Nikon Z f
24.50 Mpx, Vollformat
Äusserlich gleicht die Nikon Z f einer alten Filmkamera. Im Innern steckt moderne Technik, darunter auch ein paar technische Neuheiten.
Nikon bringt im Oktober die Vollformatkamera Z f im Retro-Look auf den Markt. Mit der Nikon Z fc existiert bereits eine Retro-Kamera für das spiegellose Nikon-System – diese hat aber einen APS-C-Sensor. Die beiden Retro-Kameras sehen ähnlich aus. Die Z f mit ihrem Vollformat-Sensor ist jedoch grösser und schwerer.
Der Sensor hat 24,5 Megapixel. Das ist für Vollformat nicht gerade viel. Sie lässt sich jedoch durch Pixel Shifting erhöhen. Dabei macht die Kamera mehrere Aufnahmen mit ganz leicht verschobenem Sensor und rechnet diese zu einem hochauflösenden Bild zusammen.
Durch die geringe Auflösung scheint die Kamera sehr lichtempfindlich zu sein. Jedenfalls kannst du damit bis 64000 ISO fotografieren. Auch der Autofokus dürfte bei extrem wenig Licht noch funktionieren. Laut Nikon beträgt seine Empfindlichkeit –10 EV. Passend für eine Kamera mit diesen Stärken gibt es auch eine Sternbildansicht: Sie macht Motive auch bei extrem wenig Licht im Sucher sichtbar.
Überhaupt hat es der Autofokus in sich. Die Motiverkennung soll auf dem Niveau der Nikon Z 8 sein. Der Abdeckungsbereich der 299 Fokuspunkte ist sogar etwas grösser.
Es gibt sogar einen manuellen Fokus mit Motiverkennung. Das klingt leicht absurd, ergibt aber Sinn im Zusammenhang mit Nikons Objektivsystem. Spiegelreflexobjektive lassen sich zwar an eine spiegellose Z-Kamera mit dem FTZ-Adapter anschliessen, aber bei alten Modellen wie diesem hier funktioniert der Autofokus nicht. Im Fall der Nikon Z f ist das ein bisschen schade, weil diese alten Objektive schön zu einer Retro-Kamera passen würden. Der Workaround ist, dass du den Fokusring zwar selbst drehen musst, der Autofokus aber das Motiv erkennt und dir anzeigt, ob du korrekt scharf gestellt hast.
Der Autofokus hat noch eine Besonderheit, laut Nikon sogar eine Weltneuheit: Der Bildstabilisator wird auf den Fokuspunkt angepasst. Normalerweise ist das Zentrum der Stabilisierung einfach die Bildmitte. Was das in der Praxis bringt, kann ich noch nicht sagen. Jedenfalls kompensiert der Bildstabilisator bis zu acht Belichtungsstufen – ein guter Wert.
4K-Videos filmt die Kamera mit bis zu 60 Frames pro Sekunde – dann allerdings mit einem Crop, der den Ausschnitt auf das APS-C-Format reduziert. Dies ist standardmässig 50 Minuten am Stück möglich. Wer keine Angst vor Überhitzung hat, kann die maximale Aufnahmedauer auf 125 Minuten stellen. Full HD ist mit 120 Frames pro Sekunde möglich. Zudem besteht die Möglichkeit, 10 bit und das Nikon N-Log-Profil zu verwenden.
Von den Spezifikationen her ist die Videofunktion für eine Kamera mit Jahrgang 2023 mittelmässig. Nicht besonders gut, aber auch nicht schlecht. Genaueres werden wir nach den ersten Tests wissen.
Der Bildschirm ist mit seinem 180-Grad-Drehmechanismus gut für Videos geeignet, auch Selbstaufnahmen.
Passend zum Retro-Design: Die Auslösetaste hat – anders als bei der Z fc – ein Schraubgewinde für Old-School-Fernauslöser per Draht. Anders als bei Fujifilm oder Sony haben Nikon-Objektive schon lange keinen Blendenring mehr. Dafür gibt es ein winziges LCD auf der Oberseite, welches die Blende anzeigt.
Keineswegs retro ist das zweite Kartenfach. Dieses fasst zwar nur micoSD und keine normale SD-Grösse, was den Kartenwechsel etwas fummelig macht. Laut Hersteller war nicht genug Platz für zwei normale SD-Karten. Cool ist aber, dass Nikon das nicht als Ausrede genommen hat, um nur ein Kartenfach zu verbauen.
Die Nikon Z f hat einen Monochrom-Modus. Schwarzweissaufnahmen lassen sich mit verschiedenen Profilen erstellen. Das können andere Kameras zwar auch, aber hier lässt sich der Schwarzweiss-Modus direkt über einen Schalter aktivieren. Sicherlich auch eine Idee, um das Retro-Feeling zu erhöhen.
Das Gehäuse besteht vorne und oben aus einer Magnesiumlegierung. Es ist vor Staub und Tropfwasser geschützt. Der Verschluss wurde auf 200 000 Auslösungen getestet.
Die Nikon Z f ist voraussichtlich ab dem 12. Oktober erhältlich. Neben der blossen Kamera gibt es auch zwei Kits: eines mit dem Objektiv 24-70 F4 und eines mit dem 40mm F2.
Titelbild: NikonDurch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.