsinnig befreie. Mein Partner und ich haben in einem turbulenten Jahr ebenfalls erleichtert beschlossen, uns auf die Geschenke für die Kinder zu konzentrieren.

Nächstes Jahr bin ich früher dran mit Einpacken … vielleicht!
Nächstes Jahr bin ich früher dran mit Einpacken … vielleicht!
Quelle: Ann-Kathrin Schäfer

5. Geschenke bis Ende November besorgt und eingepackt haben

Das habe ich selbst noch nie geschafft, vielleicht klappt es nächstes Jahr! Ich stelle es mir wahnsinnig entspannt vor, die Adventszeit ohne Zeitdruck zu verbringen. Wie stressig ich es finde, wenn ich kurz vor Schluss noch nicht alle Geschenke besorgt habe und dann merke, dass meine Ideen nicht mehr rechtzeitig lieferbar sind. Eine ganz schlechte Idee ist auch, die Geschenke erst an Heiligabend einzupacken. Gerade wenn man Kinder fürstlich beschenkt, dauert das doch immer sehr viel länger als gedacht.

6. Der Baum muss nicht zwangsläufig vom regionalen Forstdienst sein

Natürlich war es romantisch, als wir unseren Weihnachtsbaum dieses eine Mal beim regionalen Forstdienst besorgten. Trotzdem diskutierten wir vor Ort erst einmal. Mein Partner fand: Es müsse eine Rottanne sein, das sei traditioneller. Ich fand: Die stechen und nadeln stärker, und ausserdem hatte meine Familie damals eine Nordmanntanne.

Einen Weihnachtsbaum zum Mitnehmen, bitte.
Einen Weihnachtsbaum zum Mitnehmen, bitte.
Quelle: Ann-Kathrin Schäfer

Ehrlicherweise hatte ich mir bis zu eben jenem Moment nie Gedanken darüber gemacht, dass es überhaupt unterschiedliche Weihnachtsbaum-Arten gibt. Plötzlich hatte ich aber eine starke Meinung: Weil ich es von früher so kannte. Und mein Partner halt auch, aber eben anders als ich. An dieser Stelle noch ein Geständnis: Am allerersten Weihnachtsfest mit Baby stand in meinem Wohnzimmer ein Weihnachtsbaum aus Plastik!

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7. Im Vorfeld mit den Mitfeiernden sprechen

Sich darüber austauschen, wie man Weihnachten selbst als Kind erlebt hat, was man davon beibehalten möchte und was man loslassen kann, kann ich empfehlen. Es wird nicht einfacher, wenn wie in meinem Fall noch binationale Herkunftsfamilien und Patchwork-Mitglieder mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen hineinspielen. Und doch hilft es meistens, miteinander zu reden.

Meinem Partner und mir wurde in einem dieser Gespräche über Weihnachtsbäume und Weihnachtsessen unsere Elternrolle plötzlich sehr bewusst. Und dass diese auch viel Selbstbestimmtheit mit sich bringt: Wir können jetzt entscheiden, welche Traditionen wir leben und was wir unseren Kindern mitgeben wollen. Für uns heisst das auch, dass manches nicht jedes Jahr exakt gleich sein muss. Uns ist wichtiger, dass am Fest der Liebe Raum bleibt, gemeinsam zu singen, zu lachen und die Seele baumeln zu lassen.

Wie erlebt ihr Weihnachten als Eltern? Was sind eure Tipps gegen Stress und für mehr Besinnlichkeit?

Titelbild: Ann-Kathrin Schäfer

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Ann-Kathrin Schäfer
Editor freelance

Eigentlich bin ich Journalistin, in den letzten Jahren aber auch vermehrt als Sandkuchenbäckerin, Familienhund-Trainerin und Bagger-Expertin tätig. Mir geht das Herz auf, wenn meine Kinder vor Freude Tränen lachen und abends selig nebeneinander einschlafen. Dank ihnen finde ich täglich Inspiration zum Schreiben – und kenne nun auch den Unterschied zwischen Radlader, Asphaltfertiger und Planierraupe. 


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